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Wasserspeichergranulate

Die neue Generation ist da

Wasserspeichergranulate sollen Pflanzen helfen, besser über Trockenperioden zu kommen. Bisher wurden sie zumeist aus Erdölprodukten hergestellt. Jetzt gibt es auch biologische Alternativen. Christa Weiß stellt die neue Generation vor.

von Christa Weiß, Ansbach erschienen am 27.05.2025
Gute Ausprägung des Wurzelwerks durch Verwendung wasserspeichernder Granulate © Retentis
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Nachhaltigkeit mag als Begriff schon etwas abgegriffen sein, doch ihre Bedeutung zeigt sich immer mehr im GaLaBau-Alltag - so wie bei neuen Produkten in der breiten Palette der Hilfsstoffe zur Bodenverbesserung. Der Wunsch nach möglichst biologischen Produkten treibt die Entwicklung an. Bei den Herstellern wird nach Wegen gesucht, auf Erdöl als Basis zu verzichten und die positiven Wirkungen, die man von synthetischen Granulaten kennt, mit ökologischeren Grundstoffen zu erzielen. So sagt etwa Vertriebsleiter Peter Harder von der Hermann Meyer KG: „Die synthetischen Wasserspeichergranulate gibt es nun schon sehr lange, dadurch sind sie sehr bekannt. Ihre Wasserspeicherfähigkeit beträgt in etwa das 200-Fache ihres Volumens. Bei den natürlichen Granulaten ist sie niedriger, beispielsweise das 40- bis 50-Fache ihres Volumens. Sie sind allerdings meist günstiger im Preis.“ Harder hat sich jahrelang damit befasst, denn Meyer bietet beides. „Die Synthetischen, die wir anbieten, sind zwar mineralölbasiert, enthalten aber immerhin kein Mikroplastik“, verspricht er. Folgende Wasserspeichergranulate, die aus biologischen Ausgangsstoffen hergestellt werden, sind bei Meyer im Angebot:

  • Agrisan“ aus Meeresalgen wird zu einem Gel angerührt und die Wurzeln werden vor dem Einpflanzen hineingetaucht. Harder hat dazu Kundenrückmeldungen gesammelt, etwa die aus einer Forstbaumschule, die das Produkt bei der Anzucht von Kiefernsetzlingen nutzt, die dadurch Dürrephasen überlebt hätten. Ein anderes Beispiel kam aus dem Wohnungsbau. Dort wurden bei der Pflanzung von Heckenpflanzen die Wurzeln vor dem Setzen in Agrisan eingetaucht. Es habe keine Ausfälle zu verzeichnen gegeben, obwohl weniger gegossen wurde. „Das zahlt sich dann schon aus“, meint Harder.
  • Growtect PflanzVital Retentis“ besteht aus unterschiedlichen biologisch-mineralischen Rohstoffen. Das Produkt wurde von Meyer selbst entwickelt und kam Ende 2024 auf den Markt. „Growtect PflanzVital Retentis ist ein ganzheitlicher Bodenverbesserer, bei dem die Wasserspeicherung ein Teil der gesamten Wirkung ist. Das Granulat optimiert zusätzlich die Nährstoffversorgung, die Durchlüftung und das Bodenleben“, erläutert Harder. Der Bestandteil „Retentis“ ist zudem auch als eigenes Produkt erhältlich, bei dem Meyer mit Gefa Fabritz kooperiert (siehe weitere Details zu Retentis weiter unten im Beitrag). „Es stammt aus Holzfasern und wird aus dem Bestandteil gewonnen, der bei der Papierherstellung übrig bleibt.“ Zusätzlich sind Perlit von Knauff, Bentonit, Mykorrhiza und weitere wirksame Komponenten enthalten. „Am Anfang stand die Entwicklung eines mit Luftlanzen in den Boden einblasfähigen Bodenverbesserers für die Stadtbaum-Revitalisierung im Vordergrund“, berichtet Harder. Das Ergebnis war schließlich ein natürlicher Pflanzdünger mit Wasserspeicherfunktion für eine Vielzahl von Einsatzbereichen.

GaLaSelected (Michael Möllenbeck) setzt auf Proplantis

Michael Möllenbeck hat die Handelsvertretung GaLaSelected gegründet, die ausgewählte Produkte für den GaLaBau anbietet. „Ich war auf der Suche nach einem innovativen Wasserspeichergranulat, das so ökologisch und nachhaltig wie möglich ist, und fand Proplantis.“ Das sind die Eigenschaften, die ihn überzeugt haben:

  • frei von fossilen, auf Erdöl basierenden Rohstoffen (Klimaschutz)
  • frei von Torf (Moorschutz)
  • mit erneuerbaren Energien produziert
  • insgesamt möglichst geringer CO2-Fußabdruck
  • hohe Wiederbenetzbarkeit der Holzfasern in den Pellets, die auch geringe und kurze Regenschauer zurückhalten
  • langsam fließende Nährstoffquelle, hohe Nährstoff-Rückhaltefähigkeit

GEFA setzt auf Retentis von Agrobiogel

„Retentis dient als Wasserspeichergranulat für Pflanzungen jeglicher Art. Das Produkt gibt es seit 2023“, erzählt Marketingleiter Jan Fockenbrock von der Gefa Produkte Fabritz GmbH. „Der Hersteller/Entwickler ist Agrobiogel aus Österreich. Wir übernehmen den Vertrieb.“ Retentis ist ein biologisches Hydrogel, basierend auf der Lignin-Technologie von AgroBiogel und ist in Deutschland als Bodenhilfsstoff zugelassen. 1 kg Retentis speichert im Boden 10–15 l Wasser im Wurzelraum. „Das Gel besteht zu 100 % aus Holz und absorbiert und speichert Wasser durch Regen oder Bewässerung und gibt es in Trockenperioden langsam wieder an die Pflanzen ab.“ Der Hersteller AgroBiogel entstand als ein Spin-off der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), das Produkt Retentis wurde an der Hochschule entwickelt. Das sind die Hauptgründe, dass sich Gefa Fabritz entschieden hat, Retentis ins Sortiment aufzunehmen.

  • Das Produkt reduziert Bewässerung um bis zu 40 %,
  • besteht aus Lignin, einem Abfallprodukt der Zellstoffindustrie,
  • ist zu 100 % biologisch abbaubar, zersetzt sich zu Humus, ist 3–5 Jahre aktiv,
  • ist FiBL-gelistet und biozertifiziert, für den ökologischen Landbau zugelassen und
  • verbessert die Bodenstruktur und erhöht die Bodenfruchtbarkeit.

Retentis wird im trockenen Zustand in den Wurzelbereich der Pflanzen eingearbeitet. Eine direkte Anwendung auf der Oberfläche wird nicht empfohlen. Im Anschluss muss das Substrat ausreichend bewässert werden, um das Gel zu aktivieren. „Retentis kann ganzjährig eingesetzt werden und bleibt auch bei extremen Bodentemperaturen stabil“, ergänzt Fockenbrock.

Forschung geht weiter

Im Hintergrund wird weiter an neuen Möglichkeiten einer nachhaltigen Ausgangsbasis für Wasserspeichergranulate geforscht, wie Lothar Trüggelmann von Proplantis erläutert: „Wir sind Partner in einem EU-Forschungsprojekt zur Nutzung von Biomasse marginaler Standorte. Das Projekt MarginUP! wird vom Leibnitz Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) koordiniert und untersucht die Nutzung von Fasern aus der Biomasse wiedervernässter Moore, sogenannte Paludi-Kultur.“ In den Versuchen konnten bereits 20 % der Holzfaser mit Paludi-Fasern ersetzt werden. „Derzeit gibt es leider noch keine etablierte Lieferkette für Paludi-Fasern, daher können wir das potenzielle Produkt trotz Machbarkeit noch nicht anbieten.“

Es braucht oft viele, viele Jahre von den ersten Forschungserfolgen bis hin zu einem fertigen Produkt, das dann schließlich über Vertriebspartner den GaLaBau-Alltag erreicht.

Autor:in
Christa Weiß …
… hat in Weihenstephan Landschaftsarchitektur studiert und ein journalistisches Fernstudium aufgesattelt. Sie bietet als freischaffende Gartenberaterin Bepflanzungskonzepte an und schreibt für grüne Fachmedien. Kontakt: textundgarten@gmx.de
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