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Staudenpflanzungen in Schottersubtraten

Schotter macht (pflege)arm

 

Warme Ausstrahlung: Staudenmischung „Blütenschleier“ in dickem Kiesmulch im Frühsommer am Berufsförderungswerk Staßfurt



Schottersubstrate sind die beste Basis für pflegeleichte Pflanzungen – das ergaben Versuchspflanzungen mit Staudenmischungen an verschiedenen Standorten. Prof. Wolfram Kircher fasst die Ergebnisse zusammen und gibt Empfehlungen für eine funktionierende „Schotterpflanzung“.

 



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Im April begrüßen Tulipa praestans ’Fusilier’, Anemone blanda und Muscari botryoides den Frühling
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Inzwischen werden vielerorts Splitt, Kies und Schotter als Pflanzsubstrat eingesetzt. Mit etwas Geduld, die Einwachsphase benötigt eben etwas länger, entstehen bei standortangepasster Arten- und Sortenwahl attraktive und vor allem pflegeleichte Anlagen.

Zudem sollten einige Grundsätze beachtet werden. Grundsätzlich sollte kein zu grobes Material als Substrat verwendet werden. Bei Korngrößen über 16 bis maximal 32 mm ist die Bearbeitbarkeit nicht mehr gewährleistet. Nach DIN 4226 müsste daher eigentlich von Splitt-Substraten gesprochen werden  Doch hat sich mittlerweile allgemein die Bezeichnung „Schotterbeet“ oder „Schotterpflanzung“ etabliert, sodass diese Begriffe hier etwas großzügiger verwendet werden.

Man kann Schottersubstrate auf dreierlei Weise verwenden:

 Einmischen von Schotter, Kies oder Sand in den Boden am Standort,

 Verwendung als mineralischer Mulch,

 Verwendung als mehr oder weniger tiefgründiges Substrat ohne Zumischung von Boden.


Perennemix auf Schotter

An der Hochschule Anhalt (FH) in Bernburg wurden ab 1999 im Forschungsprojekt „Perennemix“ Versuchsparzellen mit Staudenmischpflanzungen angelegt. Dabei wurden neben verschiedenen Artenkombinationen auch Mahdvarianten, Pflanzabstände und zwei unterschiedliche Substrataufbauten verglichen.

Mischpflanzungen auf reinem Oberboden wurden denen in schottrigem Substrat gegenübergestellt. Die Schotterparzellen waren wie folgt aufgebaut: Auf einen verdichteten C-Horizont (Löss, kalkhaltig) wurden 50 cm Kalksplitt- (2–16 mm) aufgetragen und darauf eine 10 cm dicke Schicht Schwarzerde aufgebracht und eingefräst.

Die erzielten Vegetationsbilder zeichneten sich durch gedrungenen Wuchs der Pflanzen und gute Ästhetik aus. Nach vier Jahren waren aber deutliche Stickstoffmangelsymptome, besonders bei Zwiebel- und Knollenpflanzen sowie eher flach wurzelnden Stauden, zu beobachten. Dadurch ergab sich eine gewisse Disharmonie im Artengefüge.

Die erhoffte Pflegeeinsparung konnte nicht erreicht werden. Die Zumischung von Schwarzerde bewirkte in Verbindung mit der nur wenige Zentimeter dicken Mulch-Abdeckung, dass bindiges Material oberflächennah anstand und Unkräutern gute Keimbedingungen gewährte. Unterstützt wurden die Beikräuter durch die aufgrund des gedrungenen Wuchses der Stauden bessere Belichtung der Substratoberfläche und durch das im Oberboden befindliche Samenpotenzial.


Das Leipziger Schotterbeet

Aufgrund dieser Erfahrungen wurden diverse Praxisprojekte mit Pflanzungen auf reinen Schotterbeeten durchgeführt. Sehr gute Ergebnisse brachte das Schotterbeet in Leipzig-Grünau. Aus einer aus dem fließenden Verkehr genommenen Straße wurde ein 2 m breiter Mittelstreifen ausgefräst. Auf den unter der Asphaltdecke anstehenden Schotter (0/54) wurden 15 cm Splitt der Körnung 0–32 mm, darüber 12 cm Splitt (2–8 mm) aufgebracht. Nach der Pflanzung der Staudenmischung „Perennemix-Blütenschleier“ wurde mit einer 3cm starken Mulchabdeckung aus Splitt 8/16 abgedeckt. Die Vegetation entwickelte sich sehr günstig und verursacht sehr geringe Pflegekosten.


Erfahrungen aus Kiel

Verschiedene Perennemix-Mischungen sowie die vom Arbeitskreis Pflanzenverwendung empfohlene Mischung „Silbersommer“ wurden aufgrund von Planungen des Büros „Jünemann und Dr. Marxen-Drewes“ im Stadtgrün von Kiel auf Kiesbeeten angelegt. Besonders positiv wurden die niedrigen Pflegekosten bewertet, die im Vergleich von zwei Varianten mit unterschiedlich hoher Kiesschicht vom Planungsbüro ermittelt wurden (siehe Tabelle 3). Das Jäten belief sich in den ersten Jahren auf deutlich unter 1 Minute pro m², was für Staudenpflanzungen ungewöhnlich wenig ist. Auch in den folgenden Jahren stieg nach Einschätzung der Mitarbeiter des Grünflächenamts der Pflegebedarf nicht wesentlich an oder ging sogar noch weiter zurück. Ein besonderer Vorteil der Pflanzung in Kies wird auch in der schnellen und leichten Entfernung unerwünschter Pflanzen gesehen.

Inzwischen gingen die Kieler Planerinnen allerdings dazu über, nur noch 10 cm stark zu mulchen, da die Zwiebel- und Knollenpflanzen (Geophyten) in dickeren Kiesschichten sehr schnell an Vitalität verloren und bereits nach wenigen Jahren ausblieben. Die Herstellungskosten werden hierdurch auf unter 40e pro m² gesenkt. Ähnliche Probleme bei Geophyten traten auch in den Bernburger Versuchsparzellen mit Schotter-Boden-Mischungen auf.

Bewährt haben sich auf mageren Schottersubstraten auch nach mehr als fünf Jahren Tulipa batalinii ‘Orange Gem’, Muscari botryoides und das im Sommer blühende Allium flavum. Als Vorfrühlingsblüher können aber alternativ zu den Zwiebel- und Knollenpflanzen auch einige nicht zu den Geophyten gehörenden Stauden mit entsprechend früher Blüte Verwendung finden. Gute Erfahrungen bestehen hierbei mit Pulsatilla vulgaris, Potentilla neumanniana ‘Nana’ und Euphorbia rigida, wobei letztere einen geschützten Standort verlangt.


Verkehrskreisel in Roßlau

In Roßlau bei Dessau legte der Planer Heinz-Peter Westphal gemeinsam mit dem Gartenamt im November 2006 eine Kreisverkehrsinsel als Schotterbeet an. Eine leicht veränderte Variante der Mischung Perennemix-Blütenschleier wurde in silikatischen Splitt (0–16 mm) gepflanzt und mit Granit-Schotter (8–16 mm) gemulcht. Die Bevölkerung war aufgerufen, an der Bepflanzung mitzuwirken.

Trotz regnerischen Wetters folgten viele engagierte Bürger der Einladung. Bei herkömmlicher Pflanzung auf bindigem Boden hätte die Aktion aufgrund der Witterung verschoben werden müssen, doch im Schottersubstrat blieben die Schuhe sauber. Auch Verdichtungen des Bodens waren nicht zu befürchten. Derartige Bürgerbeteiligungen sind bei Pflanzaktionen mit etwas ungewöhnlichen Konzepten sehr hilfreich, um der Bevölkerung Gestaltungsidee und Pflegekonzept nahe zu bringen. Zudem identifizieren sich die Anwohner dadurch weitaus stärker mit „ihrer“ Staudenanlage.

Ähnliche Pflanzungen entstanden mit der Mischung Silbersommer in Staßfurt und der Präriepflanzenmischung Kleiner Indianersommer in Apolda. Letztere Pflanzung plante und leitete Cornelia Pacalaj von der LVG Erfurt.


Silbersommer auf Recyclingschotter

Tassilo Schwarz und Dr. Philipp Schönfeld von der LWG Veitshöchheim legten 2001 eine stark modifizierte Silbersommer-Pflanzung in Recyclingschotter auf einer Kreisverkehrsinsel und einem Mittelstreifen am Stadtrand von Veitshöchheim an. Sie verwendeten neben Stauden auch einige Gehölze, wie Amelanchier ovalis ‘Helvetica’, Caragana arborescens ‘Lorbergii’, Cotinus coggygria und Potentilla fruticosa ‘Goldteppich’.

Die Sieblinie des Substrats entsprach den Empfehlungen für Baumpflanzungen nach FLL. In zwei kleineren Teilbereichen wurde das Schottermaterial mit 50% Oberboden vermischt, um Kleinstrauchrosen bessere Bedingungen zu bieten. Während die Gehölze eher verhalten wachsen, entwickeln sich die meisten Staudenarten gut und bieten dynamisch wechselnde attraktive Aspekte. Künstlich bewässert wurde nur in den ersten zwei Jahren. Die Pflegezeiten für Jäten liegen unter 2 Minuten pro m² und Jahr.

Als Fazit lassen sich Schottersubstrate als beste Basis für pflegeleichte Pflanzungen empfehlen – insbesondere im Hinblick auf die Klimaprognosen, die immer wärmer und trockener werdende Sommer vorhersagen.

 

(c) DEGA online

 









1 Kommentare
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  • Zaubernuss 02.05.2024 11:58
    Sehr geehrte Damen und Herren, Ihr Artikel ist Jahre her aber für mich in der jetzigen Zeit Gold wert. Ich mit meinen zwei Freundinnen, gründen eine Initiative, um Schottergärten Insektenfreundlicher zu gestalten, Wir haben uns dazu an einem Wettbewerb beworben um finanzielle Unterstützung zu bekommen. Ihr Artikel wäre echt toll, zum Veröffentlichen und zur Nutzung an unseren zukünftigen Infoständen. Wäre es Ihnen möglich, uns Ihre Recherche und den Artikel dafür zur Verfügung zu stellen? Mit herzlichen Grüßen
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