Der QR-Code kommt zurück
Viele Marketingfachleute behaupten immer noch, der einst von ihnen gehypte QR-Code sei tot. Was für eine Fehleinschätzung! Dank technischer Innovationen entwickelt er sich zur wichtigsten Schnittstelle zwischen analoger und digitaler Welt – auch im Gärtnermarketing.
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Wer in China etwas bezahlen will, braucht nur zwei Dinge: einen QR-Code und ein modernes Smartphone. Im Reich der Mitte läuft mittlerweile fast alles über das kleine Pixelquadrat, das zum festen Bestandteil unseres Lebens geworden ist – oft, ohne dass wir es wahrnehmen. Denn während die pflegeleichte Print-Online-(und Online-Online-)Schnittstelle in vielen Ländern bereits rege genutzt wird, ist sie bei uns zwar überall präsent, bleibt aber in der Nutzung noch weit hinter ihren Möglichkeiten zurück – zumindest in der direkten Anwendung zwischen Anbieter und Konsument. Denn als Zugang zu Flugzeugen, Bahnen, Bussen und Kinos ist der QR auch bei uns mittlerweile voll etabliert. Nur scannt da nicht der Kunde, sondern die Bahn selbst oder ein anderer Anbieter des Codes.
Ein Grund für die bisher mangelnde Ausschöpfung des Potenzials ist, dass die Werbewirtschaft den QR-Code zu einem Zeitpunkt verheizt hat, als weder die technischen Voraussetzungen dafür gegeben waren, noch sinnvolle Inhalte vorlagen, auf die die Menschheit gewartet hätte. Der Code war seiner Zeit voraus. Und es gibt noch einen Grund: Weil Deutsch eine Sprache ist, die 100 Mio. Menschen sprechen, gibt es eine große Zielgruppe für Printmedien. Für viele Nutzer sind die nach wie vor ausreichend und so besteht bei vielen weder der Bedarf, sich mit digitalen Anwendungen auseinanderzusetzen, noch sich an die kombinierte Nutzung von analogen und digitalen Inhalten zu gewöhnen. Gerade in Deutschland tut man sich mit den Schnittstellen schwerer als in anderen Ländern. Wir Deutsche reden mehr über Digitalisierung, als dass wir sie wirklich leben.
Aber es gibt guten Grund zu der Annahme, dass sich das grundlegend ändern wird. Wenn die „Digital Natives", also diejenigen, die schon mit dem Smartphone in der Wiege lagen, die Mehrheit der Konsumenten stellen, werden die alten Hürden Geschichte sein; von dem technischen Wandel, der bis dahin stattgefunden haben wird, mal ganz abgesehen.
Die entscheidenden Hürden sind bereits überwunden
Was den QR-Code anbelangt, so haben die technischen Entwicklungen in aller Stille bereits drei entscheidende Hürden aus dem Weg geräumt, die der Nutzung bisher im Wege standen:
- Die Smartphoneverbreitung sowie- nutzung haben extrem zugenommen und – da haben sich auch hierzulande die Gewohnheiten schon gewaltig verändert, sodass mittlerweile jeder Mensch ein Device in der Hand hat, die meisten sogar praktisch ständig. Der Weg dahin, es als Scanwerkzeug zu benutzen, ist also kurz geworden.
- Seit Mitte 2016 können iPhones ab der Generation 5 QR-Codes direkt mit der Kamera lesen. Die anderen Hersteller ziehen nach, sodass man davon ausgehen kann, dass mittlerweile alle neuen Telefone dazu in der Lage sind. Dadurch liegt das Lesegerät für Codes auf der obersten Ebene des Displays und die Scanfunktion wird von der wahrscheinlich meistgenutzten App bedient. Niemand muss sich mehr mit werbefinanzierten Scan-Apps herumschlagen, von denen jede eine andere Macke hatte. Diese Tatsache wird den Code beflügeln.
- Jede neu aufgesetzte Webseite ist außerdem „responsiv" angelegt, passt sich also jeder Gerätegröße an. Auch dieser Umstand ist entscheidend, denn so können Nutzer sichergehen, dass die mit dem Code verlinkten Seiten auch auf dem Smartphone zu nutzen sind.
Dass es sich bei der These, dass der Weg zur kombinierten Nutzung zweier Medien nicht einfach um eine Behauptung handelt, belegt ein anderer Fakt. Die EU hat die Anforderungen an Online-Überweisungen verschärft. Die alten Transaktionsnummern (TAN), die man per Post zugeschickt bekam, haben ausgedient. Die beiden Riesen Deutsche Bank und Commerzbank haben das „photoTAN-Verfahren" eingeführt. Das ist nichts weiter als ein bunter QR-Code, den man vom Bildschirm scannt und über den dann eine Transaktionsnummer generiert wird. Die Gewohnheit, kombiniert mit dem Smartphone zu arbeiten, dürfte damit erheblich gefördert werden.
Und es gibt noch ein untrügliches Indiz: Neuerdings nutzen selbst Kennzifferzeitschriften QR-Codes, um die Firmeninfos zu verbreiten. Das sind diese Blätter, die weitgehend aus PR-Meldungen zusammengesetzt werden und von denen man immer vorhergesagt hat, dass sie mit dem Faxgerät untergehen.
Was der Code alles kann
Gestandene DEGA-Leserinnen und -Leser wissen natürlich, was man mit dem Code machen kann. Denn das „interaktive GaLaBau-Bilder-Wörterbuch (iGBW)", das zwei Jahre als Serie lief und im März als Buch erschienen ist (siehe S. 35), basiert auf der Fähigkeit, digitale Inhalte (hier Tondateien) über den QR-Code aufzurufen. Das iGBW ist ein in seiner Art immer noch einzigartiges Beispiel, wie sich analoge und digitale Inhalte in einem Lernwerkzeug verknüpfen lassen.
Unsere Leserinnen und Leser wissen auch, dass man über QR-Code und Smartphone Interviews und Filme direkt aus dem Magazin aufrufen kann, dass Produkte durch Clips lebendig werden oder man über den Code auch auf Facebook- oder Instagram-Inhalte gelangt. DEGA ist auf diese Weise zusammen mit den vierstelligen Webcodes, die PC-nutzbare Inhalte verknüpfen, zu einer analogen Plattform geworden. Leser können ihr Magazin als Archiv digitaler Inhalte nutzen und müssen sich kaum Sorgen machen, etwas zu verpassen.
Diese Fähigkeiten des QR-Codes lassen sich trefflich auch ins Marketing für gärtnerische Dienstleistungen übersetzen. Denn die Möglichkeit, bisher genutzte Werbeformen durch digitale Inhalte zu erweitern, eröffnet eine ganze Reihe von Chancen. Hier ein paar Beispiele:
- Visitenkarte: Hat die Visitenkarte ausgedient? Mitnichten! Verknüpft mit einem QR-Code lassen sich die Adressbestandteile der Karte kinderleicht ins eigene System übernehmen. Hier lohnt sich sicherlich, dafür mehr Aufwand in den Wiedererkennungswert der Karte selbst zu stecken (zum Beispiel: Foto der Ansprechpartnerin/des Ansprechpartners, Formatabweichungen, Farben, Prägedruck, 3D-Effekte/Falttechniken).
- Bestell- und Einladungskarten: Schon vor knapp drei Jahren lud der Bund deutscher Baumschulen (BdB) mit einer mit QR-Code versehenen Postkarte dazu ein, sein Online-Magazin „Grün ist Leben" zu bestellen. Den QR-Code hatte der Verband mit einer (natürlich) responsiv angelegten Eingabemaske verknüpft, die sich bequem mit dem Smartphone ausfüllen und versenden ließ. Einfacher geht Bestellen nicht.
Auf diesem Weg kann man auch zu jedem Event im Betrieb einladen, man kann Newsletter anbieten oder Produkte vermarkten – auffällige Postkarte reicht.
- Kundenmagazine und Postwurfsendungen: Das, was DEGA in einem Fachmagazin kann, kann auch ein Kundenmagazin können. Über QR-Codes lassen sich vielfältige Inhalte aufrufen: ein Imagefilm, ein Podcast, ein Bestellformular, eine Eventeinladung, notfalls auch nur die eigene Homepage. Das Schöne beim QR-Code: Der Nutzer kommt ohne Mühe genau dahin, wo er hin soll/will. Dazu besteht in Magazinen natürlich auch etwas mehr Raum, um den Inhalt, der über den Code erreicht wird, anzumoderieren. Auch die eigenen Social-Media-Kanäle, soweit vorhanden, können über QR-Codes bekannt gemacht werden.
- Anzeigenmotive: Gerade wer nur wenig Geld für Anzeigen ausgeben kann, sollte sich gut überlegen, den Platz optimal zu nutzen. Oft wird der Inhalt überfrachtet, was die Werbewirkung schmälert und die Nutzung oder die Auffindbarkeit erschwert. Je weniger Platz da ist, desto wichtiger ist die Kernaussage gegenüber dem Kunden: Was ist sein Nutzen, Sie zu kontaktieren. Notfalls sollte man sich auf die Kernaussage und eine Telefonnummer oder Webadresse beschränken. Sind Smartphonenutzer als Kunden zu erwarten, kann ein QR-Code helfen, die Webseite aufzurufen. Auf größeren Anzeigen lässt sich über den QR auch ein Imagefilm aufrufen. Vorsicht: Der Code sollte eine bestimmte Größe nicht unterschreiten – das kann zum Beispiel passieren, wenn Anzeigenformate verkleinert werden.
- Beschriftung von Fahrzeugen und Baustellenplanen: Draußen, wenn niemand etwas zum Schreiben hat, hilft der QR-Code, die Homepage aufzurufen. Natürlich lassen sich hier auch andere Inhalte hinterlegen, mit denen Sie Nutzer überraschen können. So kann von einer Baustellenplane genauso gut ein Zeitrafferfilm oder ein Baustellenüberflug auf dem eigenen Youtube-Kanal aufgerufen werden (Firmenbezug nicht vergessen). Und bei der Fahrzeugbeschriftung macht sich auch ein Imagefilm gut, der zeigt, was für eine nette Truppe da erscheint, wenn man Kontakt aufnimmt. Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt.
- Maschinenverwaltung : Eine weitere spannende Nutzung abseits des Marketings bietet der QR-Code nebenbei auch noch: Er erleichtert die Maschinenverwaltung über das Smartphone und geht damit zu den Anfängen der QR-Code-Nutzung zurück. Denn erinnern wir uns: Toyota hatte das Element einst eingeführt, um die Prozesse zu optimieren. Ein Code auf der Maschine erleichtert es, über deren Verbleib und Nutzung genau Buch zu führen.
Angesichts der Möglichkeiten und des geringen Aufwands, die Links zu generieren, wäre es unsinnig, den QR-Code links liegen zu lassen – auch wenn viele Marketingveranwortliche ihn nach wie vor und offensichtlich ohne Berücksichtigung der Umstände und Entwicklungen für tot erklären. Layoutprogramme wie InDesign sind schon lange dazu in der Lage, Weblinks direkt in QR-Codes umzuwandeln. Gleichzeitig lassen sich die Quadrate immer auch ganz gut in ein Layout einbinden und wirken deshalb selten störend. Und wenn der Link funktioniert und der Inhalt ansprechend spannend ist, werden besonders die Kunden begeistert sein, die technisch schon ein Stück weiter sind und passende Angebote zu schätzen wissen.
Trotz aller technischen Errungenschaften bleiben wir Menschen archaische Wesen mit dem Hang, die Dinge mit den Händen zu erfassen, mit der Neigung zum Spieltrieb und einem gehörigen Maß an Bequemlichkeit. Ganz nebenbei treibt uns die Neugier. Mit diesen Zutaten darf man sich sicher sein, dass es auch in Zukunft noch Informationen gibt, die uns auf ganz analogem Weg erreichen, so dass es gut nutzbare Schnittstellen zwischen unserem analogen Alltag und der digitalen Welt braucht. Und der QR-Code ist bisher das einzige breit eingeführte Werkzeug, das dafür in Frage kommt.
Auch beim Südwestdeutschen Zeitschriftenverleger-Verband ist unsere Nachricht schon angekommen: www.szv.de/qr-codes-die-wundersame-missachtung-einer-schnittstelle/
GaLaBau-Bilder-Wörterbuch
Im März ist das interaktive GaLaBau-Bilder-Wörterbuch (iGBW) erschienen. Damit können Zuwanderer und Auszubildende alle Fachbegriffe der Branche lernen. Über die QR-Codes können Tondateien aufgerufen werden, welche die einzelnen Fachbegriffe vorlesen. Für Ausländer eine große Hilfe, für deutsche Azubis ein netter, lernunterstützender Unterhaltungseffekt. Das GaLaBau-Bilder-Wörterbuch kann über die Landesverbände des BGL bezogen werden oder direkt hier.
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