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Quality Gardens

Tiroler wollen sich für Ausbildung einsetzen

Der Verein "Quality Gardens" hat sich voll der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften im Garten- und Landschaftsbau verschrieben. Die Geschäftsführer von sechs Tiroler GaLaBau-Betrieben haben ihre Ideen und Ressourcen zusammengelegt, um dem Fachkräftemangel mit vereinten Kräften zu begegnen. Über die ersten Erfahrungen und kleinen, aber auch größeren Erfolgen darf DEGA heute mit dem Obmann, Herrn Rupprechter von der Firma Pflanzenvielfalt Rupprechter GmbH sprechen.

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Quality Gardens ist ein Verein, der sich voll der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften im Garten- und Landschaftsbau verschrieben hat.
Quality Gardens ist ein Verein, der sich voll der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften im Garten- und Landschaftsbau verschrieben hat. Quality Gardens
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DEGA: Was war der Auslöser oder das „Klick“ das dazu geführt hat, dass Sie mit anderen Firmen zusammen einen Verein zur Förderung der Weiterbildung im Garten- und Landschaftsbau gegründet haben?

Rupprechter: Auf Veranstaltungen der Berufsschule und der Landesinnung kommt man immer wieder mit den gleichen Kolleg*innen ins Gespräch. Die Problematik ist allen klar, die Lösungsansätze sind oft verschiedene und so kocht doch jeder Betrieb sein eigenes Süppchen für sich selbst. Ergebnisse daraus sind keine nachhaltigen Strukturen, sondern Einzelaktionen, die leider allzu oft viel Kosten verursachen und dann doch im Sand verlaufen. Kosten gemeinsam zu stemmen und bleibende Strukturen zu schaffen ist unser ausgesprochenes Ziel.

DEGA: Ganz konkret – was wäre so eine bleibende Struktur mit gleichzeitig geringen Kosten?

Rupprechter: In gemeinsamen Gesprächen haben wir die Stärken unserer Betriebe und die gleichzeitig verschiedene Ausrichtung der Fachgebiete herausgearbeitet.

Wir haben bestehende Firmenstrukturen wie Sitzungsräume und Werkstätten genutzt und so zum Beispiel in einer benachbarten Schlosserei das Thema „Metall im Garten“ in Theorie und Praxis für unsere Auszubildenen von Fachleuten aus der Metallverarbeitung aufbereiten lassen. Ein Thema, dass in der Berufsschule bestenfalls theoretisch gestreift wird, hat nun einen vorgefertigten Kursablauf bekommen, der in zwei bis drei Jahren der nächsten Generation von Azubis wieder zur Verfügung steht.

Ein zweites Beispiel: Da bei uns die Berufsschule ausschließlich in den Wintermonaten stattfindet, haben die Auszubildenen kaum die Möglichkeit, Pflanzenverwendung umfassend und am praktischen Beispiel zu bearbeiten. Hier haben wir im Gartencenter eines Mitgliedsbetriebes die Sommerzeit genutzt und einen führenden Staudengärtner eingeladen uns über Sortenverwendung und Neuheiten auf dem Laufenden zu halten. Bei diesem Kurs konnten 24 Lehrlinge in zwei Gruppen einen Tag lang in die Welt der Stauden und Gehölze eintauchen und von echten Spezialisten lernen. Die Mittagspause haben wir dann als Lehrlingsgrillfest gestaltet, so entstehen positive Erinnerungen an Schulungen und ein kollegiales Miteinander innerhalb der Berufsgruppe – auch darin kann man Nachhaltigkeit sehen, denn die Lehrlinge von heute sind wohl die Entscheidungsträger von morgen …

DEGA: Sind solche Veranstaltungen nicht die Aufgabe der Berufsvertretung in Österreich der Innung?

Rupprechter: Wären sie durchaus, ja, aber leider kommt da in den letzten Jahren überhaupt nichts mehr. Es scheint, als würden die Posten von Funktionären besetzt, die mit dem schützenden Mantel von Corona ihren eigenen Stillstand verwalten. Zuschüsse zu Kursen für Landschaftsgärtner wurden gestrichen, die allermeisten Veranstaltungen abgesagt.

Durch die Zusammenfassung von Floristen und damit den Zierpflanzengärtnern mit angeschlossenen Blumengeschäften und den Gala-Bau-Betrieben sind eigentlich drei Berufsgruppen zusammengebunden, die, so sieht es von außen aus, selten an einem Strick ziehen, und wenn, dann nicht auf der gleichen Seite.

DEGA: Hatten denn die Corona-Maßnahmen keinen Einfluss auf Ihre Aktivitäten?

Rupprechter: Wir haben zu jeder Zeit alle vorgegebenen Maßnahmen eingehalten, darüber hinaus bereits getestet und FFP2 Masken ausgegeben, als dies noch lange nicht Obligo war, außerdem – arbeiten durften wir ja immer, irgendwo will der Staat ja des Geld auch wieder reinbekommen, dass in den letzten Jahren so freizügig verteilt wurde.

DEGA: Wir wählen Sie denn Ihre Mitgliedsbetriebe aus, ist ihre Tätigkeit auf Tirol beschränkt?

Rupprechter: Grundsätzlich legen wir hohe Maßstäbe an die zukünftigen Partner-Betriebe. Eine gewisse Bereitschaft zur Investition in das Personal ist genauso Voraussetzung wie die Qualität der abgelieferten Arbeit beim Kunden, ein anerkannter Meisterbetrieb und Ausbildungsbetrieb sollte es schon sein, dazu noch die Bereitschaft sich in die innerbetrieblichen Karten sehen zu lassen – das „voneinander lernen“ wird besonders auf Ebene der Geschäftsführung großgeschrieben. Hier geht es weniger um buchhalterische Geheimnisse, sondern dem Umgang mit innerbetrieblichen Problemen wie Personalakquise, Arbeitszeitmodellen, Problemen mit Lieferketten, Synergien bei der Beschaffung etc.

Formal bedarf es einem Antrag und einer Empfehlung der beiden nächstgelegenen Nachbarbetriebe aus unserem Verein, also keinerlei Ansprüche an Größe oder Ausrichtung des Betriebes.

Wir sind natürlich daran interessiert, auch über den Tellerrand von Tirol hinauszublicken, Die Bundesländer Vorarlberg, Salzburg, Oberösterreich aber auch Südtirol, Bayern oder Baden-Württemberg bieten viel Potenzial für gemeinsame Aktivitäten, Schulungen und Lehrgänge.

DEGA: Was würden Sie als größte Erfolge der letzten zwei Jahre Quality Gardens bezeichnen?

Rupprechter: Einerseits der wachsende Zuspruch der Mitarbeiter, die gefördert und gefordert werden wollen, aber auch die ideelle wie finanzielle Unterstützung von durchaus namhaften Partnerbetrieben aus Österreich, Deutschland und sogar Belgien. Viele unserer Lieferanten sehen die Notwendigkeit in die Facharbeiter der Zukunft zu investieren und unterstützen unsere Arbeit durch jährliche Zuwendungen, Kurse, Ausbildungsmöglichkeiten oder einfach die Einladung zu Exkursionen für unserer Mitarbeiter.

Für mich ist es am schönsten, wenn Ideen einfach angenommen werden, so haben wir angeregt, dass unsere Partnerbetriebe die vielen Möglichkeiten des Ulmer-Verlages-Werkes nutzen, oder Video-Tutorials in die Ausbildung einbauen. Alle Betriebe nutzen mittlerweile die Ulmer Lernplattform von einem gemeinsamen Kontigent aus. Manche Betriebe haben auch als Zeichen der Wertschätzung für ihre Azubis einen Tablet-PC mit fix installierter Lernplattform zur Verfügung gestellt. Das setzt meines Erachtens neue Maßstäbe im Umgang mit der Wertigkeit und dem Image der Lehre im GalaBau.

DEGA: Gibt es Ideen für zukünftige Aktivitäten von Quality Gardens?

Rupprechter: Wir fangen gerade erst an, die zweite Phase der Zusammenarbeit umzusetzen. Hierzu gehört der gemeinsame Auftritt auf einer Homepage (www.qualitygardens.at) und fb-Seite, Gemeinsame Flyer zur Lehrlingsakquise an den Schulen. Auftritt auf Bildungsveranstaltungen, die Forcierung des Lehrlingsaustausches mit Partnerbetrieben außerhalb der Quality Gardens-Gruppe. Hier werden wir im Frühling eine Initiative setzen und suchen weitere Partner für dieses Austauschprogramm.

Mittelfristig streben wir sogar die Ausstattung einer Quality Gardens Akademie an, die gemeinsam mit dem Wifi Tirol neue Weiterbildungsmöglichkeiten erschließen soll, die dem internationalen Bologna-Bildungsstandard entsprechen und so eine wertige und auch monetär lukrative Form der Weiterbildung bzw. Höherqualifizierung für alle Galabau-Betriebe schaffen soll.

Es gibt also viel zu tun in den nächsten Jahren.

 

Martin Rupprechter - Floristenmeister (2001) und Gärtnermeister (2004), Studium Berufspädagogik in Innsbruck - Fachwissenschaft Botanik. Seit 2001 Trainer am Wifi in Innsbruck, unterrichtete zwölf Jahre an der Berufsschule in Hall in Tirol, seit 2010 Dozent an der Academy of Flowerdesign in Wangen/Zürich. Seit 2009 selbstständiger Unternehmensberater und Trainer. Seit 2017 gemeinsam mit seiner Frau Barbara Geschäftsführer der Pflanzenvielfalt Rupprechter GmbH in Telfs, circa 15 Mitarbeiter. Seit 2020 Obmann von Quality Gardens – Verein zur Förderung der Aus- und Weiterbildung im Garten- und Landschaftsbau.

„Ein Problem zu erkennen und nicht darüber zu klagen, sondern es anzupacken und mit verlässlichen Partnern zu lösen, dass fasziniert mich und zeichnet auch die Zusammenarbeit im Verein Quality Gardens aus.“

Jeder meiner Geschäftsführer-Kolleg*innen nimmt sich die Zeit ein Problem ehrlich und achtsam anzugehen und im Konsens – wenn möglich - zu einem Erfolg weiterzuentwickeln.

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