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Modellprojekt Treffpunkt Vielfalt

Wohnquartiere naturnah gestalten und pflegen

Das Modellprojekt „Treffpunkt Vielfalt – Naturnahe Gestaltung von Wohnquartieren“ soll bundesweit mehr Natürlichkeit in Wohnquartiere bringen. Dazu hat die Stiftung für Mensch und Umwelt seit 2017 fünf Außenflächen von drei Wohnbaugenossenschaften umgestaltet. Nun sollen Schulungen für das pflegende Personal entwickelt werden, um die naturnahen Flächen zu pflegen und zu entwickeln.

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Abstandsgrün kann auch naturnah gestaltet werden.
Abstandsgrün kann auch naturnah gestaltet werden.Stiftung für Mensch und Umwelt
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Im ersten Projektteil wurde der Erfolg der naturnahen Umgestaltung des Abstandsgrüns unter anderem über ein Monitoring der Schmetterlinge und Wildbienen auf den Flächen erfasst. Im nächsten Projektteil sollen nun die Gartendienstleister darin geschult werden, die naturnahen Flächen adäquat zu betreuen. Dabei werden noch Projektpartner aus Wohnungswirtschaft, Landschaftsarchitektur und GaLaBau gesucht.

Die Projektleitung appelliert dabei sowohl an den Wohnungsbau als auch an die Gartendienstleistenden. "Es ist ein guter Zeitpunkt, dass auch der Wohnungsbau und dessen Gartendienstleister ihrer Verantwortung gerecht werden und ihre Chance erkennen, um etwas gegen das Insekten- und Vogelsterben zu tun", heißt es in einer Vorstellung des Projekts.

"In Quartieren geht tatsächlich bedeutend mehr als nur kurzgeschorener Rasen und Einheitsgrün! Wildwuchs nach Maß sozusagen", so Dr. Corinna Hölzer, Projektleiterin des vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Modellprojektes. "Wir brauchen ein Mosaik von naturnahen Flächen in unseren Städten. Der Wohnungsbau könnte hier sein riesiges Potenzial ausschöpfen."

Gemeinsam mit drei Wohnungsbaugenossenschaften gestaltete die Stiftung für Mensch und Umwelt seit 2017 projektbezogen fünf Außenflächen von drei Wohnungsbaugenossenschaften für Mensch und Natur um. Mit etwas Beherztheit verwandelt sich hier der Gebrauchsrasen zur Blühwiese und so mancher Formschnitt zum Vogelparadies. Carsten-Michael Röding, Vorstandsmitglied der Charlottenburger Baugenossenschaft eG, möchte als einer der drei Genossenschaften diesen Wandel offen und neugierig unterstützen. Er findet: "Von unseren naturnahen Flächen soll eine Botschaft ausgehen. Überall liest man vom Insektensterben. Da haben wir gesagt, auch wir müssen etwas tun."

Die Stiftung befragte auch die Mieterschaft zur Gestaltung und lud zu Infoveranstaltungen, Pflanzaktionen und Einweihungsfesten ein. An bunten Infotafeln informiert sie, was es mit der gewünschten "Unordnung" auf sich hat.

Außerdem ließ sie Wildbienen und Schmetterlinge auf den Flächen zählen. Schon im ersten Jahr stieg die Artenzahl rasant von etwa zehn Arten auf etwa 30 Arten an, in den beiden weiteren Jahren erreichten die 6.000 m² Projektfläche, aufgeteilt in fünf Wohnquartiere, insgesamt knapp 100 Wildbienen- und Schmetterlingsarten.

Ohne interessierte Gartendienstleister geht es nicht

Ein wichtiger Teil des Vorhabens ist das Training der Gartendienstleister, die lange vor der Umgestaltung auf den Flächen Rasen mähten, Unkraut jäteten und Hecken schnitten. Es wurde klar, dass es viele Jahre dauern wird, bis es in Deutschland genügend Landschaftsgärtner, -architekten und Galabau-Betriebe gibt, die naturnahe Flächen gestalten und pflegen können. Allerdings entwickeln die Betriebe, die an das Thema herangeführt wurden, ein echtes Interesse und erkennen ihre Chancen im Markt. Die Schulungen für das pflegende Personal werden derzeit weiterentwickelt, sodass unterschiedliche Fort- und Ausbildungsinstitutionen bald modulare Fortbildungseinheiten austesten bzw. anbieten können. Ziel: Gärtnerinnen und Gärtner erhalten möglichst schon in der Ausbildung ein Gespür für die Wertigkeit von naturnahen Flächen.

Naturnah – tja, was heißt das eigentlich? Naturnahe Flächen sind vor allem vielfältig. Auf ihnen wachsen heimische Wildstauden wie Natternkopf, Färberkamille und Wiesen-Glockenblume. Hinzu kommen Strukturen wie Hecken und Trockenmauern, Totholz und Lesesteinhaufen. Sie alle sorgen für unterschiedliche (Klein-)Lebensräume, die für Wildbienen, Käfer, Vögel und viele weitere Tiere attraktiv sind. Solche Lebensräume sind ungeheuer wichtig, sind doch mehr als die Hälfte der circa 550 Wildbienenarten in ihrem Bestand bei uns gefährdet.

Projektpartner gesucht

Stellt sich noch die Frage nach dem Pflegeaufwand. Die gute Nachricht gleich vorweg: Es kommt auf die Gestaltung an! Magerwiesen sind pflegeleicht, Staudenbeete können schon anspruchsvoller sein. Ein bisschen Pflege wird immer nötig sein, wobei naturnahe Flächen bei Vernachlässigung durchaus duldsamer sind als konventionelle. Ein weiterer interessanter Aspekt: Die in Magerbeeten und Trockenrasen wachsenden Pflanzenarten lieben magere, sonnige Standorte, was durchaus wichtig ist, Stichwort "Klimawandel".

Jetzt braucht es zukunftsorientierte Wohnungsunternehmen, Gartendienstleister, Ausbilder und Auszubildende, die den Trend zu naturnahmen Abstandsgrün mit voranbringen! Bei Interesse melden bei: Dr. Corinna Hölzer, info@treffpunkt-vielfalt.de

 

> Broschüre „Naturnahe Gestaltung und Pflege im Wohnungsbau“ zum kostenlosen Download

> Broschüre als Printversion 

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