Wie optimieren Sie die Abläufe auf dem Betriebshof?
Bei den Rüstzeiten können wertvolle Stunden verloren gehen. Wir möchten gerne wissen: Was tun Sie, um die Abläufe auf dem Betriebshof zu optimieren? Was können Sie den Kollegen empfehlen, was sich bei Ihnen bewährt hat? Welche baulichen und strukturellen Maßnahmen haben Sie dafür realisiert? Wie hat Ihnen (und wenn ja welche) Software dabei geholfen, die Rüstzeiten zu verkürzen? Wie handhaben Sie das Einpacken und Lagern von Handwerkzeugen?
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Jochen Keller
Abläufe auf dem Betriebshof optimieren
Bei Projekten mit langer Anfahrtszeit arbeiten wir mit Ladelisten. Die Rückbank wurde aus der Doppelkabine entfernt, um Platz für Werkzeug zu schaffen. Dadurch sind Kleingeräte und Handwerkszeug, immer dabei, nicht der Witterung ausgesetzt und alarmgesichert. In der Pflege-Saison wird entsprechend umgerüstet und Schnittgut schon auf der Baustelle sortiert. Feiner Schnitt wird in Bigbags gesammelt und erst dann zur Deponie gefahren, wenn dort wenig los ist oder wenn es der Arbeitsablauf zulässt. Äste und Holz werden am Betriebshof gelagert, einmal im Jahr vom Lohnunternehmen gehäckselt und verheizt. Bei der Verarbeitung beispielsweise von Splitt ist immer eine transportable Schüttgutbox dabei, um Restmengen aufzunehmen oder fehlendes Material zu ergänzen. Für spezifische Arbeiten, wie Fassadenbegrünung oder den Bau von Holzdecks, benutzen wir Staudenkisten, die alle nötigen Utensilien beinhalten. Um eine ordentliche Ladungssicherung zu gewährleisten, ist am Kipper-Anhänger eine Box befestigt, in der Netze und Spanngurte lagern. Wenn die Mitarbeiter abends wissen, was am nächsten Tag ansteht, können sie sich schon mental einarbeiten und lückenhafte Ladelisten ergänzen. Ich denke, dass das Optimieren von täglich wiederkehrenden Arbeiten sehr großes Einsparpotenzial bietet und eine gute Organisation allen Beteiligten gut tut.
Jochen Keller führt einen Landschaftsbaubetrieb in Wehrheim.
Siegfried Manhart
Fahrzeuge am Vorabend laden
Wir beladen unsere Fahrzeuge mit einem Gabelstapler, der in der Betriebshalle untergebracht ist, bei Schüttgütern wie Kies ist ein Radlader Vorort. Hierfür haben wir dieses Jahr Schüttboxen gebaut, was einen enormen Zeitvorteil beim Beladen von Fahrzeugen bringt. Außerdem kann nicht benötigtes Material abends rückgekippt werden, was uns eine Kostenersparnis von 10 bis 15 Prozent im Vergleich zu loser Materiallagerung gebracht hat. Die Fahrzeuge werden nach Feierabend abgeräumt und vom Lageristen, in Absprache mit dem Baustellenleiter, für den nächsten Tag vorgeladen. Jeder Baustellenleiter hat eine eigene Werkzeugkiste für die er verantwortlich ist, für längerfristige Baustellen wird ein Werkzeugcontainer mit den gängigsten Werkzeugen auf der Baustelle gelagert und abgesperrt. Ein großer Vorteil auf dem Betriebsgelände sind Hochregallager, da sie eine beträchtliche Platzersparnis bringen.
Siegfried Manhart ist Chef der Manhart Gartengestaltung in Beuerberg.
Georg Dangel
Eine Checkliste hilft
Das wichtigste bei uns ist immer noch die Checkliste. In der Vorbereitung mache ich ein Memo per Diktiergerät und Sprachübertragungssoftware und drucke es aus. Jede gesparte Fahrt, um nochmal schnell was zu holen ist bares Geld und schont die Nerven. Die wichtigsten Handwerkszeuge befinden sich sortiert in stapelbaren beschrifteten Boxen mit Handgriff: Grünpflege, Pflastern, Natursteine, Holz usw. Das vereinfacht auch die Sicherung auf den Fahrzeugen. Toll wäre natürlich eine durchfahrbare Halle mit Kran usw., aber die Kosten sind für den kleineren Betrieb schwer zu stemmen.
Georg Dangel leitet die Firma Natur und Form in March.
Bettina Engelstädter
Vorgepackte Arbeitskoffer
Wir sind zu zweit in der Firma und sind grade dabei, unser Lager mittels Regalsystemen mit Sichtboxen zu optimieren. Wir sind hauptsächlich mit Bewässerung, Pflanzung und Automowern beschäftigt, daher haben wir schon vorgepackte „Arbeitskoffer“, die wir nur noch passend zum Thema greifen müssen. Viel Verbrauchsmaterial holen wir auch just in time bei unserem Großhändler. So können wir Rüstzeiten kurz halten.
Bettina Engelstädter ist Gartenbautechnikerin bei GartenBildt in Michendorf bei Berlin.
Karin Nonnenmann
Materiallieferung auf Baustelle
Wir planen unsere Wochen so gut es geht im Voraus. Die Feinabstimmung erfolgt in täglichen Rückmeldetelefonaten zu festgelegten Zeiten. So weiß jeder, was er am Folgetag bearbeitet und kann am Abend selbstständig vorladen, wenn der Betriebshof leer ist und der Stapler zur Verfügung steht. Jeder Vorarbeiter hat sein eigenes Fahrzeug und viel eigenes Werkzeug, die Teams arbeiten möglichst konstant zusammen. Das Material lassen wir überwiegend direkt auf der Baustelle anliefern. Wir haben recht wenige Rüstzeiten, auch wenn es im Landschaftsbau immer wieder Überraschungen gibt und trotz sorgfältiger Planung viel Flexibilität erforderlich ist.
Karin Nonnenmann führt zusammen mit ihrem Mann ein Betrieb in Mühlacker.
Franz Staab
Eine Werkzeugüberwachung ist wichtig
In unserem Bauhof steht das Thema Rüstzeiten und „Werkzeug“ ganz oben. Denn es gibt nichts Ärgerlicheres, als draußen im Gelände (oder auf der Baustelle) einfach nur einen Nagel ziehen zu müssen, man findet aber nirgends in der Werkstatt eine Zange! Leider ist das an der Tagesordnung, wenn man als Chef nicht darauf achtet, wie mit Werkzeug umgegangen wird, oder umgegangen werden muss! Ich habe da schon sehr, sehr viel Lehrgeld bezahlt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Mitarbeiter auch daran glauben, dass Klopapier im Keller nachwächst. Es ist immer wieder absolut verblüffend festzustellen, wie nachlässig erwachsene Menschen mit Dingen umgehen, wenn es nicht ihre sind. Die wenigsten Kollegen haben das als Selbstverständnis in ihrem Charakter verankert, dass man ordentlich mit Werkzeug und Material umgehen sollte. Die meisten können das überhaupt nicht oder es ist ihnen schlicht egal. Und es gibt nichts Grausameres als stumpfe Motorsägen oder Heckenscheren, wackelnde Schaufeln, Rechen mit abgebrochenen Zinken oder ein Ratschkasten, bei dem grundsätzlich immer die 17er-3 und die 13er-Nuss fehlt.
Was ist die Konsequenz? Diese ist mehr oder weniger totale Werkzeugüberwachung. Die Praxis steht bei uns auf zwei Füßen.
1. Einmal haben wir in unserem Bauhof ein Werkzeugmagazin, in dem alle sensiblen Werkzeuge (also all jene, welche gerne „Füße“ bekommen oder nur noch kaputt zurückkommen oder bei denen gerne Akkus leer sind) eingeschlossen sind. Zum Magazin haben von etwa 30 Mitarbeitern nur vier Zugang. Der Magaziner, der auch gleichzeitig unser Kfz-Mechaniker ist, und die drei Vorarbeiter. Der Magaziner (der glücklicherweise ein sehr ordentlicher Mensch ist) hat seine Werkstatt nebenan, er ist den ganzen Tag da und kann somit prima Werkzeug ausgeben und wieder einsammeln. Der Name jedes Mitarbeiters ist auf einer Tafel im Magazin aufgehängt. Leiht sich jemand einen Akku-Schrauber aus, wandert ein Magnetschild mit entsprechender Registrierungsnummer, das vor dem Akkuschrauber am Regal klebt, zum Schild des entsprechenden Mitarbeiters. So weiß man immer, wer gerade welches Werkzeug im Außeneinsatz dabei hat. Mittlerweile ist es so, dass wir sogar kleinere Gerätschaften wie Klappsägen, Handscheren, sogar so stupide Sachen wie Holzrechen und Schubkarren ins Magazin einstellen. Denn nie ist es jemand gewesen, wenn der Schubkarren platt im Hof steht. Der nächste braucht ihn und schimpft dann wie ein Rohrspatz.
2. Im Magazin lagern auch materialbezogene Werkzeugeinheiten. Das heißt es gibt zum Beispiel einen „Holzkoffer“, einen „Zaunbaukoffer“, aber auch die klassische „Galabau-Kiste“. Besonders diese drei Koffer haben sich wahnsinnig bewährt. Ist draußen eine Holzarbeit zu machen, egal welche, man findet in dem Koffer alles, was dafür gebraucht werden könnte: Verschiedene Bohrfutter, alle nötigen Bohrer, Bohrkronen verschiedener Größen, Schleifpapier, Raspeln, Feilen, Hobel, Maßband, Stift, Kreide usw. Es macht einen Riesenspaß mit so einem Koffer ausgestattet an die Arbeit zu gehen, alles geht viel schneller und besser! Auf diese Koffer achte ich wie ein Luchs! Permanent werden sie von mir kontrolliert und bei Bedarf wieder aufgefüllt.
Last, but not least: Wenn es regnet, verbringen wir schon auch mal einen halben Tag in der Werkstatt und räumen nur auf. Das geht soweit, dass in den Autos sogar unter den Sitzen nachgeschaut wird, auch mal einer ausgebaut wird, um einerseits zu reinigen und andererseits nach verschollenen Werkzeug-Preziosen zu fanden.
Verladesysteme, Regale und genügend Lagerfläche sind auf unserem neuen Bauhof Usus und unentbehrlich. Fast alle Mitarbeiter haben den Staplerführerschein, unser Radlader eine Anbaugabel. Alles andere ist von vorgestern.
Franz Staab ist Gartenbautechniker bei der Gemeinde Haibach.
Torsten Hainmüller
Beladung am Vortag
Derzeit ist das Thema Rüstzeiten sehr „heiß“ bei uns, da wir derzeit eine neue Betriebsstätte planen. Hier liegt der Fokus darauf, dass alle 9 Baustellenteams innerhalb 15 min nach Arbeitsbeginn spätestens vom Hof sind. Hierzu haben wir folgende Maßnahmen ergriffen: Es muss bei einem früheren Feierabend „vorgeladen“ werden für den neuen Arbeitstag. In der Firmen-Whatsapp-Gruppe wird um 15 Uhr die Arbeitsplanung für den nächsten Tag gepostet. So weiß jeder, wo er am nächsten Tag arbeitet. Ein fester Lagerstapler steht immer zum Verladen bereit. Meistens noch ein zusätzlicher Radlader, der aber bei Bedarf auf den Baustellen ist. Das Lager ist so konzipiert, dass es ein zweispuriger Rundlauf ist und jede Kolonne hat einen großen Werkzeugcontainer, der vollausgestattet ist und bei Bedarf auf der Baustelle verbleibt.
Torsten Hainmüller führt die Firma Hainmüller Gartengestaltung in Radolfzell.
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