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Checkliste

Grundlagen für die nachhaltige Gestaltung von Großparkplätzen

Parkplätze für Einzelhandels- oder Eventeinrichtungen, Industrie oder Gewerbe befinden sich oft im Eingangsbereich von Kommunen und versiegeln große Flächen. Es kann deshalb nicht egal sein, wie solche Flächen gestaltet sind. Hier ist eine kleine Checkliste für Investoren, Planer und kommunale Entscheider, wie sich solche Anlagen so nachhaltig wie möglich gestalten lassen.

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Parkplatz in Konstanz mit extensiv gepflegtem Wiesenbereich und ausreichend Wurzelraum für Bäume
Parkplatz in Konstanz mit extensiv gepflegtem Wiesenbereich und ausreichend Wurzelraum für BäumeJulia Schenkenberger
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Belagsflächen

> Versiegelungsgrad: Asphalt und Verbundsteine werden gerne für die Parkplatzgestaltung verwendet. Beide Beläge sind relativ billig und stabil. Je nach Art der Nutzung und Lage der Fläche können aber auch offenere Beläge gebaut werden, etwas Rasenfugenpflaster, Rasengittersteine, Kunststoffwaben, bewehrte Kies- und Splittflächen, Schotterrasen oder (abgestreute) wassergebunene Decken. Ein Teil des Niederschlagswasser kann so bereits über die Fläche versickert werden. In historisch sensiblen oder touristisch attraktiven Bereichen ist es sinnvoll, auf passende Naturstein- oder Klinkerbeläge zu setzen, um die Parkplatzflächen auch optisch in die Umgebung einzupassen.

> Farbe des Belags: Je dunkler ein Belag ist, desto höher ist im Sommer die Aufheizung. Das ist nicht nur für die Nutzer unangenehm, sondern auch für eventuell verwendete Pflanzen und das Kleinklima der Umgebung. Schwarzdecke ist also schlechter als helle Betonsteinbeläge. Offene Beläge verdunsten ebenso wie Pflanzen außerdem Feuchtigkeit und kühlen damit die Umgebung.

> Versickerungseinrichtungen: Je nach Boden und Fläche lässt sich ein Großteil des anfallenden Niederschlagswassers vor Ort auch wieder versickern. Das geht zum Beispiel über eine Kombination aus (bepflanzten) Mulden, Retentionsbecken und Rigolen.

> Begrünte Versickerungsmulden: Anlagen zum Regenwasserrückhalt oder zur Niederschlagswasserretention können durch Einsaat oder Staudenpflanzung artenreich begrünt werden. Das fördert nicht nur den ökologischen Wert der Fläche, sondern verbessert auch noch die Versickerungsleistung und das Kleinklima auf den angenzenden Parkplatzflächen.

> Aufkantungen richtig planen: Oft werden Parkplatzflächen durch Aufkantungen in Verbindung mit Pflanzflächen gegliedert. Diese Aufkanten sind selten praxistauglich und führen nur zu unansehnlichen, verdichteten Flächen. Wenn solche Kanten ausgeführt werden, sollten die Parkplätze mit angrenzender Randeinfassung immer breiter sein, damit Pkw-Fahrende beim Aussteigen nicht auf das Pflanzbeet steigen müssen.

> Gute Planung und Beschilderung der Wegeführungen: Nicht berücksichtigte Laufwege führen zu informellen Wegen ("Trampelpfaden") über Baumscheiben und durch Pflanzflächen. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern beeinträchtigt auch das Wachstum von Pflanzen oder die Funktion von Versickerungsflächen (Verdichtung). Gut geplante Hinweisschilder helfen bei der Lenkung des Publikumsstroms.

Pflanzflächen

> Baumpflanzungen sind wichtig: Bäume haben für Parkplatzflächen zwei zentrale Aufgaben: Sie sorgen für Beschattung und machen besonders im Sommer den Aufenthalt für Nutzer angenehmer. Außerdem gliedern sie den Parkplatz in die Umgebung ein und brechen so die Brutalität der Fläche. Ganz nebenbei geben sie der Anlage und der zugehörigen Einrichtung eine sympathische und angenehme Atmosphäre.

> Hecken als Gliederungselemente: Auch mit Heckenpflanzen lassen sich Flächen hervorragend gliedern. Die brutale Ausstrahlung, die großflächig versiegelte oder gar asphaltierte Flächen auf die Umgebung haben, lässt sich so deutlich verringern. Allerdings verbrauchen Hecken deutlich mehr Fläche (freiwachsende Hecken) oder erhöhen den Pflegeaufwand (Schnitthecken). Im Gegensatz zu Bäumen, deren Kronen sich über die Stellplätze ausdehnen dürfen, beanspruchen Hecken direkt Teile des Parkraumes. Durch Rankelemente/begrünte Zäune lassen sich ähnliche Gliederungseffekte mit geringeren Folgekosten realisieren.

> Gute Standortvorbereitung: Viele Baumpflanzungen auf Parkplätzen scheitern an der ungenügenden Standortvorbereitung. Gerade auf Parkflächen ist aber bis zuletzt viel Platz um großes Gerät für die Bodenvorbereitung einzusetzen. Pflanzgruben sollten so beschaffen sein, dass eventuell bauseits bedingte Verdichtungen vollständig durchbrochen werden - notfalls mit Einsatz von Bohrgerät bis in nicht verdichtete Horizonte. Eine Checkliste zur richtigen Pflanzung von Bäumen finden Sie hier.

> Gutes Pflanzsubstrat/richtiger Boden: Spezielle Baumpflanzsubstrate verbessern die Wachstumsbedingungen von Parkplatzbäumen, besonders wenn sie wasserspeichernde Funktion aufweisen. Wichtiger als das Pflanzsubstrat sind aber die Bodenvorbereitung und der zur Verfügung stehende Wurzelraum. Der sollte mindestens 6m³ betragen. Der Boden sollte ein optimales Porenvolumen und ein ausgewogenes Verhältnis von Wasserhaltefähigkeit, Luftporenvolumen und Durchlässigkeit aufweisen. 

> Vorsicht bei "Verdichtungsfähigen Substraten" unter Belagsflächen/Stellplätzen oder Zufahrten. Diese Stoffe dürfen beim Einbau nicht überverdichtet werden. Dann gehen die Poren für Luft und Wasser verloren.

> Richtige Pflanzenauswahl: Damit eine Baumpflanzung am "Extremstandort Parkplatz" funktioniert, sollten in der Planung die richtigen Bäume ausgewählt werden; sowohl im Hinblick auf Arten und Sorten, als auch auf Größen, Qualitäten und die Parkraumbewirtschaft beeinflusende Eigenschaften (Fruchtfall, Honigtau etc.). Dabei geht es besonders um die Fähigkeit, bei Hitzeabstrahlung und Verdichtung zu funktionieren. Die oft gewählten Ahorne und Linden sind oft schon ohne Berücksichtigung des Klimawandels mit den Standortbedingungen überfordert. Empfohlene Qualität ist 4xv, Hst. m.dB. Bei der Sortenauswahl helfen die Galk-Liste für Straßenbäume und die Tipps der LWG-Veitshöchheim).

> Ausreichend große Baumscheibe und Gießvorrichtungen: Die Baumscheibe/Baumgrube sollte nach FLL-Empfehlungen mindestens 2 x 2 1,4 m groß und gegen Verdichtung mit einem mineralischen Belag, einem Baumrost oder einer entsprechenen Betonplatte geschützt sein. Um den Baum in der Anwachsphase und in Trockenphasen ausreichend mit Wasser zu versorgen zu können, sollten Drainrohre verlegt werden. Diese verbessern auch de Luftzufuhr zum Boden. Mindestens sind großzügige Gießringe vorzusehen, die garantieren, dass das Gießwasser auch in den Wurzelraum gelangt. Bepflanzte Baumscheiben erfüllen auch eine Schutzfunktion und lockern die Parkplatzfläche zusätzlich auf.

> Baumschutz (Pfahlgerüste/Anfahrschutz) vorsehen: Die Bäume sollten mit Pfahlgerüsten versehn werden, die mindestens drei Jahre gewährleisten, dass der Baum nicht vom Wind umgeworfen wird, bevor er ausreichend im Untergrund verwurzelt ist. Auch Unterflurverankerungen können zum Einsatz kommen. Eine Anbindung mit entsprechenden Materialien hält den Baum vom Pflanzzeitpunkt an in der richtigen Position. Eventuell sind spezielle Vorrichtungen als Anfahrschutz vorzusehen, denn ein Parkplatz bringt naturgemäß die Gefahr von durch Autos verursachte Schäden mit.

> Fachgerechte Baumanbindindungen müssen im Rahmen der Entwicklungspflege kontrolliert und spätestens dann entfernt werden, wenn sie das Wachstum des Baumes zu beinträchtigen drohen.
 

Technische Einbauten

> Fachgerechte Beleuchtung: Mindestens bei Einrichtungen mit langen oder späten Öffnungszeiten müssen Beleuchtungen vorgesehen werden. Um übermäßige Lichtverschmutzung zu vermeiden, sollten die Leuchten nach Bedarf (Zeitschalter/Bewegungsmelder) gesteuert werden können und mit verbrauchsarmen Leuchtmittel (LED) bestückt werden. Die empfohlene Mindesbeleuchtungsstärke nach DIN EN 12464-2 sowie in DIN EN 13201 sollte in ihrer Notwendigkeit überprüft werden. In der Regel reicht auch deutlich weniger. Die Auch bei Tag bestimmen die Leuten das Bild mit. Deswegen sollten sie auch nach gestalterischen Gesichtpunkten ausgewählt werden. Kombinationen mit Solarpaneelen senken den Energieverbrauch.

> Attraktive Einbauten: Überhaupt lohnt es sich, große zusammenhängende Flächen nicht nur nach der Maxime der Gewinnoptimierung auszustatten, sondern auch mit Verantwortung für die Ästhetik, die Besuchern und Anrainern zugemutet wird. Das gilt für alle Stadtraumelemente (Einkaufswagenhäuser, Müllbehältnisse, Fahrradständer, Abfallbehälter, Bänke etc.).

> Nutzergerechte Ausstattung: Denken Sie bei der Planung an unterschiedliche Nutzergruppen und ihre Bedürfnisse. Möglicherweise braucht es Bänke für Senioren, Fahrradständer für Radfahrer, Ladestationen für E-Bikes oder E-Autos.

> Energiegewinnung: Weshalb sollten die Parkplatzflächen nicht auch doppelt genutzt werden können - etwa um Energie zu gewinnen? Aufgeständerte Solarmodule können nicht nur Schatten spenden und die Aufheizung der Fläche reduzieren - sie liefern zusätzlich auch wirtschaftlichen Ertrag. Mittlerweile gibt es auch bereits Konzepte für in den Belag integrierte Solarmodule (z.B. Wattway).
 

Unterhalt

> Und Am Ende: Auch jede Parkplatzanlage benötigt eine fachgerechte Pflege, die in einer realistischen Größenordnung in die Unterhaltskosten einbezogen werden muss. Billigpflege (z.B. "Hausmeisterrundschnitt" bei Sträuchern) macht oft die besten Ideen der Planung kaputt und kann auch die Funktion beeinträchtigen. Naturnah gepflegte Flächen kommen zwar mit weniger Pflegegängen aus, setzen aber größeres Fachwissen voraus.

> Schnittmaßnahmen an Sträuchern und Hecken sind so durchzuführen, dass sie den natürlichen Wuchseigenschaften der Gehölze gerecht werden (kein Kugelschnitt bei Solitärgehölzen!) und gleichzeitig die Funktion der Fläche gewährleistet wird.

> Vorsicht bei der Anwendung von Streusalz in der Nähe von Pflanzflächen oder im Einzugsbereich der Versickerungsmulden. Hier kann es schnell zu Salzschäden an Gehölzen und Salzanreicherungen im Boden kommen.

 

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