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Stadtbäume richtig setzen

10 Pflanz-Tipps von Dr. Philipp Schönfeld

Dr. Philipp Schönfeld vom Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau an der LWG Veitshöchheim hat die wichtigsten Punkte für den richtigen Umgang mit Stadtbäumen zusammengefasst.

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Bernd Kusber Fotografie für Grewe
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1. Standort einschätzen
Der Erfolg einer Pflanzung steht und fällt mit der richtigen Einschätzung der Standortbedingungen. Dabei geht es insbesondere um: Jahresmitteltemperatur, Niederschlag mit seiner Verteilung im Jahresverlauf, Zahl der heißen Tage, Zahl der Frost- und Eistage. Ist der Standort in Bezug auf Licht, Wind, Hitze oder Kälte exponiert oder geschützt? Ist mit Früh- oder Spätfrösten zu rechnen? Steht der Baum frei oder wird der Standort partiell beschattet? Welche Arten in der näheren Umgebung wachsen gut oder weniger gut?

2. Oberirdischen Raum bewerten
Wie viel Platz steht zur freien Kronenentwicklung zur Verfügung? Je nach Baumart und Kronenform beanspruchen Baumkronen mehrere Hundert bis einige Tausend m3 Raum für ihre Kronen. Neben dem Lichtraumprofil sind auch Gebäude, Lichtmasten, Oberleitungen o.ä. zu beachten?

3. Unterirdischen Raum betrachten
Eine ausreichend dimensionierte Baumgrube ist eine wichtige Starthilfe. Sie wird allerdings nie für ein ganzes Baumleben reichen. Es ist deshalb unabdingbar Maßnahmen zu ergreifen, durch die der Baum Bodenbereichen außerhalb der Baumgrube erschließen kann. In den Regelwerken der FLL und ZTV-Vegtra-Mü sind entsprechende Bauweisen beschrieben. Eine ausreichende Auflockerung der Grubensohle und der die Baumgrube umgebenden Bodenbereiche sowie eine Verzahnung von Pflanzsubstrat und anstehendem Boden sind unerlässlich.
Vorsicht bei der kalkulation innerstädtischer Baumpflanzungen: Der Verlauf von Leitungen ist oft schlecht dokumentiert und entspricht nicht immer den Leitungsplänen.

4. Boden und Substrat beachten
Ein Boden, der in Bezug auf seine physikalischen als auch chemischen Eigenschaften den Bedürfnissen der Bäume entspricht ist für eine gesunde Entwicklung unabdingbar. Baumsubstrate sind in der Stadt die Lösung. Achtung: auch wenn diese Substrate den Qualitätsanforderungen der o.a. Regelwerken entsprechen, so gibt es auf Grund der unterschiedlichen Mischungskomponenten u.U. erhebliche Unterschiede im Nährstoffgehalt. Die Substrate sollten auf den anstehenden Boden abgestimmt sein und eine Verzahnung mit diesem ermöglichen.

5. pH-Wert berücksichtigen
Gehölze sind für eine gute Entwicklung stärker an den richtigen pH-Wert gebunden als Stauden. Stadtböden sind in der Regel schwach alkalisch bis alkalisch. Das gilt auch für die meisten Baumsubstrate. Baumarten, die explizit saure Böden benötigen, werden an solchen Standorten kümmern und sollten nicht verwendet werden.

6. Die richtigen Arten auswählen
Die Artenauswahl beruht auf den unter Punkt 1 – 5 genannten Faktoren und einer für jede Maßnahme aufzustellende Kriterienliste mit gewünschten oder auch unerwünschten Eigenschaften. Je detaillierter die Artenauswahl erfolgt, desto sicherer wird der Erfolg der Baumpflanzung ausfallen. Die Verwendung eines breiten Baumartensortiments verringert das Risiko und erhöht die biologische Vielfalt.

7. Baumqualität beachten
Nur ein regelmäßig verschulter Baum mit einem gut ausgebildeten Wurzelwerk und Ballen sowie einer arttypischen ausgebildeten und fachgerecht erzogener Krone wird nach der Pflanzung sicher weiterwachsen. Gute und sehr gute Baumqualität hat jedoch ihren Preis!

8. Den Baum auf der Baustelle richtig behandeln
Schon mancher guter Baum ist durch falsche Behandlung beim Entladen und Zwischenlagerung bis zur Pflanzung ruiniert worden. Das Abladen muss schonend und mit dem richtigen Werkzeug (Kettengeschirr, Ballenarm o.ä.) erfolgen. Bis zur Pflanzung sind die Bäume entsprechend den Bestimmungen vor Frost, Hitze, Austrocknung etc. zu schützen.

9. Auf Pflanzung, Verankerung, Schnitt und Stammschutz kommt es an
Ein häufiger Fehler bei der Pflanzung ist das zu tiefe Pflanzen. Durch die Überballierung sitzen die Bäume oft zu tief im Ballen. Deshalb muss die Erde auf der Ballenoberkante soweit abgetragen werden, bis die ersten Wurzeln sichtbar sind. Die Bäume dann, zum Ausgleich von Setzungen, 10 cm höher pflanzen. Eine Verankerung während der ersten drei Jahre ist unbedingt erforderlich, am besten in Form eines Drei- oder Vierbocks aus Rundhölzern. Zur Pflanzarbeit gehört auch ein Kronenschnitt, auch bei Ballenpflanzen. Bei ballenlosen Bäumen ist zusätzlich ein Wurzelschnitt notwendig. Die für Stammrisse empfindlichen Gattungen Acer, Aesculus und Tilia benötigen entsprechende Stammschutzmaßnahmen (reflektierender Anstrich, schattierende Matte).

10. Fertigstellungs- und Entwicklungspflege ist wichtig!
Wichtig ist vor allem die regelmäßige Wässerung in der Vegetationsperiode, aber auch die Kontrolle der Verankerung, Pflege der Baumscheibe, Erneuerung des Gießrandes sowie die Kontrolle auf Schädlinge und Krankheiten. Das Aufasten muss rechtzeitig beginnen genauso wie Pflegeschnitte zur Steuerung des Kronenaufbaus.

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