Alles über den Zünsler
Seit sich der 2007 aus Asien eingeschleppte Buchsbaumzünsler (Cydalima (Diaphania) perspectalis) von Südwesten her ausbreitet, stehen die Buchsbäume massiv unter Druck. Hier sind die wichtigsten Infos, die man zu dem gefräßigen Kleinschmetterling wissen muss.
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Heimat: Der Buchsbaumzünsler ist in Asien, beispielsweise in China, Korea, Japan und Indien beheimatet.
Beschreibung: Der nachtaktive Kleinschmetterling ist weiß gefärbt und hat einen bräunlichen Flügelrand und Saum. Auf den Vorderflügeln hat der braune Rand eine kleine Ausbuchtung mit einem weißen Fleck. Es treten auch Falter mit völlig braunen Flügeln auf. Auch sie haben den weißen Fleck auf den Vorderflügeln. Die Flügelspannweite beträgt zwischen 4 und 4,5 Zentimetern.
Lebensweise: Die Schmetterlinge sind tagsüber auf benachbarten Pflanzen der Buchsbäume zu finden. Hier sitzen sie an den Unterseiten der Blätter und Nadeln, sowohl beispielsweise von Stauden als auch von Nadelgehölzen. Bei Berührung der Pflanzenteile, wie mit dem Gießstrahl bei der Bewässerung, fliegen sie auf und man findet sie an unterschiedlichen Stellen im Garten.
In der Abenddämmerung werden die Falter aktiv und fliegen umher. Während der relativ kurzen, temperaturabhängigen Lebensdauer der Falter werden von den Weibchen gezielt Buchsbäume zur Eiablage aufgesucht. Sie legen ihre blassgelben, linsenförmigen Eier mit etwa 20 Stück pro Gelege an den Blattunterseiten ab. Von einem Weibchen werden bis zu 150 Eier abgelegt. Kurz vor dem Schlupf schimmert die schwarze Kopfkapsel der Raupe als schwarzer Punkt im Ei durch.
Raupenentwicklung: Schon drei Tage nach der Eiablage können die ersten Jungraupen schlüpfen. Sie sind hellgelb gefärbt mit einer schwarzen Kopfkapsel und beginnen sofort mit einem Schabefraß an den Blättern. Dadurch nehmen die Blattreste eine beigene Farbe an und sind vertrocknet.
Die Raupen wandern schließlich ins Innere der Sträucher. Dort fressen sie an den Blättern und die Rinde der Äste bis auf den Holzteil, wodurch darüber liegende Zweigteile welken und absterben. So fressen sie sich dann auch von innen nach außen an die Peripherie der Sträucher.
Mit der weiteren Entwicklung färben sich die Raupen gelbgrün bis dunkelgrün mit schwarzen und weißen Längsstreifen, schwarzen Punkten einer schwarzen Kopfkapsel und weißen Borsten. Erwachsen werden sie etwa fünf Zentimeter lang und haben 5 bis 7 Entwicklungsstadien. Die erwachsenen Raupen verpuppen sich in einem aus Blättern versponnenem Kokon. Nach einer einwöchigen Puppenruhe schlüpfen die Falter der nächsten Generation. Es ist jährlich mit zwei Generationen zu rechnen.
Im heißen Sommer 2018 hatte es den Anschein, dass sich die einzelnen Generationen durch Nachzügler etwas überlagert haben, denn bei Kontrollen an befallenen Gehölzen konnten sowohl junge als auch alte Raupenstadien gefunden werden. Nach Beobachtungen des Pflanzenschutzamtes Berlin 2018 hat der Beginn des Falterfluges Anfang Juni, also etwa 2 bis 3 Wochen früher als in normalen Jahren stattgefunden. Auf jeden Fall ist eine außerordentlich starke zweite Generation im August mit einem mehr als doppelt so starken Flughöhepunkt gegenüber der ersten Generation aufgetreten.
Im Sommer 2019 ist örtlich zwar ein stärkerer Falterflug beobachtet worden, es ist jedoch nur zu einem geringen Befall an den Buchsbäumen gekommen. Möglicherweise haben die weit über 30 Grad ansteigenden Temperaturen, intensive Sonneneinstrahlung und niedrige Luftfeuchte an sonnenexponierten Gehölzen den Schlupf der Raupen aus den Eiern beeinträchtigt.
Die Entwicklungsdauer der Larven ist abhängig von den herrschenden Temperaturen. So wird in der Literatur angegeben, dass bei 20 Grad Celsius mit etwa nur 3 Wochen zu rechnen ist, während sich die Zeit bei 15 Grad Celsius auf bis zu 10 Wochen verlängern kann. Es überwintern die jüngsten Larven der letzten Generation in einem Gespinst-Kokon an der Pflanze.
Wegen der Temperaturabhängigkeit der Entwicklung des Schädlings ist auch keine genaue zeitliche Prognose über das Vorkommen der einzelnen Stadien und Generationen zu geben. Deshalb ist es nötig, das Vorhandensein des Schädlings an den Gehölzen durch eine regelmäßige Sichtkontrolle und den Falterflug durch Pheromon-Lockstofffallen zu überwachen.
Buchs schon im zeitigen Frühjahr kontrollieren
Im März/Anfang April, wenn die Temperaturen über etwa 10 Grad Celsius steigen (in der Literatur wird eine Spanne von 7 bis 12 Grad Celsius angegeben), werden die überwinterten Raupen wieder aktiv und setzen ihren Schadfraß fort. Typisch ist, dass sie im Schutz lockerer Gespinste fressen, in denen dann auch die grünen Kotkrümel gut zu erkennen sind.
In der Schweiz wurde beobachtet, dass der Befall im Frühjahr vor allem im unteren Bereich vorkommt. Im Sommer sind die Raupen vorzugsweise im mittleren und oberen Bereich zu finden. Anfangsbefall kann leicht übersehen werden, weil der Fraß im Gehölz von innen nach außen erfolgt.
Wenn also der Buchsbaum von innen her licht und durchsichtig wird, ist sicher Raupenalarm angesagt. Für eine erfolgreiche Abwehr des Schädlings ist es wichtig, die Gehölze ständig zu beobachten. Hier ist es empfehlenswert auch die Zweige auseinander zu biegen und in das Innere der Büsche nach Raupen zu schauen. Dann sind auch die ersten Bekämpfungsmaßnahmen nötig.
Pheromonfallen sind nicht zur Bekämpfung geeignet!
Bald danach werden die Pheromonfallen aufgestellt, um den Falterflug und das Auftreten der einzelnen Generationen zu überwachen. Hier gibt es bei allerdings Missverständnisse: Viele Menschen glauben, dass die Fallen ein Bekämpfungsmittel sind. Die mit dem weiblichen Geschlechtshormon bestückten Fallen fangen nur die Männchen, was der Befalls- oder Populationsbeobachtung dient. Die befruchteten Weibchen fliegen daran vorbei und legen ihre Eier in die Büsche. Aber über die Fänge in der Pheromonfalle lässt sich die Stärke des Befalls ermitteln und die Gegenmaßnahmen koordinieren.
Das sind die besten Gegenmaßnahmen:
Wer den Zünsler erfolgreich bekämpfen will, muss bereits im Frühjahr damit anfangen, wenn die überwinterten Raupen erwachen, und nicht erst, wenn man die ersten Falter sieht.
- Mit dem Schnitt der Sträucher können je nach Zeitpunkt die überwinterten Raupen oder später nach der Eiablage die Schädlinge mechanisch entfernt werden. Das Schnittgut ist dann mit dem Restmüll zu beseitigen.
- Es ist möglich, die Raupen mit dem Hochdruckreiniger abzuspülen und diese mit einer Auffangfolie unter den Sträuchern zu sammeln.
- Effektiv ist auch das Absaugen der Raupen mit einem Staubsauger. Hier ist es auch möglich gut in das Innere des Gehölzes zu gelangen.
- Nicht selten haben Buchsbaumbesitzer, die von dem Schädling überrascht wurden und wo es zum Totalbefall gekommen ist, die Sträucher total zurückgeschnitten. Diese treiben willig wieder aus, aber nun muss man akribisch dafür sorgen, dass es nicht wieder zu einem Befall kommt und geschädigte Buchsbäume zur Regeneration unbedingt ausreichend mit Nährstoffen versorgen. Hierzu sind spezielle Buchsbaumdünger von verschiedenen Herstellern handelsüblich. Eine Düngung ist auch bei weniger geschädigten Exemplaren empfehlenswert.
- Schließlich gibt es eine große Anzahl von unterschiedlichen Pflanzenschutzmitteln für die direkte Bekämpfung der Raupen. Dabei ist zu beachten, dass die Bekämpfung am erfolgreichsten ist, wenn sie sich gegen die ersten Raupenstadien richtet. Zunächst kann man dann Bakterienpräparate mit Bacillus thuringiensis der verschiedenen Hersteller anwenden. Zu beachten ist hier allerdings, dass sie als Fraßgift erst ab Temperaturen von 15ºC optimal wirken. Bei jungen Larvenstadien ist auch ein Einsatz von umweltschonenden Neem-Präparaten verschiedener Hersteller möglich. Später sind dann Pflanzenschutzmittel mit anderen Wirkstoffen erforderlich. Generell zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sollte man sich beim Pflanzenschutzdienst beraten lassen. Das ist auch deshalb von Bedeutung, weil auf öffentlichen Flächen (§17 PflSchG) andere Präparate als im Kleingarten zugelassen sein können.
In den ersten Jahren der Einwanderung des Schädlings wurden keine natürlichen Feinde festgestellt. Nun gibt es immer mehr Beobachtungen, dass vor allem Vögel sich die Raupen als Nahrungsquelle erschlossen haben. Hier sind es vor allem Spatzen, Buchfinken, Rotschwanz, Kohlmeisen und Stare. Auch Wespen (siehe Bild 2) fliegen in die Büsche und fressen an den Raupen. Selbst in den Pheromonfallen sind Wespen über die gefangenen Falter hergefallen, so dass nur noch Flügelreste übrig geblieben sind. Volker Atrops von der gleichnamigen Baumschule hat beobachtet, dass ein Wespenvolk/Wespennest reicht, um 10 bis 20 Kugeln raupenfrei zu halten. Die Wespen dezimieren besonders im Hochsommer die zweite Raupengeneration. *
Ronald Clark, Direktor der Herrenhäuser Gärten in Hannover, hat in seinem Privatgarten Wespen geradezu auf die Raupen abgerichtet, in dem er die Tiere zu den Raupen hingeführt und dann auf deren innerstaatliche Kommunikation gesetzt hat.
Der Falter beginnt sich also in die Lebensgemeinschaft zu integrieren. Allerdings gibt es auch heimische Arten (etwa Gespinstmotten), die an ihren Wirtspflanzen (etwa Pfaffenhütchen, Traubenkirsche) einen Totalfraß verursachen. Es ist also nicht gesagt, dass natürliche Feinde des Zünslers die Schäden am Buchs verhindern. Ganz erfolgreich soll der Einsatz von Laufenten gegen den Zünsler wirken:
> Laufenten in Schloss Nordkirchen
Wundermittel gibt es nicht!
Einige Maßnahmen gegen den Zünsler sind zumindest zweifelhaft und nicht wissenschaftlich nachgewiesen.
- So kursieren Empfehlungen, die Büsche gleichmäßig mit Algenkalk zu bestreuen, was die Raupen vom Blattfraß abhalten soll. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis über die Wirksamkeit. Algenkalk kann maximal als Pflanzenstärkungsmittel betrachtet werden.
- Es wird auch ernsthaft empfohlen, die Büsche die ganze Vegetationsperiode mit möglichst grünen Schädlingsschutznetzen zu bedecken. Bei solchen Aktionen erhebt sich die Frage, wie die Schmuckwirkung des Buchsbaums zu Geltung kommen soll. Sie wird nicht beantwortet. Zudem sind bei engmaschigen Auflagen Verbrennungen an den Pflanzen und die Möglichkeit, dass die Falter trotzdem ihre Eier auf die Blätter durchschieben nicht auszuschließen.
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