Wir, das sind wir alle
Danke an Donald T. für die Abschiedsgala. Keinem Gegner des nun abgetretenen US-Präsidenten wäre ein besserer Weg eingefallen, allen zu zeigen, wer da im Weißen Haus saß und mit welchen Unterstützern wir es zu tun haben. Danke für diese weltweit beachtete Lehrstunde in Sachen Populismus und Autokratie.
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Nun also wieder Normalität. Darüber hinaus wissen wir jetzt auch, dass die Steuererklärung weiterhin nicht auf einen Bierdeckel passen wird. Aber seien wir ehrlich, das hatten wir ja ohnehin nicht erwartet. Selbst, wenn sich die meisten wahrscheinlich Armin Laschet nicht als neue Bundeskanzlerin vorstellen können. Dem ist ja nun auch noch lange nicht so. Wir wissen aber, dass es wohl in etwa so weitergehen wird wie vorher. Das mögen zwar viele bedauern. Aber Hand aufs Herz: In welchem Land möchten Sie denn gerade lieber sein? Wenn man vom Wetter und der Landschaft absieht: So richtig viele fallen einem da nicht ein.
Politik ist und bleibt kein Wunschkonzert, keine One-Man-Show und schon gar keine Zaubernummer. Es ist ein undankbarer, mühseliger Weg, der durch einen dichten Wald aus Rahmenbedingungen, Anforderungen und Kompromissen führt. Erst im Rückblick, wenn die kleinen Niederlagen und Versäumnisse ihrer Amtszeit vergessen sind, werden Politikerinnen und Politiker zu Helden. Statt zu nörgeln, sollten wir die, die da leiten und führen sollen, mit konstruktiver Kritik und durchaus auch mal mit Wohlwollen begleiten – und uns unserer eigenen Verantwortung für das Ergebnis bewusst sein. Sie besteht längst nicht nur darin, einmal irgendwo ein Kreuzchen zu setzen.
Das lässt sich übrigens auch auf jede Branche übersetzen. Je überschaubarer eine Einheit ist, desto leichter ist es, sie als Einzelner zu verändern und desto sichtbarer wird auch der Einfluss. Ein auffälliges Baustellenschild mit Nachwuchswerbung, das früher irgendwo in unserem Verbreitungsgebiet nur denjenigen aufgefallen ist, die an ihm vorbeigelaufen sind, bekommt heute Flügel; taucht in Feeds und Streams auf und ist Vorbild für andere, die es nachmachen oder es als Ansporn nehmen, es zu verbessern. Eine gute Idee, der man die Chance gibt, sich zu verbreiten, führt heute schneller dazu, eine Branche zu verändern als je zuvor. Wenn die Digitalisierung ein hervorstechendes Merkmal hat, dann ist es, uns vor Augen zu führen, wie groß der Einfluss Einzelner auf das Geschehen sein kann; in beide Richtungen leider.
Aber bleiben wir beim Nachwuchs: Als sich Greta Thunberg 2018 mit einem Schild vor ihre Schule setzte und zum Schulstreik für das Klima aufforderte, war sie zwar von großem Veränderungswillen beseelt. Aber sie hätte wohl kaum zu träumen gewagt, welche Wirkung sie damit weltweit erzielen würde. Sie hatte den Nerv eines Teils der jüngeren Generation getroffen, die sich ähnliche Sorgen machten oder einfach nur von der Idee fasziniert waren, Teil einer positiven Zukunftsbewegung zu werden. Man kann über die Person Greta Thunberg und ihre Motivation denken, was man will, man kommt nicht umhin, einzugestehen, dass sie als Einzelne unendlich viel bewegt hat; als damals 15-Jährige. Wenn sich also im letzten Jahr 4,5% mehr junge Menschen dazu entschieden haben, einen grünen Beruf zu ergreifen – drei Viertel davon übrigens den der Landschaftsgärtnerin/des Landschaftsgärtners – dann ist das zu einem nicht ganz unerheblichen Teil Greta Thunberg und ihrem Sitzstreik zu verdanken; aber auch den guten Kampagnen, den motivierenden Bauschildern und der vielen Kommunikation in den sozialen Medien. Das sollte uns ein gutes Beispiel sein. Eine gute Idee ist heute mehr wert denn je; wenn man andere daran teilhaben lässt.
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