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KOMMENTAR | TJARDS WENDEBOURG

Mehr Geld für die Exekutive

Ist die Tariferhöhung angemessen? Auf jeden Fall meint Tjards Wendebourg in seinem Kommentar für DEGA GALABAU 7/2023.

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Tjards Wendebourg
Tjards WendebourgBarbara Sommer
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9,8?% mehr Lohn – manche Unternehmerin, mancher Unternehmer wird zusammengezuckt sein, als die Nachricht von dem Tarifabschluss zwischen dem Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) sowie der Gewerkschaft IG BAU publik wurde. Auch für die Belegschaften klingt das erst einmal nach einem deutlichen Plus. Allerdings sind die 10?% Lohnaufschlag auf zwei Jahre gerechnet. Bei einer Teuerungsrate von (im Mai „nur“ noch) 6,1?% hätte die Gewerkschaft für ihre Beschäftigten also nicht den geforderten „Inflationsausgleich + x“ herausgeholt, sondern es käme im ersten Jahr zu einem leichten Reallohnverlust und, wenn die Teuerungsrate nicht weiter sinkt, im zweiten Jahr zu einer deutlichen Verringerung der Kaufkraft. Insgesamt klingt das Ganze also für die Arbeitnehmer besser als es ist, auch wenn es viele Betriebe trotzdem zum Ächzen bringen wird.

Geld ist nicht alles, pflegen kluge Menschen zu sagen. Doch im Wettbewerb um die attraktivsten Arbeitsplätze wird es nicht reichen, die Vielfältigkeit des Berufs und die frische Luft in Feld zu führen. Ein zukunftsfähiger Job muss so viel abwerfen, dass man davon vernünftig leben kann. Die durch Putins Krieg ausgelöste Inflation der Energiepreise, die sich in Folge mittlerweile in sämtlichen Branchen als Preistreiber eingeschlichen hat, hat die Kaufkraft der Mitarbeitenden kräftig reduziert. Da bleibt nichts anderes – und das ist das Wesen jeder Inflation – die eigenen Preise ­anzuheben, um höhere Löhne zahlen zu können.

Wir wissen alle, dass aus vielen Regionen des Landes daraufhin der Ruf schallen wird, bei ihnen sei eine Anhebung der Preise nicht möglich. Vielleicht mag da in dem einem oder anderen Fall ein Stück Wahrheit dran sein. Grundsätzlich ist das Ganze aber kein Wunschkonzert: Wer nicht mehr zahlt, bekommt nicht ausreichend Arbeitskraft und wird am Ende so oder so ein Problem bekommen. Stattdessen sollten wir uns also lieber auf die Suche begeben, wie wir mehr Wertschöpfung hinbekommen.

Die besten Werkzeuge sind Kompetenz und Selbstbewusstsein. Kompetenz, weil es das Vertrauen der Auftraggebenden steigert und damit den Wettbewerb reduziert. Wer etwas weiß, ist weniger schnell austauschbar und für Auftraggebende damit auch mehr wert. Selbstbewusstsein dagegen verhindert, dass man sich trotz Kompetenz unter Wert verkauft. Wer sich seines Wertes bewusst ist, tut sich leichter, höhere Preise zu kommunizieren. Denn noch immer machen viele Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner den Fehler, ein zu niedriges mögliches Auftragsvolumen anzunehmen, wenn sie im Verkauf agieren. Das hat zur Folge, dass sie bis zum Ende einer niedrigen Auftragssumme hinterherlaufen, statt durch guten Verkauf und gutes Standing einen größeren Puffer zu schaffen oder mehr Wertschöpfung zu generieren.

In den sozialen Medien wurde die Nachricht übrigens keineswegs nur mit Begeisterung aufgenommen. Die Reaktionen kamen dabei interessanterweise weniger aus den Unternehmen heraus, sondern eher von Mitarbeitenden, die nicht daran glauben, dass die Tariflohnerhöhung sie jemals erreicht. Da kann man nur sagen: Wer heute noch nicht einmal Tariflohn zahlt, hat den Schuss nicht gehört.

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