Zeit, die Bude wetterfest zu machen
Protestwählen war noch nie klug, meint Tjards Wendebourg in seinem Kommentar für DEGA GALABAU 12/2024 und sieht große Änderungen durch die Trump-Wahl auf den GaLaBau zukommen; schon deshalb, weil die Konkurrenz um die verfügbaren Mittel größer wird.
von Tjards Wendebourg erschienen am 04.12.2024Es soll Leute geben, die haben auch hierzulande gehofft, dass Donald Trump die Präsidentenwahl gewinnt. Die Gruppe dieser Menschen ist wahrscheinlich ziemlich deckungsgleich mit der, die glaubt, man müsste die AfD mal an der Regierung beteiligen. Denn beides folgt dem Irrglaube, dass sich für einen selbst irgendetwas zum Besseren wendet, wenn man mit seiner Stimme den Wahnsinn gegen „die da oben“ entfesselt. Man kann den Fuß vor das Rad der Zeit stellen, darf sich aber am Ende nicht wundern, wenn die Knöchel kaputt sind.
Auch Donald Trump wird niemanden vor den Veränderungen der Welt schützen. Er wird die vier Jahre nutzen, um sich und seinen Getreuen die Taschen vollzustopfen, er wird den Satz, dass jeder vor dem Gesetz gleich ist, endgültig zur Farce werden lassen und er wird an Umwelt und Gesellschaft so viel Schaden anrichten, wie nur irgendwie möglich. Sein Kumpel Elon Musk glaubt, in Zukunft auf dem Mars leben zu wollen – welche Rücksicht sollte er auf die Erde nehmen?
Ich würde das an dieser Stelle nicht sagen, wenn es nicht auch uns als Branche betreffen würde. Die nächsten vier Jahre werden sehr, sehr teuer. Europa wird dazu gezwungen sein, sehr viel mehr Geld in Waffen und Ausrüstung zu stecken. Denn im besten Fall ist Trump ein unberechenbarer Partner. Im schlimmsten Fall ist er gar keiner. Dann müssten wir es alleine mit wahlweise blutrünstigen, mit Sicherheit rücksichtslosen Autokratien aufnehmen. Gleichzeitig gefährden hohe Zölle, Protektionismus und Handelskriege endgültig unser Geschäftsmodell. Wenn wir uns nicht sehr schnell neu erfinden, leben wir in erster Linie von dem, was da ist – und das ist endlich und zudem sehr ungleich verteilt.
Ich nehme das Glas lieber halbvoll als halbleer, denn es gibt einiges zu tun. Erstens werden wir uns endlich mal darauf einstellen müssen, dass nicht alles automatisch so weitergeht wie bisher und zweitens brauchen wir dann Geschäftsmodelle für kurzfristige Veränderungen der Kundenbedürfnisse sowie solche, die die langfristigen Veränderungen der Bedürfnisstruktur berücksichtigen. Der Trend zum Rückzug ins private Reich bleibt dabei sicherlich bestehen, ja, verstärkt sich vielleicht sogar noch. Möglicherweise ändern sich aber die Art der Ausgestaltung und die Wege der Verwirklichung. Auch die bereits bekannten Zukunftsthemen bleiben sachlich auf der Liste, auch wenn sie in der Diskussion – das haben wir bereits in den letzten Monaten erlebt – starke Konkurrenz bekommen.
Gefragt ist auf jeden Fall ein klares Profil. Je stärker wir bei unserem Auftreten auf Kompetenz setzen und uns von Erfüllungsgehilfen zu empathischen Fachberatern entwickeln, desto sicherer haben wir eine Zukunft. Denn in einem zunehmenden Wettbewerb um das Budget gewinnt der, der am meisten Nutzen, Wohlfühlen und Vertrauen verspricht.
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