Klimawandel war gestern
Es ist zu unserem wirtschaftlichen Schaden, wenn die Themen, die zukünftig Aufträge generieren, nicht mehr Teil der öffentlichen Auseinandersetzung sind, meint DEGA-Redakteur Tjards Wendebourg im aktuellen Kommentar.
von Tjards Wendebourg erschienen am 27.02.2025Drei Kreuze, dass der Wahlkampf vorbei ist. Auch wenn das Ganze aus soziologischen Gründen interessant war – am Ende waren die endlosen Runden, die sich mehr oder weniger um ein Thema drehten, kaum noch zu ertragen. Ein unvoreingenommener Betrachter hätte auf die Idee kommen können, wir hätten nur ein Problem – nämlich irreguläre Migration. Sämtliche anderen und zukunftsrelevanten Themen waren zu Randerscheinungen degradiert; ein einmaliger Vorgang, der im Nachgang hoffentlich auch noch einmal kritisch beleuchtet werden wird, denn gerade die Medien haben sich dabei nicht mit Ruhm bekleckert – um es einmal vorsichtig zu sagen.
Auch für die Branche ist das Ganze nicht gut gelaufen. Denn das Thema Klimawandel kam in dem Diskurs ebenso wenig vor, wie die Bedeutung der Zuwanderung für die Versorgung der Branche mit Fach- und Arbeitskräften. Deswegen sah der Verband sich jüngst genötigt, beide Themen in Richtung einer neuen Bundesregierung zu platzieren. Über die letzten Jahre hatte sich besonders der Bedarf an Anpassungsmaßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels als möglicher Booster für die Nachfrage nach GaLaBau-Leistungen abgezeichnet. Verschwindet aber der Klimawandel aus der Diskussion (und poppt nur noch temporär in Form von Katastrophen auf), wird so mancher öffentliche Entscheider angesichts der vollen Agenda auch die Reaktionen darauf auf die Zeit jenseits der eigenen Verantwortlichkeit zu schieben versuchen. Investitionen in die grün-blaue Infrastruktur könnten darunter empfindlich leiden – zu Lasten der Branche.
Ähnlich ist das mit dem Fachkräftezuzug. In einer undifferenzierten Betrachtung verschwinden die positiven Seiten der notwendigen Zuwanderung hinter den aufgebauschten (ja, es wurde von interessierten Kreisen aufgebauscht; vielleicht sogar über das normal vorstellbare Maß hinaus) negativen Seiten der Migration. Auch das ist für die Branche fatal. Denn wir sehen gerade wieder in der aktuellen Statistik: Die Zahl der Betriebe und der Mitarbeiter steigt, während die Zahl der Azubis sinkt. Letzteres könnte auch damit zusammenhängen, dass grüne Themen in der monothematischen Diskussion unter die Räder gekommen sind. Schließlich hatte andersherum die Zahl an Natur, Umwelt und Grün interessierter Jugendlicher während der Klimawandeldiskussion stark zugenommen.
Mal ganz abgesehen von den gesamtgesellschaftlichen Schäden, die der einseitige Diskurs verursacht, weil viele wichtige Zukunftsthemen vernachlässigt werden und die Stimmung wenig Lust auf Konsum und Investitionen macht – für die Branche ist es so oder so fatal und es wird Zeit, dass wir uns wieder ins Spiel bringen. Vergessen wir nicht, dass mit dem Thema „europäische Selbstverteidigung“ ein weiteres Großthema im Raum steht, das viel Geld verschlingen wird und wenig Ansatzpunkte für landschaftsgärtnerische Leistungen bietet.
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