Wut ist Gift für die Kasse
Wenn wir nachhaltige Politik wollen, dürfen wir nicht auf die falschen Stimmen hören, meint Tjards Wendebourg in seinem aktuellen Kommentar. Wohlstand ist das Ergebnis gut ausbalancierter Entwicklung und nicht von falschen Versprechungen.
von Tjards Wendebourg erschienen am 23.05.2025Wenn Umfragen zum Treiber von Politik werden, wird das schnell zur Gefahr für das wirkliche Leben. Denn Umfragen sind Stimmungen, und die sind mittlerweile so schnell zu beeinflussen wie noch nie. Wer also nachhaltig Entwicklungen anstoßen und gestalten möchte, tut gut daran, nicht Umfragen zum Messinstrument zu machen, sondern Fakten. Das sei auch allen gesagt, die immer noch glauben, man könnte Populisten inhaltlich stellen. Das geht schon deshalb nicht, weil diese immer den Stimmungen und nicht den Fakten folgen. Fakten sind viel zu sperrig, um im medialen Raum Wirkung zu entfalten. Denn viele glauben mittlerweile ohnehin das, was ihnen genehm ist, und bekommen dafür täglich aus einschlägigen Quellen ausreichend Futter. Fakten sind da schon deshalb störend, weil sie nicht nur sperrig, sondern manchmal auch unangenehm sind.
Wie wenig Fakten zählen, kann man daran ermessen, wie viele Fans es auch hierzulande von den Trumps und Putins dieser Welt gibt. Dabei würde ein Blick in die jeweiligen Reiche genügen, um festzustellen, dass sich zwischen ihren Märchen und der Realität gewaltige Diskrepanzen auftun. Denn trotz ihrer Unterschiedlichkeit haben sie vieles gemeinsam – vor allen Dingen, dass ausschließlich das Recht des Stärkeren gilt und immer nur sehr wenige profitieren, während es den meisten eher schlecht geht. Im Staate Putin etwa gibt es eine winzige Zahl Superreicher, die in Saus und Braus leben, während die Leute auf dem Land mit Kartoffeln und Wodka auskommen müssen und unter rasant wachsender Inflation leiden. Im mittleren Westen der USA gucken Farmer gerade ziemlich dumm aus der Wäsche, weil die erratische Zollpolitik ihres Präsidenten ihre Produkte unverkäuflich macht, während sich die Trump-Kumpels mit Aktienspekulationen nahe an der Manipulation die Taschen füllen. Solche Systeme funktionieren immer gleich. Am Ende müssen sie Krieg führen, um von ihrem Unwesen abzulenken.
Und nun zurück zu uns: Auch hier war in den letzten Jahrzehnten nicht alles Gold. Aber ein wohl ausbalanciertes System hat dafür gesorgt, dass der Wohlstand einigermaßen gleich verteilt worden ist und dies die Basis war, auf der sich das Land zur Dienstleistungsgesellschaft entwickelt hat. Die sichert zahlreichen Unternehmen ein gutes Auskommen – gerade im GaLaBau. Denn letztlich besteht ein großer Teil unseres Angebotes aus Luxusprodukten, die man nur kauft, wenn man die Grundbedürfnisse gesichert hat.
Wenn wir diese Basis sichern wollen, sollten wir uns an dem orientieren, was uns groß und stark gemacht hat. Statt also auf Umfragen und vermeintliche Alternativen zu schauen, sollten wir auf die Werte setzen, die die Grundlage unseres Wohlstandes sind: faktenbasierte Ingenieurskunst, Erfindungsreichtum, Problemlösungsorientierung. Wut und Wutbürgertum sind dagegen Gift für das Geschäft und führen nur dorthin, wo andere diese Erkenntnis gerade schmerzlich erfahren müssen.
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