Gebundene Bauweisen, Keramikbeläge und Verfärbungen im Vordergrund
„Moderner Wegebau heute“ lautete das Thema des vierten Bautechniktags in Osnabrück. Behandelt wurden in diesem Kontext Bauweisen, über die aktuell viel debattiert wird. Die Rede ist von der gebundenen Bauweise – speziell auf öffentlichen Plätzen – und von Keramikbelägen, die vor allem den Hausgartenbereich betreffen. Des Weiteren standen die Ursachen unerwünschter Farbveränderungen von Betonsteinen im Vordergrund.
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Nach der Begrüßung der Teilnehmer (die zur Freude der Tagungsleiter erstmals den kompletten Saal füllten!) gab Prof. Cornelia Müller, Landschaftsarchitektin aus Berlin, den Auftakt und präsentierte Beispielprojekte ihres Planungsbüros Lützow 7. Sie unterstrich die Bedeutung öffentlicher Plätze als Wohnzimmer der Stadt und zeigte, wie mit den richtigen Baustoffen und ein bisschen Mut, nachhaltig geplant und gebaut werden kann.
Nach dem Motto „von grob nach fein“ folgte Stephan Lenzen, ebenfalls Landschaftsarchitekt (RMPSL.LA) und zeigte zwei ganz bestimmte Projekte. Es handelte sich bei beiden um öffentliche Plätze, die an Flüssen gelegen und somit, bei Hochwasser, Überflutungen ausgesetzt sind. Für diese Situationen sieht Herr Lenzen den großen Vorteil der gebundenen Bauweise und teilte sein weitreichendes Know-how in diesem Bereich.
Im Mittelteil drehte sich alles um unerwünschte Verfärbungen bzw. Farbunterschiede von Betonsteinen. Dr. Karl-Uwe Voß von der MPVA Neuwied GmbH erklärte detailliert, was die Ursachen sein können. Dabei unterschied er klar in Ausblühungen durch Kalk und Farbunterschiede, die z. B. durch Fugenmaterial verursacht werden. Neben der Theorie nannte er zahlreiche konkrete Hinweise, wie Verfärbungen in der Praxis vorgebeugt werden können. Es wurde auch deutlich, dass nicht nur die Betonsteinhersteller, sondern auch die ausführenden Unternehmen sowie die Kunden gefordert sind, Mängeln vorzubeugen und Diskussionen zu verhindern.
„Ist Keramik besser als Beton – oder umgekehrt?“ Diese Frage versuchte Jörn Dahnke vom Qualitätssicherung Pflasterbauarbeiten e.V. aus Niedenberg zu klären. Durch seine aktuelle Position sowie jahrelange Erfahrung aus dem Fliesenlegerbereich konnte er eine profunde markttechnische Beleuchtung liefern. Mit dem Ergebnis, dass Beton und Keramik unterschiedliche Kernkompetenzen und damit verschiedene Vor- und Nachteile haben. Während Keramik in den Bereichen Optik, Formate, Reinigung und im höherpreisigen Segment auch bei den Kosten Vorteile hat, so liegt die Kernkompetenz des Betons im Pflaster. Hier kommen ihm sein hohes Eigengewicht für ungebundene Bauweisen zugute sowie, dass auch vertikale Bauteile aus demselben Material hergestellt werden können.
Abschließend wurde das eher spezielle, aber wichtige Thema von überdachten Belagsflächen beleuchtet. Der Landschaftsarchitekt und freie Sachverständiger Arno Tröger wies auf Probleme hin, die insbesondere bei teilüberdachten Flächen durch den veränderten Kapillar- und Stofftransport sowie Feuchtekondensation und Luftfeuchte auftreten können. In seiner Laufbahn sammelte er zahlreiche Praxisbeispiele, an denen er verschiedene Mängel aufzeigte. Darüber hinaus gab er Empfehlungen für geeignete Bauweisen, wie z. B. Trockensetzlager oder kapillarbrechende Drainlagen.
Am Ende des Tages war die Vortragsreihe an diesem Tag für alle Besucher bereichernd. Planer konnten Aufschlüsse sowie Entscheidungshilfen über moderne Bauweisen gewinnen, ausführende Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus sowie Sachverständige wurden über die Ursachen von Farbveränderungen aufgeklärt und insbesondere darüber, wie sich diese verhindern lassen. Die anwesenden Betonsteinhersteller können mitnehmen, dass wir uns in Zukunft wieder von unrealistischen Prospektversprechen mit gephotoshopten Bildern - von Flächen ohne Gefälle, ohne Hofeinlauf etc. - distanzieren sollten, um die Erwartungshaltung der Kunden wieder in angemessene Bahnen zu lenken.
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