Fast 80% der Aussteller gegen eine GaLaBau
Corona hat die Messewelt 2020 gehörig durcheinandergewirbelt. Auch die GaLaBau hat es getroffen: sie wurde Mitte Juni ersatzlos gestrichen. Wir haben Stefan Dittrich, Projektleiter der NürnbergMesse, über die Gründe für die Absage gesprochen und ihn gefragt, wie Messen zukünftig organisiert werden könnten.
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DEGA: Es hat relativ lange gedauert, bis die GaLaBau abgesagt wurde. Andere wie die Messe München mit der IFAT waren da deutlich schneller. Was war der Grund für die späte Absage?
Stefan Dittrich: Wir haben uns die Entscheidung, die GaLaBau 2020 nicht in gewohntem Format durchzuführen, nicht leicht gemacht. Ausschlaggebend war für uns die Meinung der Branche. Wir standen in kontinuierlichem intensiven Austausch mit unseren Kunden und haben in den zahlreichen Gesprächen gemerkt, dass die Stimmung lange positiv war – noch Mitte Mai hatte unsere Besucherumfrage ergeben, dass fast 70 % sicher oder wahrscheinlich die GaLaBau besucht hätten. Erst in den darauffolgenden Wochen ist das Meinungsbild insbesondere auf Ausstellerseite dann immer mehr gekippt. Wir haben diesen intensiven Dialog und die Zeit dafür gebraucht, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.
DEGA: Es gab große Aussteller, die schon zu einem früheren Zeitpunkt deutlich gemacht hatten, dass sie an der Messe nicht teilnehmen werden. Wann war für Sie klar, dass es mehr als eine Handvoll Aussteller sein würden und wie hat das die Entscheidung beeinflusst?
Stefan Dittrich: Die Stimmung war lange sehr heterogen und hat sich auch immer wieder verändert. Als wir festgestellt haben, dass bei immer mehr Ausstellern Bedenken hinsichtlich einer Beteiligung aufkamen, haben wir uns entschieden, eine umfangreiche Befragung unter allen angemeldeten Unternehmen durchzuführen, um ein klares Bild schwarz auf weiß zu bekommen. Oberste Priorität hatte für uns, im Sinne der Branche zu agieren und keine Messe gegen deren Willen durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Umfrage waren dann eindeutig und ausschlaggebend für unsere Entscheidung: 78 % der Aussteller sprachen sich gegen eine Durchführung der GaLaBau 2020 aus.
DEGA: Die Messe wurde nicht aufgrund behördlicher Anordnung abgesagt, sondern vor allem da Aussteller signalisiert haben, nicht teilzunehmen. Welche auch wirtschaftlichen Folgen hat eine Absage für eine Messegesellschaft? Wie intensiv ist man da mit Ausstellern im Austausch?
Stefan Dittrich: Wir werden nicht mit der Brechstange eine Veranstaltung entgegen der Kundenmeinung durchführen. Natürlich gibt es wirtschaftliche Einbußen, wenn eine Veranstaltung nicht wie geplant durchgeführt werden kann. Die Sicherheit und Gesundheit unserer Aussteller und Besucher sowie das Meinungsbild aus der Branche hatten für uns jedoch einen wesentlich höheren Stellenwert bei der Entscheidungsfindung. Unser Team stand kontinuierlich in intensivstem Austausch mit den Ausstellern. Nicht selten haben diese vertrauensvollen Gespräche sehr lange gedauert. Hierdurch sind wir mit vielen Kunden noch näher zusammengerückt. Zudem haben wir viel positives Feedback erhalten, dass wir aus Kulanz auf die Stornogebühren verzichtet haben.
DEGA: Einige Firmen hätten gerne Alternativangebote in Anspruch genommen, um der Zielgruppe deutschlandweit ihre Innovationen trotzdem zu präsentieren. Auch das wird es nicht geben. Gibt es in Ihren Augen überhaupt Alternativen zur Präsenzmesse und wie könnte eine solche Alternative aussehen?
Stefan Dittrich: Unser Angebot an die Branche war, als Alternative zur gewohnten GaLaBau, verschiedene Programmpunkte mit Ausstellerbeteiligung wie Fachforen oder Produktpräsentationen effizient und kompakt Outdoor und Indoor abzuhalten. Viele Unternehmen hatten zunächst Interesse an diesem alternativen Konzept mit Programmpunkten vor Ort signalisiert. Der Bereitschaft zur tatsächlichen Beteiligung standen dann aber doch zu viele Bedenken aufgrund der nach wie vor schwierigen Rahmenbedingungen entgegen. Deshalb haben wir uns letztendlich dazu entschieden, kein alternatives Format unter Einbindung von Ausstellern und Besuchern durchzuführen. Ein kleiner Teil der GaLaBau-Gemeinschaft trifft sich dennoch im Herbst in Nürnberg: Wie geplant wird der beliebte Landschaftsgärtner-Cup am 17. und 18. September im Messezentrum Nürnberg, jedoch ohne Publikum, stattfinden, zeitgleich zum BGL-Verbandskongress, der BGL-Bildungsklausur und der GALK-Mitgliederversammlung. Mit der World Urban Parks Conference wird parallel ein Teil des geplanten internationalen Fachprogramms digital abgebildet. Die GaLaBau ist ein großes Familientreffen, eine Erlebnismesse, die insbesondere von Live-Demonstrationen, Wettbewerben und der Möglichkeit, Maschinen, Geräte und Materialien anzufassen und auszuprobieren lebt. Dieser einzigartige Charakter ist sehr schwer in Form eines hybriden oder virtuellen Alternativformates abzubilden.
DEGA: Niemand weiß genau, wie es in den nächsten Monaten und Jahren weitergehen wird. Krankheitserreger, die Veranstaltungen mit vielen Menschen erschweren, können jederzeit wieder auftauchen. Welche Ideen gibt es auf Seiten der Messe, um in Zukunft Nähe und Sicherheit bei Messen zu garantieren?
Stefan Dittrich: Im Messezentrum Nürnberg wird das Hygienekonzept der bayerischen Staatsregierung zur Wiedereröffnung von Messen, Kongressen und Ausstellungen, an dem die NürnbergMesse und weitere bayerische Messegesellschaften maßgeblich beteiligt waren, umgesetzt. Zu finden ist dieses Konzept unter: www.nuernbergmesse.de/de/hygienekonzept. Natürlich kann momentan niemand absehen, wie lange diese Auflagen gelten werden und wie sich die Lage weiterentwickelt. Wir starten nun aber sehr optimistisch und voller Elan in die Vorbereitungen für eine erfolgreiche GaLaBau 2022 in Nürnberg. Denn wir sind überzeugt: Der Bedarf, sich persönlich zu treffen und auszutauschen, wird durch diese Krise noch größer denn je sein – und wir als die Plattform der grünen Branche bieten die optimalen Möglichkeiten dafür.
Das Interview führte Susanne Wannags
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