Ihre Experten für Imagegewinn
Es ist ein altes Sprichwort, dass einem – vom Kopf aus betrachtet – das Hemd näher ist als die Hose. Aus dieser Perspektive ist es zu verstehen, dass ein Verband sich bemüht, den Fachkräftemangel in den eigenen Reihen durch aktive Werbung für die Branche zu bekämpfen. Das ist aller Ehren wert. Doch die Kampagne WECHSLE ÜBER DICH HINAUS ist gleichzeitig problematisch. Denn sie bewirbt das, was wir bisher vehement abgelehnt haben – nämlich, dass der eine beim anderen am Bauzaun steht und Mitarbeiter mit einem Euro mehr die Stunde abzuwerben versucht. Zwar sind ausdrücklich andere Branchen gemeint – aber auch für so manche Mitarbeiterin/Mitarbeiter im Landschaftsbau mag sich der „Job anfühlen wie ein Schleudersitz". Schließlich fließen nicht in jedem GaLaBau-Betrieb Milch und Honig.
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Erinnern wir uns: Während in manchen Branchen den Unternehmerinnen und Unternehmern das Wasser bis zum Hals steht, ist der GaLaBau bisher nicht wirklich schlecht durch die Pandemie gekommen. Durch die Gnade, weitestgehend an der frischen Luft arbeiten zu dürfen, und die Überzeugung der Politik, die wirtschaftlichen Folgen dadurch im Zaum halten zu können, dass man alles weiterlaufen lässt, was einigermaßen zu rechtfertigen ist, stand die Branche einmal mehr auf der Sonnenseite des Lebens. Zumal Corona, wie schon zuvor die Klimadiskussion, den Bedarf an landschaftsgärtnerischen Leistungen noch einmal kräftig gepuscht hat. Denn auf der einen Seite stimulieren die Sehnsucht nach Gartengenuss sowie Reisebeschränkungen den Privatsektor, auf der anderen Seite korrigieren Unternehmen ihr Image durch Gestaltung ihrer Außenanlagen, während die Kommunen gezwungen sind, Klimaanpassungsmaßnahmen im Siedlungsraum zu beauftragen. Solange Geld da ist, kann der GaLaBau an allen Fronten von gesellschaftlichen Trends profitieren.
Wer so gut im Geschäft ist, während es anderen schlecht geht, darf sich auch ein bisschen in Demut üben. Wie wir an dem zunehmenden Zuspruch für die GaLaBau-Ausbildung sehen, fliegen uns ohnehin gerade die Herzen zu. Das Gleiche, was die Nachfrage wachsen lässt, sorgt auch dafür, dass das Interesse am Beruf steigt. Viele junge Menschen entscheiden sich – wie zuletzt in den 80er-Jahren – nicht mehr aus Verlegenheit für eine grüne Ausbildung, sondern aus Überzeugung; weil sie das Richtige tun wollen, weil sie mitgestalten wollen. Auch das ist ein großes Glück und belegt, dass wir zu den Guten gehören. Da stellt man sich nicht zu den anderen an den Zaun und wirbt mit höheren Löhnen und mehr Sicherheit. Man glänzt durch das, was man tut! Jahrelange PR-Arbeit für gute Produkte und Leistungen war allemal sympathischer.
Fangen wir doch mal an, vor der eigenen Tür zu kehren. Da ist eine immer noch verdammt hohe Abbrecherquote. Also von Menschen, die einmal angefangen haben, Landschaftsgärtner zu lernen, dem Beruf dann aber vor Ende eines Abschlusses den Rücken gekehrt haben. Außerdem haben wir ganz viele Menschen, die aussteigen wollen, weil es in dem Betrieb, in dem sie arbeiten, alles andere als paradiesisch zugeht. Und wir haben eine beachtliche Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich durch Qualifizierung und Flexibilisierung für eine Zukunftsperspektive in der Branche begeistern ließen. Außerdem ließe sich die aktive und passive Werbung vor Ort – in den Schulen für Auszubildende und in der Region durch Baustellenschilder, Fahrzeugbeschriftungen und Stellenanzeigen für Mitarbeiter – noch ganz viel tun. Und vieles davon wäre einfacher, als Fachfremde zu Landschaftsgärtnern zu machen.
Bevor wir also rausgehen und die anderen auf ihre Misere aufmerksam machen, sollten wir lieber locker, leicht und sympathisch unsere guten Seiten herausstreichen, statt unsere Sympathie in aller Öffentlichkeit zu verspielen.
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