Der Material- und Leistungsmanager
Aus dem auf Großbaustellen spezialisierten Landschaftsbau-Unternehmen hat Christian Thiel einen agilen Makler von Leistungen und Baustoffen geformt. Majuntke Professionelles Grün arbeitet gerade beim Bau komplexer Außen- und Sportanlagen als Gerneralunternehmer und managt spezialisierte Subunternehmerleistungen sowie Stoffströme zwischen Abriss, Transport und Einbau. Als ehemaliger Disponent im Familienunternehmen hat Thiel früh die Leidenschaft für die Logistik entdeckt.
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Wir sehen uns als die Generalisten und Logistiker auf der Baustelle“, sagt Thiel „Wir bereiten alles vor, damit am Ende die Spezialisten in Form eines Subs kommen und das draußen finalisieren“, erklärt er das Geschäft. Dabei konzentrieren sich die Mainburger zunehmend auf Kunstrasen – ohne diesen selbst zu verlegen. Die meisten Schulsportanlagen hätten mittlerweile keinen Naturrasen mehr. „Das Geschäft ist bis ins Letzte versubt“, meint der Unternehmer. „Da kommt ein Asphaltbauer und die letzten zwei Schichten macht Polytan.“ Gleichzeitig unterstützen sich die beiden Majuntke-Standorte. Thiel erklärt das am Beispiel eines Naturrasen-Schulsportplatzes in Freising: „Deggendorf kommt und zieht die Drainageschlitze, dann bringen wir das Substrat ein, dann kommt mein Cousin mit der Laser-Raupe, bevor Schwab den Rollrasen drauflegt.“ Gleichzeitig können die Deggendorfer ihren Aushub zum Aufbereiten ins Erdenwerk bringen oder die Mainburger kommen auf deren Baustellen und bereiten vor Ort auf.
Für Majuntke Professionelles Grün sind Aufträge immer dann interessant, wenn sie ausreichend komplex sind. „Eine Schulsportanlage oder eine Landesgartenschau – wer kann denn so etwas?“, fragt Thiel und zählt eine Hand voll namhafter Mitbewerber auf, die als Auftragnehmer in Frage kommen. „Alle anderen lassen ja die Finger davon“, meint er. Deswegen hat sich die Firma auch schon früh aus dem Geschäft mit Wohnungsbaugesellschaften und Bauträgern zurückgezogen. Das sei einfach zu vergleichbar und damit mit zu viel Wettbewerb verbunden. Immerhin habe sich der Umgang zwischen Landschaftsbau und Bauträgern verbessert. „Da hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan“, hat Thiel beobachtet. Der Sub-Nachunternehmer für die Außenanlagen werde zunehmend als Partner, und nicht mehr als Gegner begriffen. „Da kann man auch mit dem einen oder anderen wieder arbeiten. Und das machen wir auch.“
Gleichzeitig ist Thiel auch stolz auf das Beziehungsmanagement und gute Kontakte zu den Planern, mit denen er immer wieder zusammenarbeitet. „Wenn dich bei einer großen Submission der Architekt anruft und sagt: ‚Bitte machts mit‘, dann ist das auch ein Ritterschlag“, findet er. Der könne das Ergebnis ja nicht beeinflussen und nur hoffen, dass er einen Partner bekommt, mit dem er gut zusammenarbeiten kann. Eine ERFA-Arbeit wiederum mit anderen Kollegen, so wie sie der Bruder pflegt, sei in seinem Bereich nicht so einfach möglich. „Man will sich in der Betriebsgröße 5 offensichtlich wirklich unterhalten“, meint Thiel in Bezug auf die Austauschformate, die der Verband initiiert hat und die rege genutzt würden. „Nur in unserer Größe unterhältst du dich nicht mal schnell.“ Da brauche es räumliche Distanz.
Mitarbeiter überall ein Thema
„Zur Weihnachtsfeier haben wir 27 Ehrungen mit über 600 Jahren Betriebszugehörigkeit vorgenommen“, erzählt Thiel stolz. Doch die Verfügbarkeit von Arbeitskräften ist in der ganzen Gruppe ein Thema. Mit dem Heizungsbauer Wolf und dem im GaLaBau bekannten Schuhfabrikanten Haix, dessen Gründer Xaver Haimerl seine Schusterwerkstatt direkt neben dem Betriebsgelände der Majuntkes hatte, haben die Landschaftsgärtner attraktive Konkurrenten um Arbeitskräfte und Auszubildende. Das neue Boardinghouse ist da ein echter Gewinn, weil es ermöglicht, auch Menschen aus größerer Entfernung anzulocken. Und die brauchte das Unternehmen eigentlich immer. „Wir hatten mal über 20 Schlafplätze in der Niederlassung Eching“, blickt Thiel zurück. Anfangs seien es Italiener und Niederbayern aus dem damals strukturschwachen Bayerischen Wald gewesen, die die Woche über ein Zuhause brauchten. In den 90ern kamen dann viele Arbeitskräfte aus den neuen Bundesländern und später aus Polen. „Die ersten polnischen Mitarbeiter hat mein Vater beim Hopfenausputzen angesprochen“, erzählt er. Polen und Kosovaren bilden auch heute noch das Rückgrat der Mitarbeiterschaft.
Es läuft gut in seinem Unternehmen. „Bei uns im klassischen Landschaftsbau merkt man ja keine Krise. Da geht es nur nach vorne“, meint Thiel. „Ich habe noch nie so einen hohen Auftragsvorlauf gehabt wie für 23/24.“ Man müsse natürlich sehen, was mit den Preisen passiert. „Wir haben noch keinen Tarifabschluss. Aber den wahrscheinlichen Tarifabschluss habe ich im Januar schon eingepreist“, meint der Unternehmer. Für die nächsten zwei Jahre sei ihm jedenfalls nicht bange.
Stoffströme als Potenzial
Gleichzeitig hat sich Thiel auf das veränderte Geschäftsfeld eingestellt und sich zunehmend den Stoffströmen zugewandt. Als zertifizierter Entsorgungsbetrieb hat er die Lizenz, anfallende Materialien wieder in Baustoffe umzuwandeln – ganz besonders in Substrate, in Beton und in Wegebaustoffe. Den Schlüssel liefert dazu die Kiesgrube im benachbarten Attenhofen, die von der 2018 gegründeten Majuntke Logistik & Umwelt betrieben wird. Dort ist viel Platz für die Logistik, Lagerung und die Produktion. Für die eigene Betontankstelle etwa verwendet die Firma nur Bruch aus reinem Beton, der vor dem Brechen mit dem Sieblöffel vom Feinanteil getrennt wird. Der Asphaltbruch wandert weitestgehend in Wegebaubaustoffe und entwickelt dort besondere Bindungsqualität. Ziegelbruch darf auch von Privaten kostenlos abgekippt werden. Die von einem befreundeten Containerdienst-Unternehmer angelieferten Dachziegel gehen ebenfalls gebrochen in die Substratproduktion. Und immer wenn das Unternehmen beim Aushub auf eine Rotlage stößt – so heißt in der Schotterebene der Übergangshorizont zwischen Ober- und Unterboden – kommt das Material als Substratrohstoff nach Attenhofen. Selbst der Kompost ist aus eigener Produktion und, da die Firma – anders als ein Kompostwerk – die Miete einfach auch mal liegen lassen kann, ist das Material gut durchgerottet.
„Wir versuchen sämtliche Erden – auch für die Dachbegrünung – selbst herzustellen“, sagt Thiel. Alle Materialien werden für zertifizierte Produkte vom Prüflabor beprobt und haben so eine verlässliche Qualität.
Die Kiesgrube ist letztlich die Drehscheibe der Logistik. Hier kann Thiel begrenzten Lagerplatz auf der Baustelle kompensieren und stockenden Materialfluss abpuffern. Da alles vorrätig ist oder selbst hergestellt wird, können die Mainburger auch schnell auf kurzfristige Anforderungen reagieren. Für ein Geschäft, das weitgehend durch das Submissionsergebnis bestimmt wird, ergeben sich so immer wieder neue Wertschöpfungsansätze; durch das Einsparen von Deponiekosten, das Wiederverwerten von Baustoffen und das Eleminieren von Leerfahrten. Auch das Thema Nachhaltigkeit lässt sich so glaubhaft mit Leben füllen.
Auf dem wiederverfüllten Teil der Kiesgrube entsteht ein Solarfeld, das nach Fertigstellung 3,2 MW Strom liefern soll. Der erste Bauabschnitt ist bereits am Netz.
Nach der Technikerschule in Veitshöchheim hat Thiel übrigens anderthalb Jahre bei Immo Herbst in Frankfurt (siehe dega8751) als Bauleiter gearbeitet. Dessen Konzept der Wertschöpfungsketten findet sich bis zu einem gewissen Grad auch hier wieder.
„Ich wusste, das hier ist mein Baby“, sagt der Unternehmer über seine Kiesgrube. Oberhalb der Abbaukante hat er sich eine Bank aufgestellt. Von dort sieht man bei schönem Wetter in die Berge; ein echter „Kraftort“. Und darunter liegt noch ein Schatz von 500.000 bis 600.000 m³ Sand und Kies.
Thiels Hobby ist ein alter Wolf-Geländewagen aus Bundeswehrbeständen. „Meistens trägt mich die Route bei einer Ausfahrt durch die Holledau auch immer irgendwie hierher.“
Die 4. Generation steht in den Startlöchern
Und auch in die fernere Zukunft sieht Thiel optimistisch: „Meine Frau und ich haben immer gesagt, wir lassen unseren Kindern tatsächlich die Wahl“, erzählt er. Erst sah es auch so aus, als würden Sohn und Tochter die Entscheidungsfreiheit nutzen, um etwas anderes zu machen. Doch mittlerweile interessieren sich beide dafür, was der Vater und die Familie machen. Sohn Maximilian studiert mittlerweile in Regensburg Betriebswirtschaft, Tochter Lena absolviert in Freising ein Landschaftsbau- und Management-Studium. „Da kommt also was“, freut sich der Unternehmer.
#WirImGaLaBau
Christian Thiel lebt von den komplexen Großaufträgen, bei denen es wenig Mitbewerber und viele Nachunternehmerleistungen gibt. Dabei hilft eine Kies- und Sandgrube als Logistikdrehscheibe und Ressourcenquelle, sowohl die Wertschöpfung zu verbessern als auch nachhaltiger zu wirtschaften.
Betriebsdaten
Majuntke, Logistik & Umwelt
- Firmengründung: 2018
- Gesellschaftsform: KG
- Geschäftsführer: Christian Thiel
- Umsatz: 400.000 € (2022)
- Mitarbeiter: 6, davon 1 Techniker, 2 Gesellen, 1 Fachfremder, 2 Verwaltungsangestellte
- Baustellenleiter: 1
- Kolonnen: 1
- Fuhrpark/Maschinen: 1 Pkw; 1 Lkw, 1 Transporter, 1 Minibagger, 2 Radlader, 1 Raupe, 6 Spezialmaschinen, darunter: Prallbrecher, Trommelsieb- & Vibrosiebanlage, Haldenband. Grader, Dumper, Raupe
- Auftraggeberstruktur: Privat (15 %), Gewerbe (80 %), öffentliche Hand/Submission (inkl. Pflege, 5 %)
- Tätigkeitsfelder: Entsorgungsfachbetrieb/Baustoffrecycling (100 %)
- Mitgliedschaften: Baustoff-RC Bayern, QuBa
- EDV-Lösungen: BRZ
Betriebsdaten
Majuntke, Professionelles Grün
- Firmengründung: 1946
- Gesellschaftsform: KG
- Geschäftsführer: Christian Thiel
- Umsatz: 1,4 Mio. € (2022)
- Materialkostenanteil: 35 %
- Mitarbeiter: 85, davon 7 Ingenieure, 3 Techniker, 2 Meister, 12 Gesellen, 6 Azubis, 30 Ungelernte, 10 Fachfremde, 13 Verwaltungsangestellte
- Bauleiter: 6
- Baustellenleiter: 11
- Kolonnen: 11
- Fuhrpark/Maschinen: 14 Pkw, 5 Lkw, 14 Transporter, 16 Minibagger, 18 Radlader, 2 Raupen, 14 Spezialmaschinen, darunter: Prallbrecher, Trommelsieb- & Vibrosiebanlage, Haldenband, Grader, Dumper, Walzenzüge, Traktoren
- Auftraggeberstruktur: Privat (5 %), Gewerbe (25 %), Wohnungswirtschaft (15 %), öffentliche Hand/Submission (inkl. Pflege, 50 %)
- Tätigkeitsfelder: Gewerbebegrünung (30 %), Klassisch. Landschaftsbau (40 %), Grünflächenpflege (10 %), Sportplatzbau (10 %), Dachbegrünung (10 %), Weitere (5 %)
- Verbände: VGL-Bayern, Baustoff-RC Bayern, QuBa, Initiative für Ausbildung/Gute Arbeit
- EDV-Lösungen: BRZ, GreenXpert, C2M Baumobil, Leica, Drohne
Kontakt
- Ebrantshauser Straße 4a,
- D-84048 Mainburg
- Telefon +49 8751/86 47-0
- mainburg@majuntke.de
- www.majuntke-landschaft.de
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