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24. GaLaBau-Symposium in Münster

Volles Haus für Biodiversität

Unter dem Titel „Natürlich.Biodivers.Nachhaltig“ konnte das 24. GaLaBau-Symposium im Gartenbauzentrum Münster-Wolbeck einen schönen Erfolg verbuchen: Die Aula war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Neben Interessierten aus dem GaLaBau waren auch Fachleute aus Kommunen und Landschaftsarchitekturbüros gekommen.

von Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA GALABAU erschienen am 06.03.2025
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Volles Haus beim 24. GaLaBau-Symposium in Wolbeck
Volles Haus beim 24. GaLaBau-Symposium in Wolbeck © Tjards Wendebourg; Redaktion DEGA GALABAU

Markus Reher von der Landwirtschaftskammer NRW als Organisator der Veranstaltung durfte sich in der Wahl des Themas bestätigt fühlen. Gerade die Tatsache, dass Klimawandel und Artenschutz aus der aktuellen Diskussion verdrängt werden – und das belegte Reher unter anderem mit den Motivwagen der Karnevalszüge als Indikator – macht es wichtig, in der Branche weiter darüber zu sprechen. Das untermauerte auch BGL-Präsident Thomas Banzhaf in seiner Begrüßungsrede, in der er den Bundesnachrichtendienst zitierte. Dieser rechne den Klimawandel zu den fünf Bedrohungen für die deutsche Sicherheit. Als Überleitung riet Reher dazu, sich auf die beherrschbaren Dinge zu konzentrieren und auf die Menschen um einen herum.

Versickerungsmulden dürfen nun bepflanzt werden

Beiträge aus der Forschung zur klimagerechten Stadt lieferte Prof. Dr. Swantje Duthweiler von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Sie zeigte Ideen für unterschiedliche Bereiche, etwa für die Bepflanzung von Versickerungsmulden, für Baumrigolen, Fassadenbegrünungen, Gründächer und die Pflege. So erklärte sie, wie Parks in Zukunft gestaltet sein müssen, um auch klimawirksam zu sein. Viele Beispiele gab es etwa für Regenwasserversicherungsanlagen, die jetzt nach der neuen Norm DWA-A 138-1 gebaut werden müssen. Nach der dürfen nun auch Stauden und Gehölze eingebracht werden, wie das in anderen Ländern schon üblich ist. Das belegte sie mit attraktiven Beispielen aus den Niederlanden, Dänemark und Schweden. Außerdem stellte die Pflanzenexpertin aktuelle Forschungsvorhaben vor, etwa einen Überstauversuch mit Stauden, eine Untersuchung zur Schadstoffspeicherfähigkeit von Substrat, eine Baumpflanzung mit verdichteter Sohle in Pfaffenhofen sowie einen Fassadenbegrünungsversuch für ein grünes Hochhaus sowie ein Biodiversitätsdach auf einem Obdachlosenheim – beides in München. Abschließend wies sie auf ein Pflegekonzept hin, das Mark Krieger (pflanzungen.de) für die IGA Hamburg entwickelt hat.

wertvolle Inseln

Mit der Biologin Ulrike Aufderheide ging es in die „halboffene Landschaft“ von Steppe und Savanne, in der sich der Mensch entwickelt hat, deren Vorzüge er nach wie vor als attraktiv erkennt und deren Prinzipien sich überall in der Kulturlandschaft wiederfinden. „Unsere Biodiversität braucht Licht. Deswegen liebt sie den besiedelten Raum“, erklärte Aufderheide. Halboffene Landschaften seien auch die artenreichsten. Viele darin zu beobachtenden Pflanze-Tier-Beziehungen seien in langen Zeiträumen der Koevolution entstanden, weshalb die Verwendung heimischer Pflanzen wichtig sei, um auch die entsprechenden Tierarten zu fördern. Unter dem an ihr Buch angelehnten Motto „Tiere pflanzen, pflegen und ernten“ zeigte sie Tierarten, die sich sicher mit bestimmten Pflanzen in den Garten locken lassen. Die Pflanze-Tier-Beziehung müsse dabei verlässlich sein, damit das, was man verspreche, auch eintrifft. „Menschen lieben biologische Vielfalt“, zeigte sich die Planerin überzeugt. Die Zustimmung steige, wenn die Leute wissen, dass mit der Gestaltung Tiere gefördert werden.

Dazu gab Aufderheide noch einige praktische Tipps, etwa Staudenstengel auch das Folgejahr stehen zu lassen, Säume nur alle zwei Jahre zu mähen und Hecken nicht auf den Stock zu setzen, sondern zu „knicken“. Gerade für Säume empfiehlt sie einen regelmäßigen „Schwabenschnitt“ direkt am Weg, um zu zeigen, dass gepflegt wird, oder alternativ eine Beschilderung mit der Erklärung, was gefördert wird. Teile abgestorbener Bäume nennt die ausgebildete Biologin „Lebensraumholz“ und nicht „Totholz“.

Vier Zonen für den Hausgarten

Nicht ganz so eng mit der Herkunft sieht das der Staudenexperte Andreas Adelsberger von der LWG Veitshöchheim, der ein biodiverses Oasen-Zonierungskonzept für Hausgärten vorstellte. Dieses umfasst vier Zonen unterschiedlicher Intensität und Nutzung (Zone 1 – Ertragszone, Zone 2 – Hotspotzone, Zone 3 – Innere Pufferzone, Zone 4 – Äußere Pufferzone). Am Beispiel der Gestaltungselemente zeigte Adelsberger biodivers gestaltete Lösungen. Auch er machte Mut, naturnäher zu gestalten. Oft ginge es darum, einfach nur (stehen) zu lassen. So empfahl er, Totholz auch mal in der Vertikalen zu belassen, offenen Boden nicht überall zu bedecken oder barrierefreie Räume etwa für Igel zu schaffen. Landschaftsgärtner sollten mit ihren Kunden auch klären, wie viel Befestigung überhaupt notwendig ist. Statt Scherrasenflächen ließen sich je nach Nutzung und Bedarf auch Kräuterrasen oder Wiesen anlegen. Teilweise könnten die sogar durch Reduktion der Schnitthäufigkeit und Entfernung des Mähguts aus Bestandsflächen entwickelt werden. Bei Wiesen habe sich zweimaliges Mähen inklusive Schnittgutentnahme als besonders positiv für die Biodiversität erwiesen. Auch für die Grundstücksgrenze zeigte Adelsberger gute Alternativen auf, die von „Efeubäumen“, über Holzstapel bis zu Obstspalieren reichten.

Auf die Pflege kommt es an

Dr. Thomas Aenis von der Humboldt-Universität zu Berlin stellte das Projekt „Kommunal, artenreich und gut gepflegt – pflegeorientierte Planung in der Berufsbildung“ vor. Ziel des Projektes war es eigentlich, Pflegende für Planung zu sensibilisieren sowie Planende und Pflegende zusammenzubringen. Beides erwies sich als gar nicht so einfach, wie Aenis im Zuge seines Vortrages darstellte; aufgrund von Kommunikationsproblemen, aber auch, weil sich das Projekt als unterfinanziert herausstellte.

Den Abschluss hätte eigentlich der namhafte Naturgartenunternehmer Peter Richard machen sollen. Doch der Schweizer musste sein Kommen aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen, sodass noch einmal Ulrike Aufderheide mit einem Vortrag über naturnahe Pflegekonzepte zum Zuge kam.

Sie wendete sich wieder dem Bild der Urlandschaften zu und führte viele Pflegekonzepte auf die Art der Entstehung dieser Landschaften zurück, etwa durch den Fraß und die Trittschäden der Großsäuger. Davon ließen sich auch viele moderne Pflegekonzepte ableiten, die dazu beitragen könnten, die seinerzeit durch die Vielfalt der Lebensräume entstandene Artenvielfalt zu erhalten. Dass die Störungen auf Truppenübungsplätzen und durch Kinder auf Spielplätzen ganz ähnliche Nischen schaffen, war ein spannender Sidestep.

Insgesamt war auch das 24. GaLaBau-Symposium wieder eine gelungene Veranstaltung, die den Teilnehmenden eine Reihe guter Anregungen mit auf den Weg gab. Die Aufmerksamkeit war die ganze Zeit hoch und gerade weil die Themen weit vom normalen GaLaBau-Arbeitsalltag entfernt waren, waren viele Dinge für die Zuhörenden neu. Allerdings hatte das Programm auch eine ganze Reihe neuer Gäste angelockt, die zum ersten Mal den Weg nach Wolbeck gefunden hatten. Dank guter Versorgung und Pausen für den Austausch während der Veranstaltung wurde auch diese Ausgabe des Symposiums zu einer runden Sache. DEGA GALABAU unterstützt das Symposium traditionell als Medienpartner.

 

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