Die Nachfolge kann spannend sein
Mit der Unternehmensnachfolge beschäftigte sich die 21. Ausgabe der Landschaftsbautagung in Freising. Und anders als das Thema vermuten ließ, gestaltete sich die Veranstaltung nicht nur lehrreich, sondern auch äußerst spannend und unterhaltsam. Ausschlaggebend dafür waren Referenten, die wirklich etwas zu sagen hatten.
von Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA GALABAU erschienen am 26.05.2025
Gleich mit seinem Grußwort gab VGL-Präsident Dittmar Lindner den Tipp, die Nachfolge bereits zehn Jahre vor dem geplanten Ausstieg einzuleiten und sich die wichtigsten Fragen dazu zu stellen. Dieser Ratschlag wiederholte sich dann auch in weiteren Vorträgen.
1Gleich zwei Beiträge waren einer besonderen Nachfolgelösung gewidmet: dem Verkauf an eine Investorengruppe. Dazu hatte das veranstaltende Studierendenteam gleich zwei Gruppen eingeladen – und die waren direkt zu mehreren gekommen. So brachte Achim Off von der GarLa Gruppe seinen COO Ralf Stolle, seine Personalchefin Martina Lohmüller und M&A Manager Paul Morawitz mit. Für die Green Landscaping Group kamen Deutschland-Geschäftsführer Stephan Stieglauer, Regionalmanager Dr. Matthias Asdonk sowie M&A-Manager Arek Gora.
2Off erzählte, dass er sein eigenes Unternehmen, die Bietigheimer Gartengestaltung mit heute 110 Mitarbeitenden, die der Schwabe gemeinsam mit einem Freund gegründet und aufgebaut hatte, an die GarLa-Gruppe verkauft und dann das Angebot angenommen hatte, CEO der Gruppe zu werden. Mit dem Kauf der schwäbischen Firma begannen die Aktivitäten der GarLa-Gruppe in Deutschland. Mittlerweile besteht diese aus gut zwanzig Firmen innerhalb Deutschlands und der Schweiz und hat über 1.000 Mitarbeitende.
Bereits sieben Mal sei es dabei gelungen, aussteigende Unternehmer durch jüngere zu ersetzen. Er betonte, als Gruppe Mitarbeitenden Perspektiven bieten und für die Betriebe Synergien nutzen zu können. So habe man durch Neuordnung der Versicherungsleistungen alleine 250.000 Euro einsparen können. Die Gruppen-Unternehmen bleiben eigenständig und stärkenorientiert, der Name bleibt erhalten. Ihr Aktionsgebiet bleiben erst mal Süddeutschland und die Schweiz. Mehr gäbe die Personalstruktur derzeit auch nicht her.
Stieglauer, Asdonk und Gora kamen gleich zu dritt auf die Bühne und erklärten die stark skandinavisch geprägte Philosophie der Green Landscaping Gruppe. Deren Ziel ist es, ein europäischer Champion zu werden. Ansonsten sei man in vielen Dingen der GarLa-Gruppe ähnlich. Einer der großen Unterschiede ist, dass die Verkäufer in der Regel Miteigentümer (Aktionäre) der in Stockholm an der Börse geführten Aktiengesellschaft werden. Dazu gehören auch landschaftsbaunahe Unternehmen aus dem Tief- und Leitungsbau. Da die Inhaber der aufgekauften Betriebe noch einige Jahre im Unternehmen bleiben sollen, ist der Verkauf als Nachfolgelösung in diesem Fall eher eine mittelfristige. Die GLG suche Typen, die zur Gruppe passen und Bock haben, sich weiter zu engagieren, so Stiegler. In Zukunft solle es regionale Cluster mit Regionalmanagern geben, um auch Synergien zu nutzen.

Besonders spannend gestaltete sich dann der Vortrag von Benedikt Küsters (Gartenhof Küsters, Neuss), der ohne Präsentation und sehr interaktiv mit dem Publikum agierend, gleich zwei neue Perspektiven ins Spiel brachte; seine eigene Verantwortungsübernahme, die er nur anriss, weil es einen eigenen Vortrag verlangen würde, und die Nachfolge seiner drei Führungskräfte. Seine Motivation sei dabei, dem derzeit herrschenden Egoismus und Neidverhalten in der Gesellschaft bewusst etwas entgegenzusetzen. Dafür hat er begonnen, die Mitarbeiter am Unternehmen zu beteiligen. Diesen Prozess hat er mit der Gründung einer Maschinen-Verwaltungsgesellschaft nach dem Vorbild von Heitkamp & Hülscher eingeleitet und denkt darüber nach, die Mitarbeiterbeteiligung auf das gesamte Unternehmen auszudehnen – inklusive der Entwicklung einer Lösung für die eigene Nachfolge. Die bisherigen Erfahrungen seien für ihn äußerst positiv. Es sei erstaunlich, wie schnell der Switch vom Angestellten zum unternehmerisch denkenden Mitarbeitenden möglich sei. Die Firma ermöglicht die Beteiligung über ein zinsloses Darlehen von 2.000 Euro. Über 80 % der Belegschaft sind bereits dabei. Die Identifikation mit der Firma ist noch einmal gewachsen.

Eine weitere Perspektive brachte Patrick Ruwolt (36) ins Spiel, der als Wirtschaftsingenieur die Firma Deutschmann Garten- und Landschaftsbau in München gekauft hat; ohne vorher Bezug zum GaLaBau gehabt zu haben. Er erklärte gut verständlich, wie so ein Kauf als Externer läuft und wie er geplant hat, als Fachfremder das Unternehmen weiterzuentwickeln. Entscheidende Faktoren seien Vertrauen und Offenheit gewesen. So hatte der Inhaber die skizzierte Lösung schon im Unternehmen und bei Kunden sehr früh platziert und damit für Ruwolt, der durch ein Start-up zu Geld gekommen war und ein Unternehmen im Raum München kaufen wollte, um wieder zurück in die Heimat zu kommen, den Einstieg erleichtert.
Um das Ganze rundzumachen, empfahl sich Roland Bauer (bauerundpartner.net) als Berater, um das eigene Lebenswerk mit einem Notfallplan gegen Risiken abzusichern; etwa wenn Unternehmerin oder Unternehmer ausfällt. Sicher, so sein Plädoyer, sei man nur, wenn man vorsorge. Die gute Nachricht sei, es sei einfach vorzusorgen.
Trotz des abstrakten Themas, das für viele meist in weiter Ferne zu liegen scheint, erwies sich die Veranstaltung als äußerst erkenntnisreich; auch wegen der vielen Gespräche in den Pausen und der guten Anregungen, die sich auch jenseits des Tagungsthemas mitnehmen ließen. Auch die beiden Vorstellungen der ausgezeichneten Abschlussarbeiten von Sophie Maier (Hilfe bei der Beratung, nachhaltig zu gestalten) und Johannes Renn (Mit Employer Branding zur attraktiven Arbeitgebermarke) trugen zum Programm bei.
Die Moderation hatten wieder Prof. Dr. Cristina Lenz und Tjards Wendebourg. DEGA GALABAU ist Medienpartner der Veranstaltung.
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