Konjunktur-Flaute - merken Sie was?
In den Medien ist viel von Konjunkturflaute, sinkenden Absatzzahlen und deutlich verlangsamtem Wirtschaftswachstum die Rede. Sogar das unbeliebte R-Wort namens Rezession wird schon bemüht.
Haben Sie das Gefühl, dass sich die Konsumstimmung bzw. die Nachfrage verschlechtert? Sorgen Sie für solche Entwicklungen vor, indem Sie z. B. weniger Personal akquirieren, Investitionen zurückstellen, mehr Rücklagen bilden oder andere Geschäftsfelder betrachten? Welche Konjunkturaussichten sehen Sie mittel- bis langfristig für Ihren Betrieb und für den GaLaBau?
- Veröffentlicht am
Nachfrage noch ungebremst
Von einem Abbrechen der Nachfrage kann keine Rede sein. Es ist aber auch so, dass dies meines Erachtens mindestens ein Jahr bis zwei Jahre verzögert zur Industrie kommt. Wir haben frisch einen neuen Standort gebaut, und verstärkt in Maschinen investiert. Unsere Strategie ist, die Marktstellung auszubauen, und hier für Alleinstellungsmerkmale zu sorgen, damit wir mit dem generierten Ruf auch in schwächeren Zeiten genügend Auslastung auf dem Markt erzielen können. Die Marktaussichten sehe ich durch aus positiv, wenn auch nicht so überhitzt wie im Moment
Torsten Hainmüller ist Inhaber von Hainmüller Gartengestaltung in Steißlingen.
Mit neuem Firmenstandort auf Wachstumskurs
Im klassischen Münsterland wird der Garten meist von den Ersparnissen bezahlt. Also beim üblichen Privatkunden ist noch keine gehemmte Konsumstimmung zu beobachten. In Gesprächen mit Geschäftspartnern jedoch, ist eine angespannte Situation zu bemerken. Wir konzentrieren uns aktuell auf unsere Positionierung und möchten sogar mehr wachsen. Vor uns steht ein Umzug unseres Firmenstandortes und der Ausbau einiger Arbeitsbereiche. Manche sagen, die nächste Rezession sei längst überfällig. Wir sehen der kommenden Zeit positiv entgegen, investieren weiterhin in die Digitalisierung sowie moderner Technik, und ziehen voll motiviert an einem Strang.
Thomas Lösing ist Techniker bei Winterhalter Garten- und Landschaftsbau in Schöppingen.
Fokus auf Optimierung und Spezialisierung
Wir sehen in unserem Unternehmen derzeit keine konjunkturelle Verschlechterung: Wir sind ausgelastet bis zum Frühjahr 2020 und haben zeitgleich eigentlich immer neue Anfragen. Neues Personal streben wir jedoch nicht an, wir versuchen vielmehr durch Optimierung und Spezialisierung auf einzelne Geschäftsfelder eine betriebliche und ökonomische Verbesserung herbeizuführen. Ein weiterer Punkt für uns besteht auch darin, uns technisch noch weiter voran zu bringen, um damit die Arbeitsabläufe und die Situation für die Mitarbeiter auf den Baustellen zu verbessern.
Wolfgang Schirmer leitet Schirmer Gartenträume in Weinböhla.
Bauwirtschaft mit Aufträgen eingedeckt
Wir "ernähren" uns überwiegend von Privatkunden zu 70 % und zu 30 % von Firmenkunden. Die Privatkunden sind meist in dem Alter, in dem vom erworbenen Wohlstand gezehrt wird. Für uns bedeutet das, dass Rechnungen prompt bezahlt werden, und die angemessene Ausführung der Arbeit im Vordergrund steht. Angesichts der niedrigen Verzinsung wird – wenn überhaupt – Geld auch eher in den Garten investiert als gespart. Bei Firmenkunden sieht es anders aus. Jede Delle in der Konjunktur kommt bei uns zeitverzögert an. Allerdings ist die Bauwirtschaft teilweise mit Auftragen für Jahre eingedeckt, so dass daraus auch ein Sog für uns entsteht. Ich erinnere mich, dass Bauunternehmen im Winter auch Höfe pflasterten, nur um ausgelastet zu sein, teils auch per Dumpingpreis. Diese Situation wird nicht so schnell wiederkommen, zumindest nicht in Südbaden. Nun zahlt sich der Investitionsstau aus, der jetzt zwangsläufig abgearbeitet werden muss – für Schulen, Bahnlinien und Straßen. Da wir ständig Anfragen ablehnen müssen, hoffen wir, bei einer Rezession auch wieder Personal einstellen zu können, um der Nachfrage gerecht zu werden. Derzeit scheinen sich die kleinen Unternehmen, in denen der Chef mitarbeitet, schwer zu tun Mitarbeiter zu finden.
Georg Dangel ist Inhaber des Gartenbaubetriebs Natur & Form in March.
Mangel an Bewerbern
Bei uns ist von einer Konjunkturflaute bislang nichts zu spüren. Im Gegenteil: Jetzt nach der Ferienzeit steigt die Anzahl der Anfragen und Auftragseingänge wieder. Geplant ist spätestens zum Beginn der nächsten Saison einen neuen Arbeitsplatz zu schaffen. Hierbei sehe ich das Problem eher im Mangel an geeigneten Bewerbungen als im Mangel an zu erwartenden Aufträgen.
Nils Baum führt das Unternehmen Baum Gartengestaltung in Hattorf.
Wieder Initiativ-Bewerbungen
Wir bekommen wieder vermehrt Initiativ-Bewerbungen von branchenfremden Hilfskräften. Das lässt uns schon aufhorchen, dass sich etwas bewegt am Arbeitsmarkt.
Karin Nonnenmann führt gemeinsam mit ihrem Mann einen GaLaBau-Betrieb in Mühlacker.
Baumstress bringt mehr Aufträge
Noch kann ich keine Rezession feststellen, im Gegenteil, dieses Jahr hat nochmal deutlich ein Mehr an Aufträgen und Umsätzen gegenüber dem Vorjahr. Aufgrund der Ausrichtung auf Baumpflege und Baumsanierung und notfalls Fällung ist mein Betrieb momentan auch durch die Verschlechterung der Lebensbedingungen für Bäume gefordert. Daher habe ich für diese Arbeiten noch zwei Mitarbeiter zusätzlich in meinem Betrieb aufgenommen.
Olaf-Christian Pressel ist Fachagrarwirt für Baumpflege und -sanierung und führt ein Unternehmen in Stuttgart.
Kirche im Dorf lassen
Jetzt lassen wir mal die Kirche im Dorf: die Konjunktur besonders im Fahrzeug- und Maschinenbereich beruhigt sich, aus der stetig steilen Aufwärtskurve folgt eine Konsolidierung, Tendenz leichtfallend, jedoch auf hohem Niveau. Natürlich spricht die Industrie von einer Flaute, wenn Umsatzzahlen und Gewinne nicht jährlich gleichbleibend steigen. Bei uns im GaLaBau gibt es noch lange keine Flaute, unsere Auftragsbücher sind gefüllt, unsere Kunden werden uns noch so lange sehr gut beschäftigen, wie es auf Sparkonten keine Zinsen gibt. Investitionen in Haus und Hof schaffen Werte, Werterhaltung, Lebensqualität – diese Einschätzung hören wir von sehr vielen Kunden.
Um für unsere Betriebe Fachkräfte zu gewinnen, und junge Menschen für einen Handwerksberuf wie auch den unseren zu begeistern, bedarf es einer Beruhigung in der Industrie. Diese war in den letzten Jahren wie ein riesiger Staubsauger und hat mit weit überzogenen Lohnangeboten, 35-Stunden-Woche und luxuriösen Sozialleistungen den Handwerkermarkt geplündert. Hier muss eine Normalisierung stattfinden – sonst Gute Nacht! Der GaLaBau braucht weiterhin gute Mitarbeiter, die Zukunftsperspektiven sind hervorragend, potentielle Auftraggeber suchen leistungsfähige Firmen, Kapital wird investiert, der GaLaBau ist bestens positioniert!
Erhard Anger ist Geschäftsführer von Anger Gartenanlagen in Freudenstadt.
Keine Konjunkturflaute zu spüren
Momentan ist in unserem Geschäftsfeld nichts von einer Konjunkturflaute zu spüren. Wir generieren unsere Aufträge zu ca. 60% im Privatkundenbereich und zu 35% im kommunalen Bereich.Im privaten Sektor gibt es für uns verschiedene Gründe für die anhaltende positive Auftragslage. Zum einen verfügen die Kunden über mehr Geld, welches sie für ihren Garten ausgeben möchten. Ein weiterer Aspekt sind schrumpfende Betriebe – der Mitarbeitermangel ist in aller Munde. Grundsätzlich versuchen wir uns immer wieder neu am Markt auszurichten, und neue Ideen zu entwickeln, um auch in nicht so guten Zeiten am Markt Bestand zu haben.
Nicole Nickerl führt mit ihrem Mann eine Gartengestaltungsbetrieb in Werdau.
Kundengruppe 60+ ist weiterhin solvent
Wir stellen aktuell (noch) keine Verschlechterung fest. Im Gegenteil, in Berlin hält der Bauboom an und die Nachfrage nach pflegeleichten und naturnahen Gärten ist groß. Insbesondere eine umfassende und ehrliche Beratung im Vorfeld wird vielfach durch Auftragsvergabe honoriert.
Wir haben uns frühzeitig auf ältere Gartenbesitzer (60+) in der Kundenansprache und -bindung konzentriert. Das ist für uns die Kundengruppe, welche konjunkturunabhängig über relativ großzügige Finanzmittel verfügt. Als weitere Kundengruppe sprechen wir junge Familien mit Hausgärten an, welche aktuell noch über das nötige Kapital verfügen. Langfristig setzen wir aber auf die älteren Gartenbesitzer.
Als Nebenerwerbsbetrieb sehen wir relativ entspannt einer drohenden Konjunkturflaute entgegen. Nach unserer Erfahrung sind Kunden auch in wirtschaftlich trüben Zeiten bereit, für gute Arbeit faire Preise zu bezahlen. Wir konkurrieren bewusst nicht über den Preis, sondern über die Qualität. Die GaLaBau-Branche sollte sich auf weniger üppige Jahre einstellen. Gute Betriebe überstehen aber auch diese Zeiten!
Jochen Flenker betreibt eine Gartenbaufirma in Berlin im Nebenerwerb.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.