Wie gehen Sie mit der aktuellen Situation um?
Stichwort Belegschaft: Wenn Sie MitarbeiterInnen aus der Ukraine oder aus Russland haben, wie sprechen Sie über das Thema? Wie sorgen Sie für sozialen Frieden und Unterstützung?Wie kommunizieren Sie darüber im Betrieb? Wie engagieren Sie sich?
Stichwort Kostensteigerungen bei Treibstoffen: Was unternehmen Sie, um die Preissteigerungenzu kompensieren?
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Die Gemeinschaft zählt
Die nächsten Wochen sind wirtschaftlich noch überschaubar, und man kann als Firma die Preissteigerungen bis dahin abmildern. Für zukünftige Aufträge und Arbeiten werden wir aber aktiv auf die Auftraggeber zugehen, um dann zumindest die Preissteigerungen im Einkauf ohne Gewinnaufschlag weitergeben zu können. Was danach kommen wird, ist aus heutiger Sicht schwer abzuschätzen. Hier sind wir sicherlich alle zusammen gefordert. Ich hoffe, dass sowohl die Politik als auch unsere Berufsverbände da gerade proaktiv etwas vorbereiten. Zwischenmenschlich gibt es bei uns keine Probleme, man kann die gesamte Situation aber sowieso auch nur gemeinschaftlich angehen.
Peter Rose ist Geschäftsführer eines Betriebs in Münster-Nienberge.
Material frühzeitig bestellen
Das Thema Krieg in der Ukraine findet im Firmenalltag nur in Randbereichen statt. Wir haben keine Mitarbeiter, die in der Ukraine oder auch Russland verwurzelt sind. Natürlich treibt uns trotz allem die Sorge darüber um, Meinungen werden ausgetauscht und auch über die möglichen Folgen diskutiert. Insbesondere über die unmittelbaren und mittelbaren Folgen für unsere Branche, den Beruf und für unser Unternehmen. Beim Thema Preissteigerungen bei den Treibstoffen versuchen wir, möglichst zu den Best-Time-Preisen zu tanken. Anderes können wir auch eigentlich nicht tun – und fahren müssen wir ja nun mal.
Bei den von mir erwarteten Preissteigerungen im Materialsektor versuchen wir, frühzeitig zu bestellen und dadurch Preisspitzen abzufangen. Materialien, die wir öfter und in größerem Maße nutzen, zum Beispiel Bewässerungsmaterial, Baumverankerungen und die Sackerde in unserem Pflanzenmarkt, haben wir im Frühbezug mit entsprechenden Rabatten auf die Vorjahrespreise noch im November und Dezember geordert.
Ansonsten sind wir, wie in dieser Jahreszeit üblich, im Tagesgeschäft voll eingebunden und gefordert. Das gehen wir jetzt an, planen einfach weiter wie bisher und versuchen, uns erst mal nicht weiter verrückt machen zu lassen. Ich persönlich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich die Welt und deren Lenker wieder einkriegen und Populismus und Propaganda gegen Vernunft eintauschen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass andere Völker ihre Kinder weniger lieben als wir hier.
Rocco Danneberg ist Inhaber eines Betriebs in Dessau-Kochstedt.
Hohe Transportkosten
Auch uns macht der Krieg in der Ukraine sehr betroffen, der sich sicherlich nicht nur in der Ukraine selbst, sondern auch auf dem gesamten osteuropäischen, insbesondere russischen Markt auswirkt. Wir haben als Firma Bruns entschieden, einen größeren Betrag zu spenden, hälftig für die Flüchtlinge hier bei uns im Ammerland und hälftig für die Unterstützung der Ärzte und medizinische Geräte vor Ort in der Ukraine.
Die Kostensteigerung insbesondere bei Treibstoffen trifft uns natürlich besonders, da wir in der Firma einen großen Fahrzeugpark dieselbetriebener Fahrzeuge besitzen. Darüber hinaus steigen die Transportkosten überproportional stark an. Wir versuchen diese erhöhten Kosten durch höhere Preise am Markt durchzusetzen. Insgesamt ist der Markt in Westeuropa, insbesondere in Deutschland, noch stabil. Jedoch befürchten wir auch negative Auswirkungen auf das Kaufverhalten hier bei uns in Deutschland, wenn sich die Situation in Osteuropa wieder beruhigt. Insofern ist die Beendigung des Krieges, natürlich insbesondere für die Menschen in der Ukraine, von großer Wichtigkeit, aber letztendlich auch für die gesamte marktwirtschaftliche Situation in der Welt von großer Bedeutung.
Jan-Dieter Bruns ist Geschäftsführender Gesellschafter bei Bruns-Pflanzen-Export in Bad Zwischenhahn.
Fahrtkosten extra ausweisen
Wir haben zwei polnische Mitarbeiter aus dem Grenzgebiet zur Ukraine. Sie gehen sehr entspannt mit der Situation um und berichten von vielen Flüchtlingen, denen ihre Familien helfen. Eine Bedrohung der polnischen Grenze sehen die Mitarbeiter nicht. Das Thema des russischen Angriffs auf die Ukraine ist bei allen präsent und wird in den Pausen auch diskutiert und von allen verurteilt. Durch den Kontakt in die polnisch-ukrainische Grenzregion konnten wir bereits am dritten Tag eine Hilfslieferung an die dortige Feuerwehr senden, welche hilft, die Flüchtlinge mit dem Nötigsten zu versorgen. Wir halten den Kontakt, beschränken uns aktuell aber auf ganz konkrete Nachfragen. Schlafsäcke beispielsweise sind mehr als genug da, aber haltbare Lebensmittel für Kleinkinder können immer gebraucht werden.
Die Preissteigerungen können aktuell noch gut abgefangen werden. Die Aufträge, die wir im Moment abarbeiten, wurden oft schon letztes Jahr beauftragt und das Thema Preissteigerung mit den meisten Kunden offen kommuniziert. Da wir wenig Maschineneinsatz haben, trifft uns auch der Treibstoffpreis nicht so hart wie andere Betriebe. Da man leider davon ausgehen muss, dass die Preise weiter steigen, passen wir aktuelle Angebote bereits an und versuchen, die Fahrtkosten als gesonderte Position auszuweisen. Da den Kunden die Preissteigerungen beim Tanken auch nicht entgehen, trifft man im Gespräch auf Verständnis. Eine offene und transparente Kommunikation hilft beiden Seiten und erleichtert die Abrechnung
Martin Weller ist Inhaber eines GaLaBau-Betriebs in Beilstein.
Materialpreise werden offengelegt
In unserer Belegschaft engagieren sich ein paar Mitarbeiter ehrenamtlich in Hilfsorganisationen, welche dem Katastrophenschutz angehören. Da zurzeit Unterkünfte für die Schutzsuchenden in unserem Landkreis hergestellt werden müssen, werden die Katastrophenschutzeinheiten zum Herstellen dieser Unterkünfte sowie deren Infrastruktur benötigt. Ich stelle meine Mitarbeiter für diese Tätigkeit frei, damit sie helfen können. Auch wenn die Hochsaison für uns Landschaftsgärtner jetzt in vollem Gange ist und alle Hände dringend auf den Baustellen gebraucht werden, können wir die personellen Ausfälle sehr gut kompensieren.
Auch wenn ich mit dem Gedanken gespielt habe, eventuell ukrainische Schutzsuchende kurzzeitig ein Jobangebot zu anzubieten, bin ich nicht weitergekommen, ob Bedarf besteht, beziehungsweise wie man das administrativ geregelt bekommt. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich da irgendwie eine Möglichkeit.
Dass jetzt aufgrund von Spekulationen im Energiemarkt die Kriegssituation ausgenutzt wird und damit die Energiepreise in die Höhe schießen, bringt keine Sicherheit in die Preisgestaltung. Hinzu kommt, dass die US-Notenbank den Leitzins angehoben hat, was zur Folge hat, dass die Bauzinsen auch steigen werden. In unserer wirtschaftsstarken Region Frankfurt macht mir das persönlich keine Sorgen, dafür aber den Kollegen, die in etwas wirtschaftsschwächeren Gegenden leben. Dort werden Kunden so manches Poolprojekt dann doch erstmal wieder auf Eis legen, zumal das Thema trockener Sommer und Pool auch so ein Thema für sich ist, wenn das Trinkwasser wieder knapp ist.
Ich möchte aber auch nicht vom Thema abweichen. Damit wir die Preiserhöhungen kompensieren können, haben wir unsere Kunden darüber informiert, dass wir unsere Preisgestaltung in der Grünpflege anpassen müssen und viele Kunden haben dafür Verständnis. In der Bautechnik sind wir transparent dem Kunden gegenüber geworden und haben klar die Materialpreise offengelegt. Das schafft Vertrauen und die meisten Kunden können es nachvollziehen, was zudem das Vertrauensverhältnis stärkt. Denn gerade jetzt ist Vertrauen ein wertvolles Gut, welches zu einem Despoten für Sonderoperationen leider verloren ging.
Alexander Tilburgs ist Chef eines Betriebs in Schmitten im Taunus.
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