Frauen im GaLaBau – Situation und Perspektiven
Der Frauentag am 8. März ist Anlass, mal wieder auf die Frauen in unserer männlich geprägten Branche zu schauen.
erschienen am 26.03.2025- Wie sehen Sie die Rolle von Frauen im GaLaBau – wie hat sie sich Ihrer Ansicht nach in der Branche entwickelt?
- Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?
- Wie kann man in der Nachwuchswerbung Frauen ansprechen?
- Wo kann man Frauen fördern?
- Wie ist die Situation in Ihrem Betrieb?
Eigentlich sollte es überhaupt kein Thema mehr sein, welche Rolle Frauen spielen. Die Frage, welche Rolle Männer spielen, ist undenkbar.
Der Frauenanteil hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht. Frauen sind im GaLaBau der Feinschliff. Sie bringen in die Unternehmen eine Kultur des Ausgleichs und des Respekts, sie sind in der Ausführung in der Gestaltung oft stilsicherer. Sie haben meist eine gute schulische Ausbildung und sind in theoretischen Bereichen stark und geben das Wissen immer weiter. In der Praxis sind sie sehr weit in der Grünzone, dem oft vernachlässigten Kernstück in der Gartengestaltung. Sie finden sich hier wieder und toben sich bei Bepflanzungen kreativ aus. Im Gegensatz zu Männern empfinden sie gerade Pflanzungen im Zusammenhang mit Umwelt, hier als Begriff biodiverse Pflanzungen, als Aufgabe.
Ich bilde seit Jahrzehnten aus. Ich habe die besten Erfahrungen gemacht, denn ich finde Frauen im Unternehmen nicht rätselhaft, sondern es gehört sich so. Frauen gehören dazu! Zurzeit habe ich zwei Frauen, die bei mir auch gelernt haben, im Unternehmen in der Ausführung, und ich hoffe, dass ich bald wieder eine neue Fachfrau dazubekomme, denn es ist mir viel zu wenig. Deswegen bilde ich gerade wieder eine junge Frau im Beruf aus und freue mich darauf, dass sie nach bestandener Prüfung eine Zeit bei mir bleibt.
Zum Handlungsbedarf: gezielte Förderung durch genaues Hinsehen, wie’s im Betrieb abläuft. Männer können die Frauen, gerade wenn die Arbeit körperlich schwer ist, unterstützen. Meine machen dann gerne „Battles“, das heißt, man gibt, was man kann und die Leistung wird im Team gesehen – super Sache!
Bei der Nachwuchswerbung sind die Stärken herauszustellen. Die Frauen sind ganz oft körperlich super durchtrainiert und willensstark. Die wollen ihre Kraft zeigen in Kombination mit Geschmack und handwerklichem Können. Im Umgang mit den Kunden sind sie immer emphatisch und die Kunden loben sie oft, weil sie so genau arbeiten.
von Eva Eisenbarth ist GaLaBau-Unternehmerin in Konstanz.Historisch gesehen war der GaLaBau eine stark männlich dominierte Branche. Dennoch gab es immer wieder bemerkenswerte Frauen, die Pionierarbeit leisteten. Beispielsweise gründete Elvira Castner 1894 die erste Obst- und Gartenbauschule für Frauen in Deutschland. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Rolle von Frauen im GaLaBau deutlich gewandelt. Immer mehr Frauen ergreifen Berufe in diesem Bereich und bringen frische Perspektiven sowie innovative Ansätze ein. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt der Anteil von Frauen in Führungspositionen und technischen Fachbereichen weiterhin ausbaufähig.
Es besteht weiterhin Handlungsbedarf in folgenden Bereichen:
- Förderung von Frauen in Führungspositionen: Es sollten gezielte Programme entwickelt werden, um Frauen auf dem Weg in leitende Positionen zu unterstützen.
- Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Flexible Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuungsangebote können dazu beitragen, dass mehr Frauen im GaLaBau tätig bleiben und Karriere machen.
- Sensibilisierung für Geschlechterklischees: Durch Workshops und Schulungen können Vorurteile abgebaut und ein offenes Arbeitsumfeld geschaffen werden.
Um mehr junge Frauen für den GaLaBau zu begeistern, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:
- Teilnahme am Girls’ Day: Dieser jährlich stattfindende Aktionstag bietet Mädchen die Möglichkeit, in Berufe hineinzuschnuppern, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, darunter der GaLaBau.
- Kooperation mit Schulen: Durch Informationsveranstaltungen und Praktikumsangebote können Schülerinnen frühzeitig für den GaLaBau begeistert werden.
- Mentoring-Programme: Erfahrene Fachkräfte können als Mentorinnen fungieren und jungen Frauen den Einstieg in die Branche erleichtern.
In unserem Unternehmen „Fuchs baut Gärten“ legen wir großen Wert auf Diversität und Chancengleichheit. Aktuell besteht unser Team zu 30?% aus Frauen, sowohl in der Planung als auch in der Ausführung. Wir fördern aktiv die Weiterbildung unserer Mitarbeiterinnen und unterstützen sie dabei, Führungspositionen zu übernehmen. Zudem nehmen wir regelmäßig am Girls’ Day teil, um jungen Frauen Einblicke in unsere Arbeit zu ermöglichen und sie für den GaLaBau zu begeistern. Hier ein Link zum letzten Girls’ Day, dieses Jahr ist er schon ausgebucht mit acht Girls.
Abschließend möchte ich betonen, dass die Integration und Förderung von Frauen im GaLaBau nicht nur zur Gleichstellung beiträgt, sondern auch die Qualität und Kreativität unserer Arbeit bereichert.
von Balbina Fuchs ist mit ihrem Mann Inhaberin von Fuchs baut Gärten – Gärtner von Eden in Lenggries.Der Frauenanteil bei unserem Unternehmen Blattwerk ist in den letzten Jahren stetig gestiegen – zum Vorteil aller: von der Kollegschaft bis zur Kundschaft. Die Atmosphäre auf den Baustellen, im Betrieb und im Büro ist ausgeglichener, der Umgangston freundlicher, und neue, frische Perspektiven bereichern den Arbeitsalltag. Das nimmt auch unsere Kundschaft wohlwollend wahr.
Besonders erfreulich: Immer mehr junge Frauen bewerben sich auf Ausbildungsplätze, sodass der Anteil der Auszubildenden mitunter bei zwei Dritteln liegt. Auch unsere Arbeits- und Führungskräfte rekrutieren wir aus diesem leistungsstarken Pool. Diese Vielfalt schafft ein förderndes Miteinander, für das wir bei Blattwerk sehr dankbar sind. Um junge Mütter und Väter bestmöglich zu unterstützen, bieten wir zudem nach Absprache flexible Teilzeitmodelle an.
von Isabell Luckert ist Ausbilderin und Kundenberaterin bei Blattwerk in Stuttgart.Wir haben einige Frauen bei uns im Team und dies nicht nur im Büro. Einen Unterschied in der Behandlung oder Bezahlung in irgendeiner Weise kann ich weder feststellen, noch würde ich diesen dulden. Auch generell im Landschaftsbau kann ich hier große Defizite nicht erkennen. Ja, es könnten mehr Frauen mit uns arbeiten, aber dies liegt oftmals auch an den Frauen selbst, die vielleicht das Potenzial des GaLaBaus noch nicht für sich erkannt haben. In der Nachwuchswerbung macht der Verband bereits viel, um gerade auch Schulabsolventinnen anzusprechen. Im Bereich der Mitarbeiterwerbung kann man immer ausbauen, warum nicht auch in diesem Bereich!
von Robert Kühn ist Chef eines GaLaBau-Betriebs in Jessen (Elster).Ich sehe das Thema Frauen in unserer Branche sehr positiv. Auch wir haben immer wieder Frauen eingestellt. Weiter bilden wir auch Frauen als Landschaftsgärtnerinnen aus. Ich persönlich finde es gut, wenn Frauen im Team mit dabei sind, nicht nur für diverse Bürotätigkeiten, sondern auch bei den Teams in der Gestaltung!
von Wolfgang Meier ist Gartengestalter in Eferding/Österreich.Lange galt die Branche als männerdominiert, dies hat sich aber in meinen Augen in den letzten Jahren geändert. Von Planung bis Bauleitung bis hin zur praktischen Arbeit auf den Baustellen, Frauen sind immer öfter im GaLaBau zu finden. Meines Erachtens ist ein wesentlicher Treiber hierfür die Gleichberechtigungsentwicklung.
Oft wurden früher die körperlichen Anforderungen als Hindernis für die Frau gesehen, um in dieser Berufssparte zu arbeiten. Dank moderner Maschinen, ergonomischer Werkzeuge und natürlich Frauenpower wird dies heute nicht mehr ganz so stark als Hindernis gesehen. Es ist natürlich alles eine Einstellungssache. Will ich was, schaff’ ich das! Da die Ansichten von Frauen oft etwas von denen der Männer abweichen, bringen sie so einen anderen Wind mit in die Firma. Kreative Gestaltungsideen, nachhaltige Konzepte und andere Ansätze in der Teamführung sind nur ein paar Beispiele.
Frauenpower wird bei der aktiven Baustellenarbeit oft unterschätzt. Vorurteile wie „Frau am Steuer – Ungeheuer“ oder „Pass auf, dass deine Nägel nicht abbrechen“ sind zwar etwas abgestumpft, aber aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: Ich liebe es, wenn ich mit einer Pritsche voll mit Grünabfall angefahren komme, aussteige und mit meinen rot manikürten Fingernägeln dann nachher die Pritsche leermache, und die männlichen Kollegen aus anderen Betrieben oder Handwerkersparten einfach nur dumm gucken. Manchmal kann man auch sehen, was sie denken😊. Ja ich bin eine Frau mit rot manikürten Fingernägeln, aber das sagt überhaupt nichts darüber aus, wie ich praktisch auf Baustellen arbeite.
Eine Idee, um Frauen für den GaLaBau zu werben, wären Frau-zu-Frau- Gespräche. Auf Berufsmessen und in Schulen sind oft nur Männer vertreten, die den GaLaBau präsentieren. Frauen können das genauso gut – vielleicht sogar besser! Erfolgsgeschichten, die Frauen erlebt haben, sollten mit anderen Frauen geteilt werden (natürlich auch mit Männern, denn Konkurrenz belebt das Geschäft), und so kann man Mut machen, diesen Schritt ins Handwerk zu gehen. Hierfür können auch Social Media oder Webseiten genutzt werden.
Ich arbeite bei meinem Mann mit im Betrieb. Unsere Aushilfe und ich sind die einzigen Frauen hier. Mir ist es wichtig, nicht als Frau vom Chef, sondern als Kollegin gesehen zu werden. Anfangs habe ich fast nur Büroarbeiten erledigt, doch dann wurde durch die gute Auftragslage klar, dass ich auch mit raus fahre. Mir macht das Spaß. Die Kinder sind in der Schule und mittlerweile auch in einem Alter, wo sie mal eine oder zwei Stunden nach der Schule allein zu Hause sein können. Ich habe genaue Vorstellungen von Sauberkeit, die setze ich auch genau so durch. Auch wenn ich damit vielleicht mal hier und da einen Kollegen etwas nerve. Die Kunden sind begeistert, dass eine Frau genauso arbeiten kann, wie es Männer tun. Oft werde ich gefragt, ob mir das nicht zu anstrengend ist. Nein, ist es nicht! Zu sehen, wie sich im Laufe des Tages eine Baustelle verändert, was geschaffen wird und wie es aussieht, wenn man die Baustelle abschließt, ist einfach immer ein tolles Gefühl. Meine Kollegen schätzen und respektieren mich als Kollegin. Ich schleppe genauso wie meine Kollegen, fahre Pritsche und buddel in der Erde. Aber einfach als Frau.
Ich bin der Meinung, dass, wenn jemand etwas schaffen will, dann schafft man das auch. Egal ob als Handwerkerin in einer doch sehr männerdominierten Handwerkersparte oder in einem absoluten Frauenberuf. Die Einstellung ist das Wichtigste. Nicht gleich den Kopf in den Sand stecken, sondern weiter machen, vielleicht auch manchmal kämpfen.
von Miriam Pinger führt mit ihrem Mann einen GaLaBau-Betrieb in Waldbröl.In meinem Betrieb habe ich eine Frau als Sekretärin. Mangels weiblicher Bewerbungen sind alle anderen Arbeitsplätze männlich besetzt. Meine European-Tree-Worker-Stelle ist momentan nach fast 18 Jahren wieder frei geworden, und ich würde mich auch über eine weibliche Besetzung sehr freuen. In der Vergangenheit hatten wir auch Subunternehmerinnen, die unsere Arbeitswelt bereicherten, auch Gelegenheitsjobs wurden in seltenen Fällen weiblich besetzt. Für mich hatte das stets eine sehr positive Auswirkung auf das Arbeitsklima in der Firma, und ich bleibe weiblichen Arbeitenden stets genauso aufgeschlossen gegenüber eingestellt wie männlichen.
von Olaf-Christian Pressel ist Baumpfleger in Stuttgart.Wir haben schon immer auch Gärtnerinnen ausgebildet und auch als wertvolle Kolleginnen danach im Team gehabt. Gleichzeitig ist die Auswahl an Kolleginnen, die auch die nötige körperliche Belastbarkeit und auch die nötige Resilienz in einem männerdominierten Beruf mitbringen, leider sehr gering, wenn ich hier mal nur die ausführende Seite betrachte.
Häufig haben wir Frauen, die gerne in den Beruf einsteigen wollen, die aber eine falsche Vorstellung haben von dem, was wir den ganzen Tag machen. Vor allem seit in Social Media der Beruf doch häufig etwas verklärt rüberkommt und nur die Highlights und der Spaß signalisiert werden. Die Hobbygärtnerin mit ihrem selbstgepflanzten Hochbeet, die Klima-Aktivistin, die rhetorisch ausgereift ist und gleichzeitig noch nie einen Spaten in der Hand hatte, die Künstlerin, die bunte Pläne optisch ansprechend entwirft versus tagelang im Schlamm stehen bei Dauerregen, im Rückschnitt wochenlang die Heckenschere schwingen, nicht zehn Stauden ins Hochbeet setzen, sondern 1.000 in die Fläche – das sind zwei verschiedene Welten. Es gibt unglaublich tolle Frauen (Männer natürlich auch!) im GaLaBau, mit denen es richtig Spaß macht zu arbeiten, weil sie einfach ein anderes Miteinander, Teamwork und andere Ideen mit einbringen, und gleichwohl ist die Anzahl der Frauen, die diesen Job körperlich dauerhaft schaffen, sehr gering.
Bei der Ansprache für den Beruf müssen unbedingt die körperliche Fitness, Wettertauglichkeit und Kraft in den Fokus, damit keine falschen Signale gesendet werden, und trotzdem kann die Werbung für den Beruf und Frauen ja positiv sein, aber es werden dann die richtigen angesprochen. Ich finde die Plakate des AuGaLa eigentlich ganz gut, wo Jungs und Mädels dreck- und schweißverschmiert in die Kamera schauen.
Im Büro und in der Planung ist das Körperliche nicht so wichtig, auf der anderen Seite können manche dann leider auch nicht nachvollziehen, wie es draußen abläuft und welche Probleme hier gelöst werden müssen.
von René Pütz führt einen GaLaBau-Betrieb in Wipperfürth.Wir haben bis heute die siebte weibliche Auszubildende. Sie sind meistens sehr, sehr motiviert, sehr gut ausgebildet, einige haben seit Jahren ihr Studium oder Meister und Techniker abgeschlossen und wir haben sehr gute Kontakte zu allen. Zurzeit haben wir fünf Auszubildende, davon eine weibliche im zweiten Ausbildungsjahr, die sehr motiviert ist, und alle anderen mitzieht in ihrem Wissen und Umgang mit Pflanzen oder Natursteinarbeiten. Körperliche Einschränkungen gibt es nicht, da sich alle Mitarbeiter unterstützen, wir können nur Gutes berichten von unseren weiblichen Auszubildenden.
von Andreas Thielen ist Chef eines GaLaBau-Betriebs in St. Sebastian.
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