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Serie: Pflege als Erlösmodell

Eine Lanze für die Pflege

Sie hat einen schlechten Ruf, die Pflege: Geringe Wertschöpfung und kleinteiliges Geschäft mit hohem Organisationsaufwand lauten häufig die Argumente gegen sie. Während sie sich bis 2015 konstant bei rund 20 Prozent der Branchenleistung hielt, ging ihr Anteil in den vergangenen Boomjahren erkennbar zurück. Mit Beginn der verschiedenen Krisen steigt ihr Anteil wieder sehr deutlich an. Oft aus der Not heraus. Dabei hat sie viel mehr zu bieten. Gerade jetzt.

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Kullmann & Meinen
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Dienstleistungsgeschäft heißt das Zauberwort, mit dem eine seit der Jahrtausendwende stark wachsende Branche ihr Geld verdient. Facility Services Anbieter machen es vor, sie erwirtschaften mit dem ach so unbeliebten Geschäft inzwischen einen Branchenumsatz von knapp 60 Milliarden Euro (2022). Das ist mehr als ein Drittel des Umsatzes des Bauhauptgewerbes (160 Mrd. € – 2022). Nimmt man diesen Wert als Maßstab, dann hat der GaLaBau im Dienstleistungsbereich noch erhebliches Potenzial. Aber nicht nur das.

Die höhere Wertschöpfung im Neubau wird durch Deckungsbeiträge erzielt, die durch den Einsatz von Maschinen, Material und vor allem Pflanzen erwirtschaftet werden. Diese Möglichkeit besteht bei der Pflege nicht. Gerade in der guten Marktlage konnten so bessere Preise durchgesetzt werden. Dies erklärt die hohe Wertschöpfung pro Stunde.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn wenn die Nachfrage sinkt und der Preiswettbewerb härter wird, sinken die Margen und die Risiken großvolumiger Neubauprojekte kommen zum Tragen:

  1. Neubauprojekte werden in schlechten Zeiten von den Auftraggebern verschoben oder storniert, was zu großen Umsatzlücken führt. Pflegemaßnahmen, insbesondere solche, die für die Verkehrssicherheit wichtig sind und für professionelle Auftraggeber durchgeführt werden, müssen dagegen auch in konjunkturell schlechten Zeiten durchgeführt werden.
  2. Wenn Neubauprojekte wegfallen oder verschoben werden, können kurzfristig erhebliche Kapazitäten (Maschinen und Personal) nicht mehr eingesetzt und die Fixkosten nicht mehr gedeckt werden. Im kleinteiligen Instandhaltungsgeschäft fällt dies nicht einmal auf.
  3. Große Neubauprojekte sind komplex und risikobehaftet. Sie müssen daher mit höheren Margen kalkuliert werden. In schlechten Zeiten verzichten Unternehmen unter dem Preisdruck oft auf diese Risikovorsorge und begeben sich damit in existenzielle Gefahr.
  4. Liquiditätsengpässe können durch Vorfinanzierungseffekte und Streitigkeiten mit dem Auftraggeber entstehen.
  5. Pflegeprojekte bergen dagegen viele Chancen:
  6. Geringer Vertriebsaufwand
  7. Selbst wenn ein Pflegeprojekt einmal nicht wirtschaftlich läuft, gefährdet der einzelne Verlust nicht den Betrieb. Diversifikationseffekte über viele Projekte sorgen sogar für eine zusätzliche Risikominderung insgesamt.
  8. Dadurch ergibt sich eine stabile Umsatzrendite und ein kontinuierlicher Zu- und Abfluss von Liquidität (insbesondere bei Rahmenverträgen mit Rabatten).
  9. Aufgrund der zunehmenden Technisierung bestehen Marktchancen, über die Pflege hinaus weitere Dienstleistungen anzubieten.
  10. Die vielen Neubaumaßnahmen der vergangenen Jahre bedürfen einer dauerhaften Pflege.
  11. hohe Kundenbindung durch regelmäßigen Kundenkontakt
  12. gute Netzwerkeffekte (Vertrieb) durch großen Kundenstamm

Gerade in der aktuellen Situation können Pflege und Service ein guter Anker sein. Bei effizienter Organisation ergeben sich sehr auskömmliche Renditen und eine stabile Liquidität.

Prof. Heiko Meinen
Kullmann und Meinen

 

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