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Pflanzenschutzberatung

Das muss man zu Schwarzem Rindenbrand an Apfel wissen

An Kernobstbäumen mit Schwerpunkt auf der Gattung Malus tritt seit einigen Jahren vermehrt der Schwarze Rindenbrand auf. Ursache sind Pilze der Gattung Diplodia, die zu umfangreichen Kambiumschäden führen können. Die Schäden sind inzwischen aus vielen Regionen bekannt, insbesondere sehr warme und trockene Standorte sind gefährdet. Anfällige Sorten sollten nicht genutzt werden.

von Jochen Veser, Münchingen erschienen am 29.05.2024
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Erste Schäden wurden nach dem Hitzesommer 2003 gemeldet, seit etwa 2018 tritt der Erreger nach einer zeitweiligen Beruhigung der Lage wieder vermehrt auf. Zunächst waren fast ausschließlich Streuobstbestände betroffen, inzwischen sind Schäden aber auch aus Intensivobstanlagen bekannt, insbesondere auf ökologisch bewirtschafteten Flächen. In Hausgärten tritt der Erreger seltener auf, abhängig von den individuellen Standort- und Pflegebedingungen können gelegentlich jedoch auch dort Schäden gefunden werden.

Der Erreger kann latent im Rindengewebe vorhanden sein, das heißt es sind dann lange nach der Infektion keinerlei Symptome erkennbar. Erst wenn die Bäume unter erheblichen Stress geraten, wird der Erreger wieder aktiv und zerstört das Kambiumgewebe. Die Diplodia-Pilze sind sehr wärmebedürftig, besonders günstig für das Pilzwachstum sind hohe Temperaturen zwischen 25 und 30?°C. Erster Hinweis auf Schäden ist eine leicht eingesunkene Rindenpartie, die sich dann dunkelbraun bis schwarz verfärbt. Später sind auch pustelartige Gebilde im Rindengewebe erkennbar. Aus ihnen werden die schwarzen Sporen in großen Mengen entlassen. Durch den Befall ist die natürliche Wundreaktion gestört, Diplodia-Befallsstellen werden kaum abgeschottet. Ähnliche flächige schwarze Rindenverfärbungen können auch die Folge eines vorausgegangenen Blattlausbesatzes sein, auf dessen Honigtauausscheidungen sich Schwärzepilze angesiedelt haben.

Bekämpfung: Direkte Bekämpfungsmaßnahmen können in Einzelfällen höchstens durch rasches Ausschneiden kleinerer, lokal begrenzter Befallsstellen erfolgen. Dies ist aber oft nicht zielführend, da durch die so entstandenen Verletzungen erneut Eintrittspforten für den Erreger entstehen. Wenn solche Schnittmaßnahmen durchgeführt werden, müssen unbedingt alle Hygienemaßnahmen vom Tragen von Einweghandschuhen über Werkzeugdesinfektion bis zur sicheren Vernichtung des Schnittmaterials konsequent befolgt werden. Umfangreiche Befallsstellen an Ästen erfordern meist die komplette Entnahme des betroffenen Astes. Allerdings treten die Schäden oft am Stamm oder an Starkästen auf, sodass eine Entnahme befallenen Materials nicht oder nur mit sehr großen Wundflächen möglich ist. Solche Bäume werden besser gerodet, diese oder entnommenes Astmaterial sollte aus dem Bestand entfernt und sicher entsorgt werden; optimal ist das Verbrennen vor Ort. Um diese Problematik langfristig in den Griff zu bekommen, müssen alle Maßnahmen zur Reduzierung von Infektionswahrscheinlichkeit beziehungsweise Krankheitsausbruch ergriffen werden. Hierzu zählen insbesondere Pflegemaßnahmen sowie bei Neupflanzungen Standort- und Sortenwahl.

Robuste Sorten wählen

Eine bedarfsgerechte Wasser- und Nährstoffversorgung kann die Befallswahrscheinlichkeit in den Kernobstbeständen reduzieren. In Hausgärten ist dies durch Beobachtung der Baumentwicklung, Bodenuntersuchungen sowie Bodenfeuchtekontrollen gut möglich. Da der Pilz auch Verletzungen am Baum als Eintrittspforten nutzt, müssen solche Beschädigungen weitestgehend vermieden werden. Stammverletzungen entstehen häufig beim Mähen, auch Verletzungen durch vergessene Baumbindungen können mit etwas Aufmerksamkeit verhindert werden. In entsprechend gefährdeten Lagen können Wildverbiss-Spiralen problematische Nagerschäden am Stamm weitgehend reduzieren. Inwieweit auch Verletzungen durch andere Schädlinge wie manche Zikaden, die ihre Eier in kleine Schlitze an Zweigen ablegen, zu vermehrten Infektionen führen, muss weiter beobachtet werden. Es ist auch davon auszugehen, dass der Erreger Sonnenbrandschäden am Rindengewebe als bequeme Eintrittspforte nutzt. Daher kann ein Schutzanstrich mit Kalkanstrich oder Stammschutzfarbe sinnvoll sein, mit dem sich auch Frostrisse verringern lassen. Sollen Kernobstbäume in gefährdeten Regionen neu gepflanzt werden, sollten dafür nur die am besten geeigneten Standorte gewählt werden. Sonnig-heiße Südhänge sollten möglichst gemieden werden, da hier im Sommer mit nochmals erhöhten Temperaturen zu rechnen ist und Trockenstress viel schneller auftritt als am Nordhang. Tiefgründige Böden ermöglichen ein vitaleres Wachstum als flachgründige Standorte. Möglicherweise behindern auch Stauschichten durch vorangegangene Baumaßnahmen das Wurzelwachstum, deshalb müssen diese vor der Pflanzung aufgebrochen oder zumindest punktuell Drainagen eingebaut werden.

Außerdem sollten die regionalen Erfahrungen zur Anfälligkeit der Apfelsorten genutzt werden, in ersten Erhebungen des LTZ Augustenberg haben sich etwa die Sorten ‘Brettacher’, ‘Jakob Lebel’ und ‘Rewena’ als widerstandsfähig gezeigt, an den Sorten ‘Glockenapfel’, ‘Kardinal Bea’ und ‘Topaz’ tritt der Befall durch Schwarzen Rindenbrand dagegen besonders häufig auf.

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