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Martin Grays Erlebnisse mit Pflegekunden

Angriff aus dem Buchsbaum

Gartenpflege liegt mir am Herzen. Ich pflege aus Leidenschaft – auch, weil es immer wieder Erlebnisse mit Kundinnen und Kunden gibt. Einige will ich an dieser Stelle mit der Community teilen.

von Martin Gray erschienen am 31.05.2024
© privat/VEU
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Es begab sich an einem sonnigen Aprilmorgen, als plötzlich mein Handy klingelte. Nach meiner üblichen Begrüßungsanrede horchte ich, wen ich am Telefon hatte. Ich wurde mit einem kräftig dialektbehafteten „Juten Tach“ begrüßt und an der Stimme konnte ich schnell erkennen, dass die Dame am Hörer vermutlich bereits jenseits der 70 Jahre ist. Weiter fuhr sie fort: „Bin esch da rischtisch bei de Järtner?“ Ich erwiderte, dass sie bei mir richtig sei und fragte, wobei ich ihr denn behilflich sein könne. Dazu muss man noch sagen, dass ich so wie vermutlich jeder in meinem Alter und meiner Region ab und an Kontakt mit der hiesigen Mundart habe, darin allerdings nicht besonders bewandert bin. Die Dame schien nur Dialekt zu sprechen, also musste ich mich halt etwas anstrengen.

„Wissen se… da jibt es doch diese Züsseler. Dese kleene Rupen in de Buchsboom“. Nachdem ich kurz überlegen musste, worum es geht, wappnete ich mich bereits für ein Gespräch zum Thema Buchsbaum-„Züsseler“. Hierzu vertrete ich die Meinung, dass es zwar schade ist, dass alte Bestände dahingerafft werden, es aber keine Option ist, sie unter ständigem Einsatz von verschiedensten Pflanzenschutzmitteln am Leben zu halten. Ich korrigierte ihre Aussage und wies darauf hin, dass die Tierchen Zünsler heißen.

Innerlich bereitete ich mich darauf vor, der Dame zu erklären, dass ich ihr nur helfen kann, wenn ich ihre Buchsbäume entferne und etwas Neues pflanzen darf. Unbeirrt fuhr sie fort: „Jenau diese Züsseler. Wissen se … ich honn da ne janze Menge von in meene Jarten.“ Ich kommentierte diese Aussage mit einem knappen „ich verstehe“ und sie fuhr fort. „Wissen se, meen Mann un isch sin schon ne bissche älter. Mir hann da och ne kleene Problem.“

Langsam wurde ich ein bisschen neugierig, worauf das ganze Telefonat hinauslief, da ich nicht mehr das Gefühl hatte, dass es hier um Pflanzenschutz geht. „Wissen se … meen Mann un isch, mir hann seit diese Jaar rischtige Probleme an de Beene.“ Ich erwiederte mit einem sehr fachmännisch gedehnten „Ok …“. „Wissen se … letzte Jaar da han diese Züsseler misch un meen Mann jebissen. Meene se dat unsere Probleme von de Züsseeler kommen?“ Sagte sie.

Moment mal, wurde ich gerade ernsthaft danach gefragt, ob der Biss einer Zünsler-Raupe im vergangenen Jahr dazu geführt haben kann, dass eine älter Dame und ihr Mann in diesem Jahr Schmerzen in den Beinen haben?!

Offenbar meinte sie es ernst und so erklärte ihr Dr. Gray, dass es dazwischen vermutlich keinen Zusammenhang gäbe. Zünsler besitzen kein Gift, sondern lediglich Beißwerkzeuge und diese benutzen sie nur für Buchsbäume. Falls sie also tatsächlich von einem Zünsler gebissen worden sei, müsse sie sich da keine Sorgen machen.

Sie wirkte deutlich beruhigter, bedankte sich und erklärte noch, dass sie dann vielleicht nochmal zum Arzt gehen sollte. Ich sagte ihr, dass das eine sehr gute Idee sei und wir verabschiedeten uns.

War das gerade wirklich passiert? Sachen gibt’s. Das war mit Sicherheit einer der kuriosesten Anrufe, die ich je erhalten habe.

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