Dranbleiben bei der Nachwuchswerbung
Wie man auch als kleiner Verband bei der Nachwuchswerbung erfolgreich sein kann, zeigt der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Sachsen (VGLS). Mit pfiffigen Aktionen macht das fünfköpfige Team medienwirksam auf den Beruf des Landschaftsgärtners aufmerksam. Susanne Wannags hat sich das Konzept angesehen.
von Susanne Wannags. Nesselwang erschienen am 19.06.2024
Seit Mitte April hat der Campus der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden am Standort Pillnitz einen Baum mehr. Zum 30-jährigen Bestehen wurde dort am Campustag gemeinsam mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer eine Winterlinde gepflanzt. Initiiert vom VGLS, angeleitet von Manfred Hansel, dem Geschäftsführer von Hansel Garten- und Landschaftsbau, bereiteten die Studierenden des Moduls Urbaner GaLaBau die Pflanzung vor. Gestiftet hatte den Baum die Baumschule Leutersdorf. Betriebsleiter Jens Freiberg war ebenfalls mit dabei. Eine Aktion, die für großes mediales Interesse sorgte – und den GaLaBau und das Berufsbild bekannter machte.
„Das war der zehnte Baum, den wir in diesem Jahr gepflanzt haben“, sagt Axel Keul, Geschäftsführer des VGL Sachsen. „Im vergangenen Jahr waren es sogar 18 Bäume.“ Dass ein Baum auf einem Campus eine neue Heimat findet, ist dabei eher die Ausnahme. Die meisten Baumpflanzungen finden auf Schulhöfen und in den Außenbereichen von Kindertagesstätten statt. In den Berichten und Social-Media-Posts über die Aktionen wirbt der VGL Sachsen aktiv bei Kitas und Schulen darum, sich zu melden, wenn auch dort ein Baum gepflanzt werden soll. Nach der Pflanzung steht an jedem Baum ein Schild mit Verbandssignum und allen Sponsoren und Beteiligten.
Win-Win-Situation für alle Beteiligten
Die Baumpflanzaktionen, über die sogar der MDR in Rundfunk und Fernsehen immer wieder berichtet, sind eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, erklärt Axel Keul: „Die Kitas und Schulen bekommen einen Baum, die Bürgermeister der Gemeinden demonstrieren, dass sie grüne Infrastruktur ernst nehmen. Die Baumschule, die den Baum liefert und der Betrieb, der ihn pflanzt, zeigen Engagement, und sowohl das Signum als auch der vielfältige Beruf des Landschaftsgärtners werden bekannt.“ Häufig sind die Auszubildenden des jeweiligen GaLaBau-Unternehmens bei der Pflanzung mit dabei und zeigen so einen kleinen, aber wichtigen Ausschnitt aus ihrer täglichen Arbeit. „Dabei entstehen tolle Gespräche und wichtige Kontakte.“
1Vor Ort sehen die Kinder in den Kitas und die Schüler der jeweiligen Schule, was Landschaftsgärtner tun. „Oft wird in der Kita vor der Pflanzung gemeinsam gesungen und die Erzieherinnen erzählen etwas über den Baum und über die Menschen, die ihn pflanzen. Wenn man nachher fragt, wer später Landschaftsgärtner werden möchte, melden sich fast alle Kinder“, schmunzelt Keul. Die Berichte über die Baumpflanzaktionen in den Medien, aber auch auf den Social-Media-Kanälen des Verbands erreichen in der Bevölkerung gleich mehrere wichtige Adressaten: die Eltern, die dadurch etwas über den Beruf erfahren und die Jugendlichen, die sich für einen Beruf entscheiden müssen.
Erfolgreich im Wettbewerb
Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der GaLaBau-Azubis in den umlagepflichtigen Betrieben um 18?%. Dazu beigetragen haben auch die Erfolge der Sachsen beim Landschaftsgärtner-Cup. 2020 gewannen Erik Stanke von Schubert & Reimann Garten- und Landschaftsbau in Ebersbach-Neugersdorf und Phil-Elias Kornmacher von CGS Creativ Garten Sachsen in Großschirma den bundesweiten Wettkampf auf der GaLaBau. Im Anschluss fuhr das Team zu den World Skills nach Tallin, um sich dort mit den besten Teams des weltweiten Landschaftsgärtner-Nachwuchses zu messen und belegte einen respektablen vierten Platz.
Zwei Jahre später siegte Sachsen bei der Deutschen Meisterschaft erneut, diesmal mit Marc-Kevin Richter und Johannes Freigang vom Betrieb Werner Eyßer Schöne Gärten in Dresden. 2023 wurde das Triple komplett: Sachsen wird wieder Deutscher Meister, diesmal auf der BUGA in Mannheim. Anton Schimeck und Theo Kleinstäuber, beide ausgebildet bei Pomosus Garten- und Landschaftsbau in Dresden, nehmen jetzt im September an den World Skills in Lyon teil. Die Siege der Azubis aus Sachsen sorgten für großes mediales Interesse.
2Landschaftsgärtner-Cup als Zuschauermagnet
Während die regionalen Vorwettkämpfe zum Landschaftsgärtner Cup lange Zeit fast unbemerkt von der sächsischen Bevölkerung stattfanden, sind sie mittlerweile ein Event, das viele Zuschauer, darunter auch Schüler anlockt. In diesem Jahr wird es dafür einen besonderen Rahmen geben: den Pillnitzer Gartentag, auf dem rund 5.000 Besucher erwartet werden. Susan Naumann und Linda Wahner hoffen auf regen Andrang beim Wettbewerb. Sie sind Referentinnen für Nachwuchswerbung beim VGL Sachsen und laden auf jeder Ausbildungsmesse Schüler und Schülerinnen dazu ein, sich die regionalen Wettkämpfe anzuschauen.
3Für die Ausbildungsmessen sind die beiden Referentinnen – beide Mütter von fast erwachsenen Söhnen – die perfekte Besetzung, denn sie kennen die Sorgen und Nöte der Schulabgänger aus eigener Erfahrung. „Gerade Abiturienten sind oft unsicher, ob sie studieren oder vielleicht eine Ausbildung machen sollen. Viele möchten nach der Schule gerne mal was anderes machen“, sagt Susan Naumann. „Da hilft es, wenn man durch die Erfahrung mit den eigenen Kindern sagen kann, dass eine Ausbildung kein Hinderungsgrund ist, später noch zu studieren – im Gegenteil. Wenn die jungen Leute dann noch sehen, was nach der Lehre alles möglich ist, hört man manchmal fast den Stein von der Seele plumpsen.“
Nachhaltigkeit entscheidend für Berufswahl
Der Beruf des Landschaftsgärtners trifft zudem den Nerv von Jugendlichen, für die Umwelt- und Klimaschutz wichtige Themen sind. „Auf jeder Messe werden wir gefragt, ob wir auch diejenigen sind, die die Städte begrünen“, berichtet Linda Wahner. „Für immer mehr Jugendliche ist Nachhaltigkeit ein Entscheidungskriterium bei der Berufswahl. Und es gibt natürlich auch viele, für die der Umgang mit Maschinen und die Arbeit im Garten einfach cool sind.“
Während GaLaBau-Firmen sich vielerorts in Deutschland mehr Bewerbungen für ihre Ausbildungsplätze wünschen, würde man sich in Sachsen darüber freuen, wenn noch mehr Betriebe bereit wären, auszubilden. Gemeinsam mit dem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie führte der Verband in diesem Jahr eine Schulung für Ausbildungsbetriebe im GaLaBau durch, um die Hemmschwellen für die Einstellung von Azubis abzubauen. Das reichte von praktischen Infos zum Ausbildungsvertrag bis zu wichtigen Adressen von Ansprechpartnern, die den Ausbildern bei Fragen zur Verfügung stehen. „Ganz wichtig sind die persönlichen Kontakte“, sagt Keul. „Wenn ich weiß, wen ich bei Fragen zur Ausbildung anrufen kann und die Person kennengelernt habe, ist vieles einfacher.“
Persönlicher Kontakt zählt
Für ihn ist der Kontakt von Mensch zu Mensch durch nichts zu ersetzen. Das direkte Gespräch statt einer unpersönlichen Mail – das ist es, was bei Problemen zu guten, schnellen Lösungen führt. „Natürlich gibt es auch in der Ausbildung immer wieder bürokratische Abläufe, die Unternehmen nerven. Wenn ich aber weiß, dass auf der anderen Seite jemand sitzt, der auch sein Bestes tut, dann lässt sich vieles besser und mit mehr Verständnis regeln.“ Denn letztlich wäre es schade, wenn man das Potenzial der jungen Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen, nicht nutzt, findet Susan Naumann: „Es wird so viel gemeckert über eine Generation, die keine Lust hat, zu arbeiten. Diese Erfahrung machen wir gar nicht. Es gibt hier so viele tolle, aufgeschlossene, fleißige junge Leute in den Betrieben. Wir merken das vor allem bei den Landschaftsgärtner-Cups, wie sich die Teilnehmer gegenseitig zu immer besseren Leistungen pushen. Wenn man gute Werbung für den Beruf macht, bekommt man auch gute Nachwuchskräfte“, zeigt sie sich überzeugt.
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