Fachkräfte finden – wirklich ein Ding der Unmöglichkeit?
Beate Teschner begleitet Firmen, die sich als besonders attraktive Arbeitgeber in ihrer Branche oder Region positionieren wollen. Das gilt auch für kleine Unternehmen, ohne Personalabteilung. Jedes Jahr leitet sie zwei branchenspezifische Gruppenprogramme zur Mitarbeitergewinnung, eines davon für den Garten- und Landschaftsbau.
von Beate Teschner erschienen am 09.08.2024„Wir haben schon so gut wie alles ausprobiert, aber nichts hat funktioniert.“ Eine Aussage, die etliche Betriebe in der grünen Branche sofort abnicken. Denn es kommen einfach keine Bewerbungen mehr rein – der Markt gibt nichts mehr her.
Dabei wird alles ausprobiert, was auch nur annähernd erfolgversprechend sein könnte. Egal ob Jobbörsen, Personaldienstleister oder Social Media. Die Resonanz lässt zu wünschen übrig. Selbst große Investitionen liefern oft nur magere Ergebnisse. Viele Betriebsinhaber winken beim Thema Mitarbeitergewinnung resigniert ab. Nach zweifelhaften Erfahrungen haben Verantwortliche schlicht keine Lust mehr auf penetrante Personaldienstleister, Marketing-Funnel und kostspielige Kampagnen.
Doch es gibt keinen Grund aufzugeben und sich mit der Situation abzufinden. Eher einen Anlass, die Mitarbeitergewinnung neu zu denken. Aus diesem Grund hat der Hamburger Fachverband letztes Jahr erstmalig das Green Dream Team an den Start gebracht. Das Online-Gruppenprogramm bietet Hilfe zur Selbsthilfe für kleine, mittlere und auch größere GaLaBauer.
Doch wieso funktioniert hier – was sonst nicht möglich scheint? Zunächst braucht es eine realistische Einschätzung der Ausgangslage. Fakt ist: Die gesuchten Fachkräfte haben bereits einen Job. Das bedeutet, die allerwenigsten sind aktiv auf Jobsuche. Das erklärt schonmal, warum über die Jobbörsen oder das Jobcenter wenig bis keine Bewerbungen reinkommen. Von Initiativbewerbungen ganz zu schweigen.
Doch nicht alle, die einen Job haben, sind auch damit zufrieden. Umfragen ermitteln die Bereitschaft, den Arbeitgeber zu wechseln, aktuell bei circa 40 %. Das ist beachtlich. Diese 40%-Gruppe ist latent unzufrieden, aber noch immer nicht aktiv auf der Suche. Dafür ist sie aufgeschlossen für gute Argumente und verlockende Angebote. Schließlich strebt jeder nach einem besseren Leben - auch Arbeitszeit ist Lebenszeit.
Desto höher die Attraktivität als Arbeitgeber – desto anziehender ist der Betrieb für Fachkräfte. Klingt logisch, oder? Das ist der Ansatz, mit dem es sich hervorragend Mitarbeiter gewinnen lässt. Wer das versteht, fragt sich als nächstes: Was wollen meine zukünftigen Mitarbeiter nicht mehr? Welche Wünsche haben sie für die Zukunft? Womit können wir als Betrieb bei unseren Wunschmitarbeitern punkten? Für wen sind wir ein Perfect Match? Das nennt sich dann etwas schnöde Zielgruppenverständnis. Wer sich mit den Motiven seiner Wunschmitarbeiter beschäftigt, ist beim Finden und Behalten von Mitarbeitern klar im Vorteil – und eine echte Ausnahmeerscheinung. Denn das Gros der Firmen rekrutiert immer noch, wie zu Zeiten hoher Arbeitslosigkeit.
Erst wer seinen Perfect Match kennt - hat eine Basis, auf der solide aufgebaut werden kann. Und aufgebaut wird immer von innen nach außen. Was bedeutet das? Bevor die Party steigen kann, sollte das virtuelle Wohnzimmer aufgeräumt sein. Ein prüfender Blick auf die Selbstdarstellung hilft weiter. Wird potentiellen Bewerbern die passende Botschaft vermittelt? Was muss der Karrierebereich der Webseite eigentlich rüberbringen, damit der eigene Betrieb für Besucher zur ersten Wahl wird? Eine schicke Aufmachung ist bei weitem zu wenig. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Herzstück jeder Karriereseite: die Stellenangebote. Ohne den unwiderstehlichen Wow-Faktor, ein Hort von Phrasen und Floskeln. Austauschbar und gespickt mit den Benefits, die alle Wettbewerber auch bieten.
Spätestens jetzt ist klar, wer als Unternehmer die entscheidende Frage nicht beantworten kann, hat ein Problem. Die Frage lautet „Warum sollt ich mich ausgerechnet in diesem Betrieb und nicht woanders bewerben?“ Und nein, hier sprechen wir nicht über die Bezahlung, sondern über Emotionen und das tagtägliche Arbeitserlebnis.
Jetzt fehlt nur noch der dritte Schritt. Nachdem zunächst das Zielgruppenverständnis vertieft und die Selbstdarstellung verbessert wurde. Im dritten Schritt gehen die Einladungen für die Party raus. Denn nun haben die eigenen Jobangebote eine Chance, echtes Interesse zu wecken. Das ist notwendig, damit aus Besuchern auch Bewerber werden. Dafür bietet sich die größte Bühne der Welt an – Social Media. Aber auch Aktivitäten im echten Leben. Am besten beides geschickt kombiniert. Hier schließt sich der Kreis. Interessenten werden aktiv auf eine Webseite gelotst, die konvertiert.
Dieser Kreislauf ist auch die Erklärung dafür, dass die meisten Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung ins Leere laufen. Denn wenn ein Element nicht funktioniert, wird der Kreislauf unterbrochen und Bewerbungen bleiben aus. Es kommt also darauf an, die richtigen Dinge in der idealen Reihenfolge auf den Weg zu bringen. Zudem ist es eine nachhaltige Methode, für alle, die sich zum Wunscharbeitgeber, ohne Personalsorgen, entwickeln möchten.
Vom 11. November 2024 bis zum 6. März 2025 findet das nächste Green Dream Team statt. Das Online-Programm ist bundesweit buchbar (Early Bird bis zum 13. August). Mehr Informationen und Teilnehmerstimmen gibt es hier. Auch der Dataflor-Podcast bietet spannende Einblicke.
Für Unternehmensverbände, Arbeitgebervereine und Wirtschaftsförderungen präsentiert Beate Teschner als Referentin neue Ansätze im Arbeitgebermarketing. Nach über 20 Jahren in der Organisationsentwicklung im Mittelstand verschiebt Sie heute erfolgreich Grenzen, wenn es darum geht, genau die Richtigen zu finden. In ihrer Wunscharbeitgeber-Community unterstützen sich gleichgesinnte Arbeitgeber gegenseitig.
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