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Walter Schmitz in Reifferscheid

Gestalten mit Herzblut

Die Arbeit von Walter Schmitz ist Anarchie gegen den Formalismus. Seine „Gärten für Auge und Seele“ sind liebevoll, detailreich und unverwechselbar gestaltete Kleinode, in denen Naturstein und Pflanzen die Hauptrollen spielen. Seine Kundinnen und Kunden lieben ihn dafür und haben seine Firma auch wirtschaftlich erfolgreich gemacht.

von Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA GALABAU erschienen am 23.08.2024
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Es ist Herbst in der Eifel. Unten, in dem durch die Flut im Juli 2021 verwüsteten Ahrtal laufen immer noch die Wiederaufbaumaßnahmen. 300m höher, in Reifferscheid, herrscht Novemberruhe. Im 4.000m² großen Garten von Walter Schmitz leuchten die Herbstfarben. Die eigene Anlage ist der Fixstern, um den sein Betrieb kreist. Denn wer einen Garten von ihm haben möchte, muss erstmal nach Reifferscheid kommen, um sich das anzusehen, was Schmitz dort geschaffen hat. Hier kann man die Handschrift des Gestalters am besten studieren.

Durch die harte Schule gegangen

Als Schmitz vor über 45 Jahren begann, hieß Ausbildung noch Lehre und war alles andere als ein Zuckerschlecken. Auf Befindlichkeiten wurde wenig Rücksicht genommen. Schmitz schippte Beton, schleppte Pflastersteine und verlegte Platten. „Da wurden sechs Monate am Stück Fußgängerüberwege abgesenkt, damit da Rollstuhlfahrer drüberkommen. Sechs Monate am Stück“, wiederholt der 61-Jährige, als könnte er es immer noch nicht fassen. „Jeden Tag der Presslufthammer und gestemmt wie ein Idiot. Da verlierst du dann irgendwann die Lust.“ Schmitz hat die Lust nie lange verloren und hat selbst in der Eintönigkeit eine Vielfalt erkannt. „Alles, was es an Belägen gab, war da drin. Jeder Fußgängerübergang war wieder anders“, erinnert sich Schmitz. Seine bautechnische Erfahrung hat er dort gesammelt. Gestalterisch ist er Autodidakt. Viele Ideen stammen aus den Gartenkulturen von Cornwall, Madeira und Mallorca oder aus der Natur; wie die Vorbilder für Bachläufe. „Das kannst du nie besser sehen, wie in einem natürlichen Gewässer. Wie sieht es aus? Wie läuft das Wasser? Wie musst du Stufen einbauen, damit Du das nachahmen kannst?“, sinniert er. Nach der Lehre machte er sich selbstständig und bot im öffentlichen Geschäft mit. Doch dort musste er ziemlich schnell feststellen, dass für ihn mit seinen Qualitätsansprüchen und seinen Preisen dort kein Platz war. Schmitz traf eine strategisch kluge Entscheidung: Er erkannte: Nur mit einer eigenen Ausbildung bekommt man Menschen, mit denen man im Privatgarten starkt werden und seine eigenen Ideen erfolgversprechend umsetzen kann. So wurde er zum Ausbildungsbetrieb. Das Ergebnis dieser Entscheidung lässt sich noch heute an der Personalstruktur ablesen: Von den mittlerweile 22 Mitarbeitenden sind 18 bei Schmitz durch die Ausbildung gegangen. Insgesamt hat Schmitz 50 junge Menschen ausgebildet.

Herzblut als Lebenselixier

Wer heute bei „Gärten für Auge und Seelen“ anfängt, bekommt gleich im Praktikum gesagt: „Ihr müsst Spaß an der Sache haben. Wenn der nicht da ist, dann hör auf“. Denn die Freude an der Arbeit, der Teamgeist, die Motivation seiner Mitarbeitenden ist das, was das Werk des Gestalters erst möglich macht. „Eine Symphonie, kann man nicht pfeifen. Es braucht ein Orchester, um sie zu spielen“. Mit diesem Bild erklärt der Gartengestalter seinen Leuten die Bedeutung des harmonischen Zusammenarbeitens. Für seine Gärten braucht er ein Team, das wie ein Orchester funktioniert. „Ist der Spaß da, dann hast du Motivation und dann kannst du tolle Sachen machen“, ist er überzeugt. Wer Spaß habe, sei motiviert und stecke sein Herzblut in die Arbeit. Dadurch werde man gut im Handwerklichen. „Abends ins Bett gehen und denken: „So, morgen machen wir das und das - und mit diesem Gedanken einschlafen“, sei das Beste, was es gibt. „Ich sage immer: Wer liebt, was er tut, geht nie wieder arbeiten.“ Klingt nach Binsenweisheit, ist aber nicht ganz von der Hand zu weisen. Zwar gibt es auch bei „Gärten für Auge und Seele“ mal Tage die nicht so gut laufen. Aber meist ist das junge Team mit viel Leidenschaft bei der Arbeit. Eine geringe Fluktuation spricht für sich.

„Einfach nur Geld verdienen, das ist mir zu blöd. Das hat ja nichts mit Herzblut zu tun.“ Walter Schmitz

Schmitz ist zudem ein guter Verkäufer. Er wirkt authentisch und seine Liebe für das Werk nimmt man ihm sofort ab. Das Herzblut ist das Lebenselexier des Unternehmens; es steckt im Schaugarten, in den Projekten, in der Ausbildung, im Teamaufbau. Der Eifeler ist Überzeugungstäter in Sachen Gartengestaltung und ist damit ansteckend. Und ein Vorbild für den Nachwuchs ist er auch.

Booster BUGA 2011

Zu siebt waren sie bei „Gärten für Auge und Seele“, als er sich für die BUGA 2011 in Koblenz „weit aus dem Fenster gelehnt hat“. „Wenn die BUGA für uns in die Hose gegangen wäre, dann hätte ich den Laden schließen können“, blickt der Unternehmer zurück. 130.000 Euro hatte er investiert. Aber die Besuchenden waren begeistert. Die ohnehin erfolgreiche BUGA gab auch dem Unternehmen einen kräftigen Schub. „Bei zwei Millionen, die wir daraus als Auftragsvolumen generiert haben, hab ich aufgehört zu zählen“, schmunzelt Schmitz. Außerdem wollte ein Besucher am Ende den ganzen Garten haben. „Ein Ding, was ich bis heute nicht verstehe“, wundert er sich. „Er wollte einfach nur das Material haben.“ Nachdem Koblenz so gut gelaufen war, investierte Schmitz drei Jahre später noch einmal in den Mustergarten auf der NRW-Landesgartenschau 2014 in Zülpich. „Da sind wir dann richtig in die Vollen gegangen“, meint er. „Da wussten wir ja von vornherein, der Garten bleibt stehen und so haben wir ihn wie einen unserer Gärten gebaut.“ Zehn Jahre ist das jetzt her und der Garten in Zülpich sieht immer noch so schick aus, wie er geplant war. Auch diese Investition hat sich gelohnt. „Ich hab‘ da nie gezählt, aber da sind jede Menge richtig großer Aufträge bei herumgekommen und die Aufträge haben wiederum Aufträge gebracht“, freut sich Schmitz. Danach hatte der Gartengestalter einen Ruf und viel Freiheit bei der Umsetzung seiner Ideen.

Liebe zum Lieblichen

Den durchschnittlichen Kunden, die von dem geprägt sind, was sie in ihrer näheren Umgebung sehen, verlangt Schmitz Garten einen Umdenkprozess ab. Der Gartengestalter baut keine Gabionen. Da gerät er sogar richtig in Rage, wenn das einer von ihm verlangt. Und er pflanzt keine Kirschlorbeer-Hecken. Bei „Gärten für Auge und Seele“ geht es meist organisch zu. In seinem Schaugarten in Reifferscheid gibt es geschwungene Linien und viel Trockenmauerwerk. Beläge aus polygonalen Platten sind ausgezwickelt mit Kieselmosaiken. Das Moos wird zum Gestaltungselement und im Teich gibt es üppige Vegetation. Schmitz hat einzelne, mehr oder weniger große Gartenräume gestaltet, in denen Besucherinnen und Besucher, das Raumgefühl erfahren, Materialien und Pflanzen in schlüssigem Kontext bewundern können. „Das ist das, worum es mir geht: Grüne Räume mit Blüten, Duft und Gezwitscher zu kreiieren, Natur erlebbar zu machen“, meint der Gestalter und erzählt, wie er die Leute in den Garten führt, sie dort einen Moment stehen und gucken lässt. „Dann siehst du schon, wie denen die Augen übergehen und das Herz aufgeht“, freut er sich. Und das funktioniere. „Mein Schaugarten verdient uns das Geld“, bringt es der Unternehmer auf den Punkt.

Weinkeller deluxe

Zuletzt hat Schmitz dem Schaugarten einen echten Luxus-Weinkeller hinzugefügt, der auch als grandiose Party-Location durchgeht. Den Eingang bildet ein Mondtor in einer rund 3m hohen Muschelkalkmauer. Ein kreisrundes Fenster mit derselben Porphyr-Einfassung sorgt für weitere Spannung. Davor hat er eine Terrasse aus riesigen (bis 4 oder 5m²/Stück), polygonalen Blausteinplatten angeordnet, die mit dunklen Kieseln ausgezwickelt sind. „Solche Sachen wie die Kieselmosaike musst du bei den Kunden ansprechen. Da kannst Du sie nicht von alleine darauf kommen lassen“, grinst der Unternehmer verschmitzt. „Die Kunden können sich in der Regel nur einen Bruchteil von dem vorstellen, was möglich ist.“ Angefangen hat es mit den Materialien der Region – Basaltlava (auch gebrauchtes Material) und Grauwacke. Heute ist oft auch Muschelkalk dabei, Travertin, Porphyr und zuletzt eben auch der belgische Blaustein aus Hainaut. An vielen Stellen des Schaugartens ist italienischer Tuff zu sehen: „An dem scheiden sich die Geister“, meint Schmitz. Die einen würden ihn lieben, die anderen hassen. Das poröse Material zieht viel Feuchtigkeit und bildet eine schöne Matrix für Moose. Neben der Pflanze sind die Steine die wichtigste Zutat für die Gestaltung. Die Firma definiert sich quasi über saubere Verarbeitung von Naturstein. Wer schonmal Bilder von den polygonalen Trockenmauern aus Basaltlave gesehen hat, wird das leicht nachvollziehen können. Kein Wunder, dass der durchschnittliche Quadratmeterpreis von Schmitz-Gärten bei 430 Euro liegt. „Das ist natürlich immer abhängig von der Rasengröße“, schränkt Schmitz ein. Seit Herbst bietet das Unternehmen für Kolleginnen und Kollegen auch Seminare zur Verarbeitung unterschiedlicher Natursteine an. „Wir haben hier ja alles vorrätig und können unterschiedliche Gesteine, Beläge oder Mauern bieten.“

Mehrstämmige und Solitäre

Großzügig geht es auch bei den Gehölzen zu. Bei Schmitz in Reifferscheid sind zahlreiche große Gehölze zu bewundern, die schon Jahrzehnte wachsen durften. Der Gestalter hat vieles ausprobiert, von dem das meiste auf den fast 500m Meereshöhe erstaunlich gut gewachsen ist. Ahorn und Hartriegel stehen ganz oben auf seiner Liste. Und natürlich kommt kaum ein Garten ohne mehrstämmige Felsenbirnen aus. „Magnolien sind auch etwas, das ich ganz gerne pflanze, weil sie meist einen tollen Habitus entwickeln“, meint Schmitz. Mehrstämmige Solitäre unterschiedlicher Arten sind feste Zutaten der Gestaltungsrezepte. Statt Forsythien, die er schon vor 30 Jahren aus seinem Portfolio geworfen hat, kommt häufig Cornus mas zum Einsatz. Schließlich würde der den Insekten auch noch etwas bieten und genauso lange blühen. Dazu gibt es Gräser und Stauden, die Schmitz ebenfalls großzügig einsetzt. Die Pflanzenverwendung liegt in den Händen von Schmitz designiertem Nachfolger Christian Daum. Der ist seit gut acht jahren im Unternehmen und war 2016 Bayerns bester Techniker-Absolvent. Dass sich alles so entwickelt, wie geplant, sorgt eine eigene Pflegekolonne. Für die hat der Unternehmer einen vollausgerüsteten Sprinter mit Toilettenabteilung gekauft. Die Nachfrage nach Unterhaltsleistung wächst. Nur die Fachkräfte wachsen selbst bei Schmitz in diesem Bereich nicht ganz so schnell nach, wie sie gebraucht werden. Die Pflanze ist das Markenzeichen. Alle Fahrzeuge sind mit Blumendekor versehen und das Baustellenschild, mit dem das Unternehmen „Leidenschaftsgärtner (m/w/d) mit Ästhetikanspruch“ sucht, zeigt Hyazinthen und trägt die Aufschrift: „Wir düngen längst nicht nur Eigengewächse.“

Der Kundenwunsch als Anregung

Sein Glück ist, dass viele Kunden über Empfehlungen oder über die Webseite kommen und damit schon gefiltert sind. „Anhören und umsetzen, gegebenenfalls ausreden“, ist seine Strategie im Umgang mit Kundenwünschen. Manche kämen schon mit Skizzen: Schmitz rät dann, sich erstmal mal alles wegzudenken und neu anzufangen. „Dann gehen wir hier durch den Garten und die Leute sagen mir, welches Material und welche Farben ihnen gefallen“, beschreibt er, um lachend fortzufahren: „Und dann bauen wir einen Garten für Auge und Seele“.

„Die Kunden können sich in der Regel nur einen Bruchteil von dem vorstellen, was möglich ist.“ Walter Schmitz

Mit den Jahren, der Erfahrung und dem Ruf ist das natürlich alles viel leichter geworden. Schmitz hat gute Referenzen und Kunden, die Empfehlungen aussprechen. Viele der Neuaufträge kommen über Mundpropaganda. Wenn dann doch Dinge kommen, auf die Schmitz keine Lust hat, hat er immer ein gutes Argument parat. Wenn es zum Beispiel jemand wagt, nach einer Gabionenwand zu fragen, erzählt er die Geschichte von den Mäusen. Er habe das mal gesehen, wie zahllose Mäuse in der Gabione verschwunden seien, grinst Schmitz. Da käme ja auch keine Katze dran. Das ziehe immer. „Grundsätzlich wehre ich mich bei Sachen, die ich nicht machen will fünfmal und wenn die fünf Male vorbei sind, dann können wir noch überlegen, ob ich das überhaupt machen will“, lacht Schmitz. „Letztlich kriegst Du sie immer auf deine Seite.“ Für die Zukunft ist der Unternehmer optimistisch: „Es scheint noch eher mehr zu werden“, meint er in Bezug auf die hochpreisigen Aufträge. Wer allerdings kein Profil und Alleinstellungsmerkmal habe, werde es möglicherweise schwerer haben.

Text: Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA GALABAU

Betriebsdaten
  • Walter Schmitz – Gärten für Auge und Seele
  • Firmengründung: 1. April 1990
  • Gesellschaftsform: Einzelunternehmen
  • Inhaber: Walter Schmitz
  • Umsatz: 2,5 Mio (2023)
  • Gewinn: ???
  • Materialkostenanteil: 30 %
  • Betriebsmittellohn: ???
  • Kalkulator. Stundenlohn: ???
  • Durchschnittl. Verrechnungssatz: ???
  • Mitarbeiter: 22, davon 1 Techniker, 3 Meister, 11 Gesellen, 6 Azubis, 1 Verwaltunsangest.
  • Mitarbeiter Büro: 2
  • Bauleiter: 1
  • Baustellenleiter: 4
  • Kolonnen: 6
  • Fuhrpark/Maschinen: 9 Pkw, 2 Lkw, 5 Bagger/Minibagger, 4 Radlader
  • Auftraggeberstruktur: Privat (85%), öffentliche Hand/Submissionswesen (inkl. Pflege, 15%)
  • Umsatz nach einzelnen Leistungsbereichen: Hausgarten (85%), klassischer Landschaftsbau (15%)
  • Mitgliedschaften: VGL NRW
  • EDV-Lösungen: KS21
Kontakt
©

Gartenstr. 34, D-53520 Reifferscheid

Telefon: 02691/2914, info@walter-schmitz-garten.de

www.walter-schmitz-garten.de

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