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Christian Stoffels meint …

Erfahrung macht den Meister

Christian Stoffels ist Landschaftsgärtner mit Herz und Seele. In der elterlichen Gärtnerei spielt die Pflanze eine Hauptrolle. Für jede Ausgabe des Expertenbriefes wirbt er für den wertschätzenden Umgang mit dem Grün.

von Christian Stoffels, Düsseldorf erschienen am 04.09.2024
© privat/Verlag Eugen Ulmer
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Es muss der grünen Branche gelingen, die Pflege nicht als mühsame Pflicht wahrzunehmen, sondern als Gelegenheit zu verstehen, sich kreativ mit den existierenden Pflanzen zu beschäftigen und ihre Natürlichkeit hervorzuheben. Als Fachkräfte sollten wir über spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen. Ein grundlegendes Verständnis für Pflanzen sollte bereits in der Ausbildung vermittelt werden. Idealerweise wird dies durch kontinuierliche Pflegearbeiten immer wieder aufgefrischt. Das Verständnis von Pflanzen sollte über das allgemeine Erkennen hinausgehen, sodass wir in der Lage sind, nicht nur Pflanzen zu identifizieren, sondern auch den natürlichen Habitus eines Strauches wiederherzustellen oder zu betonen. Dazu gehört auch die Fähigkeit, Beikräuter zu identifizieren, die einzelne Stauden verdrängen können, die Ausbreitungsmechanismen der einzelnen Pflanzen zu kennen, um diese notwendigerweise einzugrenzen oder in ihrer Verbreitung zu unterstützen, sowie Krankheitsbilder zu erkennen.

Durch die langjährige Pflege eines Gartens sollten auch die bereits umgesetzten Maßnahmen immer wieder kritisch hinterfragt werden: War der letzte Schnitt wirklich notwendig? Habe ich ein konkurrenzstarkes ungewolltes Beikraut übersehen, das sich nun ausgebreitet hat? Sind die Pflanzen ausreichend mit Nährstoffen versorgt?

Die Auseinandersetzung mit solchen Fragen fördert das eigene Verständnis und gerade dieses Wissen ist unbezahlbar. Im Idealfall sollte in jeder Fachkraft die intrinsische Motivation verankert sein, sich ein so umfangreiches Wissen wie möglich anzueignen. Das wertvollste Wissen in der Pflege ist das, was nicht in Fachbüchern zu finden ist, sondern aus selbst erlernter und langjähriger Erfahrung stammt!

Ein trauriges Beispiel für fehlgeleitete Pflege ist der klassische, rund geschnittene Gehölzstumpf. Dieser übertriebene und oft unsachgemäße Schnitt zerstört nicht nur die natürliche Form, sondern raubt der Pflanze auch ihre Individualität und Würde. Ein solcher Schnitt steht im Widerspruch zur eigentlichen Kunst der Pflanzenpflege, die darauf abzielt, die Schönheit zu betonen, anstatt sie zu ersticken. Die Pflege bietet im Allgemeinen viel Raum für Kreativität und Entfaltung. Als Fachkräfte sind wir diejenigen, die dem Beet das entscheidende Erscheinungsbild verleihen. Dabei sollte die Kreativität nicht auf Kosten der natürlichen Schönheit einer Pflanze in ihrer Einzigartigkeit gehen, sondern diese vielmehr unterstreichen.

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