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Standpunkt

Das Ding mit dem Ring

Eine kleine gesetzliche Änderung aus dem Bereich „Verpackungen“ zeigt exemplarisch, in welchen Dilemmata wir uns bewegen, meint Tjards Wendebourg in seinem Standpunkt für FLÄCHENMANAGER 4/2024.

von Tjards Wendebourg erschienen am 22.11.2024
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Tjards Wendebourg
Tjards Wendebourg © Barbara Sommer

Bestimmte Kreise innerhalb der Gesellschaft können sich furchtbar aufregen: Denn spätestens seit Juli können Flaschenkinder nicht mehr aus Plastikbehältern trinken, ohne dass der Deckel unter der Nase stört. Seitdem sorgt nämlich ein Ring dafür, dass Verpackung und Deckel miteinander verbunden sind. Verantwortlich ist die Einwegkunststoff-Richtlinie der EU, die im Sommer in Kraft trat und wilden Plastikmüll bekämpfen soll.

Wie wir schon lange wissen, gibt es interessierte ausländische Kräfte, die jeden Anlass nutzen, um Unmut in der Bevölkerung zu kultivieren und Spaltung zu betreiben. Nach dem guten alten Motto „ein zerstrittener Gegner ist ein schwacher Gegner“ überzieht besonders der Kreml das Land mit Falschnachrichten und Memes-Vorlagen. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass in traditionell putintreuen Kreisen auch der Ring zum großen Thema wurde. Schließlich ist Umweltschutz im rechten Milieu „woke“ – also verweichlicht. Dort marschiert man gerne in voller Manneskraft Richtung Untergang (ohne freilich den Deckel von einer Flasche zu bekommen).

Ab von dieser politischen Dimension – die ja in der Regel abgehoben von der Faktenlage stattfindet – zeigt der Ring, wie schwer wir uns mit Veränderungen tun. Ja, der verbundene Verschluss ist angesichts der wachsenden Berge an Plastikmüll nur ein winziger Teil der Lösung. Aber haben Sie sich nicht auch über die Effizienz gewundert? Vom einen auf den anderen Tag hatten alle Verpackungen dieselbe Lösung. Es geht also offensichtlich. Und gleichzeitig weiß man als Fachkraft in der Pflege ja auch: Plastikdeckel, Kronkorken und Zigarettenkippen gehören zu den häufigsten Bestandteilen herumliegenden Plastikmülls und versauen jedes organische Material, das bei der Pflege übrigbleibt, für Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte.

Statt sich also über vermeintlichen Regelungswahn der EU lustig zu machen, wäre es klüger, anzuerkennen, dass durchaus schnelle und effiziente Veränderungen möglich sind. Es müsste nur gelingen, sie in größere Maßstäbe zu übertragen. Und am Ende ist der Ring auch wieder ein weiteres Beispiel dafür, dass der Staat immer dann eingreifen muss, wenn die Selbstverpflichtung versagt: Denn wären viele nicht so rücksichtslos gewesen, ihre Deckel einfach hinter sich zu werfen, hätte es auch kein Gesetz gebraucht.

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