Frischer Wind fürs Tagungszentrum
Die Arbeitsgemeinschaft Bundesarbeitsgemeinschaft selbstverwalteter Gartenbaubetriebe (BaseG) hat sich einen Namen mit ihren sozialen Einsätzen gemacht. Jeden Sommer gestalten die Mitglieder ehrenamtlich jeweils eine Woche lang eine Außenanlage für eine Einrichtung, die sich die Gestaltung nicht leisten könnte. Dieses Jahr werteten 120 Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner zusammen mit Gästen die Freiflächen der Gemeinschaft Lebensbogen in Zierenberg bei Kassel auf. Die ehemalige Jugendbildungsstätte am Rande des Naturparks Habichtswald bekam neues Leben eingehaucht.
von Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA erschienen am 14.12.2024In dem 6.500?m² großen parkähnlichen Gelände auf dem Dörnberg scheint die Zeit stehengeblieben. Funktionale Gebäude aus den 60er-Jahren sind großzügig auf die Fläche verteilt. Der 1963 eröffnete Landesjugendhof, eine ehemalige Gewerkschaftsimmobilie, ist seit 2000 geschlossen. 2015 kaufte die gemeinnützige Stiftung Trias die Fläche und übertrug Grund und Boden auf Erbbaurechtbasis der Gemeinschaft Lebensbogen. Früher fand hier politische Bildungs- und Gewerkschaftsarbeit statt. Daran knüpft die Gemeinschaft mit ihrem Tagungshaus an. Ökologisches Gleichgewicht, soziale Gerechtigkeit und ökonomische Sicherheit sind die inhaltlichen Leitplanken der Bildungsarbeit. Damit liegt die Einrichtung ganz auf Linie mit der BaseG – und das ist für die Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner eine Voraussetzung, um sich ehrenamtlich zu engagieren.
Seminar als Initial
Die BaseG veranstaltet für ihre Mitglieder neben dem Sommercamp eine Wintertagung. Da bot sich das Tagungszentrum im nordhessischen Zierenberg an und dort entstand auch die Idee, der Lebensgemeinschaft mit den Außenanlagen zu helfen. Denn für die rund zwei Dutzend Bewohner, die neben der Tagungsstätte auf dem Gelände auch das Ausflugslokal Café Helfensteine betreiben, ist die Fläche eine Herausforderung. Alleine mit dem Instandhalten und Sanieren der sechzig Jahre alten Gebäude hat die Gemeinschaft alle Hände voll zu tun. Also entschied die Arbeitsgemeinschaft, dass die Sommer-BaseG 2024 in Zierenberg stattfinden soll.
Klimaneutral bauen
Für die 38. Sommer-Bauwoche legte die BaseG noch eine Schippe drauf. Die barrierearme Umgestaltung der Außenanlagen sollte auch noch weitgehend klimaneutral vonstattengehen. Dazu fragten die Verantwortlichen bei einigen großen Herstellern von Baumaschinen an. Die Firmen Avant, Takeuchi und Wacker Neuson unterstützten das Projekt durch das kostenfreie Bereitstellen von Elektrobaggern, Elektroradladern und Elektrodumpern. Wacker Neuson lieferte mit dem E-Bagger EZ17e, E-Lader WL20e und E-Dumper DW15e gleich eine ganze E-Flotte, Takeuchi stellte den brandneuen Minibagger TB20e zur Verfügung. „Der kam praktisch direkt vom Schiff“, lacht Projektkoordinator Andreas Raschke (ingala.de). Von Avant kam außerdem der E-Lader E527 mit eigens in Finnland entwickelter Akkutechnologie. Um das Ganze im Vergleich zu betrachten, stellten die Hersteller aber auch Verbrenner-Maschinen zur Verfügung. So standen für die fünf Baustellen auf dem Gelände ausreichend Maschinen bereit, um Daten zur Produktivität, zur Leistungsfähigkeit und Betriebsdauer zu sammeln. Erste Eindrücke und Bewertungen sollen zur Galabaumesse an die Hersteller gehen, die Gesamtauswertung der Daten wird erst im Winter auf dem nächsten BaseG-Treffen erfolgen.
Naturnah – na klar
Das Tagungshaus grenzt unmittelbar an den Naturpark Habichtswald. Weil es kaum Grünflächenpflege gab, haben sich Orchideen mittlerweile bis auf das Gelände der Gemeinschaft ausgebreitet. Da lag es auf der Hand, dass bei der Umgestaltung auch sehr behutsam und naturnah gearbeitet wurde. So wurden Biotope angelegt, Flächen und Wege entsiegelt, Retentionsflächen für das Niederschlagswasser geschaffen und Wege barrierearm gestaltet, damit auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen die Flächen und die Gebäude erreichen können. Die rund 170 Teilnehmenden der BaseG-Bauwoche arbeiteten mit regionalen Baustoffen und setzten zudem stark auf Recycling und Materialspenden. So reduzierte sich der finanzielle Aufwand für die Gemeinschaft auf unter 40.000 Euro.
Der BGL-Präsident als Ehrengast
Als dann am 2. August der Endspurt begann, ließ es sich auch Thomas Banzhaf nicht nehmen, die Baustellen zu besuchen. Der BGL-Präsident war eigens für den letzten Tag der Bauwoche aus Essen angereist, um dem Projekt seine Anerkennung auszusprechen. Schließlich orientiert sich die BaseG an Zielen, die sich auch der Bundesverband auf seine Fahnen geschrieben hat – mehr Nachhaltigkeit in Umsetzung und Gestaltung. Da kommen Projekte, an denen sich diese Ziele praktisch dokumentieren lassen, wie gerufen. Zudem konnte er bei dieser Gelegenheit gleich Werbung für den Verband machen. Schließlich sind auch eine ganze Reihe der BaseG-Betriebe zugleich Mitglieder ihrer jeweiligen Landesverbände; etwa Baumrausch aus Bremen, Blattwerk aus Stuttgart, Deimling (Astert) oder Ingala (Bayerfeld-Steckweiler) – um nur ein paar zu nennen.
2Freude über den Zugewinn
Am Ende gab es strahlende Gesichter sowohl bei der Lebensgemeinschaft, die sich über neue Außenanlagen freuen darf, als auch bei den Gärtnerinnen und Gärtnern, die es in einer Woche wieder geschafft hatten. Dabei meinte es das Wetter mit den Bauschaffenden deutlich besser als im vergangenen Jahr in Lüneburg, wo sich die Bauwoche als Regenzeit gestaltete. Und an manchen Tagen war der Schatten unter den alten Bäumen eine wahre Wohltat. Bei dem traditionellen Abschlussfest, inklusive Taufe der Auszubildenden, übergab die Arbeitsgemeinschaft das Gewerk ihrer Bestimmung.
Weitere DEGA-Beiträge über die BaseG-Bauwochen der Vergangenheit finden Sie unter https://www.dega-galabau.de/artikel.dll?AID=4822959&MID=50278
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