Viele Themen für Ehrenamtliche
Verbandsarbeit lebt vom Einsatz ehrenamtlicher Mitarbeiter. In unterschiedlichen Ausschüssen werden die Angebote entwickelt, die letztlich den Mitgliedsbetrieben und der Branche zugutekommen.
von Susanne Wannags erschienen am 08.01.2025Mit 1.075 Mitgliedern ist der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen der größte der zwölf GaLaBau-Landesverbände. Der mitgliedsstärkste Verband zu sein, bringt Verpflichtungen mit sich. Zwölf Präsidiumsmitglieder, 16 Bezirksverbände mit ihren Vorsitzenden und viele weitere ehrenamtlich tätige Unternehmerinnen und Unternehmer investieren ihre Zeit, um Projekte auf den Weg zu bringen, die nicht nur für den eigenen Landesverband, sondern für die gesamte Branche wichtig sind.
Aus- und Weiterbildung im Fokus
Leif Harzer ist Geschäftsführer der Terwiege Garten- und Landschaftsbau GmbH in Essen und im Präsidium Vorsitzender des Bildungsausschusses. „Hier bearbeiten und koordinieren wir alles, was mit Bildung zu tun hat.“ Dazu gehört der regelmäßige Austausch mit anderen Akteuren im GaLaBau wie den Fachschulen, den Deulas und der Landwirtschaftskammer, um zu besprechen, was gut läuft und wo Unterstützungsbedarf ist. Auch Ideen, wie die Ausbildung noch besser werden kann, werden im Ausschuss entwickelt. „Bei uns in NRW gibt es seit vielen Jahren die Talentschmiede, mit der besonders gute Azubis zusätzliche Förderung erhalten können, um sich noch besser weiterzuentwickeln. Als Gegenstück dazu haben wir jetzt die Stärkungskurse ins Leben gerufen. Wer noch Unterstützung benötigt, um die Prüfung zu bestehen, bekommt sie in diesen Kursen.“
Ein wichtiges Thema ist auch die Novellierung der Ausbildungsordnung (AO). Zwar werden Ausbildungsordnungen vom Bundesinstitut für Berufsbildung erarbeitet, das ist allerdings ein kooperativer Prozess, an dem sowohl Vertreter aus den zuständigen Kammern, der Branche und den Gewerkschaften beteiligt sind. 2021 hatte der Zentralverband Gartenbau die Novellierung der AO beschlossen, die den Dienstleistungs- und Produktionsgartenbau und den gärtnerischen Fachhandel betrifft. „Als Landesverband mit den meisten Auszubildenden sind wir gefordert, als Vertreter des Garten- und Landschaftsbaus die Stimme der Branche dort mit einzubringen.“
Angebote für Teilqualifizierung koordinieren
Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Thema Teilqualifizierung von Mitarbeitern. „Wir sagen zwar immer, dass Quereinsteiger willkommen sind, haben aber gar keine Angebote für diese Menschen. Bei uns passiert das auch oft, dass jemand, der etwas ganz anderes wie beispielsweise Einzelhandelskaufmann gelernt hat, gerne im GaLaBau arbeiten würde und fragt, was er denn bei uns tun könnte. Und dann sagen wir erst mal: Keine Ahnung“, erklärt Harzer. Bei der Teilqualifizierung können diese Interessenten zukünftig verschiedene Module besuchen und im Anschluss sogar die Prüfung zum Landschaftsgärtner ablegen.
Das Beste: Die Maßnahme ist vom Arbeitsamt bis zu 100 % förderfähig. Die Förderung umfasst nicht nur die Lehrgangskosten, sondern auch die Differenz zwischen dem Lohn eines Auszubildenden und dem Lohn eines Landschaftsgärtners. Angesprochen werden sollen damit vor allem Personen, die älter als 25 sind und ungelernt oder nach einer Arbeitspause in einen Beruf einsteigen wollen. Als Partner hat man die Fortbildungsakademie der Wirtschaft gewonnen, die detaillierten Inhalte der Module werden noch ausgearbeitet, ebenso der praktische Teil der Weiterbildung. Zwar steht das Thema Teilqualifizierung beim VGL NRW auf der Tagesordnung, angeboten werden soll das Modell letztlich allerdings bundesweit.
Als Branche und Betrieb sichtbarer werden
Nadja Kreuz hat gemeinsam mit ihrem Mann einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb in Krefeld. Im VGL ist sie Vorsitzende des Öffentlichkeitsausschusses und arbeitet auch im entsprechenden Fachausschuss des BGL mit. Auf der Bundesverbandsebene werden viele der Projekte initiiert, die dann in den verschiedenen Landesverbänden den Mitgliedern zur Verfügung stehen. Auf der Agenda steht aktuell beispielsweise das Signum, das schon im Zuge der Imagekampagne beworben wurde, nochmal in den Fokus zu rücken. „Wir wollen uns diesmal auch gezielt an die Mitgliedsbetriebe wenden. Wir haben festgestellt, dass das Signum von etlichen Betrieben noch zu wenig genutzt wird“, sagt Kreuz. Das Signum ist ein wichtiges Qualitätskriterium für Kunden, wenn sie sich für einen Auftragnehmer entscheiden müssen, denn Landschaftsgärtner ist keine geschützte Berufsbezeichnung.
Während diverse Kampagnen und Programme in der Vergangenheit dafür gesorgt haben, die Aufmerksamkeit potenzieller Auftraggeber dafür zu wecken, dass der GaLaBau der Ansprechpartner ist, wenn es um die Gestaltung öffentlicher, gewerblicher und privater Freiräume geht, sollen nun die Fach- und Führungskräfte im Zentrum der Öffentlichkeitsarbeit stehen. „Es ist kürzlich ein Film entstanden, in dem wir zeigen, was der GaLaBau tut und welche Chance junge Leute in diesem Beruf haben“, sagt Kreuz. Zum einen geht es um die Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten, zum anderen aber auch darum, in den Mittelpunkt zu rücken, dass wir die Experten für die Klimawandelanpassung sind.“ So sollen Menschen für den Beruf gewonnen werden, denen der Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen wichtig ist.
Rheinisches Revier zeigt Vielfalt des Berufs

Eines der besten Beispiele, wie vielfältig der Beruf und wie umfassend die Projekte im GaLaBau sind, ist das „Rheinische Revier“, genauer: das Rheinische Braunkohlerevier mit den drei großen Abbaugebieten Inden, Garzweiler und Hambach. Mit dem Ausstieg aus der Braunkohle, der spätestens 2030 abgeschlossen sein soll, findet in einem Gebiet zwischen Aachen und Euskirchen im Süden sowie Köln, Düsseldorf und Mönchengladbach im Norden ein enormer Strukturwandel statt. Neue Naturräume, aber auch Wohngebiete mit Freiräumen entstehen, an deren Entwicklung und Gestaltung der Garten- und Landschaftsbau mitwirken kann, soll und wird.
Ein großes Entwicklungsprojekt ist beispielsweise die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2037, für die ehemalige Tagebauflächen in grüne Erholungsräume umgewandelt werden. „Für dieses Thema müssen wir unsere Mitgliedsbetriebe sensibilisieren. Gleichzeitig ist das auch eine Chance, Führungskräfte zu gewinnen, indem wir klar machen, dass es dort große, spannende Veränderungen geben wird, an denen man teilhaben kann“, sagt Kreuz.
Gut nutzbare Angebote für Mitgliedsbetriebe
Gerade im Bereich Öffentlichkeitsarbeit geht es darum, den Verbandsmitgliedern möglichst umfassendes Kommunikationsmaterial zur Verfügung zu stellen, mit dem sie sich als Experte für Grün präsentieren können, aber auch als interessanter Arbeitgeber, der zukünftige Lebensgrundlagen mitgestaltet. „Wir können hier allerdings nur Angebote machen. Nutzen müssen es die Firmen selbst.“
Was sich Nadja Kreuz für die Zukunft wünscht, ist, dass sich mehr Mitglieder aktiv in den Verband einbringen. „Aktuell suche ich für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit noch Unterstützung, aber es ist schwierig, jemanden zu finden, der bereit ist, einen Teil seiner Freizeit mit ehrenamtlichen Tätigkeiten zu verbringen. Natürlich ist bei der Verbandsarbeit auch Geduld und Durchhaltevermögen gefordert, aber letztlich ist es eine Möglichkeit, die Zukunft der Branche mitzugestalten.“
Regionalgruppe als Einstieg in die Verbandsarbeit
Ein Einstieg in die Verbandsarbeit ist auch in den Regionalgruppen möglich, die in NRW Bezirksgruppen heißen. Carsten Hohlt, Geschäftsführer von Stein/Garten/Design in Hüllhorst, hat 2022 den Vorsitz der Bezirksgruppe Ostwestfalen-Lippe übernommen. Zu seinen Aufgaben gehört beispielsweise auch, neue Firmen für den Verband zu gewinnen. Seit seinem Amtsantritt hat er bereits drei Betriebe gewonnen, zwei sind bereits Mitglied geworden.
Jeder Vorsitzende bringt einen eigenen Stil in die Bezirksgruppe ein. Hohlt beispielsweise legt viel Wert auf persönlichen Austausch. „Ich habe unter anderem eingeführt, dass der Bezirksgruppenvorstand sich einmal jährlich zwei Tage trifft, um sich fachlich weiterzubilden und Ideen für die Bezirkstreffen im kommenden Jahr zu entwickeln. Vergangenes Jahr waren wir in Hamburg bei Lorenz von Ehren, haben anschließend das Programm für 2025 diskutiert, gemeinsam einen netten Abend verbracht und am nächsten Vormittag den Grünen Bunker besichtigt“, berichtet Hohlt. Mit der Themenauswahl für die Bezirkstreffen hofft er, möglichst viele Mitgliedsbetriebe zur Teilnahme zu bewegen.
Ein weiteres Thema, das die Bezirksgruppenvorsitzenden auf der Agenda haben, ist die berufliche Ausbildung. „Bei einem Bezirksgruppentreffen im vergangenen Jahr hatten wir Vertreter der Berufsschule Herford eingeladen. Dort haben sie extreme Personalprobleme und wir machen uns wirklich Sorgen, dass die Ausbildung auf der Strecke bleibt“, sagt Hohlt. Viele Lehrer stehen kurz vor der Rente oder sind krank, Nachwuchs ist nicht in Sicht. Den fachpraktischen Teil nicht von Lehrpersonal, sondern von Praktikern aus dem GaLaBau vermitteln zu lassen, ist aufgrund der Gesetzeslage nicht möglich. Der VGL NRW kümmert sich schon seit Jahren darum, die Ausbildung im Bundesland zu sichern. Dazu gibt es regelmäßige Treffen mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft sowie Berufsschulen und Lehrkräften der ÜBA, bei denen Ziele definiert und Lösungsansätze entwickelt werden.
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