Viel zu tun, aber zu wenig Hände
Fachkräftemangel, Nachwuchsgewinnung und Sichtbarkeit gegenüber der Politik – diese Themen verbinden die GaLaBau-Verbände in Berlin-Brandenburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Trotz regionaler Unterschiede arbeiten alle aktiv an Lösungen.
von Susanne Wannags, Nesselwang erschienen am 15.05.2025In Berlin-Brandenburg ist die wirtschaftliche Lage laut Oliver Hoch, Geschäftsführer des FGL, stabil. „Schon seit zwei Jahren ist die Stimmung von Ängsten geprägt, obwohl die wirtschaftliche Situation dazu keinen Anlass gibt.“ Die Auftragslage ist gut. Hoch stellt jedoch fest: „Personalabgänge können nicht mehr kompensiert werden und erstmals sind Aufträge in signifikanter Höhe aufgrund von Personalmangel liegengeblieben.“
Privatkunden halten sich bei Investitionen zurück, allerdings noch ohne gravierende Auswirkungen, da das für viele Betriebe in Berlin-Brandenburg nicht der Kundenschwerpunkt ist. „Bei Privatkunden gibt es eine spürbare Zurückhaltung, die bei uns aber nicht zu extremen Einbrüchen der Auftragslage geführt hat.“
Fördermittel vorhanden
Im öffentlichen Sektor ist der Bedarf groß, jedoch sind die Mittel knapp. „Es wird erwartet, dass sich der öffentliche Sparzwang auch dort niederschlägt“, sagt Hoch. Trotz Rekordmitteln der Ampelkoalition für grüne Infrastruktur blieben einige Fördertöpfe ungenutzt. Ein Grund sei auch die Unerfahrenheit vieler Kommunen im Umgang mit Förderanträgen. Hoch sieht jedoch Fortschritte: „In den vergangenen Jahren wurden Strukturen geschaffen, um damit professionell umgehen zu können“, sagt er – und findet keinen Grund, kleine Ausschöpfungsdefizite negativ zu bewerten. Mit der Aufstockung der Städtebauförderung und der zukünftigen Förderung der grün-blauen Infrastruktur sieht er auch für die neue Legislaturperiode gute Voraussetzungen, diese Arbeit fortzusetzen.
Auftragsbücher gut gefüllt
Auch in Thüringen ist die Auftragslage stabil. „Die Bücher sind noch gut gefüllt“, sagt Silvio Michael, Geschäftsführer des Fachverbands Hessen-Thüringen (FGL). „Die thüringischen Kollegen berichten jedoch, dass der Vorlauf von einem dreiviertel Jahr im Schnitt auf ein halbes Jahr gesunken ist.“ Gleichzeitig wachse die Konkurrenz durch Tiefbauunternehmen. Michael warnt: „Der GaLaBau-Betrieb als Subunternehmer bei grünen Projekten – das ist nicht die Situation, die man haben möchte.“ Positiv ist, dass viele Betriebe gute Kontakte zu Kommunen haben. „Man weiß um die Kompetenz der grünen Branche, vor allem, wenn es in der Kommune entsprechende Fachberater gibt.“ Ebenfalls erfreulich sei, dass Infrastrukturprojekte wie das grüne Umfeld des neuen Zeiss-Standorts in Jena oder Erfurts Stadtgrünkonzept weiterlaufen. Der Austausch zwischen den beiden Bundesländern funktioniert seit dem Bestehen des Verbandes gut. Mit dem Umzug der FGL-Geschäftsstelle von Wiesbaden nach Fulda, also vom westlichen Rand des Verbandsgebietes in die Mitte, ist man für die mehr als 70 Mitgliedsbetriebe in Thüringen zukünftig besser erreichbar.
Mit Optimismus die Aufgaben anpacken
In Sachsen herrscht Optimismus. „Bei uns ist das Glas immer halb voll“, sagt Axel Keul, Geschäftsführer des VGL Sachsen. Die Branche steht gut da. „Wir haben das richtige Thema. Wir haben ein grünes Thema und wir sind die, die Grün bauen.“ Um sich vom Tiefbau abzuheben, müsse man die Pflanze noch mehr in den Mittelpunkt stellen. Aktuell gehe es im GaLaBau vor allem darum, die Kostenstruktur im Blick zu behalten. „Bei langfristigen Verträgen – wie beispielsweise in der Baum- und Grünanlagenpflege – müssen wir auskömmliche Preise vereinbaren können. Das geht nur mit verlässlichen Größen.“ Dazu gehören für Keul planbare Strukturen und Rahmenbedingungen. Eine große Herausforderung in Sachsen ist die Betriebsnachfolge. „Das Durchschnittsalter der Betriebsinhaber liegt bei 52,9 Jahren“, sagt Keul. Viele sind über 70 oder gar 80 Jahre alt. „Wir als Verband müssen den jungen Leuten Lust auf das Unternehmertum machen und darauf, Verantwortung zu übernehmen.“ Das duale Studium, das leider noch viel zu wenig als Ausbildungsmöglichkeit in Anspruch genommen werde, biete dazu Potenzial. Dass sich das Image der dualen Ausbildung nach und nach ändert, dafür sorgen unter anderem die Referentinnen für Nachwuchswerbung, Susan Naumann und Linda Wahner.
Chancen nutzen, die Branche zu präsentieren
Der Verband nutzt die Ernennung von Chemnitz zur Kulturhauptstadt 2025, um sich öffentlich zu präsentieren. Im historischen Ambiente der Burg Rabenstein findet im Juni der sächsische Landschaftsgärtner-Cup statt. Dort soll zukünftig mit dem ehemaligen Gärtnerhaus auch ein Ort entstehen, an dem die Abschlussprüfungen im GaLaBau abgenommen werden können. Ende Juni beherbergt der Chemnitzer Garagen-Campus die Teilnehmer der GALK-Konferenz – eine Gelegenheit, den Vertretern kommunaler Grünflächenverwaltungen die Leistungsfähigkeit des Garten- und Landschaftsbaus zu demonstrieren. „Wir bauen dort einen Mustergarten, der während der Dauer der Konferenz zu besichtigen sein wird“, sagt Keul. Firmen zu finden, die sich an solchen Aktionen beteiligen, fällt im Verbandsgebiet nicht schwer. „Unsere Betriebe engagieren sich enorm und unterstützen uns als Verband tatkräftig.“

Aufträge sind da, Vorlauf schmilzt
In Sachsen-Anhalt sieht Michael Stein, Geschäftsführer des VGL, die wirtschaftliche Lage der Betriebe im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert. „Unsere Betriebe haben immer noch zu tun, allerdings merkt man, dass der Auftragsvorlauf schmilzt.“ Die wichtigste Herausforderung ist die Personalsuche. Dass fast jeder Handwerker aktuell Mitarbeiter sucht, macht die Sache nicht einfacher. „Sie sehen heute ja kaum noch ein Handwerker-Fahrzeug ohne Stellenanzeige.“
Besonders schwierig ist die Nachfolgeplanung. Wenn GaLaBau-Betriebe schließen, weil sie keinen Nachfolger finden, kommen meist zwei Dinge zusammen: Zum einen mangelt es an unternehmerischem Nachwuchs, zum anderen fangen viele Betriebsinhaber viel zu spät mit der Nachfolgeplanung an. Dazu kommt, dass ohne eigene Meister- oder Technikerschule im Bundesland Sachsen-Anhalt viele Talente abwandern. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen nach Erfurt, Berlin oder Dresden an die Schulen und sind dann weg“, sagt Stein. Die fehlende Perspektive vor Ort hemme auch den Weiterbildungswillen. „Etliche kommen auch gar nicht erst auf den Gedanken, den Meister oder Techniker zu machen.“ Positiv bewertet Stein den Einsatz der Mitgliedsbetriebe bei der Nachwuchssicherung. „Die Firmen sind sehr viel aktiver als noch vor einigen Jahren.“ Viele engagierten sich auf Ausbildungsmessen oder durch Schulprojekte. „Das ist auf lokaler Ebene meist sehr effektiv.“
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