Wann ist eine eigene Werkstatt sinnvoll?
Pflegemaschinen unterliegen großen Belastungen, und nicht jeder Beschäftigte geht sorgsam mit der Technik um. Schnelle Schadensbeseitigung wäre also ideal. Aber ist dafür eine eigene Werkstatt notwendig? Unser Technikfachmann Ekkehard Musche führt selbst eine Werkstatt und klärt die Frage.
von Ekkehard Musche erschienen am 22.05.2025Wer einen festen Partner für die Wartung und Reparatur der Gartentechnik besitzt und mit dessen Arbeiten übers gesamte Jahr qualitativ und zeitlich zufrieden ist, kann sich entspannt zurücklehnen. Aber die meisten haben spätestens in der Mähsaison das Problem, lange warten zu müssen. Der Zeitdruck wächst mit jedem Tag, die Auftraggeber drängeln und nachfolgende Arbeiten müssen nach hinten verschoben werden. Einige Betriebe greifen deshalb auf extra dafür vorgehaltene Zweit- und Drittgeräte zurück oder entschließen sich kurzfristig zu einem Ersatzkauf. Leider sind dann die Ersatzgeräte oft nicht einsatzbereit (platter Reifen, verdreckter Vergaser) und der Neukauf nur ein schlechter Kompromiss.
Deshalb lohnt es sich, über eine eigene Werkstatt nachzudenken. Zwingende Grundvoraussetzungen sind das Vorhandensein von geeigneten Gebäuden und kompetentem Personal. Besonders Tätigkeiten wie Schärfarbeiten (Sägeketten, Heckenscherenmesser, Rasenmähermesser), das Ersetzen von Zündkerzen, Filtern aller Art, Messern, Mähfäden, Keilriemen oder Starterseilen würde viele Stillstandszeiten verringern. Je größer und einheitlicher der Technikbestand ist, desto einfacher und effektiver sind alle anfallenden Wartungs-, Pflege- und Reparaturarbeiten in Eigenregie. Der Schwerpunkt sollte auf die einfachen, leicht zu erlernenden Werkstattarbeiten gelegt werden. Tiefgreifende Reparaturen an Getriebe, Motoren oder Kabelbäumen sollte man dagegen geschulten Spezialisten überlassen.
Positive Nebenwirkungen
Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt einer eigenen Werkstatt sind die Erfahrungen und Erkenntnisse, die sich aus der Reparatur ergeben. Schwachstellen in Dimensionierung, Konstruktion und Funktionsweise werden sofort erkannt und verhindern zukünftige Fehlkäufe. Auch wird sichtbar, ob die eingesetzten Maschinen für die Arbeiten aus professioneller Sicht geeignet sind (Grashöhe und -dichte) oder ob sie anders gehandhabt werden sollten (Hangneigung, Bodenuntergrund). Weiterhin können positive wie negative Schlussfolgerungen auf die Bediener in puncto Pflege und Umgang gezogen werden.
Ein Austausch zwischen Werkstatt, Bedienern und Firmenleitung kann sich positiv auswirken, zum Beispiel durch Mitgabe von Ersatzmessern an die Mähkolonnen und Ersatzketten an die Baumpfleger, die Anschaffung von sinnvollem Maschinenzubehör (Zwillingsbereifung Balkenmäher), das Aussortieren ungeeigneter Technik (keine Keilriemenantriebe), verbesserte Einweisung in Pflege- und Wartungsarbeiten (Kippen des Handrasenmähers) sowie mehr Verständnis für Arbeitsschutzbelange (Gurteinstellung Motorsense, Abgasproblematik Akkutechnik). Bei Betrieben mit eigener Werkstatt entsteht zwischen Schlosser und Maschinenbediener außerdem eine beiderseitige Wertschätzung für die Arbeitsleistungen. Diese Achtsamkeit wirkt sich dann nicht nur positiv auf den Umgang mit der Technik aus, sondern motiviert auch zum Mitdenken und zum Erfahrungsaustausch.
Was sollte eine Werkstatt haben?
Neben geschultem Personal und geeigneten Gebäuden gehört eine solide Grundausstattung dazu, um die vielen Pflege- und Wartungsarbeiten sowie Reparaturen fachgerecht selbst auszuführen. Im Online-Archiv finden Abonnenten in diesem Artikel je eine Liste für mechanische und elektrische Handwerkzeuge sowie stationäre Maschinen sowie ihre Hersteller.
„Besteht Reparaturbedarf bei Rasenmähern oder Rasentraktoren kommt man um Stecknüsse in Zollgröße nicht herum, da diese Maschinen und Motoren made in USA sind.“ Ekkehard Musche
> Mechanische Handwerkzeuge
- „Nusskästen“ gehören zur Grundausstattung. Es empfiehlt sich dabei einen mit 1/4“ Antrieb mit Bitsatz (3x Schlitz, 6x Kreuz, Torx 10-30, Imbus 3-8 + Magneaufnahme + 2 Verlängerungen + Kreuzgelenk) und Schlüsselweiten von 5-14mm sowie einem mit 1/2“ Antrieb und Schlüsselweiten von 10-28mm sein Eigen zu nennen (z.B. Proxxon 23650). Sind landwirtschaftliche Geräte oder Baumaschinen im Bestand, ist es sinnvoll größere Nusssätze bis 34mm mit einzubeziehen. Die Knarren sollten in Vollstahlausführung mit Gelenk (z.B. carolus/Gedore red 3300156) oder teleskopierbar sein (z.B., Gedore 3041859). Besteht Reparaturbedarf bei Rasenmähern bzw. Rasentraktor kommt man um Stecknüsse in Zollgröße nicht herum, da diese Maschinen und Motoren made in USA sind. Denn je kleiner die Schrauben, desto gravierender sind kleineste Schlüsselweitenunterschiede. In diesem Bereich kommen hauptsächlich 1/4“, 3/8“ und 1/2“ Schraubenköpfe zum Einsatz. Ist eine komplette Neuausstattung notwendig, sind komplette Werkzeugkoffer (z.B. Makita/Dolmar 988050214) von Vorteil, weil sich darin auch Ring-Maulschlüssel- sowie Schraubendrehersortimente befinden.
- Ein separater Schraubendrehersatz ist zusätzlich notwendig, weil in tiefe Gehäuselöcher versenkte Schrauben leider Gang und Gebe sind. Schlitzschraubendreher sollten eine Schlagkappe besitzen, um diesen auch als Minimeissel benutzen zu können. Egal ob Schlitz-, Kreuz- oder Torxschraubendreher sind, bieten Griffschlitze, Vierkanteinsatz oder Sechskantgehäuse die Möglichkeit der Kraftverstärkung durch Hebelarmverlängerung. Außerdem sollten sie resistent gegen Öle, Fette und Kraftstoffe sein (z.B. Elora OMS 7, Wiha 41002).
- Auf jeden Fall muss ein Ring-Maulschlüsselsatz 5-32mm vorhanden sein (Proxxon 23822). Ob man sich dabei für die gerade, angeschrägte oder gekröpfte Ausführung entscheidet ist Geschmackssache. Aber wenn man viel mit Keilriemenscheiben und Messerhaltern zu tun hat, sind die mit gekröpften Ringteil vorteilhafter. Diese gibt es auch mit Ratschenringteil (z.B. Hazet 606-10) oder Maulratschenteil, was die Arbeit in beengter Lage erleichtert.
- Was auf keinem Fall fehlen sollte, ist ein umfangreiches Zangensortiment. Neben der klassischen Kombi-, Spitz- und Rohrzange sowie Bolzenschneider sind Zangen zum Entfernen von Sicherungsringen (innen wie außen z.B. Knipex Set 001956), zum Halten und Arretieren (Gripzangen z.B. KS-Tools 1152006) zum Schneiden (Hebelvornschneider sind besser als jede Kneifzange z.B. VBW 500010) sinnvoll. Sollen auch Rundteile von größerem Umfang gehalten werden (Keilriemenscheiben, Messerhalter, Kupplungen, Muffen etc .) haben sich Kettengripzangen (z.B. Holex 709900225) bewährt.
- Bei Elektroarbeiten ist eine Abisolierzange mit Crimp- und Schneidfunktion von Vorteil.
- Spielt das Zerkleinern von Bauholz ebenfalls eine bedeutende Rolle, sollte die einmalig Anschaffung einer Schränkzange erwogen werden.
- Natürlich gehört in die Werkstatt auch ein Hammersortiment. Neben dem klassischen Schlosserhammer mit Schutzhülse und Hickory-Stiel in den Gewichten 200,500, 800 und 1500g (z.B. Picard SecuTec) sollte auf jeden Fall auch ein Schonhammer mit auswechselbaren Einsätzen zugelegt werden (z.B. Halder Simplex EH3023). Gute Dienste leisten Kombinationen aus Brecheisen und Hammer (z.B. Stanley Fatboy und Fatmax) besonders beim Zerlegen von Paletten oder Holzverpackungen
- Auch an solche Kleinigkeiten wie Scheren sollte gedacht werden. Ergonomie, Stabilität und Universalität sind da gefragt so dass neben Pappe, Textilien auch Kunststoffe auch dünne Metallstücke geschnitten werden können (z.B. Fiskars Power Arc)
- Weiterhin ist eine Grundausstattung an Messwerkzeugen notwendig. Neben dem Zollstock, sorry Gliedermaßstab und Bandmaß sollte ein Vollmetallmessschieber mit Tiefenmesser und ein Multimeter nicht fehlen.
- Des weiteren gehören zu einer guten Werkstattausstattung Schraubzwingen mit 300 und 600 mm Spannweite. Sie sollten grundsätzlich in Ganzmetallausführung sein. Einhandzwingen sind bequemer in der Handhabung allerdings aber auch kostenintensiver (z.B. Bessey EHZ30-2K).
- Schneidsätze für Innen- und Außengewinde von 5-12mm sind eine einmalige lohnenswerte Anschaffung und ersparen so manche Ausfallzeit oder Neuanschaffung. Die Gewindereparatur mittels Reparator oder Gewindefeile ist ebenfalls rentabel
- Spanabhebende Werkzeuge sollten ebenfalls zur Grundausstattung gehören. Dazu zählen Feilen in Rund-, Halbrund-, Flach-, Dreikant- und Quaderquerschnitt mit Doppelhieb (z.B. Bahco 1-476-04-3-2), Bügelsägen für die Metall- und Kunststoffbearbeitung und der klasssische Fuchsschwanz (z.B. Bahco PC-22-GT9).
„Grundsätzlich gilt: Bitte keine No-Name-Produkte aus der Resterampe nehmen. Die überleben den Werkstattalltag nicht lange und sind teils gefährlich.“ Ekkehard Musche
> Elektrische Handwerkzeuge
- Handbohrmaschine bis 13 mm Spannfutter mit Schlagwerk, Trennschleifer mit mindestens125 mm Scheibenaufnahme zählen zum Standardbestand. Stabfräser und Heißluftpistole leisten ebenfalls sehr gute Dienste. Ob man kabelgebunden oder per Akku damit unterwegs ist, liegt im eigenen Ermessen. Bis auf sehr große Trennschleifer und Stemmhämmer liefern die kabellosen Geräte eine fast gleichwertige Leistung. Wenn Akku dann sollte es ein namhafter Anbieter mit hohem Qualitätsstandard, langer Akkuerfahrung und höchstmöglicher Universalität sein (z.B. Makita, metabo/cas-System,Milwaukee). Unter 12 Volt ist keine gute Arbeitsperfomance zu erwarten. Ab 18 Volt sind mit dem System auch stärkere Anbauwerkzeuge (z.B. Erdbohrer) und Gartentechnik betreibbar. In diesem Bereich gibt es viele Anbieter mit verträglicher Qualität und Leistung aber mit einer kundenunfreundlichen Akkupolitik. Denn die neuen Akkugenerationen passen oftmals nicht in die „alten“ Geräte. Das liegt dann meistens nicht an Spannung und Stromstärke sondern an angegossenen Akkugehäusestegen, die den Einschub des neuen Energiespeichers verhindern.
- Neben dem Grundgerät ist das Zubehör enorm wichtig. Dazu zählen zu aller erst vernünftige Spiralbohrer. Da die meisten Bohrmaschinen nur noch mit Schnellspannbohrfutter erhältlich sind, kommen Bohrer mit 1/4“ Aufnahme bis 8mm in Frage. Zwar steigt damit auch die Bruchgefahr. Aber das ist allemal besser, als sich ständig über durchdrehende Bohrer zu ärgern (z.B. Völkel 67101). Die HSS – E Ausführung ist für das Bohren in Stahl die beste Lösung. Kobalt verlängert dabei die Lebensdauer und Standfestigkeit der Schneide.
- Beim Trennschleifer sind die sehr dünnen Edelstahltrennscheiben empfehlenswert. Denn diese erlauben einen schnellen Schnitt, übertragen weniger Hitze auf das Material und bleiben dabei noch sehr flexibel (z.B. Rhodius XT10). Zusätzlich lohnt sich die Anschaffung eines Schleiftellers mit Klettschleifpadaufnahme (um mit unterschiedlichsten Körnungen zu arbeiten), Fächerscheiben für intensive Schleifarbeiten besonders bei Metall, einen Topfbürste für Entrostungsarbeiten sowie eine werkzeuglosen Trennscheibenbefestigung.
> Stationäre Maschinen
- Hier sei zuerst der Kompressor genannt, denn Luft aufpumpen und das Ausblasen verschmutzter Bereiche sind immer gefragt. Außerdem geben sie die Möglichkeit Schlagschrauber, Nagelentroster und Farbgebungswerkzeuge zu benutzen. Dafür reichen die normalen normalen Kesselgeräte mit 400-500 Liter Luftleistung. Diese Geräte müssen durch Öl gereinigte Ansaugluft beziehen, da ansonsten der Taumelkolben vorschnell verschleißt. Sicherheitsüberdruckventil, Kondeswasserablaßschraube, automatischer Druckschalter und Motorüberlastungsschutz sollten ebenfalls mit dabei sein (z.B. Schneider UMF 410-10-50). Als Zubehör sind selbst aufrollende Luftdruckschlauchboxen sehr empfehlenswert (z.B. Technolit 700506). Denn damit werden Stolperfallen verhindert und der Schlauch ist immer gut geschützt und hält dadurch länger.
- Was ebenfalls nicht fehlen sollte, ist ein vernünftiger Schleifbock und Bandschleifer. Nicht so einen im Schuhputzmaschinenformat sondern einen mit über 500 Watt Leistung und großen, dicken Schleifscheiben, damit man auch mit ein wenig Druck geschliffen werden kann, ohne das dabei die Scheibe stehen bleibt. Sowohl Schleifbock als auch Bandschleifer sind zwar kostenintensive Anschaffungen, halten aber weit über 10 Jahre (z.B. Bosch GBG 60-20)
- Wer öfters dicke und harte Materialien und über 13mm Lochgröße präzise bohren muss, sollte die Anschaffung einer Ständerbohrmaschine in Erwägung ziehen. Nur damit ist ein exakter, kraftschonender und kräftiger Bohrvorgang möglich. Finger weg von denen mit Keilriemen angetriebenen Maschinen, denn die fangen frühzeitig an zu rutschen, wenn sie Last bekommen. Besser sind die mit Getriebe. Sie haben bei allen Geschwindigkeiten die volle Kraft am Bohrer (z.B. Holzmann GBM25T-400V). Alternativ geht auch ein Bohrständer, den man mit einer starken, großen Zweiganghandbohrmschine bestückt, die Dreibackenbohrfutter und Morsekegel besitzt.
- Wenn eine größere Anzahl von Kettensägen im Betrieb vorhanden ist, sind die Anschaffung von Kettenschleifgerät (z.B. Oregon Super Jolly) sowie Ent- und Vernietgerät sinnvoll. So ist man jederzeit im Besitz scharfer passender Ketten und kann bei allen Sturm-, Trockenheits- und Unfallschäden sofort loslegen.
- Ebenfalls wichtig ist eine leistungsfähige Hebebühne (z.B. Marolo ML 1200) die mittels verschiebbaren Auffahrrampen das Auffahren von Rasenmähern und Traktoren gleichermaßen zulässt. Auch ein Ketten- oder Elektrohebezug (über 100 kg) sollte nicht fehlen, um schwere Baugruppen wie Motor oder Getriebe bewegen zu können.
Grundsätzlich gilt: Bitte keine No-Name-Produkte aus der Resterampe nehmen, denn diese besitzen erstens eine fragwürdige Qualität, die zu schmerzhaften Verletzungen führen kann, zweitens keinen Ersatzteil- und Garantieservice, und drittens überleben die den Werkstattalltag nicht lange.
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