Wenn man einen Sturm der Entrüstung auslöst, ist es immerhin gut zu wissen, wie einem das gelungen ist. Ob Josef Werner das weiß, weiß ich nicht – er zeigte sich eher überrascht. Werner war lange Geschäftsführer des eingetragenen „Fördervereins Landschaftsbau Hochschulen (FLH)“ und ist immer noch in der Meisterfortbildung aktiv.
Nachdem er im Januar einen Artikel über die Berufsbildung beim DEGA-Mitbewerber „Neue Landschaft“ veröffentlicht hat, hat zumindest die Liste der Sturmankündigungen eine beachtliche Länge erreicht. Wenn alle, die geschimpft haben, ihre Ankündigung wahr machen und einen Leserbrief veröffentlichen, tut mir mein Kollege leid. Er ist ja nicht vom Fach und wird viel Spaß dabei haben, die ganzen Anwürfe zu sortieren, zu kürzen und zu veröffentlichen.
Ehrlich gesagt habe ich den Sturm der Entrüstung nicht ganz verstanden. Denn was Werner gesagt hat, ist vielleicht zum Teil etwas missverständlich formuliert, zum Teil nicht ganz vollständig und auch nicht ganz neu, aber es deckt sich mit unseren Erkenntnissen: Der Beruf des Landschaftsgärtners muss attraktiver werden, es müssen mehr Menschen einen Abschluss erreichen können, Wissen reicht nicht aus – vielmehr ist Handlungskompetenz gefragt, das Berufsbild ist anzupassen und die Durchlässigkeit vom Meister zum Master muss zunehmen.
Vielleicht wäre der Sturm auch weniger heftig ausgefallen, wenn Josef Werner nicht eine gewisse Nähe zu Hanns-Jürgen Redeker nachgesagt würde. Denn bei diesem Namen stehen bei vielen die Zeichen auf rot.
Vielleicht tut man dem Mann Unrecht. Vielleicht mangelt es nur an Diplomatie. Denn glaubt man zumindest Josef Werner, dann will auch Hanns-Jürgen Redeker keineswegs die gärtnerischen Wurzeln aufgeben. Davon könnte man ihm ja auch nach wie vor nur abraten, weshalb es kaum notwendig ist, dass aus der Fachsparte Landschaftsgärtner ein eigener Beruf wird. Schließlich kommt es nicht auf das Etikett an, sondern auf den Inhalt. Und solange „Landschaftsgärtner“ draufsteht, sollte auch „Landschaftsgärtner“ drin sein; also Arbeit mit der Pflanze.
Gleichzeitig wird man sich mit der Frage beschäftigen müssen, wie man einerseits mehr Nachwuchs auf der Baustelle bekommt und wie man andererseits die erreichbaren Ausbildungsziele so gestaltet, dass auch lernschwache Schüler einen Abschluss erzielen können. Wenn der „Landschaftsgärtner“ dabei zu hoch hängt, wird es eben eine Lösung darunter sein müssen. Denn selbst der beste Ausbildungsbetrieb macht nicht aus jedem Schüler einen „Experten für Grün“.
Das heißt nicht, dass alle lernschwachen Schüler das Zeug zum Handwerker haben. Aber viele Menschen können halt mit ihren Händen besser arbeiten als mit ihrem Kopf. Weshalb sollten die nicht lernen, Kanten zu setzen, Mauern zu bauen und Wegedecken einzubauen?
In den nächsten Jahren wird das Problem dramatische Ausmaße annehmen. Diskussionen sind deshalb wünschenswert und Denkverbote darf es nicht geben.
DEGA GALABAU, 22. Februar 2011
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