Lernen mit Augen und Ohren
Eigentlich war die die DEGA-Serie „interaktives GaLaBau-Bilder-Wörterbuch (iGBW)“ eine Antwort auf den Mangel an konstruktiven Ansätzen zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Doch das daraus entstandene und diesen Monat erscheinende gleichnamige Buch kann viel mehr: es macht die Breite des Berufs audiovisuell greifbar.
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Der Ausgangspunkt war der Höhepunkt der Flüchtlingsbewegung nach Mitteleuropa. Als sich im Herbst 2015 schnell abzeichnete, dass die Aussage „Wir schaffen das!“ nicht ausreichen würde, die ankommenden Menschen in Gesellschaft und Arbeitsmarkt zu integrieren, entstand in der DEGA-Redaktion die Idee, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Schließlich war von Beginn an klar, dass Sprache die größte Hürde für einen Eintritt von Zuwanderern in Arbeitsverhältnisse darstellt. Deshalb setzte auch dort das Konzept an, das darauf beruht, Fachsprache über Bilder und Tondateien zu vermitteln.
Bereits im Dezember 2015 stand die erste Folge für das Januarheft von DEGA GALABAU. Zwar wollte sich die „Großbaustelle“ noch nicht so recht in ein Konzept einordnen. Aber schon mit der zweiten Folge, die auch heute noch unverändert als „Bildtafel 70 Gehölzpflanzung“ im iGBW enthalten ist, war das Ziel erreicht, die wichtigsten Fachbegriffe einer bestimmten Baustellensituation im Zusammenhang des entsprechenden Umfeldes zu zeigen. Bis zum Septemberheft waren zusammen mit den Folgen im FLÄCHENMANAGER 10% einer Gesamtdarstellung des GaLaBaus in Form von Bildtafeln verwirklicht. Auf der GaLaBau 2016 in Nürnberg wurde die Redaktion dafür mit der „GaLaBau Innovationsmedaille“ ausgezeichnet.
Von Anfang an war klar, dass die Serienteile im Magazin nur die Zeit überbrücken sollten, bis eine praktische Arbeitshilfe für die gesamte Branche entwickelt war. Denn die Vielfalt der landschaftsgärtnerischen Arbeiten machte es notwendig, die Fachbegriffe auf insgesamt gut 100 Bildtafeln aufzuteilen. Schließlich galt es nicht nur unterschiedliche Baustellen und Pflegesituationen zu zeigen, sondern auch die dazugehörigen Verben, sowie Begriffe aus dem täglichen Arbeitsumfeld, etwa aus dem Betrieb, dem Betriebshof und der Werkstatt, der Bekleidung, der Sicherheit oder der Pause. Außerdem war es immer auch Ziel, grundsätzliche Aspekte des Arbeitsalltages zu vermitteln, etwa die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf der Baustelle, die Qualität von Gestaltung, den Umgang mit Abfall oder Ideen für gesunde Ernährung.
Mit der Entwicklung wuchs die Zielgruppe
Während das iGBW am Anfang für junge Zuwanderer konzipiert war, zeichnete sich im Zuge der Entwicklung des Buches immer mehr ab, dass die Zielgruppe viel größer sein würde. Denn letztlich können unterschiedliche Gruppen das Bilder-Wörterbuch auch auf unterschiedliche Arten nutzen. Am Ende ist das iGBW ein Werkzeug, das im betrieblichen Alltag gleich mehrere Gruppen Menschen unterschützen hilft:
1. Auszubildende
Durch seinen Umfang zeigt das iGBW Anfängern in der Branche gleich zu Beginn die gesamte Bandbreite des Berufs. Spielend können Azubis vom ersten Tag an Werkzeuge, Baustoffe, Bauteile, Tätigkeiten und andere Fachbegriffe kennenlernen. Das Unternehmen kann durch die Übergabe des Ringbuches nicht nur dokumentieren, in welch vielfältigem Beruf die- oder derjenige gerade anfängt. Es zeigt zugleich, dass es Wissensdurst fordert und beim Lernen hilft. Die QR-Codes und die selbstentwickelte Lautschrift sind dabei nicht nur Lernmittel, sondern auch Unterhaltungsfaktor – denn mit Unterhaltung geht lernen noch einmal so schnell. Für schwächere Azubis und Umschüler wird außerdem das Lernen im Kontext leichter. Denn alle Begriffe werden dort gezeigt, wo sie zur Anwendung kommen.
2. Flüchtlinge und Zuwanderer
Für Migranten, die in GaLaBau-Unternehmen anfangen, ist das iGBW eine große Hilfe beim Erlernen von Fachsprache. Da sie sich die Begriffe mithilfe des Smartphones vorlesen lassen können, können sie beliebig oft wiederholt werden, bis sich ein Sprachgefühl einstellt. Außerdem helfen die Bildtafeln, Zusammenhänge herzustellen.
3. Bereits im Betrieb arbeitende Mitarbeiter mit Migrationshintergrund
Auch für viele nicht-deutschstämmige Mitarbeiter, die schon lange in den Betrieben arbeiten, ist das iGBW eine Hilfe. Es hilft beim Lernen im Zusammenhang und verbessert die Chancen, Abschlüsse nachzuholen und, sich zu verbessern. Ganz nebenbei kann das Unternehmen auch ein Zeichen setzen und mit der Übergabe an die Mitarbeiter die Ansage verbinden, dass man sich Deutsch als Baustellensprache wünscht.
4. EU-Praktikanten und Aushilfen
Je knapper die einheimischen Arbeitskräfte werden, desto intensiver werden die Versuche ausfallen, in ärmeren EU-Staaten zukünftige Mitarbeiter zu akquirieren; schließlich ist deren Beschäftigung bürokratisch verhältnismäßig einfach. Auch hier leistet das Bilder-Wörterbuch einen guten Beitrag zur reibungslosen Eingliederung; rechtzeitig ausgehändigt, können die zukünftigen Mitarbeiter bereits im Heimatland beginnen, die wichtigsten Begriffe zu erlernen und sich mit mitteleuropäischen Baustellen vertraut zu machen.
Insgesamt ist das interaktives GaLaBau-Bilder-Wörterbuch ein Beitrag dazu, Wissen anschaulicher zu vermitteln und damit auch einem sinkenden Wissensniveau beim Eintritt in den Beruf entgegen zu treten. Es ist ein Startschuss für eine veränderte Aufbereitung von Fachinhalten und für die Fragmentierung von Fachwissen in kleinere, leichter zu erlernende Häppchen.
Ganz nebenbei hilft das iGBW einheitliche Begriffsstandards im deutschsprachigen Raum zu etablieren und den Landschaftsgärtner als Beruf zu bewerben. Denn über das Darstellen der Vielfalt und das einordnen der unterschiedlichen Arbeiten in klare Einheiten entsteht unter dem Claim „Ich bin Landschaftsgärtner, ich bin Landschaftsgärtnerin“ die anschauliche Präsentation eines abwechslungsreichen Berufs für Frauen und Männer.
Am Ende ist das iGBW auch eine großartige Werbung für die Innovationskraft einer Branche. Denn weder staatliche Stellen noch andere Branchen haben etwas Vergleichbares zu bieten – was ob der Einfachheit des Konzeptes schon einigermaßen verwunderlich ist. Schließlich ist die Idee auf fast jeden Bereich zu übertragen. Der GaLaBau darf deshalb für sich in Anspruch nehmen, für eine Herausforderung als erster einen Lösungsansatz gefunden zu haben. Und, was gibt es Besseres für eine Branche, als innovativ zu sein.
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