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Baustoffe und Pflanzen

Lange Wartezeiten, hohe Preise

An Aufträgen herrscht in den meisten GaLaBau-Firmen kein Mangel. Mancherorts wird allerdings das Baumaterial knapp. Bei vielen Produkten werden aktuell zudem deutlich die Preise erhöht. Wir haben bei Produzenten und Händlern nachgefragt, wie es in verschiedenen Segmenten aussieht, welche Gründe sie sehen – und vor allem, was sie den GaLaBau-Unternehmern empfehlen.

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In den vergangenen Wochen haben viele Landschaftsgärtner eine Nachricht ihres Baustoffhandels erhalten, in der sie über Preiserhöhungen informiert wurden. Ullrich Cochanski ist bei der hagebau Handelsgesellschaft für Baustoffe mbH & Co. KG zuständig für die Unternehmenskommunikation und sagt, wo die Preise besonders stark gestiegen sind: „Mit am stärksten betroffen sind Sortimente und Produkte mit hohen Kunststoffanteilen wie PVC, Polypropylen oder Polyethylen. Dazu gehören Rohre und Formteile für Hausanschlussleitungen, Kanalrohre- und Schächte, Drainage- und Sickerrohre. Die Hersteller dieser Produkte – unsere Lieferanten – berichten von Verknappungen, Nichtverfügbarkeiten und Preissteigerungen der benötigten Rohstoffe.“ 

Die Gründe dafür seien allerdings sehr unterschiedlich und manchmal auch schwer überprüfbar. Bei rohölbasierten Rohstoffen wurden aufgrund des Corona-Virus Produktionskapazitäten gedrosselt und Anlagen stillgelegt; es gibt wetterbedingte Produktionsausfälle, zum Beispiel durch Winterstürme in Nordamerika. Hinzu kommt eine extrem gute Auslastung im Bausektor, wie Jochen Schneider, Leiter Fachbereiche & Support bei BayWa Baustoffe, weiß. „Dadurch kann die kann die Nachfrage nach fast jedem Baumaterial schnell mal anwachsen. Dann wird Ware knapp, und Knappheit treibt die Preise. Bei Holz sind es Abnehmer wie beispielsweise die USA und China, die den Markt gewissermaßen leersaugen und für Verknappung sorgen.“ Auch die globalen Warenströme liefen – teils coronabedingt – noch nicht wie gewohnt, was sich bei Importwaren bemerkbar mache. 

Transport kostet

Ein Engpass sind beispielsweise Containertransporte. „Dort sind die Preise explodiert“, sagt Herbert Fahrenkrog von der Magna Naturstein GmbH. „Der Wettbewerb war dort schon längere Zeit zu groß und die Fracht nicht kostendeckend. Staatliche Subventionen zum Bau von Containerschiffen führten zusätzlich zu einem Überangebot.“ Der Lockdown in den USA ließ Leercontainer knapp werden: Die Bürger bestellten mehr Waren, Häfen und Zollstationen waren überlastet. Zudem gingen weniger Waren von den USA nach China als umgekehrt – keine Reederei schickt gerne leere Container von Amerika nach Asien. Im Januar berichtete die Financial Times, dass sich seit November die Frachtraten auf den wichtigsten Schifffahrtsrouten zwischen China und Nordeuropa zum Teil vervierfacht hätten. Ein 40-Fuß-Container kostete statt 2.000?$ im November 2020 nun 9.000?$ und mehr.

Rohstoffpreise steigen

Wohl dem, der auf heimische Produktion setzt, auch wenn das bei steigenden Rohstoffpreisen nur bedingt hilft. Bei der Birchmeier Sprühtechnik AG im schweizerischen Stetten legt Geschäftsführer Jörg Lembachner schon lange Wert darauf, dass die Sprühtechnik im eigenen Haus produziert werden kann. Peter Hölzer, Vertriebsleiter für Deutschland, erinnert sich an seine Anfänge in der Firma. „Damals wurden auch ein Metallbaumeister und ein Kunststofftechniker eingestellt. Mein Chef war der Ansicht, dass man sich damit erstens nicht von externen Fertigern abhängig macht, die eigenen Kompetenzen in den Bereichen im Haus behält und nicht auf Schiffscontainer warten muss, die sich am andere Ende der Welt befinden.“ Natürlich ist man auch bei Birchmeier auf Lieferanten angewiesen. „Sie werden im direkten Umfeld gesucht. Wir schauen uns dabei sehr genau an, woher sie wiederum ihre Rohstoffe beziehen und in welchen Abhängigkeiten sie stecken.“ Zu den Kunden von Birchmeier zählt auch der Handel. Auch dort hat man immer Wert auf gegenseitige gute Geschäftsbeziehungen gelegt. „Wir haben schon Händler abgelehnt, die nicht bereit waren, regelmäßig von uns zu beziehen oder ständig über den Preis debattiert haben. Dadurch konnten und können wir in Ausnahmesituationen wie jetzt unsere langjährigen Händlern trotzdem gut beliefern. Und eine Preiserhöhung in 2021 um 2,5?% nach drei Jahren mit stabilen Preisen lag im Normalbereich – und nicht bei 20-30?% wie beispielsweise bei Trockenbauplatten.“

Marc Wieschebrink ist bei aquatechnik Beregnungsanlagen zuständig für die Projektplanung. Preiserhöhungen zwischen 3 und 15?% sind aktuell bei fast allen Produkten notwendig, da überwiegend Kunststoffe, Metall und elektronische Geräte im Portfolio sind. Bei den aktuellen schnellen Veränderungen gelten die Katalogpreise mittlerweile nur noch unter Vorbehalt. „Die Preise in den Onlineshops werden laufend aktualisiert und beschreiben weitgehend den Ist-Stand der Bepreisung. Unsere Kunden werden gebeten, tagesaktuelle Angebote einzuholen.“

Preiserhöhungen sind das eine, lange Wartezeiten auf Produkte das andere. Neben Produktions- und Lieferverzögerungen aufgrund knapper Rohstoffe ist es im GaLaBau auch einer gestiegenen Nachfrage geschuldet, dass aktuell bei Bestellungen von Baustoffen Geduld gefragt ist. „Seit 2020 gibt es in Deutschland eine stark erhöhte Nachfrage nach Betongestaltungsprodukten für den Privatgarten, zum Beispiel Pflaster und Terrassenplatten, was wiederum in Teilen zu deutlich verlängerten Lieferzeiten geführt hat. Auch in diesem Segment machen sich allerdings zunehmend Verteuerungen im Bereich der Zuschlagsstoffe wie Zement, Sand und Stahl für die Armierung bemerkbar“, erkärt Ullrich Cochanski von der hagebau. 

Lange Wartezeiten

Längere Lieferzeiten machen es erforderlich, Materialien frühzeitig zu bestellen und stellen sowohl die Geduld der Landschaftsgärtner als auch die der Gartenbesitzer auf die Probe – in Zeiten, in denen Waren online innerhalb von zwei, drei Tagen geliefert werden können, ist Warten für viele Menschen ungewohnt. „Die Lieferzeiten selbst haben allerdings keinen Einfluss auf die Preisentwicklung, da der zum Zeitpunkt des Kaufabschlusses vereinbarte Preis verbindlich ist. Das gilt für beide Vertragspartner“, sagt Jochen Schneider von der BayWa. Bei den Baustoffhändlern sorgt man mit intelligenter Beschaffungs- und Verteilungslogistik dafür, dass es möglichst bei keinem Kunden zum Stillstand seiner Bauprojekte kommt. 

Marc Wieschebrink von aquatechnik rechnet damit, dass sich die Engpass-Situation in der zweiten Jahreshälfte noch verschärfen wird. „Einige Lieferanten haben sich verstärkt  mit Rohstoffen eingedeckt und können liefern, oftmals aber verbunden mit Preiserhöhungen.“ Diese werden früher oder später weitergereicht – vom Rohstoffproduzenten an den Hersteller, vom Hersteller an den Handel, vom Handel an den GaLaBau-Unternehmer und von dort an den Endkunden. „Problematisch ist eine Preisbindung, die die Verarbeiter gegenüber ihren Endkunden aufgrund von Verträgen haben. Dort können die Mehrkosten kaum weitergegeben werden. Kurze Gültigkeitsfristen der Angebote des Handels erschweren es wiederum den ausführenden Unternehmen, Angebote beispielsweise für öffentliche Aufträge oder Großprojekte abzugeben. Dort gibt es oft lange Bindefristen. Das wird zunehmend zum Risiko für die Unternehmer.“ Wenn die Preise allerdings innerhalb kurzer Zeit stark ansteigen und kein Ende in Sicht ist, bleibt auch den Landschaftsgärtnern kaum etwas anderes übrig, als dort, wo es geht, die Gültigkeitsdauer von Angeboten zu verkürzen.

Liest man die Pressemitteilungen des Bund deutscher Baumschulen (BdB) der vergangenen Jahre, so lautete die Botschaft seit 2018 stets: Sortimentsknappheit und steigende Preise. Allerdings sieht man vor allem die Preissteigerungen dort eher positiv: „Die Wertigkeit unserer Pflanzen wurde in der Vergangenheit oft nur unzureichend über den Preis ausgedrückt“, äußerte sich BdB-Präsident Helmut Selders kürzlich. Bei der Baumschule Lorenz von Ehren in Hamburg spürt man deutlich die gestiegene Nachfrage nach Gehölzen – von privater ebenso wie von öffentlicher Seite. „Zudem haben wir im Laufe der letzten Jahre die Erfahrung gemacht, dass bereits in der Planungsphase das Pflanzenrepertoire immer stärker eingeschränkt wurde“, sagt Bernhard von Ehren, geschäftsführender Gesellschafter.  „Dadurch kristallisierten sich einige Gehölzarten und -sorten heraus, die ständig verwendet wurden. Der Großteil der grünen Möglichkeiten geriet jedoch zunehmend in Vergessenheit. Dieses Defizit auszugleichen war und ist nach wie vor eine unserer ganz wichtigen Beratungsleistungen. Vor diesem Hintergrund raten wir grundsätzlich dazu, auch alternative Gehölze zu verwenden, die den Standortfaktoren entsprechen. So würde im Grunde gar kein Pflanzenengpass auftreten müssen.“ 

Da sich das Bewusstsein allerdings nur langsam ändert, werden auch in den kommenden Jahren Engpässe in der Baumproduktion auftreten. „Das gilt auch für Koniferen. Daher empfehlen wir immer wieder, dass sich die Planer frühzeitig, also durchaus mehrere Wochen im Voraus, mit uns in Verbindung setzen, um mit uns über ihre Projekte zu sprechen. So können wir über die Verfügbarkeit beziehungsweise die Beschaffung der gewünschten Gehölze belastbare Aussagen machen und eventuell auch gleich Reservierungen vornehmen.“ Zusätzliche verschärft wird die Situation bei den Jungpflanzen allerdings auch durch die notwendige Aufforstung der Wälder. 

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