Kommt der Grüne Campus NRW?
Was hat es auf sich mit dem "Grünen Sektor", den sich der Verband in NRW wünscht. Wir haben VGL-Geschäftsführer Christoph Lau gefragt, wie es mit der Idee weitergeht.
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DEGA: Herr Lau, der VGL NRW wirbt für die Einrichtung eines „Grünen Campus“. Können Sie uns skizzieren, was das genau ist?
Christoph Lau: Der Gedanke nach einem grünen Campus hat folgenden Hintergrund: Wir haben in unserer Branche einen akuten Fachkräftemangel. Dieser beschränkt sich allerdings nicht nur auf unsere Betriebe, sondern auch auf die Berufs- und Fachschulen und leider auch auf die öffentliche Hand. Doch die Problematik ist, dass es in NRW keine einzige Hochschule gibt, an der Lehramt für den Garten- und Landschaftsbau studiert werden kann – dafür müssen Interessierte in andere Bundesländer ausweichen. Außerdem ist die Hochschullandschaft in NRW ausbaufähig. Keine Frage, Höxter und Osnabrück sind großartige und etablierte Studienstandorte, doch in einem so großen, bevölkerungsreichen Land wie NRW muss es aber doch möglich sein, dass Studienwillige an einem zentralen Ort lernen können, ohne hunderte von Kilometern entfernt von ihrem Zuhause fahren zu müssen. Die Idee eines „grünen Campus“ ist daher die Einführung eines Studiengangs Gartenbau/Landschaftsbau/Landschaftsarchitektur mit pädagogischem Zweig im Zentrum unseres Landes, damit wir die dringend benötigten jungen Menschen nicht verlieren, die Interesse an einem Studium in unserem Berufsfeld haben. Und nicht nur wir Unternehmen, auch die öffentliche Hand benötigt sehr dringend Fach- und Führungskräfte aus der grünen Branche zur Bewältigung des Klimawandels. Der Bedarf ist also da.
DEGA: Welchen Vorteil sehen Sie mit einem zentralen Standort in NRW gegenüber etwa der Hochschule in Höxter?
Lau: Höxter ist eine fachlich sehr gute Bildungseinrichtung. Allerdings ist ihre Lage recht dezentral, was gerade für viele junge Menschen wenig attraktiv ist, da sie so aus ihrem gewohnten sozialen Umfeld herausgerissen werden. Ein Standort, der aus allen Ecken NRWs gut erreichbar ist, wäre daher die Lösung – denn wenn wir nicht genügend Angebote „vor der Haustür“ schaffen, entscheiden sich viele junge Menschen für andere Studienbereiche.
DEGA: Welche Kräfte fehlen denn im Land und in welchen Bereichen – gibt es konkrete Zahlen zum Bedarf in Landschaftsbau und Landschaftsarchitektur?
Lau: In den Betrieben fehlen sowohl die Fachkräfte auf den Baustellen als auch die Führungskräfte in der Bauleitung und Landschaftsarchitektur. Darüber hinaus haben wir einen hohen Mangel an Lehrkräften an den Berufs- und Fachschulen, ebenso wie in der Verwaltungsebene der Städte und Kommunen. In Grünflächen- und Umweltämtern fehlt es an fachlichem Personal, welches die bestehenden Fördertöpfe auch ausreichend ausschöpft und mit dem unsere Betriebe auf Augenhöhe kommunizieren können.
DEGA: Mal persönlich gefragt: Wie wahrscheinlich halten Sie, dass die Landesregierung Ihren Forderungen nachkommt und den Campus finanziell möglich macht?
Lau: Das Thema Bildung ist ein dickes Brett, das wir seit vielen Jahren bohren. Das Verständnis seitens der Politik ist da, jedoch ist man sich unterhalb der Ministerien uneins. Wir möchten uns als Verband an dieser Stelle als Problemlöser zeigen und natürlich nicht weitere Keile hineintreiben. Jedoch ist die Situation kritisch und der Grundbedarf an qualifizierten Kräften muss in allen Bereichen dringend gedeckt werden, um die klimapolitischen Ziele der Landesregierung erreichen zu können. Die aktuellen Studierendenzahlen in Höxter sind gerade noch zweistellig – um die Bedarfe zu decken, müssten diese allerdings im hohen zweistelligen, kurzfristig sogar besser im dreistelligen Bereich sein. Deshalb können und müssen wir weiter dafür plädieren und uns als Branchenverband für eine Lösung mittels eines grünen Campus einsetzen.
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