Eine Maschine, viele Funktionen
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Maschinen ersetzen Menschen – das klingt im Garten- und Landschaftsbau und im Gartenbau zunächst einmal befremdlich und bedrohlich, wird aber angesichts fehlender Fachkräfte am Arbeitsmarkt unausweichlich. Die wenigen verbleibenden Außendienstprofis können mithilfe geeigneter Maschinentechnik schneller und bequemer arbeiten oder Aufträge ausführen, die sie von Hand überhaupt nicht schaffen könnten.
Neben technisch einfach gestrickten Baggern, Ladern und Dumpern kommen dabei solche Maschinen ganz groß heraus, die vielseitig verwendbar sind. Verwendungsoffen gestaltete Geräteträger mit sinnvoll ausgewählten Anbaugeräten erzielen einen hohen Nutzungsgrad und eine wirtschaftliche Auslastung. Firmenchefs und Fuhrparkleiter bieten ihren Fachkräften mit diesen Maschinen eine attraktive Arbeitsumgebung und können sie entgegen der allgemeinen Fluktuation an ihre Unternehmung binden. Hier kommen einige Beispiele.
Graben ist nur der Anfang
Kompakte Hydraulikbagger dürfen auf nahezu keiner Garten-Baustelle fehlen. Neben den standardmäßigen Anbaugeräten zum Graben und Umschlagen von Böden und Baustoffen passen aber noch viel mehr sinnvolle Tools an die Ausleger der Geräteträger. Und manche Grundmaschinen wurden sogar ausdrücklich für eine möglichst vielseitige Verwendung ausgelegt. Das französische Unternehmen Mecalac ist ein Hersteller solcher Multifunktionsmaschinen, die nicht nur baggern, sondern auch laden, transportieren und Boden bearbeiten können. Mehrzweckbagger wie etwa der kompakte Mecalac 6MCR auf Raupenlaufwerk ersetzen auf der Baustelle einen Fünftonnen-Bagger und einen Fünftonnen-Radlader oder einen Dumper – praktisch auf den vielfach kleinteiligen Grundstücken und Außenanlagen beim Bauen im Bestand.
Hier wären sich Einzweckmaschinen gegenseitig nur im Wege. Zunächst ein Kurzheckbagger, wird der Sechstonner auf Knopfdruck zum Kompaktlader, Geländestapler oder Geräteträger mit endloser Oberwagendrehung. Die Möglichkeit, nahezu ohne Rangierbewegungen zu baggern, zu laden sowie Baustoffe und Material zu befördern, sorgt für eine geringe Bodenverdichtung – ebenfalls wichtig beim Bauen im Bestand. Hilfreich ist dabei auch die vielgliedrige Ausleger-Kinematik, mit der man etwa beim Abziehen von Boden bis dicht an das Laufwerk heranarbeiten kann. Ein anderes, aber ähnlich vielseitiges Maschinenkonzept hat vor einigen Jahren der britische Hersteller JCB mit seinem Mobilbagger Hydradig vorgestellt. Einzigartig sind der im Unterwagen verbaute Motor und damit einhergehend ein niedriger Schwerpunkt und eine exzellente Rundumsicht aus der Kabine. Aber nicht alle derart fein ausgeklügelten Maschinenkonzepte sind erfolgreich: So wird etwa der noch vor einigen Jahren auf der GaLaBau in Nürnberg gezeigte Mobilbagger und Multifunktionslader Diverto QS100 aus den Niederlanden gegenwärtig nicht mehr verkauft.
Materialumschlag und mehr
Radlader können Schüttgut und Palettenware verladen und auf kurzen Distanzen befördern. Fertig. Wenn da nicht noch unzählige weitere Anbaugeräte an ihre Ladegerüste passen würden. Bei den Grundgeräteträgern gibt es zwei wesentliche Maschinenkonzepte: einerseits die Fahrzeuge mit starrem, einteiligem Fahrzeugrahmen und Front-, Heck-, Allrad- und Hundeganglenkung, andererseits die von einer weitaus größeren Anzahl an Herstellern gefertigten Maschinen mit einem zweigeteilten Rahmen und Knicklenkung.
Bei diesen Maschinen ist üblicherweise der Fahrerstand auf dem Hinterwagen angebracht, der Vorderwagen trägt lediglich das Ladegerüst. Aus dem Angebot der überwiegend landwirtschaftlich genutzten Hoflader hat sich jedoch vor einigen Jahrzehnten eine weitere technische Spielart herausgearbeitet, bei welcher der Fahrerstand auf dem Vorderwagen angeordnet ist. Das Ladegerüst ist üblicherweise teleskopierbar, weswegen die kompakten Maschinen sehr ansehnliche Lade- und Auskipphöhen erreichen. Und weil sich in der Landwirtschaft für diese kompakten, wendigen Maschinen überaus zahlreiche Einsatzmöglichkeiten ergeben, sind auch ebenso viele Anbaugeräte verfügbar – die überwiegend auch im Garten- und Landschaftsbau verwendet werden können. Beim finnischen Hersteller Avant Tecno sind es über 200, und die allermeisten davon werden selbst gefertigt. Beim italienischen Hersteller MultiOne zählt man mehr als 170 Anbaugeräte für Bauwesen, Landwirtschaft und Grünpflege auf.
Einem in den wohlhabenden europäischen Ländern bemerkbaren, wachsenden Bedarf an lärmarmen und abgasfreien Maschinen begegnen diese Hersteller mit elektrischen Multifunktionsladern. Erst vor einigen Jahren hat auch der Hersteller Bobcat eine Baureihe an multifunktionellen kompakten Knickladern herausgebracht. Ähnlich vielseitig wie diese Multifunktionslader mit vollwertigem Arbeitsplatz zum Sitzen zeigen sich auch Mini-Frontlader bzw. Kompakt- Nutzlader mit einem Stehpult zum Mitfahren, wie sie etwa von den Herstellern Bobcat, Cormidi, Ditch Witch, Giant, Hinowa, Merlo, Toro und Vermeer zu haben sind. Diese kleinen Maschinen können durchaus große Leistungen erbringen – gerade bei kleinteiligen Gartenbau-Projekten, wo größere Maschinen nicht verwendbar sind und ansonsten mühsame Handarbeit notwendig wäre. Mit ihnen leisten Bauschaffende und Grünprofis mehr, ohne zu ermüden – und dies zu einem geringeren Kaufpreis, als er für einen Minibagger oder gar einen Multifunktionslader zu bezahlen wäre.
Eine weitere Maschinengattung war jahrzehntelang überaus erfolgreich und stand mit dem geradezu als Gattungsbegriff verwendeten Namen Bobcat für überaus vielseitige Einsätze in Bauwesen, Landwirtschaft und Industrie – nämlich die Kompaktlader. Die Verkaufszahlen sind jedoch schon vor einigen Jahren massiv eingebrochen, einige Nischenplätze haben sich indessen die kompakten Skid-Steer- und insbesondere die Raupenlader sichern können. Auf ihren üblicherweise deltaförmigen Gummiraupen – weswegen die Maschinen von Caterpillar auch „Deltalader“ genannt werden – kommen sie durch nahezu jedes Gelände und gehen dank der breitflächigen Gewichtsverteilung vergleichsweise schonend mit dem Boden um – es sei denn, man dreht mit ihnen auf der Stelle. Ihre Hydraulikanlagen sind auf einen hohen Betriebsdruck und eine hohe Literleistung ausgelegt und können bewegliche Anbaugeräte mit hoher Drehzahl (etwa Kehrmaschinen) beziehungsweise mit hohem Drehmoment (etwa Erdbohrer) antreiben. Intelligente Maschinentechnik stellt hierfür die passenden technischen Parameter ein; bei Caterpillar etwa sorgt die Systematik „Smart Attachments“ dafür, dass einmal einprogrammierte Anbauwerkzeuge erkannt und mit den richtigen Hydraulikkennwerten versorgt werden. Auch bestimmte Anwenderprofile je nach Einsatzart lassen sich einprogrammieren und abrufen.
Nicht nur Baustoffe befördern
Kompakte Raupen- und Raddumper laufen auf Gartenbaustellen zur Bestform auf, wenn Boden und Baustoff oder auch Stückgut, Werkzeuge oder Kleingeräte zu befördern sind. Mit diesen Aufgaben werden die kompakten, wendigen Transporter auch weitaus überwiegend beschäftigt. Die Maschinen mit Raupenlaufwerken verbinden große Traktion und Steigfähigkeit mit geringem Bodendruck. In die Front-, Dreh- oder Hochkippmulden der Maschinen passt unglaublich viel Material; Selbstladedumper können ihre Mulden mit relativ einfach handhabbarem Material sogar selbst befüllen – das spart eine Lademaschine wie etwa einen Minibagger oder Radlader. Noch weniger vorstellbar ist aber die riesige Anzahl an Anbaugeräten, die verfügbar ist.
Breit sortierte Hersteller wie Cormidi, Hinowa, Merlo (Cingo) und Niko halten verschiedenste Muldenformen sowie teilweise auch Dutzende von Anbaugeräten bereit, darunter Anbaumäher und -mulcher, Bodenfräsen, Betonmischer, Anbaubagger, Erdbohrer, Grabenfräsen, Hydraulikhämmer und mehr für Einsätze in den warmen Jahreszeiten. Schneeschilde, Kehrmaschinen und Schneefräsen machen sie darüber hinaus zu unentbehrlichen Helfern im Winterdienst.
Hoher Standard birgt Potenzial
Zahlreiche dieser geschilderten Vielzweckmaschinen, beispielsweise Vielzweckbagger oder Multifunktionslader, sind vergleichsweise kostspielig – abgesehen davon, dass es im Betrieb auch einen Maschinisten braucht, der sie überhaupt bedienen kann. Und hier wird es paradox: Einerseits wollen Firmeninhaber ihren hoch qualifizierten Beschäftigten einen komfortablen, interessanten Arbeitsplatz bieten und sie auf diese Weise ans eigene Unternehmen binden. Andererseits sind am Arbeitsmarkt auch solche Menschen abzuholen, die weniger Bildung, weniger Erfahrung, weniger Sprachkenntnisse vorweisen können.
Auch sie sollten mit der betriebseigenen Maschinentechnik umgehen und einen Mehrwert aus ihnen herausholen können. Da können einfachere, intuitiv beherrschbare Maschinen gegebenenfalls besser sein. Guter Standard bringt auch schon sehr viel. Kompakte Standardbagger beispielsweise werden mithilfe von hydraulischen oder – in den höheren Gewichtsklassen – mit vollhydraulischen Schnellwechslern zu Multifunktionsmaschinen. Auch bei ihnen muss ein gewisses technisches Verständnis vorausgesetzt werden, zudem sollte gewährleistet sein, dass die etwas empfindlichen Tools sorgsam gepflegt werden. Das tönt wiederum nach einem Maschinisten, der ganztags auf der Maschine sitzt. Eine Grundbedingung ist das aber nicht. Neben dem eigentlichen Maschinenzweck – dem Graben und Gestalten sowie dem Umschlagen von Baustoffen und Boden – kommen spannende Anbaugeräte und Einsätze hinzu.
Bohren, Verdichten, Greifen und Hämmern gelten als wesentliche Nebenjobs. Viel Potenzial sieht man aber auch beispielsweise bei einem hydraulischen Betonbeißer, der gegenüber einem Hammer deutlich schonender für Maschine und Fahrer arbeitet und schneller durchs Material geht. Hydraulische Anbauverdichter ersetzen die zermürbende Arbeit mit handgehaltenen Verdichtungsgeräten wie Stampfer und Rüttelplatten. Sie erhöhen zudem die Sicherheit des Personals. Ein wichtiges Thema ist auch das Aufbereiten von Aushub und Baustoffen mit Brech- und Sieblöffeln geworden. Damit lassen sich geschlossene Stoffkreisläufe auf der Baustelle einrichten, Transport- und Deponiekosten werden eingespart.
Solche Anbauwerkzeuge sind nicht unbedingt selbsterklärend, vielfach erschließt sich ihr betrieblicher Nutzen erst durch eine konkrete Verwendung. Beim Ausrüster Hutter Baumaschinen hat man erkannt, dass die Geräte häufig über einen erfolgreichen Mieteinsatz verkauft werden. Schon an diesem Beispiel der Standardbagger mit hydraulischen oder vollhydraulischen Schnellwechslern und den zahllos verfügbaren Anbaugeräten wird deutlich, wie viel Potenzial im betriebseigenen Maschinen- und Gerätepark schlummert. Und wie sich menschliche Arbeitskraft mobilisieren lässt.
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