Jung, dynamisch, mit Liebe zum Detail
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Durch seine Liebe zu sorgfältig verarbeitetem Naturstein und verspielten Details ragen die Privatgärten von Walter Schmitz aus der Masse heraus. Sein hoher Qualitätsanspruch gepaart mit einem sympathischen Wesen lassen den Eifeler nicht nur Erfolg bei Kunden haben, sondern auch zu einem Topausbilder werden.
Ein Standort mitten in der Vulkaneifel, volle Auftragsbücher und keine Mitarbeiter – vor diesem Dilemma stand Walter Schmitz 2003. Also investierte der gelernte Landschaftsgärtner vor allem in die Ausbildung und baute ein Team aus hoch qualifizierten Experten auf. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen im kleinen Ort Reifferscheid 22 Mitarbeiter, Tendenz steigend.
Altersdurchschnitt: 23 Jahre
Fachkräftemangel ist für Walter Schmitz kein Modewort. Das Thema beschäftigt ihn bereits seit 20 Jahren. Ohne Meisterbrief ging die Landwirtschaftskammer nur zögerlich auf sein Vorhaben ein, selbst auszubilden. Dass seitdem auf den Abschlusszeugnissen der meisten seiner Zöglinge eine Zwei vor dem Komma steht, macht Schmitz stolz. Und, dass viele seiner „Jungs" dem Unternehmen treu geblieben sind, ebenso. Mit dem Team, bei dem das Durchschnittalter bei 23 Jahren liegt, ist sein Unternehmen inzwischen gut aufgestellt. Mit 55 Jahren kann sich Schmitz zunehmend auf die Planung von hochwertigen Privatgärten konzentrieren.
Das Büro managt unterdessen Sohn Jonas zusammen mit Christian Daum. Der ehemalige Auszubildende wurde 2016 zum besten Techniker Bayerns gekürt, kehrte in seinen Lehrbetrieb zurück und verstärkt inzwischen die Unternehmensleitung. Das Zepter auf den Baustellen führen derweil die beiden jungen Meister Fabian Bohn und Patrick Weiler, ebenfalls Eigengewächse. Unter ihnen lernen aktuell vier junge Männer und zwei junge Frauen. Dass es hier eine gute Ausbildung in einem angenehmen Betriebsklima gibt, hat sich herumgesprochen.
Küchentisch als Treffpunkt
Verantwortung in sehr junge Hände abzugeben, fällt Schmitz augenscheinlich nicht schwer. Er vertraut „seinen Jungs" und lässt ihnen viel Freiraum. Dass sie dabei Fehler machen und er immer mal wieder einspringen muss, nimmt er gern in Kauf. Kürzlich hat ihn sein Büroteam zum Zeichnen der Gartenpläne ins Wohnzimmer ausquartiert. Er arbeitet jetzt an einem neuen Zeichentisch, der gleich neben dem großen Esstisch der offenen Küche steht. Hier laufen ohnehin die Fäden zusammen, hier ist der zentrale Treffpunkt. Zumal es keine wirkliche Trennung zwischen Privat und Beruflich gibt. Schmitz sieht sein Unternehmen als eine Familie, die immer weiter wächst und in der jeder einen wichtigen Platz einnimmt. Man achtet aufeinander, ist füreinander da und übernimmt Verantwortung. Wer für eine Meister- oder Technikerausbildung fortgeht, darf gern zurückkehren. Das Prinzip Familienbetrieb ist so überzeugend, dass Sohn Jonas seinen eigentlichen Berufsplan aufgab. Statt nach dem Abitur Tiermedizin zu studieren, machte er eine Ausbildung als Gärtner. Erfahrungen in einem Betrieb in Süddeutschland zu sammeln kam für ihn nicht infrage, er wollte beim Vater lernen. „Auf die Rückkehr meiner Tochter, die als Modedesignerin in Bielefeld arbeitet und wahnsinnig kreativ ist, hoffe ich noch", sagt Schmitz mit einem Augenzwinkern.
Steine klopfen in der Halle
Fertige Gesellen einzustellen war und ist für Schmitz keine Option. „Die können in der Regel die filigranen Arbeiten gar nicht, die wir hier benötigen." Wer bei ihm lernt, hat einen Blick fürs Detail und kann die Ober- und Unterseite einer Porphyrplatte blind erkennen. Neuzugänge üben im Winter in der Halle wochenlang den Umgang mit Hammer und Meißel, bis die Finger schmerzen. 2011 gewann ein Schmitz-Azubi den GaLaBau-Cup Nordrhein-Westfalen, 2014 wurden sie Rheinland-Pfalz-Meister. Seit 2012 gilt das Unternehmen als ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb und wurde 2014 Ausbildungsbetrieb des Jahres in den grünen Berufen in Rheinland-Pfalz. 2015 erhielt es für vorbildliche Personalpolitik das Zertifikat der Agentur für Arbeit als „Unternehmen mit Zukunft 2015". Während es zeitweise zehn Auszubildende und keinen Meister im Betrieb gab, dürfen inzwischen vier Mitarbeiter offiziell ausbilden.
Klientel wohlhabend und Stauden liebend
Den Impuls, sich selbstständig zu machen, bekam Schmitz von seinem ehemaligen Chef. Der hatte die Idee, dass seine Angestellten kleine Firmen gründen und künftig als Subunternehmer für ihn arbeiten. Schmitz durfte sich ein Team zusammenstellen, die anderen sprangen jedoch im letzten Moment ab. Da er nach zehn Jahren genug davon hatte, Garageneinfahrten zu pflastern und Einfassungen zu setzen, wagte er dennoch den Wechsel. Im April 1990 eröffnete er mit seiner Frau Regine den eigenen Betrieb. Anfangs arbeitete er viel an öffentlichen Projekten, gestaltete Dorf- und sanierte Tennisplätze. „Wie die meisten meiner Kollegen war auch ich kein Gärtner, sondern habe vor allem Tiefbau gemacht." Erst als er sich ab 2004 zunehmend auf Privatgärten konzentrieren konnte, packte ihn der Ehrgeiz, mit Pflanzen zu gestalten.
Konsequent nur Gärten zu bauen, die ihm selbst gefallen, erwies sich als erfolgreiches Konzept. Kunden lassen sich von seiner Begeisterung anstecken und seinen Vorschlägen überzeugen. „Unsere Klientel ist wohlhabend und liebt Stauden", sagt Schmitz, auch wenn Pflanzen nur die letzten 10 % eines Projekts ausmachen. Das eine oder andere Mal musste er deshalb schon Kunden beruhigen, wenn sie die ersten Wochen nur Steine in ihrem Garten sehen. Viele können sich vorab nicht vorstellen, welche Baumaßnahmen und Mühen notwendig sind, um ein langweiliges Grundstück zu verwandeln.
Die Gärten, die dabei entstehen, übersteigen nicht selten das ursprünglich angedachte Budget um 100 % und mehr. Wie groß der Unterschied ist, lässt sich gut auf den übereinandergelegten Vorher-nachher-Bildern auf der Internetseite der Firma sehen. Die Slidertechnik erlaubt es, optisch vom alten Garten zum neuen und zurückzugleiten. Gefallen Interessenten die dort gezeigten Projekte, lädt Schmitz Gartenbesitzer erst mal ein. „Wer unser Kunde werden will, sollte sich zwei Stunden in unserem Garten aufgehalten haben", erklärt Schmitz sein Ausleseprinzip.
Seit Jahren keine Mahnung nötig
Hinter seinem Haus, am Ortsrand von Reifferscheid, lässt er Gäste am Teich sitzen und den Libellen zuschauen. Seit 20 Jahren wird auf dem Grundstück gebaut, experimentiert und neu gestaltet. Er habe viel Lehrgeld gezahlt und so einiges abgerissen, berichtet Schmitz. Beim Kunden verbaut er nur, was nachhaltig in seinem Garten funktioniert.
Derzeit entsteht ein Weinkeller mit einer gewölbten Decke aus Porphyr. Dafür wurden große Bruchstücke mit der Oberseite nach unten auf eine Verschalung gelegt, anschließend mit kleinen Stücken verkeilt und einer Schicht Beton stabilisiert. „Als die Verschalung abkam und wir das Werk das erste Mal von unten sehen konnten, bekamen wir einen Schock", berichtet Schmitz. Als der Zementschleier jedoch abgewaschen war, kam ein Meisterwerk zum Vorschein. In dem Raum will der Gärtner seinen Kunden künftig auch tagsüber zeigen, welche Effekte sich mit Licht erzielen lassen. Wein wird hier künftig auch gelagert und getrunken. Vielleicht dient der als Garage geplante Raum später sogar als kleines Café mit einigen Tischen im Garten. Schmitz ist der Überzeugung: Wem es dort gefällt, wer den Wert eines Wohnzimmers unter freiem Himmel erkennt, wird ein zufriedener Kunde. Und wer die Anlage sieht, versteht in der Regel auch, dass sich ein Schmitz-Garten nicht für 10 000 Euro bauen lässt. „Unsere Strategie funktioniert – wir haben seit 15 Jahren keine Mahnung mehr schreiben müssen."
Elfen am Wegesrand
Schmitz’ Hanggrundstück ist in mehrere Terrassen unterteilt, die von geschwungenen Mauern aus gelbem Tuff oder Grauwacke umgeben sind. Ahorn pflanzt er gern, Magnolien liebt er ebenso wie Chinesischen Hartriegel und Felsenbirne. Größtenteils bezieht er Gehölze über die Baumschule Bruns. Bei den Stauden ist von Anfang an die Gärtnerei Schweiß in Grafschaft-Bölingen vertrauensvoller Partner. „Die führen alles, was wir so pflanzen", sagt Schmitz. Wobei Rudbeckia und Gaura zu den Lieblingspflanzen des Gärtners gehören.
Entlang der Beete führen Wege aus gepuzzelten Porphyrplatten. Eingestreut gibt es bunte Glasmurmeln in unterschiedlichen Größen, getöpferte Pflastersteine und Mosaike aus Kieselsteinen. Am Wegesrand sitzen Elfen aus Bronze, mal Flöte spielend, mal mit einem Schmetterling. Sie begleiten Schmitz als Maskottchen bei Ausstellungen, sei es auf der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz oder der Landesgartenschau 2014 in Zülpich. Weil er immer auf die Elfen und andere Dekoartikel angesprochen wird, betreibt Schmitz inzwischen einen Onlineshop. Verkauft wird, was ihm gefällt.
Wenn Kunden allerdings Schotterflächen oder Gabionen von ihm wollen, weigert sich der Planer. „Ich konnte da bislang noch jeden Kunden überzeugen", sagt Schmitz. Oder er wird eben kein Kunde. Ärgerlich ist für den Gärtner, wenn Interessenten sich einen Garten planen und dann nicht bauen lassen. Walter Schmitz verlangt deshalb 500 bis 1 500 Euro für seine visualisierten Ideen im Maßstab 1 : 50, gibt die Pläne allerdings nicht heraus. „Eigentlich müsste wir für die Leistung 3 000 bis 4 000Euro verlangen", sagt Sohn Jonas.
Weiter expandieren
Wo der Betrieb in 15 Jahren stehen wird, mag Schmitz nicht vorauszusagen. Zur Gründung 1990 hätte niemand gedacht, dass der Betrieb sich mal auf einem Firmengelände mit 20000 m 2 im Gewerbegebiet ausbreiten würde. Auch der demnächst anstehende und aus Platzgründen nötige Umzug in Bürocontainer sei nicht absehbar gewesen. Vermutlich werde die Firma weiter expandieren. „Wir haben den Platz und wir haben inzwischen auch die Manpower", sagt Schmitz. Auf Aufträge allein aus der Region werde sich das Unternehmen dabei nicht verlassen können. Der Radius von 70 km, aus dem bislang die Kunden kommen, müsse vermutlich vergrößert werden. „Wichtig für den weiteren Erfolg ist, dass wir die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen und meine Jungs so handeln, als sei es ihre eigene Firma."
Gartenunterhalt
Pflegepauschalen sind in Arbeit
Schmitz möchte den Dienstleistungsbereich in seinem Unternehmen ausbauen, denn Pflege ist für ihn ein Schlüssel zur dauerhaften Kundenzufriedenheit. Oftmals scheitern Pflegeaufträge seiner Erfahrung nach jedoch daran, dass den Kunden die zu erwartenden Kosten zu vage und unübersichtlich erscheinen. Deshalb arbeitet das Unternehmen derzeit Pauschalen aus. Gewählt werden kann künftig zwischen einfacher, Komfort- und Premiumpflege. Anhand der Quadratmeterzahl lässt sich dann einfach eine Pauschale pro Jahr ermitteln. Nach Ansicht von Schmitz ist das besser, als zu viele Optionen anzubieten, die bei den Kunden nur für Verwirrung sorgen.
Immer mal wieder wird Schmitz nach Rabatt gefragt, wenn er Gärten neu anlegt oder umgestaltet. Um den Kunden entgegenzukommen, ohne sich im Preis drücken zu lassen, bietet er dann kostenlose Pflege für das erste Jahr an. Die ersten zwei Pflegedurchgänge machen relativ wenig Arbeit und die Kunden sind zufrieden.
Kunden gewinnen
Schaugarten zahlt sich aus
Vier Jahre ist der Schaugarten von Schmitz auf der LaGa in Zülpich inzwischen alt. Die Anlage zu erhalten und weiter zu pflegen habe sich für sein Unternehmen gerechnet. Zumal sich der Wert der handwerklichen Arbeiten und die Nachhaltigkeit erst nach ein paar Jahren zeigen. „Unser Garten in Zülpich sieht immer noch fantastisch aus, während andere zum Teil mit Zucker gebaut haben", sagt Schmitz. Er bedauert, dass sein Schaugarten auf der BuGa 2011 in Koblenz abgebaut werden musste. Erst kürzlich habe er einen Termin in Gerolstein bei einer Kundin gehabt, die sich wegen des Zülpich-Projekts für sein Unternehmen entschieden habe. „Es gibt auch Männer, die sich für unsere Arbeit begeistern können, aber zu 90 % sind es Frauen." Wobei die Nachfrage nach hochwertiger Ausführung genauso steige wie die Bereitschaft, richtig Geld in die Hand zu nehmen. So habe ein Kunde, der erst 75 000 Euro investieren wollte, letztlich für 160 000 Euro gebaut.
Gartenstraße 34
53320 Reifferscheid
Telefon: +49 26 91/29 14, Fax 85 50
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