So lässt sich die Quarantäne verhindern
Jens Korber beschäftigt in seinem Betrieb in Greven 52 Mitarbeiter. „Das schlimmste, was mir als Unternehmer durch Corona passieren könnte, wäre eine Betriebsschließung aufgrund von Quarantäne“, sagt der Geschäftsführer der Münsterland Plus Garten- und Landschaftsgestaltung GmbH. Um das zu verhindern, hat er einen 4-Phasen-Plan aufgestellt.
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> Aufklärung
Die Prävention beginnt mit der Aufklärung über Hygienemaßnahmen, die notwendig sind, um sich vor Ansteckung zu schützen. Die Maßnahmen sind detailliert beispielsweise bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu finden > Download
Die wichtigsten Todo’s für Korbers Mitarbeiter sind:
* Gründlich Hände waschen
* In die Armbeuge oder in ein Taschentuch niesen oder husten
* Hände raus aus dem Gesicht
* Kein Händeschütteln, keine Umarmungen, Abstand (2 bis 3m) zu anderen Menschen halten
* Bei Anzeichen von Husten, Schnupfen oder Fieber sofort melden und zu Hause bleiben
Alle Fahrzeuge sind mit Desinfektionsmittel ausgestattet. Außerdem hat Korber an die Mitarbeiter appelliert, auch privat die Schutzmaßnahmen zu befolgen - prüfen lässt sich das freilich nicht.
> Quarantäne vermeiden durch Schichtbetrieb
Kranke Mitarbeiter sind das eine - eine Betriebsschließung durch das Gesundheitsamt etwas ganz anderes. „Das müssen wir auf jeden Fall verhindern“, sagt Korber. Seine Maßnahmen:
* Teams bilden: Die Mitarbeiter auf der Baustelle hat Korber in drei Teams eingeteilt, die mit jeweils 20 Minuten Abstand morgens starten. Jedes Team hat eine andere Farbe bekommen, erkennbar an einem Band am rechten Hosenbein. Das erste Team beginnt um 6.20, die letzten um 7 Uhr.
* Keine Fahrgemeinschaften: Nach Möglichkeit soll nur ein Mitarbeiter mit dem Firmenfahrzeug zur Baustelle fahren, die anderen kommen separat mit ihren eigenen Autos. Das sorgt für ausreichend Abstand, der im Fahrzeug nicht immer gegeben ist.
* Rohstoffe nur noch vom Betriebshof: Wenn alle Mitarbeiter gestartet sind, beginnt um 7.20 Uhr der Platzmeister mit der Arbeit. Er kümmert sich um die Rohstoffe und die Lagerlogistik und ist der einzige, der mit Lieferanten in Berührung kommt.
* Container für Kolonnen: Bereits seit vergangenem Jahr ist jede der 10 bis 12 Kolonnen mit einem eigenen Werkzeug- und Materialcontainer ausgestattet. Das kommt der Firma in Zeiten von Corona zugute: niemand kann sich an den Werkzeugen und Maschinen einer anderen Kolonne infizieren.
* Face-to-face-Kommunikation reduzieren: Ablagefächer, Mail, Fotos, Whats-App - die Kommunikation erfolgt momentan hauptsächlich über Papier und Online. Und ein persönliches Gespräch lässt sich auch über Videochat führen. „Ich weiß nicht, ob wirklich alles hundertprozentig datenschutzkonform ist, aber in einer Ausnahmesituation wie dieser kann das nicht das Hauptkriterium sein“, findet Korber.
* Homeoffice für Büroangestellte, wo immer möglich
> Liquidität erhöhen
Mit verschiedenen Maßnahmen sorgt Korber zur Zeit dafür, dass sein Unternehmen möglichst lange liquide bleibt.
* Rechnungen sofort schreiben.
* Die Unterlagen für das Kurzarbeitergeld vorbereiten, damit im Falle eines Falles alles schnell gehen kann.
* SEPA-Lastschriften kündigen und so den Zeitpunkt der Zahlung selbst bestimmen.
* Unterlagen für KfW-Darlehen an die Hausbank schicken.
* Mit Lieferanten längere Zahlungsziele vereinbaren.
Auch wenn es nicht sicher ist, ob jemals Kurzarbeit beantragt werden muss und viele Details bezüglich Darlehen von behördlicher Seite noch nicht geklärt sind, möchte Jens Korber vorbereitet sein. „Warum soll ich mir als Unternehmer ein zinsloses KfW-Darlehen entgehen lassen?“ Die Lieferanten wurden von ihm freundlich angeschrieben mit der Bitte, das Zahlungsziel auf 60 Tage zu verlängern. Jeder Baustofflieferant, der sich darauf einlässt, verschafft dem Landschaftsbau-Unternehmer wiederum etwas mehr Liquidität.
> Lieferketten sicherstellen
*Material bevorraten: Korber hat genug Material im Unternehmen gelagert, um auch dann noch zwei bis drei Wochen arbeiten zu können, wenn alle Lieferanten im Umkreis schließen würden - ein Szenario, das momentan mehr als unwahrscheinlich ist. Immerhin sind es rund 15 Lieferanten in der Region. Sollte ein Betrieb unter Quarantäne gestellt werden, ist genau geregelt, bei wem dann alternativ das Material bezogen wird.
Alle diese Maßnahmen hat Jens Korber so dokumentiert, dass er sie jederzeit nachweisen kann. Sollte trotz aller Prävention je ein Mitarbeiter an Corona erkranken, ist genau ersichtlich, mit wem er wo Kontakt hatte. Auch im Gesundheitsamt treffen Menschen die Entscheidungen und sie benötigen dazu Informationen - je mehr und detaillierter, desto besser. „Durch die Trennung der Teams fällt mir dann maximal ein Drittel der Mannschaft aus und nicht der gesamte Betrieb.“
> Die Checkliste gibt es auch zum Download
> Corona-Plan für Betriebe des BGL
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