Steinberg Gärten wird Pflegebetrieb von Achtermann
Seit Anfang des Jahres gibt es in Hannover eine spannende Entwicklung: Der Gärtner-von-Eden-Betrieb GrünForm Achtermann und Steinberg Gärten sind eine Fusion eingegangen. Maximilian Holzhausen hat damit eine gute Lösung für den Gartenunterhalt gefunden und Sophie Steinberg, die die Geschäftsführung der Gartenpflege übernimmt, kann den Betrieb ihrer Eltern fortführen. Für beide Seiten gibt es klare Vorteile. Ein Vorbild für die Branche?
von Christa Weiß, Ansbach erschienen am 26.02.2025Die Wege der beiden etablierten und erfolgreichen Unternehmen verliefen jahrzehntelang parallel und unabhängig. Sie standen als Mitbewerber mit vergleichbarem Portfolio und derselben Zielgruppe auf den Plätzen 1 und 2 im Segment der hochwertigen Privatgartengestaltung im Raum Hannover. Im Jahr 2024 kreuzten sich schließlich ihre Wege. Seit Beginn des Jahres 2025 gehen die einst konkurrierenden Marken Achtermann und Steinberg einen gemeinsamen neuen Weg unter der Leitung von Maximilian Holzhausen. Seit 2017 ist Holzhausen Geschäftsführer der GrünForm Achtermann GmbH, die er im Rahmen einer Unternehmensnachfolge von Bernd Achtermann übernahm. Die GrünForm Achtermann GmbH und die Steinberg Gärten GmbH gehören beide der Holzhausen UG & Co. KG.
Achtermann baut – Steinberg pflegt
In der Spezialisierung sieht Maximilian Holzhausen einen wichtigen Erfolgsfaktor für einen zukunftsfähigen GaLaBau: „In den vergangenen zehn Jahren wurde das Aufgabenfeld immer vielfältiger. Immer mehr Themen kamen hinzu. Das ist von einer einzigen Firma nicht mehr gut wirtschaftlich abbildbar.“ Der einzelne Betrieb müsse schlanker werden, um mehr Ertrag zu generieren. „In der Routine steckt das Geld – daher ist eine Spezialisierung wesentlich.“ In der neuen Firmenstruktur ist es nun möglich, dass sich jede der beiden GmbHs auf ihren Schwerpunkt spezialisieren und im Betriebsalltag fokussieren kann. „Die Strukturen von Bau und Pflege sind höchst unterschiedlich, ein Mix ist heute nicht mehr zeitgemäß“, davon ist Holzhausen überzeugt. Er landete mit der Übernahme einen „Coup“, von dem beide GmbHs profitieren. „Sie haben eine marktgeschuldete Zwangsabhängigkeit zueinander. Achtermann kann keine hochpreisigen Gärten bauen, ohne im Anschluss die Service- und die Wartungsarbeiten sicherzustellen.“ Der neue Pflegebetrieb Steinberg hat dadurch immer einen sicheren Kundenstamm mit wenig Aufwand für Marketing und Akquise. Zugleich ist Achtermann im betrieblichen Alltag entlastet von der Grünpflege.
Eine Ära endet – „Steinberg“ bleibt bestehen
Auch die Historie macht klar, dass hier nun starke Partner gemeinsam agieren. „Zusammen sind die beiden Unternehmen mit mehr als 100 Jahren Betriebsgeschichte erfolgreich unterwegs, sind krisenerprobt und in der Lage, sich an den Markt sowie die gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen“, fasst Holzhausen zusammen. Bei Steinberg Gärten stand aufgrund des bevorstehenden Renteneintritts von Michael und Viola Steinberg die Unternehmensnachfolge an. „Unsere Eltern haben uns die freie Wahl gelassen bei der Berufswahl“, erzählt Tochter Sophie. Sie wuchs eng verbunden mit dem von ihrem Großvater gegründeten GaLaBau-Betrieb im Herzen Hannovers auf. Seit ihrer Kindheit war für sie jedoch klar, dass sie entweder Klinik-Geschäftsführerin oder Sonderschulpädagogin werden wollte. Und so kam es auch: Die 38-Jährige leitete eine Helios-Klinik bis sie Mutter wurde und schließlich 2020 im elterlichen Betrieb mit einstieg, um ihre Eltern mit ihrer kaufmännischen Expertise zu unterstützen. „Heute braucht es erweiterte Kompetenzen in der GaLaBau-Betriebsführung“, betont sie. „Ich arbeitete zwar sehr gerne als Betriebswirtin in der elterlichen Firma mit, wollte aber nicht die Nachfolge antreten.“ Als klar war, dass keines der drei Kinder die Firmenleitung übernehmen wird, prüften die Steinbergs einige Jahre lang verschiedene Optionen. „Entsprechend der Werte unserer Eltern war es jedoch keine Option, die Firma an einen Investor zu verkaufen.“ Anfang 2024 kam dann überraschend die Anfrage von Holzhausen mit der Idee, dass Steinberg Gärten die Pflege der Achtermann Gärten in Kooperation gewährleistet. „Das war zunächst ein irritierender Gedanke.“ Doch schnell fand seine strategische Idee Anklang bei ihr und auch bei ihren Eltern. „Aus der Anfrage ist ein Nachfolgekonzept erwachsen.“ Zudem war Steinberg Gärten schon immer intensiver als Achtermann in der Grünpflege aktiv und hat sich auch hier einen Namen gemacht. Insofern ist die Spezialisierung der neuen Steinberg Gärten GmbH auch historisch gewachsen.
Wachstum durch Spezialisierung
Die Idee von Holzhausen entstand vor dem Hintergrund, dass er nach Möglichkeiten für ein weiteres Wachstum seiner Firma Achtermann GrünForm suchte. Dabei hatte er auch Zukäufe auf der Agenda – aber keine Lösung war so schlüssig wie der Einstieg bei Steinberg. Durch die Übernahme und die Neuausrichtung ergeben sich:
- mehr Akquisepotenzial
- mehr Produktivkräfte (+ 8 bis 10)
- mehr Ausstattung
„Im Landschaftsbau können wir je Vollzeitarbeitskraft 100.000–150.000?€ Umsatz netto/Jahr generieren“, fasst er den zu erwartenden Erfolg zusammen.
Weniger Mental Load
Wachstum bedeutet oft eine Mehrbelastung. „Bau und Pflege ticken völlig unterschiedlich. Sie zu trennen, entlastet die Führungskräfte“, so Holzhausen. Ihm war es bei seinem neuen Konzept vor allem wichtig, den „Mental Load“ – also die Kopfbelastung für die Grünpflege in einen Spezialbetrieb outzusourcen. „Es herrscht in den Saisonspitzen eine hohe Stressbelastung durch die erforderliche sehr persönliche Betreuung der Pflegekunden.“ Bei Achtermann wurde die Pflege maßgeblich durch einen Meister erbracht, der organisatorisch aus dem Büro unterstützt wurde. Er ist nun bei Steinberg Gärten in ein starkes Team eingebunden und nicht länger ein Einzelkämpfer. Seine Kapazität ist damit deutlich gewachsen. Taktung und Kundenkommunikation sind bei Bau und Pflege nun mal völlig unterschiedlich. „Auf Pflegeanfragen müssen wir anders und schneller reagieren als im Bau. Wenn zum Beispiel der Anruf kommt, dass die Hecke geschnitten werden muss, erwartet der Kunde, dass es noch in dieser Woche geschieht“, meint der Unternehmer.
2Geschäftsfeld Pflege trägt zum Erfolg bei
Auch das Personal tickt unterschiedlich. „Teilzeit ist im Bau eher schwer zu realisieren. Mitarbeiter für Pflege sind hingegen durch flexiblere Arbeitszeiten leichter zu finden. Die Bezahlung erfolgt jedoch nach Tarif und ist für Bau und Pflege trotz der Unterschiede gleich“, fasst Holzhausen zusammen. Hinzu kommt, dass auch bei der Grünpflege alle Anfahrtswege und Rüstzeiten für die Mitarbeiter bezahlt werden. „Pflege ist per se nicht lukrativ, muss aber für die Kundennachbetreuung sein. Sie ist ein wichtiger Teil im strategischen Portfolio und trägt dadurch insgesamt zum Erfolg bei.“ Bei der Abnahme eines neu erstellten Gartens erhalten die Kunden nun standardmäßig ein Angebot für Pflege und Service. Dass die Gartenpflege auch Mehrumsatz durch erhöhte Präsenz (Kunden und Nachbarn sehen regelmäßig die Autos) und Akquisemöglichkeiten (Ansprechpartner sind häufiger vor Ort und bieten Gesprächsanlässe) bietet, ist ein weiterer Aspekt.
Gewachsener Kundenstamm und Potenzial für neue Kunden
Die neue Steinberg Gärten GmbH konnte mit einem vorhandenen Kundenstamm in die neue Ära starten. Steinberg brachte achtzehn große gewerbliche Bestandskunden und 86 Privatpflegekunden mit. Hinzu kamen die vorhandenen 75 Bestandskunden in der Dauerpflege von Achtermann. „Unsere Bestandskunden wurden selbstverständlich über die Umfirmierung informiert. Für sie ändert sich jedoch im Grunde nichts“, so Sophie Steinberg. Das Portfolio der Kunden reicht von einem jährlichen Baum- und Gehölzrückschnitt bis zu einer wöchentlichen Pflege. „Hier ist viel Koordination und Abstimmung der Ressourcen erforderlich.“
Räumliche Trennung entlastet ebenfalls
Der neue Pflegebetrieb ist am ursprünglichen Steinberg-Betriebsgelände in Hannover-Waldheim ansässig. Dort ist auch eine Schaugartenanlage mit einem Pool-for-Nature-Biopool integriert. Der Firmensitz liegt inmitten der niedersächsischen Landeshauptstadt und bietet sternförmig kurze Anfahrtswege zu den Kunden, was für die im Vergleich zu Bauprojekten eher kurzen Pflegeeinsätze sehr sinnvoll ist. „Die räumliche Trennung von Bau und Pflege unterstützt uns auch dabei, die grundlegend unterschiedliche Grundsystematik der Unternehmen im Alltag optimal umzusetzen“, unterstreicht Holzhausen. Zugleich nutzt die neue Steinberg Gärten GmbH die vorhandene Infrastruktur von Achtermann so weit wie möglich, was Kosten spart.
Mitarbeiterstruktur 2025
Insgesamt sind es 48 Mitarbeiter, die seit 1.1.2025 in Bau und Pflege bei der GrünForm Achtermann GmbH und der Steinberg Gärten GmbH tätig sind. Davon starteten sieben Mitarbeiter im neuen Pflegebetrieb. „Das dürfen gerne noch mehr werden, Bewerbungen von Pflegegärtnern sind erwünscht“, so Sophie Steinberg. Die beiden GmbHs teilen sich die acht Auszubildenden, sodass diese eine umfassende und abwechslungsreiche Ausbildung in Bau und Pflege genießen können. Die Gemeinschaft der Mitarbeiter GmbH-übergreifend ist Holzhausen und Steinberg sehr wichtig. „Die gemeinsame Weihnachtsfeier der beiden Unternehmen war ein gelungener Auftakt für das Zusammenwachsen. Betriebsversammlung und Foster-Schulungen mit Pizza waren der Startschuss für das erfolgreiche Jahr 2025.“ In Planung sind weitere Mitarbeiterevents.
Langfristig ist geplant, die neue Steinberg Gärten GmbH auf fünf Teams zu erweitern: drei bei Privatgärten und zwei in der gewerblichen öffentlichen Grünpflege (die bei Bedarf die Privatgartenteams unterstützen).
Winterdienst zählt nicht zu ihren Aufgaben. Bei größeren Pflanzungen oder Rasenflächen unterstützen die Pflegeteams die Projekte der GrünForm Achtermann in der Fertigstellung.
Solider Start mit vielen bekannten Gesichtern
„Wir behalten selbstverständlich unsere beiden Gärtnermeister, die nun 60 Jahre alt sind. Auch alle anderen Mitarbeiter wurden übernommen und haben bei der GrünForm Achtermann oder der neuen Steinberg Gärten einen Platz gefunden. Meine Eltern freuen sich über die gelungene Unternehmensnachfolge“, berichtet Sophie Steinberg von der Startphase. Eigentlich stand nur der Wechsel der IT-Infrastruktur auf einen gemeinsamen Server und die Vereinheitlichung der Branchensoftwarelösung an. „Alles andere wie Galawork und Foster war bereits homogenisiert.“ Eine Verjüngung in der nahen Zukunft haben Holzhausen und Steinberg auch schon geplant, sowie eine Weiterqualifizierung der jüngeren Kollegen. Denn es sind nur noch vier Jahre bis die alten Meister in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Es lässt sich jedenfalls so kurz nach dem Start des Zusammenschlusses bereits feststellen, dass hier starke Kräfte gebündelt wurden und gut gelaunt in die neue Saison und die gemeinsame Zukunft gehen.
Ein Vorbild für den Markt
Auf dem Markt sind Übernahmen mit dem Hintergrund einer Arbeitsteilung so noch nicht zu beobachten. Dabei drängt sich das Modell geradezu auf – schließlich wird der Unterhalt in vielen Betrieben vernachlässigt und damit das Potenzial verschenkt. Gleichzeitig sorgt die Arbeitsteilung für die Möglichkeit, sich zu spezialisieren und damit die Komplexität der Führungsaufgaben zu reduzieren. Mit großer Sicherheit wird das Modell deshalb nicht nur in der Region Hannover aufmerksam beobachtet.
STEINBERG.GÄRTEN e.K.
Ottostr. 22 A, D-30519 Hannover Telefon: +49 5 11/83 06 55info@steinberg-gaerten.dewww.steinberg-gaerten.de
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