Solide Lage, aber politischer Einsatz nötig
„All up Steed“ (Alles in Ordnung) – so lautet der Tenor aus den norddeutschen GaLaBau-Landesverbänden. In Schleswig-Holstein, Niedersachsen-Bremen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern ist die wirtschaftliche Lage der Betriebe nach wie vor gut – doch damit das so bleibt, braucht es politisches Engagement.
von Susanne Wannags erschienen am 14.07.2025„Etwas mehr Akquise ist aktuell gefragt“, meint Meike Stelter, Geschäftsführerin des Fachverbands Mecklenburg-Vorpommern (FGL M-V). „Nur wenige Betriebe klagen über spürbare Auftragsrückgänge.“ Die Nachfrage von Privatkunden sei stark von der Region abhängig. „An der Küste oder rund um die Seenplatte, wo viele Zweit- oder Dritthäuser stehen, ist sie weiterhin hoch.“
Fachkräftesuche: Azubis ja – Führungskräfte Fehlanzeige
Etwas entspannter als im Vorjahr zeigt sich die Fachkräftesituation auf Baustellen – zumindest in Mecklenburg-Vorpommern. „Führungskräfte wie Bauleiter oder Vorarbeiter bleiben jedoch schwer zu finden“, sagt Stelter. Erfreulich sei dagegen die Entwicklung bei den Auszubildenden. Seit einiger Zeit ist der FGL auf Social Media aktiv, mit regelmäßigen Beiträgen auf Instagram und Tiktok sowie gezielten Anzeigen. „Das Geld ist gut investiert – wir hatten mehr Bewerber als in den Vorjahren.“
Mindestlohn belastet Betriebe
Sorgen bereitet jedoch die beschlossene Erhöhung des Mindestlohns auf 14,60 Euro bis 2027. „Das ist für manche Betriebe schwer zu stemmen“, sagt Stelter. Steigt der Mindestlohn, zieht das meist weitere Lohnanpassungen nach sich. Erst im Juni wurde der neue Tarifabschluss im Garten- und Landschaftsbau verabschiedet. Für 24 Monate gilt: Ab Juli 2025 steigen Löhne und Gehälter um 3,2 %, ein weiteres Plus von 3,3 % folgt zum Juli 2026. „Wir müssen als Verband sichtbarer werden und eine starke Lobby aufbauen“, betont Stelter. Dazu gehöre auch, das Ehrenamt politisch besser zu befähigen. „Wir brauchen neue Kommunikationsformate mit klaren Infos und einer durchdachten Argumentation.“

Bürokratie hemmt grüne Projekte
Dr. Michael Marrett-Foßen, Geschäftsführer des GaLaBau-Landesverbands Hamburg (FGL HH), berichtet von Fällen, in denen Dialog mit Politik oder Verwaltung unnötige Bürokratie verhindert hätte. So fehlt in Hamburg seit Jahren eine praktikable Arbeitshilfe zur Baumschutzverordnung. „Bei wörtlicher Auslegung müsste jede Schnittmaßnahme genehmigt werden – das ist im Alltag nicht praktikabel.“ Ein weiteres Beispiel: Im Hamburger Stadtpark wurden Blumenwiesen angelegt, die zweimal jährlich gemäht werden sollten – „doch es stellte sich heraus, dass die Stadt nicht das geeignete Werkzeug besitzt“, berichtet Marrett-Foßen. Solche Situationen ließen sich vermeiden, wenn Behörden die Fachkompetenz und Praxis der grünen Branche stärker nutzen würden.
Allgemein lässt die Pflege in Hamburgs Parkanlagen zu wünschen übrig. Während für die Erstellung von Spielplätzen, Parks und Grünflächen Investitionskosten kein Problem sind, ist besonders für die Unterhaltungspflege meist zu wenig Geld übrig. In Hamburg ist die Auslastung der Mitgliedsbetriebe weiterhin gut. Auch die ab 2027 geltende Pflicht zur Solargründach-Nutzung durch das Klimaschutzgesetz kurbelt aktuell indirekt die Nachfrage an, da es bis Ende 2026 dafür noch viele Fördermittel gibt.
Aus zwei mach eins
Seit vielen Jahren arbeiten die GaLaBau-Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein eng zusammen, beispielsweise auf www.galabau-nord.de sowie bei Social Media (zum Beispiel Instagram), Seminaren und – gemeinsam mit dem FGL MV – beim Landschaftsgärtner-Cup Nord. Ab 2026 werden sie sich zu einem gemeinsamen Verband zusammenschließen. Die Mitglieder stimmten dem auf den Versammlungen im Frühjahr 2025 zu.
„Aktuell erarbeiten wir unter anderem Details wie Satzung und Beitragsordnung“, sagt Thomas Narzynski, Assistent der Geschäftsführung im Fachverband Schleswig-Holstein (FGL-SH). Die offizielle Verschmelzung erfolgt Ende November, der neue Verband startet zum 1. Januar 2026. Personell und räumlich ändert sich vorerst wenig. Beide Geschäftsstellen liegen nur rund 30 Kilometer auseinander. „Der Zusammenschluss wurde sehr positiv aufgenommen und problemlos verabschiedet“, sagt Narzynski. In Schleswig-Holstein nutzte man die Gelegenheit, um die Satzung punktuell zu modernisieren.
Stärkung der Regionalgruppen zäh
Die Stimmung der Betriebe im nördlichsten Bundesland beschreibt Narzynski wie folgt: „Wir Norddeutschen sind eher ruhig und pragmatisch. Was andere als Einbruch sehen, ist für uns eine Rückkehr auf Vor-Corona-Niveau.“ Die gesellschaftliche Stimmung sei ebenfalls stabil, was sich auch bei der Bundestagswahl im Februar gezeigt habe. In keinem Bundesland war der AfD-Anteil niedriger als in Hamburg, gefolgt von Schleswig-Holstein. Wir spüren hier auch nicht die Unsicherheit anderer Regionen, die stark von Großindustrien abhängen“, sagt Narzynski.
Der FGL S-H zählt 118 Mitgliedsbetriebe in vier Regionalgruppen. Die Treffen dieser Gruppen sollten nach der Pandemie wiederbelebt werden. „Das ist uns leider bisher noch nicht ganz gelungen. Die Wiederbelebung gestaltet sich zäh“, bedauert Narzynski. Lediglich eine Gruppe sei gut besucht. „Wir haben es mit verschiedensten Angeboten versucht, auch beispielsweise mit Einladungen zu Betriebsführungen, aber die Anmeldezahl war gering.“
Richtig zufrieden ist man in Schleswig-Holstein hingegen mit der Resonanz, die der Verband gemeinsam mit den Hamburger Kollegen mit seinen Messeauftritten erzielt. „Die Messe NordBau ist in jedem Jahr ein wichtiger Termin für uns im Norden. Als Anlaufpunkt für unsere Betriebe, sowie um Werbung für unseren Beruf und unseren Verband zu machen. In den Jahren ohne GaLaBau-Messe in Nürnberg können wir uns üppiger präsentieren. „Wir sind in diesem Jahr mit einem 160 m2 großen Stand am Start, bei dem das Thema Fassadenbegrünung im Fokus stehen wird.“ Die Thematik soll drei Zielgruppen ansprechen: Gartenbesitzer, unsere Fachbetriebe und die Politik. „Jedes Rathaus in Schleswig-Holstein und Hamburg wird angeschrieben und auf den Stand eingeladen.“

Messeerfolg und digitale Nachwuchsarbeit
Der VGL Niedersachsen-Bremen hat 2024 neue Wege beschritten, um Jugendliche für den Beruf zu begeistern. Erstmals war der Verband mit Betrieben auf der Freilandmesse Tarmstedt vertreten, die rund 110.000 Besucher zählte. „Die Betriebe waren begeistert und wollen wieder dabei sein“, sagt Patrick Büch, stellvertretender Geschäftsführer. Und das, obwohl der Aufwand für die viertägige Messe groß ist. „Um auf einer Landmaschinenmesse aufzufallen, müssen wir uns schon etwas einfallen lassen. Es wurde ein Mustergarten angelegt und wir hatten eine Arbeitsbühne dabei, mit der es hoch hinaus ging.“
Die persönliche Präsenz vor Ort stößt auf so viel positive Resonanz, dass überlegt wird, eventuell bei weiteren Messen im Norden dabei zu sein. Ebenfalls erfolgreich waren die digitalen Infoveranstaltungen für Schulen, bei denen Betriebe live aus dem Unternehmen berichten und Schüler Fragen stellen. Das Konzept wurde auf AuGaLa-Ebene übernommen und ist nach der Pilotphase mittlerweile in der Nachwuchswerbung des VGL fest etabliert.
Nachhaltigkeit und Nachfolge: steigende Bedeutung
Das Interesse an der Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) scheint zuletzt gesunken – obwohl der Verband eigens eine Seminarreihe dazu aufgelegt hatte. Das hat vermutlich auch damit zu tun, dass das EU-Parlament die Berichtspflicht für große Unternehmen um zwei Jahre verschoben hat. Kleine Betriebe sind davon ohnehin nur indirekt betroffen. „Die Verschiebung gibt Zeit, sich vorzubereiten – durch unsere Tätigkeit sind wir im GaLaBau prädestiniert für nachhaltiges Wirtschaften“, meint Büch. „Das stärkt auch die Arbeitgebermarke, für Mitarbeiter wie Kunden“, ist er überzeugt. „Leider fehlt im Alltag oft die Zeit für solche Themen.“
VGL-Geschäftsführer Dr. Reinhard Schrader ergänzt: „Die aktuelle Anfrage einer ausschreibenden Landesbehörde hinsichtlich einer praxisgerechten Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien in Ausschreibungen zeigt, dass das Thema Nachhaltigkeit mittelfristig noch deutlich an Bedeutung gewinnen wird. Auch gibt es Beispiele, bei denen gewerbliche Auftraggeber, die selbst schon früher Berichtspflichten unterliegen, entsprechende Nachweise verlangen.“
Was bei den Firmen ebenfalls an Bedeutung gewinnt, ist die Frage der Firmenübergabe. „Das Thema Unternehmensnachfolge kommt aktuell und in den nächsten paar Jahren auf eine Vielzahl unserer Mitglieder zu. Es ist wichtig, sich frühzeitig damit auseinander zu setzen – auch wenn das Tagesgeschäft wenig Zeit lässt“, betont Reinhard Schrader. Der VGL hatte im Rahmen seiner Mitgliederversammlung im Frühjahr anhand gelungener Übergabebeispiele gezeigt, wie Nachfolge funktionieren kann. „Die Frage, wie wir unsere Mitglieder hierbei weiter unterstützen können, wird uns auch zukünftig intensiv beschäftigen.“
Niedersachsen ist das einzige Bundesland im Norden, in dem regelmäßig Landesgartenschauen stattfinden. 2023 war es die aufgrund von Corona um ein Jahr verschobene Gartenschau in Bad Gandersheim, im kommenden Jahr lädt Bad Nenndorf ein. „Es gibt auf der Gartenschau zwei Bereiche mit Themengärten“, erläutert Patrick Büch. Zehn Verbandsbetriebe sind in Bad Nenndorf mit von der Partie. Auch die Azubis bauen wie schon in Bad Gandersheim einen eigenen Schaugarten. Den Zuschlag für die LGS 2030 hat vor kurzem die Stadt Duderstadt in Südniedersachsen erhalten, die Ausschreibung für die LGS 2034 – auf Wunsch der sich bewerbenden Kommunen gegebenenfalls auch früher – läuft derzeit und endet am 15. Oktober dieses Jahres.
Novellierung des Tariftreue- und Landesvergabegesetzes
Dr. Reinhard Schrader weist abschließend darauf hin, dass in Niedersachsen derzeit die Novellierung des Landesvergabegesetzes in Arbeit ist. „Der VGL setzt sich mit Unterstützung der Unternehmerverbände bei den politischen Entscheidungsträgern dafür ein, dass bei öffentlichen Ausschreibungen im Überschneidungsbereich verschiedener Branchen die Tarifautonomie gewahrt wird und jeder Betrieb ausschließlich die für ihn geltenden Branchentarifverträge anzuwenden hat.“
Hamburg:
Mitgliedsbetriebe 99
Azubis: 248
Schleswig-Holstein
Mitgliedsbetriebe 118
Azubis: 350
Niedersachsen-Bremen
Mitgliedsbetriebe: 402 (ordentliche: 355)
Azubiszahlen: 1.098
Mecklenburg-Vorpommern
Mitgliedsbetriebe 97
Azubis: 130
Der Fachverband in Schleswig-Holstein hat für die Azubis ein Pflanzentraining entwickelt. Täglich können die Auszubildenden dort neue Pflanzen kennenlernen.
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