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Wiesenpflege

So pflegt man eine Böschung nicht

Sowohl im ländlichen als auch im Siedlungsbereich sind Böschungen oft als Wiesen ausgeprägt. Sie stellen wertvolle Inseln in versiegelter Umgebung dar. Genauso oft werden sie falsch gepflegt – wie die im Aufmacherbild.

von Tjards Wendebourg, Expertenbrief GaLaBau erschienen am 03.06.2025
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Verbrannte Wiesenböschung nach Kahlschnitt mit dem Freischneider
Verbrannte Wiesenböschung nach Kahlschnitt mit dem Freischneider © Tjards Wendebourg. Redaktion DEGA GALABAU

Bereits im Mai und nach wochenlanger Trockenheit eine wiesenartige Vegetation mit dem Freischneider bodengleich abzumähen ist in mehrfacher Hinsicht fachlich eine Katastrophe.

  • Erstens verbrennen die letzten oberirdischen Teile der Vegetation bereits beim ersten Sonnentag.
  • Außerdem trocknet der Boden bei Trockenheit noch stärker aus.
  • Kommt dann ein Starkregen, wird das Wasser noch schlechter aufgenommen (verstärkter Oberflächenabfluss).
  • Im schlimmsten Fall wird der Boden mit abgeschwemmt (Erosion).
  • Empfindliche Kräuter und Gräser werden vernichtet (Verarmung).
  • Gefördert werden Wurzelunkräuter und Einjährige.
  • Auf der Fläche vorhandene Arthropoden werden weitgehend eliminiert (Insektensterben).
  • Das Siedlungsbild wird negativ beeinträchtigt.

Pflege bedeutet, die Funktion einer Fläche zu erhalten. Diese Fläche hat aber durch die Maßnahme sämtliche Funktionen verloren. Das ist schon deshalb dramatisch, weil solche Bereiche durchaus ökologisch und ästhetisch wertvoll sein können.

Maßnahmen wie diese werden aus falsch verstandener Ordnungsliebe, fachlicher Inkompetenz, nicht zielorientierter Betriebsorganisation („Wir hatten eben gerade was frei“) oder falschem Maschinen- und Gerätepark ausgeführt.

Eigentlich sind vergleichbare Flächen extrem pflegearm, da sie – gerade in sonnenzugewandter Exposition – wegen der Trockenheit, dem Nährstoffmangel und der Sonneneinstrahlung prädestiniert für Magerrasengesellschaften oder trockene Säume sind, die in vielen Fällen mit einem einmaligen Sauberkeitsschnitt inklusive Entnahme auskommen. Dafür eignet sich nach wie vor am besten eine Sense, oder ein Mähbalken am Ausleger beziehungsweise ein ferngesteuerter Böschungsmäher mit Mähbalken. Die Schnitthöhe sollte 10 cm betragen und auf keinen Fall 5 cm unterschreiten.

Gerade im Siedlungsraum sind Böschungen wertvolle Lebensräume, weil sie oft die letzten Vegetationsinseln darstellen und zudem vernetzende Funktion haben können. Da sich Pflegegänge einsparen lassen, kann die eingesparte Zeit optimal in eine qualifiziertere Pflege und entsprechende Kommunikation gegenüber Auftraggebern beziehungsweise Bürgerinnen und Bürgern gesteckt werden („Wir pflegen dort biodiversitätsschonend“). Wahrscheinlich ist vielen Menschen nicht klar, welche wichtige Rolle diese kleinen Restflächen angesichts der Situation in der Agrarlandschaft und den Siedlungsräumen mittlerweile spielen.

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