Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Futterpflanzen und Unterschlupf bieten

Schwebfliegen sind nützlich

Schwebfliegen (Syrphidae), insbesondere die Vertreter der Unterfamilie Syrphinae, spielen im biologischen Pflanzenschutz eine große Rolle, da deren Larven räuberisch leben und sich vor allem von Blattläusen ernähren.

von Jochen Veser erschienen am 11.03.2025
Artikel teilen:
Schwebfliege
Schwebfliege © Jochen Veser

Schwebfliegen (Syrphidae) sind eine sehr artenreiche Insektenfamilie, deren erwachsene Tiere sich durch den namensgebenden Schwebeflug auszeichnen. Ihre Larvenstadien entwickeln sich artabhängig in ganz unterschiedlichen Lebensräumen wie Schlamm, Jauche oder abgestorbenen Pflanzenteilen. Die erwachsenen Tiere sind je nach Art knapp unter 1?cm bis etwa 1,5?cm lang und zeigen meist eine wespenähnliche Zeichnung des Hinterleibs. Eine Verwechslung mit Wespen ist aber kaum möglich: Schwebfliegen besitzen im Gegensatz zu den Wespen nur zwei Flügel.

Die Fliegen ernähren sich von Nektar, Pollen und Honigtau, daher sind die Tiere meist auch im unmittelbaren Umfeld blühender Pflanzenbestände zu finden. Bevorzugt beflogen werden Dolden- und Korbblütler, für die Ernährung der überwinternden Imagines spielen aber auch Frühblüher wie Weide oder Hasel eine wichtige Rolle.

Bei den blattlausvertilgenden Schwebfliegenarten suchen die Weibchen nach der Begattung gezielt Blattlauskolonien auf, um dort Eier abzulegen. Dabei werden die etwa 1?mm langen stiftförmigen Eier so nah wie möglich an das potenzielle Beutetier abgelegt. Die Anzahl der abgelegten Eier ist abhängig vom Nahrungsangebot – in kleinen Blattlauskolonien werden nur vereinzelt Eier abgelegt, große Läusekolonien werden dicht mit Eiern versorgt. Insgesamt kann ein Weibchen mehrere hundert Eier ablegen. Nach wenigen Tagen schlüpfen die ersten Larven aus den Eiern und begeben sich sofort auf Nahrungssuche.

Schwebfliegenlarve auf der Blattunterseite
Schwebfliegenlarve auf der Blattunterseite © Jochen Veser

Larven blind, aber gefräßig

Artabhängig sind die Schwebfliegenlarven hell-durchscheinend, grün oder auch braun gefärbt, manche Arten besitzen winzige Dornen auf der Körperoberfläche. Auch die Form kann sehr unterschiedlich sein, meist sind die Larven aber am Vorderende zugespitzt. Sie haben keine Beine, sondern besitzen nur Kriechwülste, mit deren Hilfe sie sich nacktschneckenartig auf dem Blatt fortbewegen. Die Larven erreichen im ausgewachsenen Stadium zwischen 1 und 2?cm Länge.

Die blinden Larven kriechen auf dem Blatt umher und tasten mit dem Vorderende des Körpers ihre Umgebung ab. Sobald sie eine Blattlaus antreffen, wird diese in die Höhe gerissen, der Mundhaken wird in die Beute eingeschlagen und die Blattlaus wird innerhalb kurzer Zeit ausgesaugt. Während der temperaturabhängigen, meist aber recht kurzen Larvenentwicklungszeit von etwa zwei Wochen können mehrere Hundert Blattläuse verzehrt werden! Die Schwebfliegenlarven sind vor allem in der Dämmerung aktiv, sie können aber auch tagsüber in den Blattlauskolonien gefunden werden, da sie diese auch am Tage nicht verlassen.

Wenn die Larvenentwicklung abgeschlossen ist, heften sich die Tiere an der Blattunterseite fest, und das meist tropfenförmige Puparium entwickelt sich. Einzelne Arten wandern zur Verpuppung auch in den Boden ab. Nach wenigen Tagen bis maximal zwei Wochen schlüpfen die Fliegen der neuen Generation aus den Puppenhüllen, die noch lange Zeit leer im Pflanzenbestand zu finden sind. Je nach Art können sich eine bis zahlreiche Generationen im Jahr entwickeln, die Überwinterung ist ebenfalls artabhängig und kann als erwachsenes Tier, als Puppe oder als Larve erfolgen.

Die meisten Schwebfliegenarten haben sich auf Blattläuse als Nahrungsquelle spezialisiert, wobei artabhängig auch Präferenzen für bestimmte Blattlausgruppen (bewachst/unbewachst) vorliegen. Daneben werden aber auch Spinnmilben, kleine Räupchen oder Käferlarven vertilgt. Auch in Kolonien wachswollproduzierender Läuse wie der Blutlaus sind die Schwebfliegenlarven sehr effektiv. Die überragende Bedeutung als zuverlässige Gegenspieler vieler Blattlausarten ist besonders darauf zurückzuführen, dass diese Räuber unter idealen Bedingungen (Nahrungsangebot für die Imagines!) schon sehr früh im Jahr vorhanden sind und Eiablagen schon in die ersten Blattlauskolonien erfolgen.

Schwebfliegenlarve in Blattlauskolonie
Schwebfliegenlarve in Blattlauskolonie © Jochen Veser

Empfindlich gegenüber Insektiziden

Die Effektivität dieser Nützlinge ist auch deshalb so groß, weil die Eier ganz gezielt und „bedarfsgerecht“ in unmittelbarer Nähe der Beutetiere abgelegt werden. Grundsätzlich können Schwebfliegenlarven das ganze Jahr auftreten und so zahlreiche unterschiedliche Blattlausarten erfolgreich dezimieren. Allerdings sind die Larven sehr empfindlich gegenüber Insektiziden, auf deren Anwendung daher weitgehend verzichtet werden sollte.

Eine Förderung von Schwebfliegen ist möglich, indem für eine möglichst lange Blütezeit in der Pflanzung gesorgt wird. Wichtig ist es auch, den Kunden die Zusammenhänge grundsätzlich zu erklären. Sie müssen bereit sein, erste Blattlauskolonien zu tolerieren; nur dann werden sich Schwebfliegen diese als Eiablageort aussuchen können. Für die Überwinterung der Tiere sind freiwachsende Hecken und Bodenstreu wichtig, hier sollten im Winter möglichst wenige Störungen stattfinden.

Sollen Schwebfliegen gezielt in Pflanzungen eingebracht werden, ist zu beachten, dass die Larven auf behaarten Blättern wenig effektiv sind. Schwebfliegen unterschiedlicher Arten sind inzwischen in verschiedenen Handelsformen erhältlich. Sie können als Eier, Larven oder Puppen bei Nützlingszüchtern erworben und frühzeitig in den Pflanzungen ausgebracht werden.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren