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Gehölzsichtung

Das sind die besten Säulen-Hainbuchen

Hainbuchen sind robust gegenüber Hitze und Trockenheit. Das macht sie für Anpassungsstrategien besonders wertvoll. Der Arbeitskreis Bundesgehölzsichtung hat Carpinus-Sorten untersucht, die auch ohne intensive Schnittmaßnahmen säulenförmig bleiben. Hier sind die Ergebnisse.

von Dr. Andreas Wrede und Thorsten Ufer erschienen am 26.03.2025
Aufgepflanztes Sichtungssortiment © Thorsten Ufer, Landwirtschaftskammer SH
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In der Sichtung standen vor allem Sorten der Gewöhnlichen Hainbuche (Carpinus betulus), aber auch von weniger bekannten Arten wie C. orientalis, die durchaus auch im Hausgarten ihren Platz finden können. Darüber hinaus wurde die Sichtung um Ostrya carpinifolia ‘FC Moree’ mit ähnlichen Merkmalen und Habitus ergänzt.

Carpinus-Sortiment

Sorten der Gewöhnlichen Hainbuche (Carpinus betulus, Betulaceae) gibt es in großer Anzahl und sie befinden sich schon sehr lange in gartenbaulicher Verwendung. Von besonderem Interesse sind solche, die einen schlanken Habitus aufweisen. Während das Wuchsverhalten von C. betulus ‘Fastigiata’ und ‘Frans Fontaine’ dahingehend recht gut bekannt ist (hier als Referenzsorten), gibt es bei den anderen Kultivaren eher wenige verlässliche Informationen dazu. Häufig ist unklar, ob nur die Schnittmaßnahmen in den Baumschulen einen (vorübergehenden) schlanken Kronenaufbau bewirkt haben. Deshalb sollten sich die Pflanzen in dieser Sichtung zu weitestgehend frei wachsenden Solitärgehölzen entwickeln. Dies galt primär für die Sorten ‘A. Beeckman’, ‘Bonanomi’, ‘Bonnet’s Pyramid’, ‘Columnaris Nana’, ‘Lucas’ und ‘Nord’. Die zum Sichtungsbeginn noch neue Hopfenbuche ‘FC Moree’ (Ostrya carpinifolia) wurde unter dem gleichen Gesichtspunkt als Ergänzung mitgeführt.

Schlanker Wuchs war bei einem Teil der Hainbuchen nicht zu erwarten. So wird etwa C. caucasica mit der Art C. betulus gleichgesetzt – bekanntermaßen zunächst kegelförmig, später ausladend. Der taxonomische Status und die Wachstumseigenschaften sind bei C. betulus ssp. carpinizza nicht eindeutig. In der Datenbank von Global Biodiversity Information Facility findet sich eine Eingruppierung als Unterart der Gewöhnlichen Hainbuche, was hier auch so gehandhabt wurde. Bei den Sorten ‘Purpurea’ und ‘Lochglow’ (Rockhampton Red) wurde neben dem Habitus auch ein besonderes Augenmerk auf Austrieb und Herbstfärbung gelegt. Die Amerikanische Hainbuche (C. caroliniana) ‘Red Fall’ versprach ebenfalls einen attraktiven Herbstaspekt.

Nur wenige Informationen lagen für die zwei Orientalischen Hainbuchen (C. orientalis) ‘Astrid’ und ‘van Laerhoven’ vor. Neben dem Wuchstyp waren hier auch phänologische Merkmale wie Austrieb, Blüte und Fruktifikation von Interesse. Gleiches galt für die Turczaninow-Hainbuche (C. turczaninowii) ‘Ward’.

Ablauf der Sichtung

Die verwendeten Pflanzen wurden im Oktober 2017 von der niederländischen Baumschule van Aart Boomkwekerijen (Oudenbosch) in 2-l-Containern geliefert. Nur die Hopfenbuche ‘FC Moree’ (60–80 cm, 3-Liter-Container) stammte von Batouwe Boomkwekerijen (Dodewaard). Nach einjähriger Vorkultur bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein pflanzten die Versuchsstandorte Bad Zwischenahn, Dresden, Ellerhoop, Erfurt, Hannover, Quedlinburg, Stuttgart-Hohenheim und Veitshöchheim die Gehölze im Herbst 2018 auf.

In den beiden darauffolgenden Jahren erfolgte die Weiterkultur nach guter gärtnerischer Praxis, jedoch unter der Prämisse, die Schnittmaßnahmen minimal zu halten, um den natürlichen Kronenaufbau möglichst wenig zu beeinflussen. Bei den anfangs gestäbten Pflanzen durften zu Beginn parallele Terminaltriebe entfernt und zu lange Seitentriebe eingekürzt werden. Auf ein klassisches Aufasten des Stamms wurde verzichtet. Der Austrieb an der Basis wurde lediglich im Bereich der Veredlungsstelle beseitigt.

Die kontinuierliche Bewertung, also die eigentliche Sichtung der Hainbuchen, wurde in den Jahren 2021 bis 2023 durchgeführt. In Tabelle 1 sind die Ergebnisse der acht Standorte anhand von Mittelwerten zusammengefasst. Insgesamt konnte bei den Carpinus betulus ein problemloses Anwachsen sowie eine gute weitere Entwicklung beobachtet werden. Dagegen waren bei den übrigen Carpinus-Arten und -Sorten sowie Ostrya einige Ausfälle bzw. deutlicher Kümmerwuchs festzustellen. Über alle Standorte waren das bei ‘Ward’ 17 % aller Pflanzen, ‘Astrid’ 25 %, ‘van Laerhoven’ 38 % und Ostrya ‘FC Moree’ 33 %. Als Ursache dafür sind Unverträglichkeiten von Unterlage und Edelsorte sehr wahrscheinlich. Auch wenn solche stark geschädigten Pflanzen aus der Wertung herausgenommen wurden, ist das bei der Bewertung der dazugehörigen Ergebnisse zu berücksichtigen.

Ferner hingen bei allen Sichtungspflanzen die Bewertungen der Merkmale Winterhärte, Spätfrosthärte und Trockenheitsverträglichkeit von dem natürlichen Auftreten bzw. dessen Intensität ab. Demzufolge basiert der Endwert dort nur auf acht (Spätfrost) bzw. neun (Trockenheitsverträglichkeit) Einzelwerten. Die winterlichen Tiefsttemperaturen der Standorte im Untersuchungszeitraum, auf denen die Winterhärte beruht, sind in Tabelle 2 zusammengefasst.

Die finale Sternebewertung setzt sich aus dem dreijährigen Wert des Gesamteindrucks und der fachlichen Einschätzung der Mitglieder des Arbeitskreises zusammen. Daraus ergab sich, trotz der unterschiedlichen Eigenschaften, ein sehr einheitliches Resultat. Alle mehr oder weniger schmalkronigen Carpinus betulus erhielten mit zwei Sternen die Note „sehr gut“. Übertroffen wurde dies nur von der „ausgezeichneten“ Drei-Sterne-Sorte ‘Lucas’, die nun mit der Bezeichnung „Premiumgehölz der Bundesgehölzsichtung“ beworben werden darf.

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