Pflanzenkenntnis mangelhaft!
Leonhard Peters ist Lehrer an der Meisterschule in Ellerhoop. Aus seiner Alltagserfahrung heraus beklagt er einen dramatischen Verfall der Pflanzenkenntnis. Hier ist sein Plädoyer für eine bessere Ausbildung sowie mehr Einsatz für eine Zukunftsfähigkeit der grünen Branche.
von Leonhard Peters erschienen am 14.07.2025Seit über 20 Jahren ist die Norddeutsche Fachschule für Gartenbau – erst in Elmshorn und seit 2006 in Ellerhoop/Thiensen im Gartenbauzentrum – etabliert. Wir haben uns – ohne überheblich klingen zu wollen – in dieser Zeit als Schule einen Namen gemacht, die hohe Anforderungen stellt, aber die Schülerinnen und Schüler mit praxisnahem Wissen und zeitgemäßen Inhalten auf die Aufgaben als Führungskraft vorbereitet. Der „Ellerhooper Meistertitel“ ist hart erarbeitet, aber inzwischen eine anerkannte Auszeichnung für exzellente Ausbildung sowohl im Produktions- als auch dem Dienstleistungsbereich.
Trotz dieser Anerkennung trifft es uns als kleine Fachschule hart, dass wir erstmalig im nächsten Schuljahr keine Schüler:innen aus dem Produktionsgartenbau mangels Bewerbungen ausbilden werden. Und diese große Enttäuschung hat auch mit alltäglichen kleinen Enttäuschungen zu tun, die mich bewegen. Der letzte Pflanzentest meiner Grundstufe im Garten- und Landschaftsbau hatte – trotz intensiver und medial aufwendig vermittelter Pflanzenkunde – eine Durchschnittsnote von 5,0 zum Ergebnis.
Wir bemühen uns täglich, den Auszubildenden „das Grüne“ zu vermitteln und geben unser Herz, um zu begeistern und das, weit über den Rahmen des Lehrplans hinaus. Es bleibt aber der Eindruck, dass viele Betriebe im Garten- und Landschaftsbau die Pflanze als lästiges Übel betrachten, vielleicht auch deshalb, weil die eigenen Pflanzenkenntnisse eher dürftig sind. Wer braucht noch die Pflanzenvielfalt und -kenntnisse, wenn der Garten der Kunden oft nicht mehr bietet als eine Keramikterrasse, umgeben von Fertigrasen, auf dem ein fleißiger Mähroboter seine Arbeit verrichtet und eine monotone Kirschlorbeerhecke drumherum. Das ist ein trauriger Abstieg einer Gartenkultur, in dem der Garten- und Landschaftsbau zum Fliesenlegerhandwerk im Außenraum verkommt und der Weg zur Verlegung von Kunstrasen nicht weit ist. Nein – das ist alles nicht besser als Schotterflächen im Vorgarten.
Dieter Wieland, der Autor von „Grün kaputt“, hat diesen Verlust schon Anfang der 80er beschrieben. Garten – das war einmal Duft, Farbe, Gestaltung und Leben. Wir wissen alle, was gegen Klimawandel und Artensterben hilft – die Pflanze! Wer sich als Gärtner nicht für diese Lebewesen begeistern kann, hat den falschen Beruf gewählt. Wir müssen für die Pflanze brennen, um andere mit unserer Begeisterung anzustecken und das gilt sowohl für den Auszubildenden als auch für den Kunden. Denn wenn keine Pflanzen nachgefragt werden, muss auch keine Pflanzenvielfalt von gut ausgebildeten Fachkräften produziert werden.
Und so schließt sich der Teufelskreis und lässt für die Zukunft des Gartenbaus und unserer Produktionssparte der Fachschule nichts Gutes erahnen. Deshalb werdet alle aktiv, fordert Euch und andere in Sachen Pflanzenkunde heraus, bleibt neugierig und arbeitet an den Lücken, die man sich manchmal schmerzlich eingestehen muss. Und nehmen wir uns an den Gärten ein Beispiel, die das bieten, was einen lebendigen Erlebnisort ausmacht, denn es gibt, wie Dieter Wieland sagte, „so viel Bedürftigkeit in den Gärten der Deutschen“.
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