Fördern Sie die Fortbildung Ihrer Mitarbeiter?
Welche Erfahrungen aus Ihrer Meister-/Technikerschulzeit können Sie heute noch nutzen, was geben Sie Ihren Mitarbeitern weiter? Fördern Sie Fort- und Weiterbildung in Ihrem Betrieb – auch für Quereinsteiger und Ungelernte? Ermuntern Sie Mitarbeiter, die Meister- und Technikerschule zu besuchen?
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Wir raten zum Besuch der Meister- oder Technikerschule
Aus meiner Technikerausbildung habe ich einige theoretische Grundlagen für meine Tätigkeit als Bauleiter, Abrechner, Vertragspartner bei Bauverträgen mitgenommen. Interessant war auch der Austausch mit den anderen Schülern, die unterschiedliche berufliche Erfahrungen hatten. Wir versuchen immer, unsere Mitarbeiter für Weiterbildungen zu begeistern und raten zum Besuch von Meister- oder Technikerschule. Bei der Auswahl der Schule sind Lerninhalte und Praxisbezug die wichtigsten Kriterien, die Entfernung ist nachrangig.
Wir bieten unseren Mitarbeitern, der Quereinsteiger oder Ungelernte sind, Fortbildungen zu unterschiedlichen Themen an. Das hängt auch von persönlichen Fähigkeiten und Interessen ab, zum Beispiel Baustellensicherheit, Maschinen, Bautechnik. Interessant ist oft das Angebot des Fachverbands, der Akademie Landschaftsbau in Weihenstephan (ALW), aber auch von Herstellern von Produkten oder Geräten. Da sich Verfahren und Produkte in unserem Gewerk ständig ändern, ist es wichtig, sich weiterzubilden, das betrifft den gesamten Betrieb.
Jutta Dörries leitet mit ihrem Mann die Dörries GaLaBau GmbH in Einbeck.
GaLaQ sehr zu empfehlen
Ich habe meine Bauleiterausbildung an der ALW in Freising gemacht und profitiere heute noch davon. Die Lehrkräfte kommen durchweg aus der Praxis. Die Teilnehmer hatten zum Teil bereits umfangreiche Berufserfahrung und konnten davon berichten. Die meisten wohnten im Wohnheim und wir sind abends noch ausgegangen, denn im Austausch untereinander lernt man mindestens so viel wie im Unterricht.
Im letzten Winter durfte ich am GaLaQ-Projekt in Heidelberg unterrichten. Ich fand, die Teilnehmer waren alle sehr interessiert und zum Teil mit großer Berufserfahrung. Die Beiträge im Unterricht waren durchweg fundiert, und ich gehe davon aus, dass die Teilnehmer auch sehr von dieser Weiterbildung profitieren. Aus meiner Sicht kann ich das GaLaQ-Projekt sehr empfehlen.
Karin Nonnenmann führt mit ihrem Mann einen GaLaBau-Betrieb in Mühlacker.
Fortbildung und Ausrüstung werden voll unterstützt
Mitarbeiter, die sich in meinem Betrieb profilieren und fortbilden möchten, erhalten diese Möglichkeit, wenn immer es der betriebliche Ablauf und das Angebot an passenden Kursen bietet. Es werden und wurden Lkw-Führerschein, Kletterscheine, Tree-Worker-Ausbildung, Fortbildungslehrgänge zum Natur- und Artenschutz belegt, Seminare des Fachverbandes für geprüfte Baumpfleger, auf den Augsburger Baumpflegetagen, bei Natursteinverarbeitung und Holzverarbeitung besucht/belegt. Die Kurszeiten gelten als Arbeitszeit und werden als solche bezahlt, ebenso die Kurse.
In den Fällen der Ausbildungen wie Führerschein, SKT und ETW werden mit den Mitarbeitern Vereinbarungen schriftlich festgehalten, dass sie eine Verweilzeit in der Firma von zum Beispiel vier Jahren einhalten sollten, um den Betrieb an den Investitionen in ihre persönliche Weiterbildung teilhaben zu lassen. Bei früherem Ausscheiden aus dem Betrieb wird der Restbetrag der Investition vom Mitarbeiter anteilig (zum Beispiel 25% Anteil für ein Jahr bei vier Jahren) zurückgefordert. Im Falle der SKT fällt unter diese Regelung auch die PSA, welche mit bis zu ca. 1.200 e Anschaffungskosten für die Erstausstattung den Betrieb belastet.
Olaf-Christian Pressel ist Baumpfleger in Stuttgart.
Erfahrungen machen, Talente fördern
Ich habe die Meisterschule in Essen besucht. Später, mit viel Berufserfahrung, habe ich die Schule auch beraten und mich mit den Lehrplänen auseinandergesetzt. Da gibt es zum Beispiel das Fach Unternehmensführung, aber unternehmerisches Denken lernen Sie da nicht. Das lernen Sie nur, wenn Sie frei und eigenverantwortlich arbeiten können. Wer zur Meisterschule kommt – und das meist schon nach ein bis zwei Jahren nach der Ausbildung - hat ja immer nur unter Anleitung gearbeitet (es sei denn, der Betrieb hat eigenverantwortliches Arbeiten zugelassen und gefördert). Um wirklich Meister zu sein, braucht man Erfahrung. Deshalb fände ich es besser, wenn man frühestens drei Jahre nach der Ausbildung zur Meisterschule geht (so wie es früher war).
Im Sport und in der Natur wird immer mal wieder selektiert. Auch in unserer Branche wäre es gut, wenn man nur diejenigen fördert, die das Talent haben und ihren Beruf als Berufung sehen. Man kommt an der Einstellung und an Leidenschaft nicht vorbei. Das Schöne ist: Wir haben solche Leute! Wir brauchen mehr Talentförderung in den Schulen und in den Betrieben.
Es gibt viele Wege, ein Meister zu werden: einer ist die Meisterschule, ein anderer das Studium, der dritte Weg ist es, sich die interessantesten Betriebe und die besten Trainer zu suchen. Es ist auch sinnvoll, mal eine gewisse Zeit in Baumschulen und Staudengärtnereien zu arbeiten. Wer das getan hat, kennt Pflanzen und weiß, wie man mit ihnen umgeht. Und man lässt sich bei Lieferungen auch keine schlechten Pflanzen mehr andrehen.
Peter Berg ist mehrfach ausgezeichneter Gartendesigner und führt sein Unternehmen in Sinzig.
Eigene Initiative gefragt
Am meisten profitiere ich bei der eigenen Technikerausbildung von der anderen Perspektive auf Themen wie Betriebswirtschaft, Arbeitsrecht, Baurecht, Kommunikation uvm. Durch die Fortbildung haben sich neue Ideenquellen gebildet, was das Querdenken extrem fördert. Aber wie bei einer Ausbildung nicht anders, fängt erst danach das richtige Lernen an. Die Augen werden für die wichtigen Aufgaben geöffnet, um erfolgreich Mitarbeiter führen zu können oder die passenden Lösungen zu entwickeln.
In unserem Mitarbeiterbindungsmanagement versuchen wir gerne auch Fortbildungen einzubringen. Mitarbeiter können dafür angestupst werden, eine Fortbildung zum Meister zu machen. Jedoch muss die intrinsische Motivation größer sein. Bei der Auswahl der Schule ist uns erster Linie die nahe Lage am wichtigsten. Zudem kann ich von einer guten Erfahrung die Meister-/Technikerschule in Essen empfehlen. Welche Möglichkeiten sich beim reaktivierten Standort in Münster-Wolbeck ergeben, behalten wir gerne im Auge.Leider gab es bei uns noch keine Gelegenheit betriebsinterne Mitarbeiter zur Fortbildungsstätte zu schicken. Für neue Mitarbeiter sind wir aber offen, eine Teilzeit-Stelle, zum Beispiel für den Teilzeit-Meister, zur Verfügung zu stellen!
Unser Team besteht aus mehreren Branchenfremden, welche sich aber durch andere Fähigkeiten sogar bis zu Baustellenleitern qualifiziert haben. Wir sammeln private Anbieter von Fortbildungen und greifen seit 2018 auf das Verbands-Angebot aus Oberhausen zurück. Wichtig sind die Wissensweitergabe und das gezielte Umsetzen. Als Kommunikationstrainer greifen wir gerne auf Dirk Käser zurück, den ich während meiner Technikerschule kennenlernen durfte. Angebote der Landwirtschaftskammer und vom Verband sind große Quellen. Regelmäßige Teambesprechungen, um Inhalte aus den Weiterbildungen und Seminaren im Team umzusetzen, wird immer wichtiger.
Dem Unternehmer sollte klar sein, welche Stelle mit welcher Qualifikation besetzt werden kann, bzw. welche Fähigkeiten jemanden mitbringen sollte. Nur so kann ein Unternehmen gesund wachsen – in Struktur und Organisation. Unser hoher Qualitätsanspruch kommt aus dem Team, und unsere Firmenphilosophie trägt zu unseren Ergebnissen bei. Eine Aushilftskraft sollte genauso wertgeschätzt werden wie ein Techniker oder Meister, denn nur im Team sind wir erfolgreich.
Thomas Lösing ist Techniker (Garten- und Landschaftsbau) und zuständig für Gartenplanung, Marketing und Verwaltung bei der Firma Winterhalter Garten- und Landschaftsbau aus Schöppingen.
Eigene Erfahrungen positiv
Seit letzten Jahr November habe ich den Sprung nochmal gewagt, die Meisterschule zu besuchen. Gerade als Unternehmer mit einer Personalverantwortung von 6 Mitarbeiter/-innen war das für mich immer eine sehr große Hürde. Jetzt wo es auf die Prüfungen zugeht und die Hauptschulzeit rum ist, kann ich erleichternd sagen, das es möglich ist. Mein Antrieb war vor allem die Möglichkeit, selbst junge Menschen eines Tages ausbilden zu dürfen, um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ich fühle mich mittlerweile auch schon als Botschafter für den tollsten handwerklichen Beruf überhaupt. In welchem Beruf hat man so eine Vielfältigkeit? Hinzu kommt, das Bewusstsein der Menschen zur Natur wird wieder stärker und wir als Landschaftsgärtner sind die, welche mit der Ressource Natur schonend umzugehen wissen. Vielleicht hilft meine Erfahrung ja so manchem Leser, den Mut zu fassen es auch noch mal anzupacken.
Alexander Tilburg in Chef von Tilburgs Garten- und Landschaftsbau in Schmitten.
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