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Gartenräume Olof Schlittenhardt

Lust auf Design

In Bremen gibt es eine ganz besondere GaLaBau-Szene. Einer daraus ist Olof Schlittenhardt; ein Mann, der sich der gestalterischen Entwicklung verschrieben hat. Wir haben ihn im Park der Gärten in Bad Zwischenahn getroffen, wo er unter anderem einen eigenen Schaugarten betreut.

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Olof Schlittenhardt da, wo er besonders gerne ist: im Park der Gärten in Bad Zwischenahn.
Olof Schlittenhardt da, wo er besonders gerne ist: im Park der Gärten in Bad Zwischenahn.Tjards Wendebourg 
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Der Park der Gärten hatte gerade wieder aufgemacht. Die Vögel zwitscherten und der Besucherstrom des Tages war gegen Abend abgeflaut. Olof Schlittenhardt sitzt auf einem Gartenstuhl in seinem Schaugarten und erzählt, wie er dort hingekommen ist, wo er jetzt sitzt.

Schlittenhardt ist ein Suchender. Es hat eine Weile gebraucht, bis er seine Leidenschaft gefunden hat. Aufgewachsen in der Stadt, geprägt von ein paar Jahren auf dem Land, war für ihn klar, dass es ein Job an der frischen Luft sein sollte. Erst reizte ihn der Forst, doch im waldarmen Nordwesten riet man ihm entweder in den Süden zu gehen oder auf Gärtner umzusatteln. Er entschied sich für die Heimat und für den GaLaBau.

DIE WISSENSEXPLOSION MIT DER MEISTERSCHULE

Schlittenhardt ist dabei ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich Entwicklung verlaufen kann. „Norddeutscher 90er-Jahre-Standard" sei das gewesen, was er aus dem Betrieb, in dem er seine Ausbildung gemacht und in dem er auch noch ein paar Jahre gearbeitet hatte, mitgenommen habe, blickt der Gartengestalter zurück; so die klassische Kombi aus rotem Klinker und hellem Granit. Als sich abzeichnete, dass das Konzept des Betriebes nicht mehr lange tragen würde, machte der Bremer einen klugen Schritt nach vorne. Er schrieb sich in Rostrup für den Meisterkurs ein und erlebte in kürzester Zeit eine Vervielfältigung seiner Erfahrung. „Wir haben hier jede Woche Exkursionen in die Region gemacht." Da habe es angefangen: „Gestalterisch und vor allen Dingen, dass man mit Pflanzen arbeiten kann." Dort seien auch die Stauden auf den Zettel gekommen. „Dass man mit Stauden malen kann, war eine der Sachen, die ich hier auf der Meisterschule gelernt habe."

Für Schlittenhardt war das Jahr auf der Meisterschule nicht nur fachlich eine Erweiterung des Horizonts. Er hatte das Glück, 2003/2004 in einem besonderen Jahrgang gewesen zu sein. Das sei eine günstige Konstellation von Menschen gewesen, was die Schüler und Lehrer anbelangt. Daraus sei ein Netzwerk entstanden, das bis heute trägt. „Wir tauschen uns zu fachlichen Fragen praktisch wöchentlich aus", sagt der Norddeutsche. Es sei richtig gut, das zu haben. „Diese Gemeinschaft und der gegenseitige Austausch scheinen mir ziemlich einmalig", meint er. Einige der Kommilitonen von damals haben sich selbstständig gemacht, einige sind im Angestelltenverhältnis geblieben. Einer, nämlich Lennart Böhlje, ist heute Technischer Leiter des „Parks der Gärten", einer Einrichtung, die wegen ihrer unmittelbaren Nähe zur Meisterschule und dem Garten, den Schlittenhardt dort betreut, für den Gartengestalter besondere Bedeutung hat.

EINE EINMALIGE EINRICHTUNG

Als wir uns mit dem Unternehmer in Bad Zwischenahn treffen, präsentiert sich der Park der Gärten von seiner besten Seite. Die aus der ersten Niedersächsischen Gartenschau 2002 hervorgegangene Anlage hat sich zu Deutschlands größter Mustergartenschau weiterentwickelt, die von jährlich gut 150.000 Menschen besucht wird. Die einzelnen Gärten werden von den beteiligten Unternehmen mehr oder weniger stark weiterentwickelt und bieten den Besuchern so immer neue Anregung. Der GaLaBau-Verband trägt hier den regionalen Landschaftsgärtner-Cup aus und die Parkleitung um Geschäftsführer Christian Wandscher und den Gärtnerischen Leiter Björn Ehsen suchen auch sonst engen Kontakt zur Branche. Für die Gemeinde, den Landkreis, die Landwirtschaftskammer und die Gartenschau-Fördergesellschaft als Gesellschafter hat sich der Park in den fast 20 Jahren seines Bestehens zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt.

Olof Schlittenhardt freut sich, ein Teil davon zu sein. 2015 bekam er das Angebot, einen eigenen Schaugarten zu bauen und gestaltete mit viel Detailfreude und Sorgfalt eine vielfältige Anlage, die trotz unterschiedlicher Baustoffe durch und durch harmonisch wirkt. Der 210 m² große Garten verrät auch schon eine ganze Menge von Schlittenhardts Vorlieben; zum Beispiel die Technik, regionale Bauweisen geschickt mit anderen Gartenstilen zu kreuzen und er zeigt den Besuchern, dass sich auch auf kleiner Fläche Räume bilden lassen; Gartenräume, wie es der Firmenname verspricht. Der Gartengestalter hat geschickt verschiedene Perspektiven ermöglicht, mit Bambus und Corten einen eindrucksvollen Hintergrund geschaffen und durch wie beiläufig integrierte Skulpturen der Sache auch noch eine mystische Note verliehen.

Der Norden und seine Landschaftsbilder hätten ihn geprägt, gibt Schlittenhardt zu. „Aber ich lasse mich gerne von anderen Kulturen inspirieren", ergänzt er und nennt neben Japan auch die Niederlande, Belgien und England als Inspirationsquellen. „Ich stehe total auf designorientierte Gärten, aber ich habe den 100 Jahre alten Torfbrandklinker genauso lieb."

Außerdem hat er eine Zuneigung zum Norden und zu Skandinavien und so ist es kein Wunder, dass Kiefern und Findlinge als Bindeglieder zwischen den Vorbildern dienen – besonders die Steine. „Findlinge sind doch ein Geschenk der Eiszeit. Sie müssen nicht bearbeitet werden. Sie sind einfach vorhanden." Es ist also auch nicht überraschend, dass der Garten vor zwei Jahren einen „Friesenwall" bekam. „Den Hintergrund verändere ich fast jährlich", sagt Schlittenhardt und auch sonst würde es immer wieder Auffrischungen geben. Zulieferer, wie die Baumschulen Böhlje und Poplawski oder die Corten-Anbieter mecondo und Nico Wien von Ofivo haben bei der Realisierung geholfen. „Das war natürlich ein Geschenk, dass ich das machen konnte", freut sich Schlittenhardt über sein 1A-Referenzobjekt mit Aufmerksamkeits-Garantie.

...UND JETZT AUCH NOCH DER JAPANGARTEN

Zuletzt übernahm Schlittenhardt noch die Mitverantwortung für einen der Publikums-Magneten im Park der Gärten. Bereits 2000 gestaltete Hans-Jürgen Höpken zusammen mit Gerd Alves den Japangarten. Zum 20-jährigen Bestehen hat sich die Parkleitung die Sanierung vorgenommen. Pünktlich zur Saison 2021 sollen die Besucher den Garten mit seinem 20 m² großen, reetgedeckten Pavillon in neuer Pracht bewundern können. Höpken, der seine auf Großbonsais spezialisierte Baumschule im Ort aus gesundheitlichen Gründen an die Baumschule Bruns abgegeben hat, hat mit dem Bremer Gartengestalter auch für seinen Schaugarten einen guten Nachfolger gefunden. Für diesen bedeutet das eine Menge Mehrarbeit, aber auch einen schönen Auftrag und noch mehr Aufmerksamkeit. Zu seinem eigenen Schaugarten bildet der Japangarten einen trefflichen Kontrast und untermauert die Vielfältigkeit des Unternehmers in Bezug auf Stile.

„Ich bekomme durch die Präsenz hier sehr viel Resonanz aus dem Oldenburger Raum", meint Schlittenhardt, der die eher ländlichen Gärten außerhalb Bremens schon deshalb schätzt, weil sie einfacher zu beliefern und abzuwickeln sind. In Bremen sind viele Baustellen nur durch die Wohnung oder den Keller zu erreichen, mit erheblichem Körpereinsatz. Und fahrtechnisch sei es auch kein Problem. „Ich bin manchmal schneller in Oldenburg, als wenn ich im Stadtgebiet unterwegs bin.

DAS ARBEITEN IN DER GEMEINSCHAFT

In Bremen hat Schlittenhardt dagegen einen anderen Vorteil: Dort hat er direkten Zugriff auf ein großes Netzwerk aus Kolleginnen und Kollegen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten. Das ist eine Besonderheit des GaLaBaus in der Hansestadt: Es gibt viele, zum Teil sehr kleine Unternehmen aus dem politisch eher linken Spektrum, die sich einer naturnahen, nachhaltigen und sozialen Ausrichtung verschrieben haben. Man arbeitet gemeinsam in Arbeitsgemeinschaften, teilt sich Lagerplätze oder kauft gemeinsam ein. Schlittenhardt ist Teil einer solchen Lagerplatzgemeinschaft. „Dieses Arbeiten in Arbeitsgemeinschaften ist eine sehr lebendige Geschichte, die seit 30 Jahren besteht", erzählt der Gartengestalter und fügt an: „Da sind einige dabei, die sich echt was erarbeitet haben und zum Teil gestalterisch auf einem ziemlich hohen Level arbeiten." Oft hat er seine Arbeitskraft für die anderen zur Verfügung gestellt, mittlerweile muss er eher auf die Arbeitskraft anderer zurückgreifen, weil er selbst so viel zu tun hat.

Viele der Kontakte hat Schlittenhardt auch dadurch gesammelt, dass er etliche Betriebe durchlaufen hat; mit ganz unterschiedlicher Ausrichtung. Nach der Meisterschule war er noch in vier weiteren Betrieben, bevor er sich entschloss, sich unter dem Namen „Gartenräume" und mit einem vielversprechenden Logo selbstständig zu machen. Der letzte dieser Betriebe wurde von einem Ehepaar betrieben, das auf hohem Niveau Gärten gestaltete. Schlittenhardt hatte mittlerweile ausreichend Erfahrung gesammelt. Der Wunsch, die Ideen selbst zu verwirklichen, statt die Entwürfe anderer umzusetzen, gab seinerzeit den Impuls für den Start in die Selbstständigkeit. Das war vor zehn Jahren und Schlittenhardt war schon 37.

EHER VORSICHTIG UNTERWEGS

So lange Zeit gelassen hat sich der Gartengestalter vielleicht auch, weil ihm das Gestalten wichtiger ist, als die Betriebswirtschaft, er die Baustelle und den Kundenkontakt dem Büro vorzieht. Schlittenhardt ist nicht der Typ für Kredite und schnelles Wachstum. Seine Stärken sind Empathie und die Fähigkeit, Kundenwünsche zu lesen und in Bilder umzusetzen. „Ich versuche mit der Architektur zu arbeiten und in erster Linie mit dem Kunden – den Kunden sehen, den Kunden hören und dann anfangen", ist sein Plädoyer. Er hat einen Zeichenwerk-Kurs bei Daniel Nies besucht und versteht es, mit attraktiven Entwürfen die Kunden zu binden.

„Die Ausbreitungsmöglichkeit in der Stadt ist ohnehin sehr begrenzt und Fläche sehr, sehr teuer", findet der Hanseat. „Und ich habe ja außerdem dieses gut funktionierende Netzwerk, sodass es nicht nötig ist, selber groß zu werden und sich einen Maschinenpark ans Bein zu binden. Aber klar – mit meinem Alter ist jetzt einfach mal Gasgeben angesagt", fügt er schmunzelnd an. Zuletzt konnte er eine 450-Euro-Kraft als Mitarbeiter gewinnen. Im August hat ein Auszubildender angefangen; und zwar ein ganz besonderer: Dieser hatte vor drei Jahren bei Schlittenhardt ein Praktikum gemacht und nach einer Lehrstelle gefragt. Doch da war der Gestalter noch nicht so weit. Der Abiturient ging erstmal zu Bruns und machte eine 2-jährige Ausbildung zum Baumschuler. Jetzt will er in den nächsten drei Jahren auch noch den Landschaftsgärtner erlernen. So jemanden muss man erstmal finden.

GESTALTERISCH GROß RAUSKOMMEN

Sein kleines Unternehmen in den nächsten Jahren wirtschaftlich aufzustellen ist die Pflicht. Die Kür ist ein Name als Gestalter. „Mein großes Ziel ist, gestalterisch erkennbar zu werden." Dafür hat er sich im letzten Herbst einen Instagram-Account angelegt, wo er mit attraktiven Bildern auf seine Arbeit aufmerksam macht. Auch uns ist der Norddeutsche auf dem Social-Media-Kanal mit Bilderschwerpunkt aufgefallen. Liebevolle Details, sympathische Mitstreiter und hochwertige Zeichnungen machen Lust darauf, den Designer persönlich kennenzulernen. An einem Imagefilm wird gerade gearbeitet; nicht zuletzt auch, um die bestehende Kundschaft zu unterhalten, die mit ihrer Mundpropaganda für neue Aufträge sorgt.

„Wenig zu bauen, aber dafür hochwertig zu bauen – das ist auf den Punkt gebracht, was die Ziele anbetrifft", fasst der Unternehmer zusammen. „Ich glaube, dass es mittlerweile auch genug Bildmaterial gibt, das dazu geeignet ist, den nächsten Auftrag abzurufen."

Am Ende soll es auch die Planung bringen, für die sich Schlittenhardt in Zukunft mehr Zeit wünscht. Es war ebenfalls ein Lernprozess inklusive Beratung bei Georg von Koppen, bis ihm gelang, den großen Aufwand, den er betreibt, zu refinanzieren. „Manchmal muss ich dreimal da gewesen sein, um den ersten Strich auf das Papier zu bringen", sagt er lächelnd. Aber das sei eben auch einer der treibenden Gründe gewesen, sich selbstständig zu machen: „Unsinnige Gestaltungen waren in der Vergangenheit etwas, das mich oft in den Wahnsinn getrieben hat. Das war eines der Dinge, wo ich mir gesagt habe, ich will das anders machen."

Dass er den Aufwand nicht immer voll bezahlt bekommt, ist Teil seiner Investition in den Werdegang eines Gartengestalters. Wichtig ist ihm: Es muss sich auch noch gut anfühlen. „Aber mein Gefühl, den zunehmenden Zuspruch auch preislich abzurufen, hat sich verbessert", sagt er selbstironisch lachend zum Abschluss.

Kontakt

Gartenräume - Olof Schlittenhardt

Friesenstraße 21, 28203 Bremen

Telefon +49 (0) 179/200 55 05

info@gartenraeume-bremen.de

www.gartenraeume-schlittenhardt.de

Internettipp

Park der Gärten www.park-der-gaerten.de

Böhlje Pflanzenhandel www.boehlje.de

Baumschule Poplawski www.baumschule-poplawski.de

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